Hallo,
darf ein Demeter-Imker eigentlich Buckfast-Bienen halten?
Grüße, Johannes
Hallo,
darf ein Demeter-Imker eigentlich Buckfast-Bienen halten?
Grüße, Johannes
Hallo Johannes,
Gegenfrage: warum sollte er es nicht dürfen?
Nur mit dem imkern aus dem Schwarmtrieb heraus wirds wohl etwas schwieriger als mit anderem Bienen. Man muss sich darauf einstellen. Verschiedenen Massnahmen die bei Demeter ausgeschlossen sind verbieten ja nicht grundsätzlich das Halten der Bucki unter Demeter.
Hallo, Reiner,
welche Maßnahmen meinst Du - ich meine, welche Buckfast-spezifischen Maßnahmen der Imkerei, die bei Demeterimkern nicht erlaubt sind?
zum Schwarmtrieb: wäre der geringere Schwarmtrieb bei Buckfastbienen ein Problem - ich meine, platt gesagt, dann vermehren sich die Völker halt langsamer? Oder schwärmen die Buckfastbienen so wenig, daß sie sich ohne "künstliche" Vermehrung gar nicht mehr teilen? Hängt das nicht auch von der Einkreuzung ab (Du hast einmal geschrieben, Athos schwärmt weniger als Anatolica etc...)? Wie häufig muß oder kann ich denn mit Buckfastbienen in Dadantbeuten überhaupt mit einem Schwarm rechnen?
Ohne Anthroposoph zu sein, ich finde die Idee der "wesensgemäßen" Imkerei für jemanden, der nicht auf Gedeih und Verderb von den Bienen lebt, einen sehr schönen Kompromiß zwischen Naturnähe und Ökonomie. Zumindest einige Teile - Naturbau fördern, absperrgitterfreies (oder -armes?) Arbeiten etc.
Bin gespannt, ob sich hier der eine oder andere Demeterimker meldet...
Viele Grüße von der Ruhr, Johannes
aus: "Richtlinie für Demeter-Bienenhaltung und Imkereierzeugnisse" vom 29.08.2002:
4.3 Rasse
Es soll mit einer an die Landschaft und die Örtlichkeit angepassten Biene der europäischen Rassen, ohne Einkreuzung aus anderen Kontinenten geimkert werden.
Buckfast scheidet also aus. Das würde m.E. auch der Philosopie der wesengemäßen Imkerei klar widersprechen. Ein Demeter-Imker wird überhaupt nicht mit Buckfast-Bienen imkern wollen. Er hat im Gegenteil das Problem, dass bei der Basiszucht mittels Schwarmvermehrung in Gegenden mit vielen Buckfastimkern diese Rasse unerwünscht in seine Bienenvölker eingekreuzt wird, ohne sich dagegen wehren zu können.
Neben der Schwarmträgheit gehört auch die mangelnde Brutunterbrechung im Winter zu den Gründen, weshalb ein Demeter-Imker nicht mit Buckfast imkern möchte.
Erhard
Hallo Erhard,
der von ir zitierte Artikel steht in leicht veränderter Form in beinahe alen Bedingungen zur ökologischen Bienenhaltung. Viele "Bio-Imker" arbeiten aber mit der Buckfastbiene. Es handelt sich um eine "Soll-Verfügung".
Nun gibt es natürlich zwei Ideale bei der Imkerei. Beide arbeiten mit dem Lebewesen Bien. Einmal wird MIT den Schwarmtrieb gearbeitet und verscheidene Eiungriffe vorgenommen die ihn ausnutzen. Bei der anderen kommt der Schwarmtrieb wesensbedingt gar nicht so sehr vor, sodass Eingriffe oft erst gar nicht nötig werden. Sind denn nicht beides Ausprägungen des gleichen ökologischen Ansatzes? Einmal betriebstechnisch erreicht, einmal züchterisch?
Sicher wäre eine Biene wie die Buckfast nicht mit Demeter-Mitteln züchtbar gewesen, da ja mechanische Eingriffe wie z.B. das Umlarven nicht gestattet sind.
Das oft gehörte Argument des Durchbrütens bei er Buckfast ist mittlerweile seit einigen Jahrzehnten nicht mehr richtig. Spätestens seit Einkreuzung der Anatolierlinien in den 60er Jahren trifft dies ganz und gar nicht mehr zu. Es ist, wie auch bei der Carnica, höchstens bei Jungköniginnen ein längerer Bruteinschlag zu beobachten. Sicherlich gibts in den Regionen gewisse Unterschiede, bei mir ist aber meist Ende September Schluss mit Brut. Wir haben es heute mit Buckfastlinine zu tun die sehr gut an die deutschen Verhältnisse angepasst sind.
Da fällt mir gerade eine Story zum Thema Anpassung von einem Buckfast-Kollegen aus einem südlichen Mittelmeerland ein. Er erhielt vor einigen Jahren Zuchtstoff von einem Züchter aus Finnland. Nun wurde das Material bei ihm fünf Generationen bei ihm angepaart. Im Mittelmeerklima brüten die Damen wirklich durch nur im Sommer sit wegen der Trockenheit mal eine kleine Pause da. Die Kollegen machten die Probe aufs Exempel und sandten einige Königinnen zurück nach Finnland. Wohlgemerkt über fünf Generationen im Mittelmeerklima angepaart. Die Ladies überstanden den knallharten Winter in der Nähe des Polarkreises bei minus 40 Grad tadellos und liefern derzeit einen guten Honigertrag. Das ist für mich ein Beispiel für die Anpassungsfähigkeit der Buckfastbiene die IMHO größer ist als bei regionalen Rassen.
PS: Auch Buckfastimker können sich nicht gegen die Einkreuzung einer schwarmfreudigen Biene wehren.
Zitat von erhard.klein
Buckfast scheidet also aus. Das würde m.E. auch der Philosopie der wesengemäßen Imkerei klar widersprechen. Ein Demeter-Imker wird überhaupt nicht mit Buckfast-Bienen imkern wollen.
Das verstehe ich nicht. Warum denn - weil in die Buckfastbiene einzelne außereuropäische Einkreuzungen vorgenommen wurden? Wo ist denn das Problem daran? Dürften dann auf Demeterhöfen eigentlich auch keine Hühner gehalten werden, weil die aus Asien stammen? Oder beruft man sich dann auf die lange Tradition der Hühnerhaltung in Europa? Bei den Buckfastbienen ist es ja noch nicht mal so, daß hier eine neue Art nach Europa eingeführt wird, es ist lediglich eine Frage der Rasse, und der "Hauptteil" der Buckfastrasse ist eine europäische Ligustica-Mellifera-Kreuzung (oder umgekehrt, Reiner, verbesssere mich, wenn ich irre). Die Carnica, die die hiesige Landrasse dominiert, ist doch hier ebenfalls überhaupt nicht heimisch und ursprünglich an ein ganz anderes Ökosystem angepaßt. Und so lang währt die Carnica-"Tradition" in Deutschland wahrhaftig noch nicht. "Europäisch" ist ein sehr schwammiger Begriff, wenn man sich überlegt, daß die Ökosysteme, an die die Bienen sich anpassen müssen, innereuropäisch extrem verschieden sind. Da hat das südspanische Klima mit dem "Heimatklima" einer A. m. sahariensis sicher mehr gemein als mit dem in Nordfinnland, obwohl diese beide das "Europakriterium" erfüllen.
Warum soll ich nicht auf einem kleinen Bienenstand mit Buckfast Basiszucht betreiben können? Und warum nicht aus dem Schwarmtrieb heraus - die Völkervermehrung geht dann halt langsamer? ( reiner: das ist auch meine Frage an Dich, hältst du das für realistisch?)
Erhard oder Michael (Weiler), ist die Buckfastbiene ein KO-Kriterium für die Demeter-Anerkennung?
Viele Grüße, Johannes
Lieber Reiner, lieber Johannes,
ich zitiere mal aus https://www.imkerforum.de/www.mellifera.de Thomas Radetzki zu dem Thema:
"Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die einheimische Biene mit deutscher Gründlichkeit systematisch ausgerottet und an ihre Stelle eine andere Rasse, die apis melifera carnica aus Kärnten gesetzt. Der Benediktiner Bruder Adam ging weiter. Er entwickelte die Kombinationszucht zur Produktion einer neue Bienenrasse. Das dadurch entstandene Chaos der Rassen ist ein Problem, für das keine befriedigende Antwort zu erkennen ist."
Man kann wesensgemäße Bienenhaltung nicht verstehen, wenn man sie auf das Einhalten von Demeter-Vorschriften reduziert. Sie basiert auf einer ganzheitlichen Sichtweise der Lebensprozesse und des Ökosystems. Ideal wäre es aus dieser Perspektive, mit regional angepassten Bienenrassen zu imkern, die über natürliche Vermehrung (Ausnutzung des Schwarmtriebs) durch imkerliche Selektion über viele (menschliche) Generationen gezüchtet wurde. Das heute entstandene Chaos läßt sich nicht mehr so einfach rückgängig machen. Man kann aber zu jedem Zeitpunkt wieder beginnen, mit den vorhandenen Bienen Basiszucht zu betreiben (vgl. Golz: Manifest der Basiszucht). Das tun die Demeterimker. Nur so lange alle Nachbar-Imker fröhlich "Hochleistungs"-Königinnen verschiedenster Rassen aus aller Welt verwenden, kommen sie damit nicht viel weiter. Der Versuch, Bienenkranheiten, Varroa&Co durch das Einkreuzen anderer Bienenrassen in den Griff zu bekommen, wäre aus Sicht der wesensgem. Bienenhaltung: "den Teufel mit dem Beelzebub austreiben". Die meisten Probleme, die wir heute bei der Bienenhaltung haben, sind auf diese Weise bzw. den globalen "Bienentourismus" entstanden: Varroa von Bienenforschern aus Asien eingeschleppt, Bienenstockkaefer aus Südafrika, Kaschmirvirus, "Killerbiene", ...
Auch "Carnica" ist aus wesengem. Sicht eher ein Problem, als eine Lösung. Man hätte wahrscheinlich auch aus der heimischen dunklen Biene eine tüchtige Honigbiene züchten können, wenn man die gleichen züchterischen Anstrengungen in sie inverstiert hätte, wie in die Carnica. Die einheimische Biene ist aber von deutschen Imkern ausgerottet worden. Es gibt kein zurück mehr. Man kann aber aus alten Fehlern lernen...
Der Vergleich mit den Hühner-Rassen ist nicht ganz passend, da die Hühner in einem eng begrenzten Raum leben und sich i.d.R. weder ungefragt mit den Hühnern des Nachbarn paaren, noch auf so vielfältige Weise mit dem umgebenden Ökosystem interagieren.
Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Wer bei den Demeter-Richtlinien über Worte wie "muss" oder "soll" verhandelt und mögliche "Schlupflöcher" sucht, hat das ganze noch nicht ganz begriffen. Man muss die Richtlinien vom anthroposophischen Leitbild her lesen und sich vergegenwertigen, dass die Richtlinien gewissermaßen die "Realpolitik" der wesensgemäßen Bienenhaltung sind, alltagstaugliche Richtlinien, um dem Verbraucher eine bestimmte Produktionsweise nachvollziehbar und kontrollierbar zu garantieren. Die wesesgemäße Bienenhaltung will mehr und hat angesichts des desolaten Zustands der weltweiten Imkerei im Übrigen auch viel mehr offene Fragen als einfache Antworten. Man sollte vielleicht eher von einem "Prozess auf der Suche nach einer wesensgemäßen Imkerei" sprechen, um nicht den Eindruck zu vermitteln, dass hier alles klar und einfach geregelt ist.
ZitatWarum soll ich nicht auf einem kleinen Bienenstand mit Buckfast Basiszucht betreiben können?
Klar kannst Du das. Aber warum ist die Auswahl dieser Bienenrasse besonders gut und passend im Sinne der wesensgemäßen Imkerei? Hälst Du eine "künstliche" Bienenrasse, die nur durch künstliche Besamung überhaupt entstehen konnte, für besonders gut geeignet, um über den Schwarmtrieb und Standbegattung vermehrt und weitergezüchtet zu werden? Wenn Du z.B. von vielen Carnica-Züchtern umgeben bist, wird von Deiner Buckfast auf langer Sicht nicht mehr viel übrig bleiben.
M.E. wird kein Demeter-Imker überhaupt nur auf die Idee kommen, mit reinen Buckfast-Bienen imkern zu wollen. Dass "Buckfast-Blut" in vielen Demeter-Bienen ungewollt eingekreuzt ist, ist ein anderes Thema (s.o.). Falls es einen Demter-Imker gibt, der das anders sieht, möge er mir bitte widersprechen!
Liebe Grüße,
Erhard[
Hallo Johannes,
Basiszucht (nach Golz z.B.) geht mit jeder Biene. In der ersten Nachzucht von einer Buckfast nimmt der Schwarmtrieb ohnehin durch die Heterosis zu, wenn er auch immer noch unter der der Landbiene bleibt. Darüber hinaus kannst du auch eine Bucki zum Schwärmen bringen und aus diesem Trieb heraus die Vermehrung machen. Vermehrung dann über Schwarmvorwegnahme usw., warum nicht. Das hat der Imker in der Hand. Die Kombination Biene-Beute-Imkerhirn ist entscheidend.
Gerade, beim Lesen der Vorschau, sehe ich, dass Erhard auch geantwortet hat. Wie zeigt sich deiner Ansicht nach das "Chaos" in Deutschland? Und Basiszucht ist im Grunde genommen auch nix anderes als die Selektion aus einer genetisch bunten Population. Sobald aber selektiert wird, greift der Mensch in die Natur ein (darüber hatten wir auch schon mal diskutiert). Wenn schon, dann dürfte der Demeterimker nicht selektieren und müsste seine Völker mehr oderweniger sich selbst überlassen. Da kommt für den Imker natürlich das Problem, dass die Natur nicht auf Sanftmut oder Honigertrag slektiert sondern auf Überleben. Sicher bekommen wir dadurch vitale Völker. Läßt sich mit diesen aber noch befriedigend imkern? Buckfastimkern bedeutet nicht, mit Königinnen aus aller Wlet zu imkern. Buckfastzucht heisst kombinieren und Selektion und DANN das imkern mit stabilen, durch Reinzucht gewonnenen Nachzuchten. Die heute verbreitete Carnica hat übrigens mit der Carnica die nach dem Krieg bei uns eingeführt wurde auch nicht mehr viel gemein. Da wurde ja züchterisch enorm viel getan. Und diese Biene dann als das Non-Plus-Ultra für die wesensgemäße Bienenzucht zu propagieren sollte man sich überlegen. Basiszucht ja, Rassenzucht nein.
Bitte denkt auch daran, dass Buckfastimker noch nie ganze Völker aus dem Ausland importiert haben. Also Beutenkäfer und Varroa den Buckfastimkern anzulasten ist ein Schmarrn, der gerne immer wieder verwendet wird wenn es um das "reinerhalten" der Biene in D geht was wiederum auch ein Schmarrn ist, weills nicht mehr geht und schon nicht mehr ging bevor die Bucki da war.
Eines muss ich zugeben, ich stehe mit dem anthroposophischen Leitbild der Demeterimker etwas auf Kriegsfuss. Aber deshalb ist ihr Weg ja nicht zu verurteilen. Tut das bitte auch nicht bei den "normalen Bioimkern" und versucht nicht eure, berechtigte Betriebsweise, durch solche Dinge zu rechtfertigen. Das habt ihr nicht nötig. Tut so wie ihr es in eurem Herzen beschlossen habt.
Hallo Reiner,
Die Eingangsfrage lautete:
Zitatdarf ein Demeter-Imker eigentlich Buckfast-Bienen halten?
Darüber kam dann die "wesensgemäße Bienenhaltung" ins Spiel.
Darauf habe ich versucht zu antworten. Mir liegt es total fern, Buckfast-Imkern das Varroa-Problem u.ä. anzulasten. Ich will auch keine anderen "Bio-Imker" kritisieren.
Die "wesensgemäße Bienenhaltung" basiert auf einer ganzheitlichen Grundhaltung, die u.a. große Probleme damit hat, wenn Menschen meinen, sie könnten durch massive einseitige Eingriffe in das Ökosystem mal eben schnell die "Schöpfung" verbessern. Die Erfahrung zeigt, dass man sich die vermeindlichen kurzfristigen Vorteile auf lange Sicht mit entsprechenden Problemen erkauft. Natürlich wird die Dynamik des Ökosystems gesehen und eine gestalterische Beteiligung des Menschen ist erwünscht. Das sollte aber aus einem tieferen Verständnis für die stark vernetzten Systeme geschehen. In der Vergangenheit war hier häufig ein mechanistisches Denken vorherrschend, wo man schnell mal "an irgend welchen Schrauben dreht" und anschließend überrascht ist, was alles passiert. Ich plädiere daher für einen demütigeren, defensiveren Umgang mit der "Schöpfung", statt für das vorschnelle Ergreifen von Optionen, die einen kurzfristigen Vorteil versprechen, ohne die gesamten Zusammenhänge ausreichend überblicken zu können.
Ich will jetzt aber nicht zu sehr ins philosophische abdriften. Ich erkenne durchaus an, dass man die Dinge auch etwas anders sehen kann und jeder seine Handlungen i.d.R. aus bester Absicht und bestem Gewissen heraus betreibt. Außerdem ist der Raum hier m.E. nicht gut geeignet, diese ethisch-philosophischen Grundfragen in ausreichender Tiefe zu erörtern, so dass wir uns verstehen und nicht aneinander vorbeidiskutieren.
Deshalb noch einmal meine Frage:
Warum ist Deiner Ansicht nach die Buckfast-Biene besonders geeignet, um Basiszucht (mit dem Ziel, eine neue Landrasse zu züchten) zu beginnen? Kann man denn Basiszucht langfristig isoliert überhaupt sinnvoll betreiben? Wird es nicht erst dann gute Ergebnisse erbringen, wenn viele Imker einer Region an einem Strang ziehen? Was ist an der Buckfast-Biene besonders "wesensgemäß"? Wenn ich also "wesensgemäß" imkern will, warum sollte mich das dazu führen, eine Reinzucht-Buckfast-Biene zu wählen, statt z.B. eine Biene, die ein benachbarter "wesensgemäßer" Imker schon lange für diesen Zweck züchtet und gute Eigenschaften im Blick auf Schwarmtrieb und Naturwabenbau herausgebildet hat? Warum ist Deiner Ansicht nach die Buckfast-Biene besser für wesensgem. Bienenhaltung geeignet? Wenn Sie nicht besser dafür geeignet ist, warum sollte ich sie dann wählen?
Erhard
Hallo Erhard,
ich stimmer dir in vielem zu, vor allem bei der nötigen Demut im Umgang mit der Schöpfung. Die kann ich vor allem in der heutigen Anwendung der Gentechnologie nicht mehr sehen. Ich denke auch wir sollten das nicht weiter vertiefen, denn wie du schon sagst könnten wir uns schnell missverstehen oder aneinander vorbeidiskutieren.
Zur Sache wieder. Ich schrieb "Basiszucht (nach Golz z.B.) geht mit jeder Biene". Die Buckfast ist dafür nicht entscheidend besser geeignet als jede andere. Aber du KANNST es mit ihr genauso tun. Basiszucht kann langfristig betrieben werden, eine ausreichend dichte Bienenpopulation vorhanden ist. Sonst geräts du ja in die Gefahr der Inzucht. Aber ich glaube das ist in D kein Problem. IMHO ist die Buckfast eher für eine "wesensgemäße" Bienenhaltung geeignet weil sie weniger Eingriffe ins Volksleben durch den Menschen braucht. Somit ist sie auch zur extensiven Haltung besser geeignet, da sie nicht einer regelmäßigen Schwarmkontrolle bedarf, die du ja auch machen musst um evtl. einen Schwarm duch Vorwegnahme zu vermeiden. Jeder Eingriff ist eine Beeinflussung des Biens durch den Menschen. Die will ich soweit wie möglich vermeiden. Deshalb ist die Bucki FÜR MICH sympathischer. Naturwabenbau lasse ich meine Bienen auch erstellen (etwa 2/3). Die sollen sich ihre Stube so einrichten, wie sie es für richtig halten. Ein unbeschränkter Brutraum, der in der Saison nicht angetastet wird ist auch da. Ich strebe eine möglichst extensive Betriebsweise für die Wirtschaftsvölker an.
Die Imker im benachbarten Österreich haben solch ein System mit Ihrer dunklen Biene schon lange erreicht. In den dortigen Hochtälern kann dem Volk einfach im Frühjahr der Honigraum aufgesetzt werden und im Sommer abgenommen. Fertig. Sie haben die Anpassung Biene-Beute-Imkerhirn erreicht (in anderen Gegenden geht das mit der Salzburger dunklen Biene auch nicht). Soweit kam ich mit der Carnica-Landbiene , die ja angeblich so gut in unsere Gegend passt, nie. Nur mit der Bucki geht das schon fast. Also was will ich mehr?
Schöne Zeit bei den Bienen!
Reiner
Guten Morgen, meine Lieben!
Was ist das denn für eine Diskussion? :o
Bisher konnte ich nicht rauslesen, daß irgendjemand behauptet hätte, daß die Bucki besonders für Basiszucht und Demeterrichtlinien geeignet sei.
Basiszucht kann man mit jeder Biene betreiben, aber im Fall der Bucki hieße es, das Rad neu zu erfinden; die Zuchtarbeit haben andere Leute freundlicherweise schon erledigt, nämlich Br. Adam, und aktuell P.Jungels und alle anderen, für die hier der Platz fehlt.
Und wesensgemäße Bienenhaltung - das ist ja wohl eine Definitionsfrage! Und Demeter hat darauf ja wohl kaum das Monopol.
Für mich persönlich heißt wesensgemäße Bienenhaltung, daß ich versuche, meine Betriebsweise den Bienen anzupassen, und nicht umgekehrt. Die biologischen Bedürfnisse der Bienen stehen im Vordergrund.
So wenig Eingriffe wie möglich, aber so viele wie nötig.
Kein Auseinanderreißen des Brutnests, rechtzeitiges und reichliches Raumgeben, minimale, aber effektive Schwarmverhinderungsmaßnahmen, vernünftige Hege und Pflege eben.
Dafür muß ich aber nicht in einem Bio-Verband sein!
Und warum sollte ein Demeter-Imker keine Buckis halten? Die deutsche Biene gibt es nicht mehr, warum nicht eine europäische Biene?
Ich kann an der Bucki keine Nachteile erkennen, die dagegen sprächen.
Die ganzheitliche Grundeinstellung habe ich meinem anderen Viehzeugs gegenüber auch; ein schönes Leben sollen sie haben und einen schnellen schmerzlosen Tod ohne Streß...
Es möge doch wirklich jeder so imkern wie er es mag, aber ohne Wertung oder Verdammung Andersdenkender- und praktizierender!
Und die Bucki ist nicht nur durch künstliche Besamung entstanden, sondern durch solide altmodische Zuchtarbeit.
Nur hat wohl kaum einer von uns die Möglichkeiten, hundert oder zweihundert Töchtern einer Mutter zu prüfen und die Beste auszuwählen...
Was ist an der Methode denn eigentlich falsch?
Künstliche Besamung kann ich genauso wenig falsch finden; in Luxemburg gibt es keine Möglickeit für Belegstellen, was sollen sie sonst machen, um definierte Väter sicherzustellen?
Und mit dem Umlarven habe ich auch kein Problem, ich helfe damit doch nur einem natürlichen Prozeß nach, genauso, als wenn ich Eier im Brutkasten erbrüten lasse, statt zahlenmäßig sehr begrenzt unter einer Glucke.
Die Bucki ist nach meiner Meinung eine schon ziemlich perfekte Universalbiene, die sich in Finnland genausogut schlägt wie in Südspanien, und meine Segeberger Hochhäuser genauso verkraftet wie ihre angestammte Dadantbeute. Warum soll ich als Amateur versuchen, sie noch zu irgendwas anderes zu "züchten", wo mir sowieso die Möglichkeiten dazu fehlen?
Ich bin gern bereit, für gut gezogene Königinnen einen angemessenen Preis zu bezahlen, die Arbeit muß schließlich bezahlt werden.
Wer über Preise stöhnt, soll mit seinen Vereinsnachzuchten glücklich werden, aber sich dann nicht beschweren, daß dies und jenes noch weit vom gewünschten Ziel entfernt sei...
Hallo Reiner!
Klasse und überzeugende Antwort! Klingt für mich in sich schlüssig und konsequent.
Da ich den Schwarmtrieb und die Vermehrung über den Schwarmtrieb als zentral für die Entwicklung von gesunden Völkern halte, ist mein Ziel nicht die Schwarmvermeidung. Frei abfliegende Schwärme die wieder eingefangen werden ist hier das Ideal. Dem Ziel der extensiven Betriebsweise stimme ich Dir zu und imkere in "Einraumbeuten" (d.s. moderne Trogbeuten), die ein Bauraurahmenfenster haben, um Schwarmdiagnose von außen betreiben zu können und auch sonst dafür konstruiert sind, die Bienen möglichst wenig stören zu müssen.
Wie vermehrst Du denn Deine Völker?
Liebe Sabine,
ZitatUnd wesensgemäße Bienenhaltung - das ist ja wohl eine Definitionsfrage! Und Demeter hat darauf ja wohl kaum das Monopol.
genau! Das ist ja auch das Problem mit "Bio" oder "Öko". Wenn man nur lange genug wartet und es nicht näher definiert, dann sind plötzlich alle Lebensmittel "bio". Sie werden doch alle durch natürliche Prozesse hervorgebracht, oder? Und jeder Landwirt macht aus seiner Perspektive nur "so wenig Eingriffe wie möglich, aber so viele wie nötig." Deshalb ist es nützlich, genauer zu definieren, was man mit den zentralen Begriffen in einer Diskussion meint. Wie bereits erwähnt war die Eingangsfrage dieses Threads von Johannes auf Demeter-Bienenhaltung gerichtet. In den Demeter-Richtlinen ist der Begriff "Wesensgemäß" von zentraler Bedeutung und wird dort auch näher erläutert.
Es gibt drei Vereine in Deutschland, die die "wesensgemäße Imkerei" unter diesem Namen seit Jahrzehnten propagieren:
Mellifera e.V. - Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung
De Immen e.V. - Verein für Wesensgemäße Bienenhaltung
Forschungsring für biologisch dynamische Wirtschaftsweise e.V.
Die haben kein Monoplo auf den Begriff, aber sie haben ihn m.W. eingeführt und verbinden damit klare Inhalte (in der Tradition Rudolf Steiners stehend).
Natürlich steht jedem/r frei, seine Betriebsweise auch so zu nennen. Ihm/Ihr sollte aber klar sein, dass er/sie einen Begriff verwendet, der bereits von einer Bewegung seit Jahrzehnten mit klaren Inhalten belegt ist und sich damit der Gefahr aussetzt, missverstanden zu werden. Weil man kein Monopol auf Begriffe haben kann (und sollte ) gibt es deshalb ja Markenzeichen, wie "Demeter", die dem Verbraucher bestimmte Produktionsweisen garantieren. (Demeter hat auf den Begriff "Demeter" ein Monopol, um erklären zu können, was sie unter "wesengemäßer Bienenhaltung" verstehen.)
Erhard
Hallo Erhard,
ZitatWie vermehrst Du denn Deine Völker?
meistens über Kunstschwärme (also überschüssige Bienen), so es denn notwendig ist. Ansonsten werden die Völker einfach im Frühjahr , wenn nötig, mit überwinterten Königinnen umgeweiselt.
Eine moderne (!) Trogbeute mag einer extensiven Betriebsweise durchaus gerecht werden. Ich bin halt mit meinen Magazinen (10 mal 1 1/2 Zander)verheiratet und werde nun mal Ruhe einkehren lassen, nachdem ich allerhand in den letzten zehn Jahren wieder verworfen habe.
Hallo Reiner,
Zitatmeistens über Kunstschwärme (also überschüssige Bienen), so es denn notwendig ist.
Bauen die denn befriedigend Naturwabenbau im Vergleich zu einem Schwarm der aus dem Schwarmtrieb hervorgagangen ist?
Erhard