Hallo,
viele hier jammern ja über Raps und seine Zweischneidigkeit: Viel Ertrag, aber auch viel Probleme wegen Pflanzenschutzmitteln (PSM).
Wir hier haben neuerdings ein Problem das mir eher noch schlimmer vorkommt.
Und dieses Problem heißt "Rübsen". Das ist eine Pflanzenart, aus der der Raps herausgezüchtet wurde, quasi ein natürlicher Rapsvorläufer.
Felder mit dieser Frucht sehen für den Laien genau so aus wie Rapsfelder. Die Unterschiede sind winzig, so ist das Blattgrün meistens etwas blasser, die Pflanzen stehen etwas lockerer.
Meiner Beobachtung nach sind diese Pflanzen bei Bienen sogar noch beliebter als Raps. Zumindest sind diese Felder so voller Bienen, dass man sie schon 100m Entfernung summen hören kann und vor Ort dann viele Bienen sieht.
Beim Raps ist mir das noch nie passiert.
Soweit wäre das also eine tolle Sache. Doch jetzt kommt das Problem:
Diese vermeintlichen Rapsfelder sind seit heuer erstmals im größeren Umfang vorhanden und werden seit letzter Woche plötzlich überall gleichzeitig
-in voller Blüte
-bei vollem Bienenbeflug
-ganztags
gemulcht!
Ca. 60-80% der gelben "Raps"-Felder sind hier innerhalb von 2-3 Tagen bei bestem Trachtwetter einfach verschwunden, zu totem Matsch zerfetzt worden.
Es handelt sich um Felder, die im Herbst mit Raps und Rübsen als Zwischenfrucht zur Überwinterung angesät wurden.
Der Raps keimt und wächst im Herbst, verschwindet im Winter und im Frühling kommen die Rübsen, wachsen wie angesäter Raps hoch, kommen zur Blüte.
Zweck des Ganzen ist es, die Stickstoffauswaschung über dem Winterhalbjahr zu minimieren, den Boden bedeckt zu halten und im Frühling durch die Rübsen sogar eine Neubildung des Stickstoffs aus der Luft zu bewirken, auf jeden Fall den Stickstoff in der oberen Bodenschicht zu halten.
Diese Flächen sollen nun meistens mit Mais angesät werden, dazu muss die Pflanzeschicht natürlich erst mal entfernt und das Saatbeet vorbereitet werden, also wird jetzt gemulcht, geackert und angesät.
Ich finde, das ist eine Katastrophe für die Bienen! Sie brauchen Tage, bis sie sich an die Rapsfelder einflogen haben, dann sind sie voll darauf eingestellt und dann kommt der Mulcher und alles ist innerhalb von 2 Stunden weg. So schnell finden die jetzt keinen Ersatz, denn JETZT sind sie auf Raps eingestellt und suchen daher erst mal nur noch Rapsfelder und die sind ja jetzt oft ganz weg oder sehr viel weiter weg als bisher.
Der Mulcher fährt so schnell, dass praktisch keine Biene rechtzeitig auffliegen kann - die werden alle gemulcht. Die Fläche wird immer kleiner, je länger das Mulchen dauert, die Bienen konzentrieren sich immer stärker, es werden pro laufendem Meter immer mehr Bienen vernichtet.
Alle anderen Bienen, die erst mal entkommen, fliegen beim nächsten Mal das Feld an und finden NICHTS mehr. Da sie aber nur soviel "Sprit" dabei hatten, um bis dort hin fliegen zu können und damit gerechnet haben, sich hier für den Rückflug auftanken zu können, das aber nun nicht mehr geht, suchen sie sich tot und verhungern im Felde.
Da die Völker eingeflogen sind, tun sie sich schwer, neue Felder weiter weg zu finden.
Ende vom Lied: Völker geschwächt, Haupttracht weitgehend verschwunden, Frühtracht zu Ende.
Wer lässt sich sowas nur einfallen?
Seit ich Imker bin, habe ich den Eindruck, dass zwar alle und jeder über die armen Bienen jammert, denen es so schlecht geht, dann aber alles, wirklich alles daran setzt, es den Bienen möglichst schwer zu machen.
Ich finde, das Rübsen-Mulchen ist schlimmer als Raps-Spritzen. Letzteres tötet zwar auch viele Bienen, aber der Rest kann noch viel weiter sammeln. Bei den Rübsen wird auch viel getötet, nur danach ist auch nix mehr da, um sich erholen zu können.
An einem meiner Stände wurden vorgestern die zwei nächstgelegenen Flächen, insgesamt gut 10 h in einem Tag gemulcht. Ringsum ist nichts mehr, außer eine kleine Rapsfläche. Mal sehen, wie es dort weiter geht. Diese Völker dort waren wegen der Rübsen (die früher blühen und wohl auch attraktiver zu sein scheinen als Raps) den anderen Ständen um ca. 2 Wochen voraus, doch jetzt wird dieser Vorsprung vermutlich mehr als nur ausgeglichen und wirft die Völker zur Unzeit zurück, vom Honigertrag ganz zu schweigen.
Denn die Völker haben jetzt maximale Brutflächen, aber kaum noch Tracht, also wird der bisher gesammelte Honigvorrat sofort verbraucht und dann ist nichts mehr da, was gesammelt werden könnte.
Ich frage mich, ob es nicht besser wäre, die Rübsenfelder kurz vor der Blüte zu mulchen, so dass die Bienen gar nicht erst in diese Flächen verlockt werden und lieber gleich wo anders suchen und dann auch finden.
Das gäbe dann zwar späteren Honigertrag, aber den dann wenigstens sicher und nachhaltig.
Konntet ihr das bei euch auch beobachten?
Gruß
hornet
der langsam fragt, ob man sich mit der Imkerei nicht noch mehr Stress und schlechte Laune macht als ohne.
Als Imker, also Landwirt ohne Land ist man nur noch abhängig von anderen, vor allem von Industrielandwirten, genau das wollte ich eigentlich nie sein.