Die untenstehende Veröffentlichung der Wissenschaftler Stefano Maini, Piotr Medrzycki und Claudio Porrini gibt einen guten Überblick, warum die Bienen und andere Bestäuber trotz guter wissenschaftlicher Datenlage weiterhin wegen Pflanzenschutzmitteln sterben müssen.
Die Wissenschaftler üben starke Kritik aus - die jedoch als konstruktiv verstanden werden sollte. Sie appellieren an die Wissenschaftler, genauer und unabhängiger zu arbeiten. Sie appellieren an die Entscheidungsträger in den Behörden, das Vorsichtsprinzip entsprechend der europäischen Maßgabe bei ihren Zulassungsentscheidungen zu berücksichtigen und sie appellieren an Landwirte, Imker und Verbraucher, die Zukunft zumindest mit der Guten Fachlichen Praxis der Integrierten Pflanzenschutz-Maßnahmen zu gestalten, um eine starke Reduzierung des Gebrauches von Pflanzenschutzmitteln zum Schutze der Artenvielfalt und der Bestäubung zu erreichen.
Die originale Studie ist hier einzusehen:
http://www.bulletinofinsectology.org/pdfarticles/vo…53-160maini.pdf
Weil der Überblick über die aktuelle Situation gut gelungen ist, habe ich die Studie ins Deutsche übersetzt. Es werden sich einige Fehler eingeschlichen haben, die ich zu entschuldigen bitte. An einigen Stellen liest sich der Text etwas holprig. Der Sinn sollte jedoch erhalten geblieben sein.
Hinweis des Übersetzers: Ich habe das englische Wort "pesticides" zum Teil mit Pestizide übersetzt. Das Wort wird von manchen Gruppen als negativ besetzt gesehen und nicht akzeptiert. Ich bitte darum, es nicht als negativ besetzt, sondern im Zusammenhang der englischen Herkunft und der ursprünglichen Bedeutung zu sehen. Vielen Dank.
Die Literaturhinweise finden sich in der Originalstudie - ich wollte diese an dieser Stelle nicht wiederholen.
Grobe Übersetzungsfehler und Sinnverfälschungen bitte an den Übersetzer melden.
Ganz unten der Schriftverkehr zwischen Dr. Maini und dem wissenschaftlichen Journal Science.
Das Rätsel des Bienensterbens: ein kurzer Rückblick
Zusammenfassung
Die Auswirkungen von Pestiziden auf Honigbienen ist ein Thema, das seit vielen Jahren untersucht wurde und derzeit überprüft wird, weil die Kontroverse über die Zusammenhänge zwischen Insektiziden und Colony Collapse Disorder (CCD) weiter existiert.
Um mit CCD erklären reichen bienenpathologische Studien nicht aus. Die Forschung muss auf eine breitere Reihe von Ursachen schauen: i) die Studien müssen im offenen Feld und Agrarökosystemen durchgeführt werden, um die Verteilung von Pestizid-Mischungen zu verfolgen, ii) und in den Bienenstöcken, um Wege zu bestimmen, das Immunsystem der Honigbiene als Abwehr gegen Krankheiten und Parasiten zu verbessern .
Studien in Bezug auf Imidacloprid und CCD in den Mais-Agrarökosystemen werden kritisch überprüft. Pestizide und ihre rationellen Anwendungstechniken (insbesondere nach den Richtlinien des integrierten Pflanzenschutzes) stellen eines der vielen Rätsel in Bezug auf das Geheimnis des CCD oder dem Honigbienensterben.
In der Anlage, befindet sich exemplarisch ein abgelehnter Brief an das wissenschaftliche Journal Science und die einschlägige Antwort.
Einführung
Seit vielen Jahren arbeitete eine Gruppe von Entomologen an der Universität zu Bologna und dem Nationalen Institut der Imkerei (jetzt CRA-API) mit Honigbienen und studierte die Möglichkeit die Apis mellifera L. als Bioindikator für Umweltverschmutzung in Italien zu verwenden (Celli et al., 1985; Celli und Porrini, 1988; Porrini et al., 2002; Celli und Mac-cagnani, 2003).
In Agrarökosystemen, werden alte und neue aktive Wirkstoffe zur Schädlingsbekämpfung angewandt und kann dabei viele nützliche Insekten töten und die Rückstände solcher Wirkstoffe werden sowohl in den Körpern der toten ausgewachsenen Honigbienen und in Bienenprodukten gefunden (Porrini et al., 2003).
Pestizide werden in unterschiedlichen Umweltbedingungen, Konzentrationen, mit unterschiedlichen Technologien angewendet. Außerdem ist der Einsatz von Pestiziden durch Gesetze geregelt, welche die einzelnen Länder, die Art der Ernte, Zeitraum des Jahres und das Agrarökosystem bestimmen.
In Kombination mit anderen Stressfaktoren stehen Agrochemikalien unter Verdacht, ihren Anteil an dem bisherigen Honigbienensterben zu haben - "mystisch" das "Verschwinden der Bienen" oder Colony Collapse Disorder (CCD) genannt, wie in Nordamerika.
Viele Hypothesen über das Problem der schwindenen Anzahl der Bienenvölker und die damit verbundenen wirtschaftlichen Schäden für die Imkerei und Landwirtschaft sind aufgestellt worden.
Wir glauben, dass sich die Probleme noch dadurch verschlimmerten, weil einige Medien über nicht geprüfte Daten und Meinungen berichten - rein wegen der Sensation.
Die Verbreitung von Sensationen und die Verwendung ungeprüfter und wissenschaftlich nicht unterstützten Daten kann unglücklicherweise nicht reguliert werden und so können diese reißerischen Berichte von Wissenschaftlern gemacht werden, deren Daten, die nicht ausreichend überprüft wurden und aus ominösen Quellen stammen, und / oder nicht die relevanten Forschungsergebnisse zu zitieren.
Wir meinen, dass letztere [Literaturrecherche] ist von besonderer Bedeutung, weil in einigen veröffentlichten Manuskripten weder der Autor, der Reviewer und Herausgeber von konkurrierender Literatur genannt werden.
Die Besorgnis über die jüngsten Verluste Honigbiene ist ein schlecht verstandenes Phänomen. Als vor kurzem als 15. März 2010 in The Washington Post, Jeffery Pettis S. (Forschungsleiter des USDA-ARS Honey Bee Laboratory in Beltsville) sagte: "Ich bin sehr besorgt über das, was wir in Kalifornien und anderen Teilen "der Vereinten Staaten" gesehen haben. Es ist offensichtlich, dass, wie wir in die Frühjahrssaison gehen und CCD ist immer noch ein ungelöstes Problem. Leider geht das CCD in mehreren Gegenden Italiens weiter und bleibt ein sehr wichtige globale Angelegenheit. Die Debatten zwischen Imkern, Landwirten, Herstellern von Schädlingsbekämpfungsmitteln, Umweltschützer und Forschern sind im Gange.
Trotz der Tatsache, dass CCD von Wissenschaftlern einstimmig als von mehreren Ursachen abhängig bewertet wird, haben sich zwei miteinander in Konflikt stehende Lager gebildet. Auf der einen Seite sind die Umweltschützer/ Imker und auf der anderen die Hersteller von Schädlingsbekämpfungsmitteln und die von ihnen gesponserten Wissenschaftler.
Es ist unmöglich "Wissenschaftlich nachweisen", dass Pestizid-Konzerne, Saatgut-Unternehmen und einige landwirtschafliche Lobbies direkten Einfluss auf die an Bienen forschenden Forscherteams haben - vor allem auf die Teams, die im Zusammenhang mit CCD forschen.
Es gibt verschiedene internationale und nationale Projekte, welche das CCD untersuchen, zum Beispiel COLOSS und APENET. Weltweit werden viele andere Projekte durchgeführt. Während einige von ihnen von öffentlich gefördert und finanziert sind, werden andere von den Pflanzenschutzmittelherstellern unterstützt. Im letzteren Fall stellt sich die Frage, ob die wissenschaftlichen Ergebnisse und Hythesen beeinflusst sind?
The Internationale Kommission für Pflanzen- und Bienenschutz (ICP-BR) - Bee Protection Group untersucht seit 1980, welche Gefahren von Pestiziden für Honigbienen ausgehen.
Die Ergebnisse bei den Honigbienen haben die Forschung über andere Bestäuber stimuliert. Wir glauben, dass das Sammeln dieser Daten wichtig für die Verbesserung der regulatorischen/gesetzlichen Risikobewertungen der Auswirkungen von Pestiziden auf Bienen ist (Lewis et al., 2007).
Der Zweck dieses kurzen Rückblicks ist die Kommentation und Anregung der Diskussion über die jüngsten Publikationen - veröffentlicht durch Nguyen et al. (2009), Chauzat et al. (2009) und Ratnieks und Carreck (2010).
In Reaktion auf das vorgelegte Papier von Nguyen et al. (2009) haben wir eine kritische Stellungnahme an das Journal of Apicultural Research abgegeben - die aber sechs Monate nach der Vorlage durch den Senior-Herausgeber Prof. Norman L. Carreck abgelehnt wurde.
Eine weitere Vorlage eines kurzen Brief an Wissenschaft wurde auch abgelehnt. Wir glauben, mit Nachdruck, dass heute die ordnungsgemäße Verwendung und Bewertung von Pestiziden eines der wichtigsten Probleme der Wissenschaftler, Umweltschützer und die Landwirte ist. Deshalb haben wir uns entschieden hier einige Meinungen in Bezug auf Pflanzenschutzmittelanwendungen, welche Honigbienen ernsthaft beeinflussen können, zu veröffentlichen. Vor allem im Mais.
Am Ende dieses Papiers (im Anhang) legen wir für unsere Leser den Brief des erstgenannten Autors bei, der an die Zeitschrift "Science" ging, sowie die ablehnende Antwort.
In Italien provozierte die Aussetzung der Zulassung für die Aussaat von gebeiztem Mais viele Reaktionen in der Boulevardpresse und anderen Medien. Wir glauben, dass in wissenschaftlichen Zeitungen veröffentlichte Studien Einfluß auf Politiker und Gesetzgeber haben, welche die Studien als Grundlage für Vorschriften über das Verbot und die Beschränkung von Schädlingsbekämpfungsmitteln verwenden.
Wissenschaftliche Arbeiten, welche andeuten, dass keine Gefahr von Pflanzenschutzmitteln ausgehe und sich weigern gegenteilige Meinungen über die Auswirkungen der Pflanzenschutzmittel auf Honigbienen und andere Bestäuber zu diskutieren, können eine Unterschätzung der realen Schäden der Agrochemikalien auf die Ökosysteme verursachen.
Mögliche Auswirkungen auf die Bienen durch Aussaat gebeizten Maissaatgutes
In einem kürzlich erschienenen Artikel von Nguyen et al. (2009) findet sich in den letzten beiden Zeilen des Abstracts folgende Bemerkung: "Unsere Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass Imidacloprid-behandeltes Mais-Saatgut keine negativen Auswirkungen auf Bienen hat".
Wörtlich ist dieser Satz sehr stark, aber auf der Grundlage einer schwachen Hypothese. Denn es betrifft nur die belgischen Bedingungen. Des Weiteren sollte der Leser den Text der Studie von Nguyen et al. (2009) nicht gründlich genug lesen, könnte er die ernsthafte Gefahr dieser landwirtschaftlichen Praxis missverstehen.
Andere Studien haben wissenschaftlich die negativen Auswirkungen des Imidacloprid-beschichteten Maissaatgutes auf Honigbienen nachgewiesen. Einige dieser Ergebnisse - nicht von Nguyen et al zitiert (2009) - wurden im Journal Bulletin of Insectology 2003 veröffentlicht (online kostenlos verfügbar) in dem Artikel"Proceedings 8. International Symposium der ICP-BR Bee Protection Group - Gefahren von Pestiziden für Bienen - Bologna, 4.-6. September 2002".
Eine Diskussion dieser kontroversen Daten wurde auch veröffentlicht.
Von allen während des Symposiums vorgelegten Ergebnissen, verweist Nguyen et al. (2009) nur auf ein Papier von Maus et al. (2003) (d. h. Forscher der Firma Bayer).
Das wichtigste Ergebnis von Maus et al. (2003) war: "unter Feldbedingungen stellen Anbauflächen mit Pflanzen, die aus Imidacloprid gebeizten Saatgut erwuchsen, kein bedeutendes Risiko für Honigbienen dar".
Auf der Gegenseite weist das Papier von Greatti et al. (2003) und Greatti et al. (2006) (Daten aus dem nordöstlichen Teils Italiens bezogen) darauf hin, dass während der Maisaussaat mit Schädlingsbekämpfungsmitteln versetzter Staub aus der Sämaschine freigesetzt wird, auf die wilde Vegetation driftet und sich negativ auf die Trachtbienen auswirkt.
Basierend auf den hoch systemischen Eigenschaften von Imidacloprid, untersuchten die belgischen Kollegen (Nguyen et al., 2009) in Feldversuchen die Korrelation zwischen Bienenvergiftungen und dem Vorhandensein von Flächen mit gebeiztem Mais.
Die Experimente wurden so entwickelt, um eine mögliche Vergiftung im Sommer zu erkennen - verursacht durch das Sammeln von Pollen von Maisfeldern, wobei der gebeizte Mais im Frühling gesät wurde. Das Ziel der Studie von Nguyen et al. (2009) war, die Nebenwirkungen von Imidacloprid später in Vegetationsperiode des Mais auf Bienen zu untersuchen.
Wie auch immer, es wurde schon erwartet, dass sub-letale Wirkungen/Effekte auf Honigbienen nach der Überwinterung beachtet werden - zu einer Zeit, wenn Sammlerinnen an der Grenze von Maisfeldern Pollen, Nektar, Honigtau und Wasser auf der blühenden Vegetation des Seitenstreifen sammeln.
Die Vergiftung zum Beispiel könnte nicht nur auf Einnahme von Insektizid-kontaminierten Pollen von behandelten Pflanzen stammen, sondern auch von der Drift der Pestizide während der Aussaat von beschichteten Maissaatgutes.
In Übereinstimmung mit diesen Ergebnissen stehen die neuesten Beobachtungen in Süddeutschland im Frühjahr 2008 (van Engelsdorp und Meixner, 2010).
Die Wetterbedingungen während und kurz nach der Aussaat und die Art der Drillmaschine (z.B. pneumatische oder nicht) sind ebenfalls wichtig und muss in jeder Pestizid-Bewertung berücksichtigt werden.
Die Labor-Daten deuten auch auf die Möglichkeit von Vergiftungen der Honigbienen durch die giftigen Guttationstropfen der Maispflanze, die aus Imidacloprid-gebeiztem Saatgut stammt (Girolami et al., 2009).
In mediterranen Gebieten wird früher als im Norden Europas mit der Maisaussaat begonnen, mit Perioden von Regen und Wind.
Diese Umweltfaktoren müssen für eine korrekte Bewertung der Risiken eines Pflanzenschutzmittels in Betracht gezogen werden. So betrachtet, können die Unterschiede der beobachteten Nebenwirkungen gebeiztes Saatgut auf Honigbienen sehr wohl von den Umständen abhängen (Abbildung 1) (Porrini et al., 2009).
Betreffend der subletale Wirkungen, das Papier von Nguyen et al. (2009) wurde vermutlich vor der Studie von Yang et al. (2008) zur Veröffentlichung eingereicht, so dass die belgischen Autoren diese Studie nicht zitieren konnten. Dennoch können andere Studien und Ergebnisse über die Auswirkungen niedriger Dosen von Imidacloprid auf Honig Bienen leicht in der Literatur gefunden werden. Kirchner (1999), stellt zum Beispiel fest, dass eine Dosis von über 20 ppb "nicht nur eine Verringerung der Aktivität der Futtersuche behandelter Bienen verursacht, sondern auch Schwänzeltänze, die andere Bienen von der Futtersuche abhält/abrät. Der Schwänzeltanz, welcher die Richtung der Futtersuche kommuniziert, verliert weiter an Präzision".
Wie auch immer, die Veröffentlichungen von Schmuck et al. (2001) - Bayer-Forscher - zeigen keine Schäden bei einer Fütterung Dosis Konzentrationen von 20 ppb. Die Studien von: Suchail et al. (2001a, 2001b), Pham-Delegue et al. (2002), Medrzycki et al. (2003), Bortolotti et al. (2003), Decourtye et al. (2004a), Bonmatin et al. (2005b) zeigen alle, dass mehrere negative Nebenwirkungen von Imidacloprid zu finden sind und fanden auch Rückstände in Maispollen, der von Trachtbienen spät in der Saison gesammelt werden kann (Bonmatin et al., 2005a). Die gefundenen Konzentrationen von 6 ppb Imidacloprid und 2 ppb Fipronil verursachten beobachtbare, subletale Wirkungen (Colin et al., 2004).
Kürzlich bestätigten Yang et al. (2008) eindeutig - erneut - diese früheren Ergebnisse. Besonders in offenen Feldern wurde ein abnormes Nahrungssuchverhalten der Honigbienen beobachtet. Die Auswirkungen auf die Sammlerinnen wiesen darauf hin, dass: "... das normale Intervall der Nektarsuche der Honigbienenarbeiterinnen war innerhalb von 300 Sekunden. Allerdings verzögerte sich der Rückflug der Honigbienenarbeiterinnen auf > 300 Sekunden, wenn sie mit Zuckerwasser gefüttert wurden, das Imidacloprid enthält. Diese Verzögerung des Rückfluges ist konzentrationsabhängig und die niedrigste wirksame Konzentration wurde um 50 Mikrogramm pro Liter gefunden."
Pestizidexposition und Bienenkrankheiten
Im Allgemeinen ist die Forschung der subletale Wirkungen von Pestiziden ein kompliziertes Thema - besonders bei sozialen Insekten (Desneux et al., 2007).
Es gibt genügend Beispiele aus der Vergangenheit, wo geringe Konzentrationen von Insektiziden als verantwortlich für die Verringerung der Zahl der Honigbienenvölker als Bestäuber beschrieben werden. Subletalen Dosen von Deltamethrin stören den Heimflug der Honigbienen (Vandame et al., 1995). Parathion stört den Kommunikationstanz der Sammlerinnen (Schricker und Stephen, 1970). Darüber hinaus verzögert die subletalen Exposition gegenüber Permethrin das Lernen - gemessen an der klassischen Konditionierung des Rüsselsstreckreflexes [proboscis extension response (PER)] (Mamood und Waller, 1990; Taylor et al., 1987; Decourtye und Pham-Delegue, 2002).
Insektizide, die als unschädlich für Bienen angesehen wurden, störten aber tatsächlich das assoziative Lernen (Abramson et al., 1999; Abramson et al., 2004; Decourtye et al., 2004b). Die Besorgnis über die chronische Exposition gegenüber subletalen Dosen von Insektiziden (Fipronil Acetamiprid und Thiamethoxam) auf Honigbienen wurde vor kurzem von Aliouane et al. (2009) diskutiert.
Fungizide gelten in der Regel als sicher für Bienen und Nützlinge. Allerdings können Captan und Propiconazol (Ergosterolbiosynthese Inhibitor - EBI) die Osmia lignaria Say und A. mellifera beeinträchtigen (Ladurner et al., 2005). Propiconazol und Myclobutanil können als Synergisten des Insektizid cyhalotrin sind und induzieren negative Nebenwirkungen bei Bienen (Pilling und Jepson, 1993).
Pestizidrückstände aus Bienenstöcken, die in Apfelplantagen aufgestellt wurden, können die Honigbienen beeinträchtigen (Smodiš Skerl et al., 2009). In Slowenien weisen die letztgenannten Autoren darauf hin, dass: "... Insektizid-Rückstände verbleiben im gesammelten Pollen, wenn die Insektizide in geeigneten/vorgeschriebenen Dosen zum Schutz von Kulturpflanzen angewendet werden und kontaminieren regelmäßig Gras und Gestrüpp in Obstgärten ".
Mullin et al. (2010) weisen darauf hin, dass: "eine häufige Koinzidenz hoher Dosen des nicht-systemischen Fungizid Chlorthalonil mit geringer systemischen Pestizide in Pollen (einschließlich weiterer Fungizide) eine wahrscheinliche synergistische Kombination eingeht, welche eine genaue Untersuchung in Hinblick auf das Bienensterben bedarf."
Die Wirkung von Pestiziden sollte nicht nur bei adulten, sondern auch bei Larven untersucht werden. Bei Hummeln stellten Mommaerts et al. (2006) fest, dass obwohl bei Erwachsenen keine tödliche Wirkung nachgewiesen werden konnte, der Einsatz von Insektiziden (IGR) starke Auswirkungen auf das Wachstum der Kolonie und auf die Entwicklung der Larven hat. Pestizide, die als harmlos bei adulten Osmia cornuta (Latreille) gelten, können eine toxische Wirkung auf Larven haben (Tesoriero et al., 2003).
Studien zu Honigbienenlarven werden von Davis et al. (1988), Desneux et al. (2007) und der in vitro-Aufzucht mit künstlicher Ernährung zum Testen der Nebenwirkungen von Pestiziden auf die verschiedenen Stadien der Larven durch Aupinel et al. (2005) beschrieben.
Subletale Wirkungen wurden auch bei der Entstehung von Stress gefunden und der Stress kann die Resistenz gegen Pathogene wie Nosema sp heruntersetzen (Alaux et al., 2010). Diana Cox-Forster in Stokstad (2007) "legt nahe, dass die Entdeckung so vieler Arten von Krankheitserreger in den zusammengebrochenen Kolonien zeigt, dass das Immunsystem der Bienen aus irgendeinem Grund unterdrückt wird". Obwohl viele Arbeiten über Angriffe von Bienenkrankheiten und Parasiten erst vor kurzem veröffentlicht wurden, sind einige Literaturreferenzen sehr viel älter, zum Beispiel 1906 zur in Isle of Wight-Krankheit! Siehe: Bowen-Walker und Gunn, 2001; Amdan et al., 2004; Yang und Cox-Foster, 2007; Neumann und Carreck, 2010.
Die jüngste Ergänzungsausgabe des Journal of Invertebrate Pathologie betonte, dass Krankheitserreger und Parasiten der Grund für das Honigbienensterben ist. Gesponsert von fünf Verbände, das Sponsoren Statement legt die Möglichkeit nahe, dass Pestizide negative Nebenwirkungen auf Bienen haben, wörtlich: "Leider, unterliegen Honigbienen, wie alle Organismen, durch Erreger verursachte Krankheiten. Unter diesen verschiedene Viren, Bakterien und Pilze. Zusätzlich kann der Einsatz von chemischen Insektiziden, insbesondere bei unsachgemäßem Einsatz, eine schwerwiegenden Verlust bei den Bienenvölker verursachen".
Aber können wir sicher sein, dass selbst im Falle der ordnungsgemäßen Anwendung der Agrochemikalen kein Schaden bei den Honigbienen auftritt?
Der Absatz über die "beeinflussenden Faktoren, welche keine Krankheit sind, in Imkerhand stehender Honigbienenvölker" in dem von van Engelsdorp und Meixner (2010) historischen Rückblick weist auf das stete Vorhandensein gefährlicher Rückständen von Schädlingsbekämpfungsmitteln hin. Des Weiteren wurde gefunden, dass die Auswirkungen von Schädlingsbekämpfungsmitteln sich zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten unterscheiden.
In allen anderen veröffentlichten Studien dieser zusätzlichen Ausgabe, scheint der Fokus weg von der Wirkung der Pestizide hin zu anderen Mortalitätsfaktoren zu driften.
Als Beispiel betrachten wir die Veröffentlichung von Ratnieks Carreck (2010), der erklärte: "Es scheint der allgemeine Konsens zu sein, dass Schädlinge und Krankheitserreger die einzigen und wichtigsten Ursachen des Bienensterbens sind".
Im Allgemeinen ist es möglich, die Ursachen anhand von Symptomen nachzuweisen (das heißt, einzelne adulte tote Bienen weisen typische Merkmale auf oder das Autreten von symptomatischen Völkerverlusten), aber im Falle des Colony-Collapse-Disorder (CCD) eben nicht. Die Hypothese, dass CCD mit dem Auftreten von Krankheiten und Parasiten in Verbindung steht, wird durch die vorhandenen Daten unterstützt.
Andere Daten deuten jedoch darauf hin, dass unter diesen vielen Faktoren, die Beziehung zwischen Agrochemikalien, insbesondere Imidacloprid und dem Bienensterben, wissenschaftlich fundiert und gut in einzelnen Bereichen nachgewiesen ist.
Seit den späten 1990er Jahren, zum Beispiel, veröffentlichten viele Fachzeitschriften (peer-reviewed) Studien über die Toxizität und über Vergiftungen von Honigbienen, Wildbienen und andere Bestäuber (Tasei, 2002). Hummeln sind auch von Imidacloprid betroffen (Tasei et al., 2000; Bortolotti et al., 2002) und bei mehr als einen Monat nach der Behandlung in Gewächshäusern, können Rückstände von Schädlingsbekämpfungsmitteln für diese Bestäuber noch gefährlich sein (Sterk und BENUZZI, 2004). Schließlich sind die Metaboliten/Abbauprodukte von Imidacloprid ebenfalls sehr giftig für Arthropoden und kann auch für andere Organismen gefährlich sein . Die Erforschung von Imidacloprid und dessen Metaboliten ist ein wichtiger aber selten untersuchter Forschungsraum, der wichtige neue Daten hervorbringen kann (Suchail et al., 2001b).
Ist es möglich, die Nebenwirkungen bei Honigbienen von Schädlingsbekämpfungsmitteln zu mildern? Wird die Wirtschaftlichkeit eines landwirtschaftlichen Betriebes durch eine geringere Verwendung von Pestiziden beschädigt?
Im Falle von gebeiztem Maissaatgut, empfehlen wir den Integrierte Schädlingsbekämpfung (IPM)-Techniken zu folgen. Statt nur einen möglichen Angriff durch Schadinsekten zu verhindern, müssen die Landwirte wissen, wann und ob ein Pestizid als Saatgutbeize wirklich notwendig ist. In diesem besonderen Agrarökosystem (Mais ist kein typisches cash crop) sind wir festen Überzeugung, denn die verfügbaren Daten deuten darauf hin, dass die negative Nebenwirkungen des gebeizten Maissaatguts so gefährlich für Bienen, andere Nützlinge und für die Umwelt sind, dass es nicht mehr verwendet werden sollte.
Wird alleinig auf die Wirkung von Insektiziden vertraut, kann das sogar zu einer Erhöhung des Schädlingsbefalls führen. Zum Beispiel verringert sich nach dem Einsatz von Imidacloprid als Saatgutbehandlung der natürliche Räuber des Maiszünsler, Ostrinia nubilalis (Hübner) (Lepidoptera Crambidae), woraus Schäden am Mais resultieren (Albajes et al., 2003).
Nur wenige Daten in der Literatur zeigen die Notwendigkeit von Insektizid-beschichtetem Maissaatgut, um den Ernteertrag zu erhöhen oder zu erhalten. In Spanien wurde kein Vorteil beobachtet (Albajes et al., 2003). Ähnliche Daten aus dem nordöstlichen Italien sind ebenfalls erhältlich.
Die typische Art und Weise ist, mit guten rationalen agronomischen Praktiken vorzugehen, wobei die Überwachung durch direkte Probenahme oder Pheromonfallen erfolgen kann, um mögliche schwere Schäden zu prognostizieren, die durch den Klick-Käfer und andere Schadinsekten entstehen (Furlan, 2005).
Zum Beispiel, kann das IPM angewandt werden, um Schäden zu reduzieren, welche durch die neu eingewanderte Schädlinge in Norditalien entstehen, einschließlich
des Maiswurzelbohrers, Diabrotica virgifera virgifera Leconte (Coleoptera Chrysomelidae). Dieser Schädling ist bereits resistent gegen verschiedene Pestizide. Die Fruchtfolge mit Monitoring durch Pheromonfallen ist der beste Weg, um die Insektizidresistenz und die Invasion des Maiswurzelbohrers zu mindern (Furlan et al., 2006).
In anderen Kulturpflanzen als Mais müssen die Regeln der guten fachlichen Praxis des IPM eingehalten werden, wie zum Beispiel die Verwendung von Pestiziden während der Blüte. Den Landwirten muss bewusst gemacht werden, dass viele Wirkstoffe mit großer Persistenz für Bienen und Nutzinsekten gefährlich sein können. Sie müssen auch darauf hingewiesen werden, dass Rückstände von Schädlingsbekämpfungsmitteln bei Honigbienen leicht erkannt werden können, wie von dem riesigen Forschungsprogramm in den Vereinigten Staaten gezeigt werden konnte (Mullin et al., 2010).
Trotz vieler Hinweise und Angaben in der Literatur, berichten die französischen Autoren Chauzat et al. (2009): "Unseres Wissens ist diese Studie der erste Versuch einer Quantifizierung der Auswirkungen der Rückstände von Schädlingsbekämpfungsmitteln auf die Gesundheit des Honigbienenvolkes unter Feldbedingungen". Dennoch wurde dieses Problem von vielen Autoren auch vor dem Jahr 2009 untersucht (wie z. B.: Atkins et al., 1981; Anderson und GLOWA, 1984; Anderson und Wojtas, 1986; Sanford, 1993, Koch und Weisser, 1997; Schmidt et al., 2003; Bonmatin et al., 2005b) und es ist wichtig zu betonen, dass das abnorme Bienensterben eines der Symptome der Beeinträchtigung der Bienenvolkgesundheit ist. Auch in Italien wurden die Auswirkungen von Pestiziden in offenen Feldern untersucht (Celli und Gattavecchia, 1984; Celli et al., 1985; Celli und Porrini, 1988; Giordani et al., 1979; Porrini et al., 2002; Greatti et al. 2003). Die Aussage des Chauzat et al. (2009), dass "keine statistische Beziehung zwischen Bienenvolksterblichkeit und Pflanzenschutzmittelrückständen" gefunden wurden, erscheint sehr optimistisch und unterscheidet sich in Bezug auf die vorangegangene französische Stellungnahme und die neuesten Erkenntnissen von Bonmatin et al. (2005b), Rortais et al. (2005) und Halm et al. (2006), welche zeigen, dass die Konzentration von Imidacloprid in dem Gebiet gefunden werden, groß genug sind, um Honigbienen zu schädigen.
Im Falle der Verwendung von Insektiziden in den Mais-Agrarökosystemen, stellt jede Anwendung gebeizten Saatguts aus unserer Sicht eine nicht nachhaltige Praxis dar.
Es ist offensichtlich, dass die Landwirte, die Imker und die Gesellschaft im Allgemeinen ökonomische und ökologische Vorteile durch die Anwendung der integrierten Pflanzenschutzmaßnahmen erhalten werden. Nicht ein Hinweis findet sich zu diesem Aspekt in dem Paper von Nguyen et al. (2009).
In einigen Regionen (vor allem in Italien) war es für die Landwirte seit 2008 (in den Saisonen 2009 und 2010 wurde diese Praxis per Gesetz ausgesetzt) die Wahl zwischen gebeiztem Maissaatgut oder nicht gebeiztem Saatgut keine leichte Entscheidung, weil in der Regel nur gebeiztes Saatgut von Saatgut-Unternehmen verkauft wurde.
Wie bereits erwähnt, diese landwirtschaftliche Praxis (d.h. die Aussaat von Insektizid-gebeiztem Maissaatgut) ist für Landwirte nicht kosteneffektiv und zumindest in Italien, könnte diese Praxis eine Gefahr für Bienen und andere Nutzinsekten darstellen.
Vor kurzem weisen zum Beispiel einige noch unveröffentlichte Feld-und Laborversuchen darauf hin, dass die Neonicotinoide subletale Nebenwirkungen auf die Zweipunkt-Marienkäfer Adalia bipunctata (L.) haben (Lanzoni et al., in press). In Laborexperimenten, haben Papachristos und Milonas (2008) gezeigt, dass eine nachteilige Wirkung in subletalen Dosen von zwei im Boden eingebrachten Insektiziden (Imidacloprid und Carbofuran) auf die Entwicklung, das Überleben und die Fruchtbarkeit beim Marienkäfer Hippodamia undecimnotata (Schneider) nachzuweisen ist.
Generell gibt es keinen Zweifel, dass Imidacloprid und andere Pestizide in sehr niedrigen Dosen zu gefährlichen Effekten bei Nutzinsekten führen. Oldroyd (2007) berichtet: "Wenn Insektizide eingesetzt werden, sind Bienenverluste verbreitet, und wo Bienen für die Bestäubung notwendig sind, ist ein sorgfältiges Management erforderlich, um die Verluste bei den Bienen zu minimieren" und es heisst weiter:" Insektizide müssen in einer Weise, die nicht gefährlich für Bienen und andere Nützlinge ist, angewandt werden".
Aber wie bei allen Risikoeinschätzungen ist es schwierig, alle möglichen Folgen der weit verbreiteten Nutzung von bestimmten Verbindungen voraussehen. Vielleicht haben sich einige neue Phänome in Zusammenhang mit Pflanzenschutzmitteln jetzt als CCD/im Bienensterben manifestiert".
Seit 1988 zeigt Haynes (1988) die Bedeutung der subletalen Wirkungen von neurotoxischen Insektiziden auf das Verhalten von Insekten und berichtet: "Die Annahme, dass Honigbienenvolk gesund ist, einfach weil kein Anstieg der Sterblichkeit unmittelbar nach der Exposition gegenüber einem Insektizid festgestellt wird, ist möglicherweise nicht gültig". Thompson (2003) betonte die Bedeutung der Berücksichtigung der Vielzahl von subletale Wirkungen von Pestiziden auf das Verhalten der Bienen hin, die von "Auswirkungen auf den Geruchsinn (Unterscheidung von Gerüchen), zu Verlust von Trachtbienen über Störungen ihres Heimwegfindens reichen.
Viele der dokumentierten Schäden durch Dosen traten bei oder unter diejenigen Dosen auf, die bei der Anwendung der Insektizide im Freiland geschätzt wurden". Der Fall der italienischen Maisaussaat mit Imidacloprid gebeiztem Saatgut kann nur einer von den vielen sein, die im Freiland auftreten können.
Die Tatsache, dass in einigen Imkereien, nach dieser Art von Pflanzenschutz [Aussaat gebeizten Maissaatgutes], die Bienen gesund sind - wie sofort nach der Aussaat festgestellt, bedeutet nicht, dass die Beizung nur harmlose Auswirkungen auf Honigbienen hat, wie Haynes (1988) und Medrzycki et al. (2009) fanden.
Die Besorgnis über diese landwirtschaftlichen Praktiken diskutierten die von italienischen Forschern veröffentlichten Studien, was wichtig war, um die Verwendung von beschichteten Maissaatgut zu verbieten. Die Ergebnisse der italienische Studien zeigen deutlich, dass ein Bereich der vernachlässigten Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und der Agro-Industrie das Design von effizienteren Maschinen für die Aussaat eine bessere Vorbereitung für Insektizid-gebeiztem Saatgut die reduzierte Drift und damit die Gefahren für nützliche Insekten ist (Maini, 2008).
Diese Erkenntnisse können nützlich sein, um den Schutz der Bienen zu verbessern, wenn diese Methode der Anwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln wieder legalisiert werden sollte.
Fazit
Die Europäische Umweltagentur (EUA) diskutiert 12 Grundsätze und der letzte Grundsatz ist: "Paralyse durch Analyse zu vermeiden" (Harremoës et al., 2001). Wir glauben, dass dies in dem Fall der Gefahren der Schädlingsbekämpfungsmitteln für Honigbienen passt (Maxim und van der Sluijs, 2007). In der Tat, wenn Wissenschaftler die verfeinerten analytischen Tools zur Erkennung verwenden (d. h. die Verringerung der LOD - der Nachweisgrenze) bleiben immer noch die Probleme der klassischen "Unsicherheit" und von den Entscheidungsträgern werden immer noch nicht die notwendigen Entscheidungen getroffen.
Die vorherige Studie nur über Imidacloprid im Pollen von Chauzat et al. (2009), deutete auf einen LOD von 0,2 ppb hin - aber in der Studie von Mullin et al. (2010) beträgt der LOD 2 ppb. Vergleiche zwischen verschiedenen Laboratorien und ihren analytischen Methoden sind nicht immer einfach (Suchail et al., 2001a).
In Feldversuchen können Honigbienen unterschiedliche Anfälligkeit mit hoher Variabilität und kontroverse Daten zeigen - es ist sehr schwierig diese statistisch auszuwerten. Wie in jüngsten Studien von Alaux et al. (2010) gezeigt, kann der Stress, durch Mischungen von Pestiziden oder anderen giftigen Wirkstoffen in von Honigbienen in belasteten Gebieten gesammelten Pollen, Krankheiten auslösen.
Vor kurzem ist ein weiterer möglicher Stressfaktor durch Pestizide entdeckt worden. Während des Frühlingbeginns können Völker Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung einer optimalen Stocktemperatur haben (Medrzycki et al. 2010) - was zur Aufzucht von Bienen mit herabgesetzter Fitness führt.
Ein weiteres wichtiges Thema ist der Einsatz von im Bienenstock eingesetzten Varroabehandlungsmittel zur Steuerung der Varroa destructor (Anderson et Trueman). Diese Varroazide können durch den Imker falsch eingesetzt werden und beeinflussen die Gesundheit der Bienen negativ (Lodesani et al., 1992; Tremolada et al., 2004).
Die Aktionäre der agrochemischen Industrie können die Aussetzung von Pflanzenschutzmitteln zum Schutz der Honigbienen anfechten. So beeinflussen gewöhnlich lange politische Debatten die behördlichen Zulassungsverfahren.
Goulson et al. (2008) überprüfte die Literatur über die subletale Auswirkungen der Pestiziden auf nützliche Insekten und seine Ergebnisse unterstützen die Daten von Mineau et al. (2008).
In der Tat erklären die letzteren Autoren: "Die Hinweise häufen sich, dass die Populationen der Bestäuber weltweit einen dramatischen Rückgang erleben, und die Exposition gegenüber Pestiziden ist eines der Faktoren, die dafür verantwortlich sind.
Also müssen wir den Landwirten einen sichereren Umgang mit Pestiziden nahelegen. Mineau et al. (2008) berichten auch: "... die aufgebrachten Mengen als auch die orale oder kontaktberuhende Toxizität (aber ganz besonders die letztere) können verwendet werden, um die Wahrscheinlichkeit der auftretenden Sterblichkeit bei Honigbienen vorherzusagen. Modellvorhersagen weisen auch darauf hin, dass einige der Insektizide eine extreme Gefahr für die Bienen darstellen, trotz des Mangels an dokumentierten Vorfällen".
Die in diesem kurzen Beitrag diskutierte und geübte Kritik ist als konstruktiv aufzufassen.
Wir hoffen, zu klären (vor allem in italienischen Agrarökosystemen), dass die Wetterbedingungen,die Art der verwendeten Maschinen, der Zeitpunkt der Aussaat und des aktiven Wirkstoffes berücksichtigt werden muss, um nicht nur die Schäden durch Schädlinge, sondern auch die Gefahr für Bienen und andere nützliche Insektenpopulationen zu verringern. Die wilden Bienenvölker muss auch untersucht werden, um einen Rückgang aufgrund der Pestizidbelastung und andere Faktoren vorherzusagen. In Italien zum Beispiel wurde eine Umfrage dürchgeführt, um verschiedene Arten und Populationen von wilden Bienen zu lokalisieren.
Die Ergebnisse deuten auf eine geringere Zahl von Arten als in der italienischen Checkliste aufgeführt. Wie Quaranta et al. (2004) berichtet: "Die Proben enthielten insgesamt 355 Arten (38% der Arten in der Checkliste der aufgelisteten Italienischen Fauna). 74,6% (Gesamtanzahl: 265) von ihnen wurden in den auf landwirtschaftlichen Flächen und 81,4% (Gesamtanzahl: 289) in der naturnahen Landschaften gefunden". Kürzlich wiesen Manino et al. (2010) auf eine mögliche Abnahme der Bombus sp. im Susa-Tal (Italien) hin.
Erneut berichtet Mullin et al. (2010): "Die weit verbreiteten, vorzufindenen, verschiedenen Rückstände, einige in toxischen Dosen für einzelne Wirkstoffe, und der Mangel an wissenschaftlicher Literatur über die biologischen Folgen von Kombinationen von Pestiziden, argumentiert nachdrücklich für dringende Veränderungen der regulatorischen Politik in bezug auf Pestizid-Zulassung und Überwachungsverfahren, um die Sicherheit der Bestäuber zu gewährleisten. Diese erfordert die Bereitstellung einer Soforthilfe, um die unzähligen Löcher in unserem wissenschaftliches Verständnis von Schädlingsbekämpfungsmitteln und ihren Folgen für Bestäuber zu schließen". Die Zusammenfassung der Studie von Mullin et al. (2010) kommt zu dem Schluss: "Während die Exposition gegenüber vielen dieser Neurotoxine akute subletale Reduzierungen der Fitness der Honigbiene folgen, bleiben die Wirkungen der Kombinationen dieser Stoffe und deren direkte Verbindung mit CCD-oder der sich verschlechternden Gesundheit der Honigbienen zu bestimmen".
Folgen wir mit diesem Satz weiterhin der Lähmung durch Analyse?
Ganz so wie der letzte sarkastische Grundsatz der EWR.
Wir sind uns bewusst, dass das CCD-Puzzle sehr schwer zu entwirren sein wird. Wir glauben fest daran, dass die Daten zeigen, dass die Pestizid-Beteiligung ein großen Teil dabei ausmacht. Es bleibt der Nachwelt überlassen zu beurteilen und das letzte Stück des Puzzles einzupassen; zu verstehen, was den Honigbienen während der letzten Jahre des zweiten Jahrtausends und der ersten Jahre des dritten Jahrtausends widerfahren ist.
Anlage zu "Das Rätsel der Honigbienenverluste: einen kurzen Überblick" von S. Maini, P. MEDRZYCKI, C. Porrini
Der Brief wurde am 22. Februar 2010 von Stefano Maini an das wissenschaftliche Journal Sciene geschickt - die einschlägige Antwort weiter unten erfolgte am 26. Februar 2010.
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Honey Bee: Let's Talk About Colony Loss Puzzle
Nach F.L.W. Ratnieks und N.L. Carreck ("Klarheit über das Honigbienensterben?" vom 8. Januar 2010, S.152) (1) der "Konsens scheint zu sein, dass Schädlinge und Krankheitserreger die wichtigste Ursache des Bienensterbens" sind.
Tatsächlich sind viele andere Wissenschaftler über die unangebrachte Anwendung oder sogar den Missbrauch von Insektiziden besorgt. So sind nicht nur die Imker vom Bienensterben betroffen, sondern auch die Landwirte, Saatgut-Unternehmen und Hersteller von Schädlingsbekämpfungsmitteln.
Die Tatsache, dass sie in "Krankheiten" die Hauptursache für das Bienensterben sehen, kann den falschen Eindruck erwecken, dass Insektizide weiter ausgebracht werden können, ohne die notwendige Aufmerksamkeit.
Zum Beispiel, verlassen sich Integrierte Pflanzenschutzmaßnahmen (IPM Integrated Pest Management) und Strategien auf die Überwachung der Schädlinge und diese IPM Grundsätze werden gegenwärtig im Falle der Aussaat von mit dem Neonicotinoid Imidacloprid gebeizten Saatgut vernachlässigt und zwar aus einem einfachen Grund:
Das Insektizid wird angewendet, auch wenn der Schädlingsbefall nicht vorhanden ist. Nach (2), welcher (1) zitiert, "ist es unwahrscheinlich, dass Imidacloprid für das französische Bienensterben verantwortlich ist". Dies scheint auf einer verzerrten Meinung zu basieren und auf einem Interessenkonflikt in Anbetracht der Tatsache, dass der Autor (2) als Forscher vom Hersteller von Imidacloprid beschäftigt ist. Die Autoren der Perspektive (1) haben versäumt, andere Gegenstände in der gleichen veröffentlichten Ausgabe zu zitieren, die subletale Wirkungen von Imidacloprid auf Bienen nachweisen (3). Warum wurden diese Ergebnisse ignoriert?
Neuere Texte haben auch die Nebenwirkungen der Neonicotinoide auf Bienen bestätigt (4). Regulatorischen Vorgaben in den USA und in Europa entstanden zum Schutz der Bienen durch die Beschränkung der Verwendung von für die bestäubenden Insekten schädlichen Insektiziden. Landwirte und Imker sollten zusammenarbeiten, um wirksame Lösungen für die Schädlingsbekämpfung zu finden - bei gleichzeitigem Schutz der Gesundheit Biene. Es ist unnötig zu sagen, dass gesunde Bienen weniger anfällig für Krankheiten (5) und umgekehrt.
1. F.L.W. Ratnieks, N.L. Carreck, Science 327, (2010)
2. C. Maus et al., Bull. Insectology 56, 51 (2003)
3. P. Medrzycki et al., Bull. Insectology, 56, 59 (2003)
4. E.C. Yang et al., J. Econ. Entomol. 101, 1743 (2008)
5. C. Alaux et al., Environ. Microbiol. doi :10.1111/j.1462-2920.2009.02123.x
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Sehr geehrter Herr Dr. Maini,
vielen Dank für die Zusendung eines Letter-to-the-Editor an Science. Wir haben Ihren Beitrag gelesen, sind aber nicht in der Lage diesen in der Zeitschrift zu veröffentlichen. Wir informieren Sie darüber, als Höflichkeit, falls Sie eine andere Möglichkeit suchen wollen, um Ihren Brief zu veröffentlichen.
Bitte antworten Sie nicht auf diese E-Mail, da die Antwort nicht von Science gelesen werden wird. Leider ist das Volumen der Anträge zu hoch, so dass konkrete Diskussionen über einzelne Briefe nicht geführt werden können.
Mit freundlichen Grüßen,
Die Redaktion
Science Magazine