In einem Schreiben von 03/06/2008 antwortet Minister Hauk auf die Anfrage der CDU bzgl. Bienensterben im Rheintal:
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Die Ursachenerforschung ist noch in vollem Gange. Jedoch kann zum jetzigen
Zeitpunkt darauf geschlossen werden, dass das Bienensterben ursächlich
mit der Ausbringung des Pflanzenschutzmittelwirkstoffes Clothianidin mit
entsprechend gebeiztem Maissaatgut in Zusammenhang steht. Wahrscheinlich
kam es durch mangelhaft gebeiztes Saatgut mit erhöhtem Abrieb in Verbindung
mit der Aussaat des Maises mit pneumatischen Sägeräten zu einer
erhöhten Emission des Wirkstoffes auf blühende Pflanzen, die von Bienen
besucht wurden. Da es in anderen Landesteilen, wie am Bodensee, zu keinen
Bienenschäden kam (zwei Fälle werden untersucht), obwohl auch dort Clothianidin-
gebeiztes Saatgut ausgesät wurde, müssen weitere Faktoren betrachtet werden, um das massive Bienensterben im Oberrheingraben zu erklären.
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In einem Fachgespräch, das am 16. Mai 2008 in Braunschweig am Julius-
Kühn-Institut (JKI) stattfand und an dem der Zulassungsinhaber (Firma
Bayer), die zulassende Behörde (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
[BVL]) wie auch das JKI teilnahmen, wurden die Ur -
sachen für diesen nach Einschätzung der Fachexperten extremen Schadensfall
analysiert, um künftig derartige Fälle ausschließen zu können. In einem
Fachgespräch des BVL am 27. Mai 2008 gab es eine weitere Bestätigung der
bisherigen Annahmen. Der Verdacht, dass die Beizung nicht immer mit der
erforderlichen Qualität erfolgt sein könnte und dadurch während der Aussaat
ein erhöhter Abrieb auftrat, wurde erhärtet. Weiter stehen bestimmte pneumatische
Sämaschinen, bei denen die Luft nach oben bzw. zur Seite ausgeblasen
wird in Verdacht, dass diese unter bestimmten Bedingungen, insbesondere
bei erhöhtem Abrieb, benachbarte blühende Pflanzen wie Raps oder Obst
weitaus stärker als bisher angenommen belasten können.
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Nachdem die Untersuchungseinrichtungen erste Ergebnisse der chemischen
Analysen für den 8. Mai ankündigten, wurde auf diesen Termin sofort eine
Expertenrunde eingeladen (die Imkerverbände Baden und Württemberg und
der Verband der Berufsimker, BVL, JKI, LAB, LTZ, Firma Bayer, Raiffeisen
Zentralgenossenschaft Karlsruhe, Badischer Landwirtschaftlicher Hauptverband,
betroffene Verwaltungsbehörden). Nach den am 8. Mai 2008 vorliegenden
Ergebnissen wurde in allen untersuchten Bienenproben der Beizmittelwirkstoff
Clothianidin gefunden. Die Wissenschaftler konnten jedoch aus
diesen Untersuchungsergebnissen keinen Kausalzusammenhang herstellen
zwischen Clothianidin und dem Bienensterben, da die gefundenen Analysewerte
wesentlich unter den bekannten Wirkungsdosen für Bienen lagen.
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Für die Landwirtschaft wurden sätechnische Empfehlungen herausgegeben,
die inzwischen durch die Vorgaben der vom Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz am 24. Mai 2008 erlassenen
„Verordnung über das Verbot der Aussaat von Maissaatgut mit bestimmten
Geräten“ ergänzt wurden.
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Schädigungen von Vögeln insbesondere Fasanen und Krähen durch Aufnahme
von Maiskörnern sind unwahrscheinlich, da Clothianidin in Verbindung
mit dem ebenfalls verwendeten Wirkstoff Methiocarb eine sehr gute vogelvergrämende
Wirkung hat. Dies haben auch zahlreiche Versuche des Regierungspräsidiums
Freiburg zusammen mit dem LRA Ortenaukreis in den
vergangenen Jahren belegt. Zu Schädigungen von Wildbienen bzw. Hummeln
liegen keine Erhebungen vor. Obstbau- und Pflanzenproduktionsberater
berichten jedoch, dass in 2008 auffallend wenig Hummeln unterwegs sind,
dies war aber eindeutig bereits vor der Maisaussaat der Fall und betrifft alle
Landesteile. Hier war sicherlich die wechselhafte Witterung mit früher Erwärmung
und folgenden langanhaltenden kühlfeuchten Perioden, unter -
brochen durch Sonnentage im März/April, sowie der Kälteeinbruch um
Ostern ursächlich. Diese Witterung könnte zu einer erhöhten Königinnenmortalität
geführt haben.
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In Feldversuchen wurde für die Abnahme von Clothianidin im Boden eine
mittlere Halbwertszeit (DT50) von 120 Tagen, ein 90 %iger Abbau (DT90)
von durchschnittlich 517 Tagen ermittelt. Von den Chlonicotinyl-Insektiziden
ist bekannt, dass die Stärke der Bindung an den Boden mit der Zeit ansteigt.
Die Sorption von Clothianidin an Böden erhöht sich innerhalb von 99 Tagen
um ungefähr den Faktor 3. Die Adsorption ist von der Konzentration der
Substanz abhängig, d. h. die Bindung steigt mit längerer Verweildauer und
niedrigeren Konzentrationen.
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Da wird wahrscheinlich belogen und betrogen.
Zum Beispiel:
Wo hat der Minister die Zahlen der DT50 und DT90 her?
In Studien aus den USA und Kanda kann man folgendes lesen:
Under Canadian field conditions, TI-435 (Clothianidin) dissipation in the 0–15 cm soil depth was slow.
Clothianidin residues were not detected below the 30–45 cm soil depth. The DT50 values
at the Ontario and North Dakota sites were 385 and 1386 days, respectively. A DT50 for
the Saskatchewan study could not be determined due to limited dissipation during the
study. TI-435 concentration at this site at the end of 775-day period was, however, 80%
of the 0-day concentration. These values indicate that TI-435 is persistent in soils under
Canadian use conditions. No major transformation products were detected at any of the
test sites. Four minor transformation products, TZNG, MNG, TZMU and TMG, were
detected under field conditions.
The DT90 values at the Ontario and North Dakota sites were 1279 and 4606 days,
respectively. A DT90 for the Saskatchewan study could not be determined due to limited
dissipation during the study. The residue carry-over at the end of a 4- to 6-month period
(canola and corn season) was > 80% of the 0-day concentration in field conditions
comparable to Canadian use areas. These results indicate that TI-435 carry-over to the
following season is very high.
The DT50 values for the Ohio and Wisconsin sites were 315 and 408 days, respectively.
The corresponding DT90 values were 1047 and 1355 days.