Bei Vorträgen oder Kursen werde ich oft gefragt, was denn unter "wesensgemäß" zu verstehen ist. Ich habe darauf keine fertige Antwort, eher mehr Fragen, die zunehmen, je mehr ich mich damit beschäftige. Als Referent spricht man aber eher mit Punkt als mit Fragezeichen, so formuliere ich meine Fragen eben manchmal auch aus:
"Kultur ist Ausdruck von Begegnung - in der Kultur wird erlebbar, wie wir uns als Wesen empfinden, wie wir andere Wesen wahrnehmen und was wir in die Begegnung vorbereitend einbringen. In dem ich mir ein Bewußtsein davon schaffe, daß ich ein Wesen bin und dadurch erleben kann, daß in dem, was mir begegnet, ebenfalls Wesenhaftes wirkt, mache ich den ersten Schritt in das, worüber wir als "wesensgemäße Bienenhaltung" sprechen. Wie diese dann im Einzelnen aussieht, kann sehr unterschiedlich sein und ist durch viele situative und individuelle Verhältnisse geprägt."
Ich finde diese Diskussion hier im Moment angenehm unaufgeregt und möchte deshalb meine Gedanken dazu auch beisteuern.
Ich selbst habe im Verlauf meiner 35 Imkerjahre mit vielen Systemen gearbeitet - und in jedem anderes über die Bienen und den BIEN gelernt, wofür ich diesem und den Systemen sehr dankbar bin.
Manchmal habe ich Gelegenheit, aus meinen Gedanken und Erfahrung zu publizieren. In der Zeitschrift "Lebendige Erde" konnte ich zwischen Sommer 2014 und Sommer 2015 einige Aufsätze zum Thema "Wesensgemäße Bienenhaltung in der Praxis" veröffentlichen - dabei beschäftige ich mich in der Ausgabe 01-2015 auch mit der Frage nach der Beute.
Letztlich ist die Weisheit ja "Der BIEN braucht eine Höhle - der Imker braucht eine Kiste" - und die Kulturbeziehung zwischen Mensch und Biene begründet sich wohl im Wesentlichen auf dieser Eigenart, daß sich der BIEN keine eigene physische Hülle schaffen kann.
Ich imkere übrigens seit ca. 20 Jahren vorwiegend in DN ca. 1,6 und nutze ausschließlich DN Halbzargen, wovon ich drei für den "Brutraum" mit bis zu 11 großen Rahmen verwende. 3 Halbzargen geben etwas mehr Höhe als DN 1,5. Da ich nicht wandere, drahte ich nicht. Insbesondere bei neu gebauten Waben erfordert das ein achtsames Wabenhandling. Später werden die Waben sehr stabil, die Verbindung mit den Seitenteilen entsteht etwas schneller, als bei Dadant. Außerdem nutze ich einen hohen Unterboden. Basis des Systems (ich habe mir das nicht selbst ausgedacht) war das 10 Zander/12 DN-Magazin.
Ich füge aktuell einfach mal die PDF des Beitrags hier an und hoffe, meine Gedanken darin sind anregend für die weitere Diskussion:
LE 1-15 Weiler_Tiefwinter-34-35.pdf
Sobald die Beiträge entweder auf der Verlags-Homepage oder auf meiner zum Download angeboten werden, ersetze ich die Datei durch einen Link.
Mit dem Wunsch und der Hoffnung, daß diese fachliche Debatte weiter so gut verläuft, wünsche ich allen Teilnehmern noch einen schönen Sonntag.
Der Bienenfreund