Sechster
und letzter Teil
Die Varroamilbe war ursprünglich ein Parasit der asiatischen
Honigbiene Apis cerana (stabile, nicht tödliche Parasit-Wirt
Beziehung). Zum Wirtswechsel (Übersprung auf die westliche
Honigbiene) kam es, nachdem im 19. Jhdt russische Bienenvölker (Apis
mellifera) nach Osten in die Primorsky Region gebracht worden waren,
wo bereits Apis cerana heimisch war. Im Laufe der Zeit entwickelte
sich in der Primorsky Region eine stabile Parasit-Wirt Beziehung von
Varroa destructor und Apis mellifera. Leider ist nicht bekannt, wie
lange dieser Anpassungsprozess gedauert hat.
Auf Gotland (schwedische Insel) wurde an 150 Bienenvölkern in
einem Feldversuch die behandlungsfreie Entwicklung der Population
untersucht. Nach einem Rückgang auf 8 Völker ist die Population
innerhalb von 10 Jahren wieder auf 20-30 Völker angewachsen. Als
Erklärung wird unter anderem das zwischenzeitliche Öffnen und
wieder Verschließen befallener Brutzellen angeführt, welches die
Vermehrung der Milbe bremst und die Bienenbrut unbeschadet lässt.
Im Arnot forest wurde durch natürliche Selektion eine Anpassung
innerhalb von 10 Jahren erreicht. Untersuchungen deuten auf einen
genetischen Flaschenhals hin: die heutigen Völker stammen von
wenigen Königinnen ab. Maßgebliche Veränderungen des Bienengenoms
wurden an 634 Stellen (!) gefunden. Die Hälfte davon betraf das
Entwicklungsgeschehen der Bienen.
Ein verändertes Verhaltensspektrum der Bienen betraf sowohl
das direkte Angreifen der Milben (Abbeißen von Extremitäten) als
auch das Ausräumen befallener Brut als auch das Öffnen
und wieder verschließen von Brut. Seeley: not just a silver
bullet. Bee keepers take note.
Seeley führt weitere Faktoren an, die das Überleben mit Varroa
beeinflussen:
Er hat untersucht, ob Völker von Einzelaufstellung profitieren
und fand eine höhere Überlebensrate bei zerstreut stehenden Völkern
(Durchschnittsabstand 34m) gegenüber der normalen Aufstellung.
Ein Versuch mit großen und kleineren Beuten zeigte, dass kleinere
Beuten das Überleben erleichtern.
Keinen Unterschied ergab hingegen ein Versuch mit kleinen Zellen.
Die Propolishülle (bei wilden Bienen die Regel) bewirkt, dass das
Immunsystem der Bienen weniger aktiv ist (sein muss) da weniger
Infekte bekämpft werden müssen. Seeley vermutet, dass die dadurch
freigesetzte Energie den Bienen zugute kommt. Außerdem hatten
„Propolisvölker“ auch einen Überlebensvorteil gegenüber den
Völkern in normalen Beuten.
Zusammenfassung Seeleys, was wildlebende Bienenvölker von
gemanagten Völkern unterscheidet, (in Stichworten):
1. an die Region
angepasste Bienen
2. Vereinzelung der
Bienenvölker
3. kleinere
Behausungen
4. Auskleidung der
Wände mit Propolis
5. Dicke Wände
6. Bienensitz in
mehreren Metern Höhe
7. Keine
Unterdrückung des Drohnenbaus
8. stabile
Nestorganisation
9. keine Wanderungen
10. seltene
Störungen
11. nur regionale
Krankheiten
12. vielfältiger
Pollen in der Umgebung
13. kein
Pollenersatzfutter
14. keine
Pflanzenschutzmittel
15. keine Behandlung
der Bienen gegen Krankheiten
16. keine Honig- und
Pollenentnahme
17. kein Austausch
von Waben zwischen den Völkern
18. Deckelwachs wird
von Bienen recycelt
19. die Völker
entscheiden selbst, aus welchen Zellen Königinnen gezogen werden
20. freie Konkurrenz
der Drohnen
21. kein
Drohnenbrutschneiden