Moin,
als jemand, der sich schon vor einigen Jahren mit der Verdampfung von Oxalsäure auseinander gesetzt hat, war ich jetzt tatsächlich sehr froh, als überall in den eingängigen (Imker)-Medien durchgesickert ist, dass die Verdampfung von Oxalsäure über einen geeignetes Gerät (als Beispiel Varrox oder Varrox-Eddy von der Frima Andermatt) und über ein zugelassenes "Medikament" Varroxal 0,71g/g Pulver für den Bienenstock (Oxalsäuredihydrat Pulver zum Verdampfen für Honigbienen) jetzt auch (neben vielen anderen Ländern in Europa) in Deutschland zugelassen ist. Seip hat derzeit die Vorbestellung des Mittels für 33,90€ für 75g im Programm (verfügbar erst ab 13.11.2023 nach der Vorstellung der Produkte auf der Messe in Friedrichshafen). Keine Preisdiskussion, wir können uns glücklich schätzen, dass es diese Möglichlkeit der Bedampfung in Deutschland gibt.
Pia Aumeier und Gerhard Liebig haben extra kurz vor der Zulassung noch eine Sondersendung zusammengestellt, bei der Dr. Otto Böcking nochmal die bisherigen, herkömmlichen Verfahren vorgestellt hat, Marc Kalmbach von der Firma Andermatt die Hürden aufgezeigt hat, die die Firma Andermatt nehmen mußte, um die Zulassung zu erlangen, Hank Schiffers als Mediziner diverse sinnvolle Masken vorgestellt hat, um sich bei der Behandlung ausreichend gegen den Ox-Staub zu schützen, Peter Falk aus Österreich, der einige Jahre Erfahrung mit dem Verdampfen und auch mit verschiedenen Verdampfern hat, sowie Pia und Gerhard selber, die auch nochmal mit Zahlen und Fakten aufwarten konnten.
Hier mal der Link zu dem Video:
Live von Pias Bienenstand - Sondersendung Oxalsäure verdampfen - 08.10.2023 - YouTube
Ist schon lustig, wie sich das auswächst. Wie schreibt ein User im YT-kanal so schön: Nachdem die Oxalsäurever-/-bedampfung über viele Jahre von den Bieneninstituten und -wissenschaftlern ignoriert, verteufelt oder bestenfalls stiefmütterlich und halbherzig behandelt wurde, kennt nun deren Begeisterung auf einmal schier keine Grenzen mehr.
Oder wir Ron so schön geschrieben hat: Jetzt noch schnell auf den fahrenden Zug aufspringen und sich dann aber zur 1. Klasse durchdrängeln. 
Ich möchte hiermit aber kein bashing in Richtung der beiden Doktoren betreiben, die immerhin ihre mediale Möglichkeiten genutzt haben, um dieses Thema in die Öffentlichkeit (YT) zu tragen und die genannten Personen einmal zusammen gebracht haben, um über das Thema zu diskutieren.
Ich habe das Video (bis auf die letzten 30 Minuten Fragerunde) mir angeschaut und möchte in diesem Faden sachlich diskutieren, wie ihr das Video fandet bzw. was euch aufgefallen ist oder was ihr gut oder doof gefunden habt, und welche Möglichkeiten ihr in dem neuen Verfahren seht, bzw. wie ein "alternatives" Behandlungskonzept mit den neuen Möglichkeiten (Verdampfen quasi zu jeder Jahreszeit ohne nachhaltige Schädigung der Bienen bei maximaler Sterblichkeit der Milben) aussehen kann.
Ich möchte einmal vorausschicken, weil das Thema Schutzausrüstung immer wieder hochkocht: Jeder sollte sich und seine Mitmenschen bei jedweder Art der Behandlung mit den bestehenden Medikamenten, insbesondere der zugelassenen Säuren, bestmöglich schützen. Dabei gehört für mich auch beim Hantieren von AS, auch in Form von Streifen wie FormicPro, entsprechender Schutz (mindestens Handschuhe, Schürze, Schutzbrille und Maske) dazu. Ebenso wenn eine Sprühbehandlung (OS und MS) durchgeführt wird. Bei OS träufeln kann man ggf. drüber streitenm, ob eine Maske zu tragen ist, aber man kann auch mal mit der OS-Spitze kleckern und rumspritzen und auch hier möchte ich keine Spritzer im Gesicht, in den Augen oder an den Schleimhäuten haben. Daher verstehe ich immer nicht, dass jetzt der Oxalsäuredampf sooo viel schlimmer sein soll, als die anderen Methoden, denn auch hier benötige ich ausreichnd Schutzausrüstung wie Handschuhe, Schutzbrille, ggf. Schürze und explizit eine FFP3-Maske, da es sich um kleinste Partikel handelt, mit denen wir arbeiten.
Auch was die Rückstände im Honig angeht, verstehe ich gewisse Panikmache nicht, denn wenn ich mich an die Honigverordnung halte und bis zum 31.12. behandel, kann ich den Honig den Folgejahres genauso unbedenklich verzehren wie bei allen anderen Produkten. Warum das bei Varromed anders sein soll (Wartetag 0) anders sein soll, erschließt sich mir nicht. Ich denke, dass es hier ggf. auch noch Untersuchungen geben wird, um zu Prüfen, wie lange eine Wartezeit bei der OX-Verdampfung dauern sollte (ich glaube auch hier derzeit 0 Tage), bis ich einen HR drauf setze, aber wenn ich im Frühjahr schon Völker behandeln muss, weil die kurz vorm zusammenbrechen sind, hab ich im Jahr davor etwas falsch gemacht. Jungvölker nehme ich mal aus, die sollen ggf. auch noch keinen Honig bringen (könnten sie aber).
Zu den Verdampfern will ich jetzt nichts weiter sagen, da gibt es einen weiteren Faden hier im Forum: Welchen Verdampfer verwendet ihr ? - Varroakontrolle und -bekämpfung - Imkerforum seit 1996
Welche Geräte ich gut finde: Oxamat (weil der das Pulver schön in der Beute verteilt), Sublimox/ProVap/InstantVap (Zügiges Verfahren bei geregelter Verdampfung, teilweise mit Akku, was Vorteile für Stände ohne Strom hat), aber auch der Varrox und der Varrox Eddy (stehen in der Zulassung direkt drin, keine Interpretatiosnspielräume was ein "geeigneter Verdampfer" ist, der Eddy auch mit Akku)
Wie wirkt Oxalsäuredampf: Die Oxalsäure bildet Klumpen an den Haftlappen der Milbe, wodurch die Atmung der Milbe blockiert wird und der Körper übersäuert, die Milbe stirbt (einfach gesagt). Die Bienen klappt diese Haftlappen im Bienenstock ein. Daher hat das Ox-Sublimat keinen oder sehr wenig Auswirkung auf die Biene. Daher ist auch eine Blockbehandlung hierbei möglich (5x alle 3 Tage, 4x alle 4 Tage, etc.).
Interessant fand ich die immer wieder von Otto Böcking wiederholte Aussage, dass OX-Dampf nicht das Allheilmittel ist, sondern, wie von Celle bisher prophagiert, viele andere Maßnahmen vorher eingesetzt werden sollten, um den Varroa-Druck zum Sommer hin so gering wie möglich zu halten (Drohnenbrut schneiden, Jungvölker erstellen (die dann auch gleich behandelt werden (bisher Ox-Sprühen), TuB und Winterbehandlung mit Ox-Träufeln). Auch das Käfigen der Königin hat er kritisch gesehen, allerdings bin ich mir gerade nicht ganz sicher oder er konkret das Käfigen im Sommer und/oder im Winter meinte.
Pia ist weiterhin von AS-Einsatz bei stark vermilbten Völkern überzeugt, zumindest mit den Versuchen und mit den Geräten (Ox-Stövchen), die sie bisher einsetzten konnten. Mal schauen, ob es in naher Zukunft noch Versuche in Richtung Blockbehandlung geben wird. (Bisher waren die Verfahren ja nicht wirkungsvoll genug, laut deren Meinung).
Spannend fand ich die Aussage von Peter Falk, der TuB macht, den Flugling 1x behandelt hat, beim Brutling aber nicht wartet, bis das Volk brutfrei ist, sondern sofort mit dem Bedampfen anfängt und in der Zeit, bis das Volk mehr oder weniger brutfrei ist, schon über 7000! Milben aus dem Volk geholt hat. Peter Falk kennt auch keine negativen Auffälligkeiten vom mehrfachen Behandeln der Völkern (Blockbehandlung, s.o.).