Alles anzeigenHierzulande knallen bei vielen hinter verschlossener Tür wahrscheinlich eher die Sektkorken, wenn man sich die Preise für Weizen, Raps, Milch und Co. in den letzten zwei Jahren so anguckt.
Der Weizenpreis liegt meines Wissens nach unter 250 Euro die Tonne.
Und nicht jeder Boden gibt 10 Tonnen/ha Ernte. Man hat üblicherweise auch andere Früchte in seiner Fruchfolge, die keine hohen Preise brachten.
Der Milchpreis lag vor ein paar Jahren bei 25 Cent. Über 30 Cent wären damals mindestens nötig gewesen, um die Kosten zu decken. Die Milchbauern sind an die Substanz gegangen. Ich gönne es ihnen, daß sie jetzt mal Geld verdienen. Ich wollte nicht jeden Tag zweimal Melken, nachts raus, weil eine Kuh krank ist oder kalbt usw. Und dann noch täglich Verlust einfahren? Unser Pächter ist ein Milchbauer, der sogar noch Weidetierhaltung praktiziert. Von ihm bekomme ich Infos direkt aus 1. Hand. Wenn ich sehe, wieviele Stunden er mit seinen beiden Eltern am rackern ist, dann kommen da viele, viele Stunden zusammen. Was haben die für einen Stundenlohn? 10 Euro? Die Menge an Stunden macht's dann.
Ich habe mich die letzten vielleicht 10 Jahre mit Landwirtschaft auseinandergesetzt und immer mal wieder durchkalkuliert, ob man in irgendeiner Form die eigene Landwirtschaft nach einer Generation Pause wieder reaktivieren könnte. Alle Ideen haben sich in Luft aufgelöst, nachdem ich die Ideen durchrechnete.
Das Volk sieht oftmals nur die dicken Trecker und geht davon aus, daß jeder Landwirt eine Gelddruckmaschine zuhause hat. Ja, einigen Landwirten geht es aktuell finanziell ganz gut, aber längst nicht allen.
Große Maschinen sind oftmals notwendig, um ausreichende Effektivität zu haben. Mit einem Schlepperchen von 1960 braucht man als Ackerbauer nicht mehr anfangen.
Es gibt Landwirte, die konnten sich in der Vergangenheit Direktvermarktung z.B. über Hofladen erschließen. Aber das können nur diejenigen, die nah bei ihren Kunden leben und wirtschaften.
Passt also auch nicht für jeden.
Es ist alles nicht so einfach, wie sich besonders Städter oftmal vorstellen. Die sehen im TV irgendwas über Urban Gardening mit Perma-Kultur und denken, so könnten Landwirte Landwirtschaft betreiben.
Die Bürokratie in der Landwirtschaft ist übrigens irre und wird immer schlimmer.
Weder habe ich gesagt, dass Landwirtschaft einfach ist, noch mich irgendwie negativ über den Stand geäußert. Die Preise in den letzten zwei Jahren waren trotzdem gut und dürften vielen geholfen haben. Irgendetwas ist immer. Das gehört zur Landwirtschaft einfach dazu.
Ich würde mir wünschen, dass man hier nicht immer im Sinne des DBV alles schlecht redet und Dystopien zeichnet. Keiner will den Landwirten ernsthaft Schaden zufügen. Die EU ist seit Jahrzehnten darum bemüht den Strukturwandel abzumildern und allen Stakeholdern gerecht zu werden.