Selektion - aber richtig und sinnvoll

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  • WFLP Nun da hat nassauer recht. Man kann die Genetik steuern, wenn man die Elterntiere oder Pflanzen genau auswählt. Siehe einfach die Mendelschen Vererbungsregeln, die muss man nur lange genug einhalten, dann weiß man, was weitergegeben wird und mit welcher Wahrscheinlichkeit die gewünschte Kombi passiert.

    Dagegen ist bei der unkontrollierten Vaterseite einfach ein Fragezeichen, daher kann man hier nicht die Mendelschen Regeln anwenden und kann eben nicht vorhersagen, was bei der nächsten oder übernächsten Generation rauskommt. Man selektiert nur grob sichtbar aus, aber ungezielt. Dies braucht sehr viel länger bis es eine Wirkung zeigt. Je nach Menge der vorhandenen Völkerzahlen in der Umgebung kann sie auch durch Einkauf anderer Könginnen immer wieder reduziert werden.

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  • Man kann die Genetik steuern, wenn man die Elterntiere oder Pflanzen genau auswählt. Siehe einfach die Mendelschen Vererbungsregeln, die muss man nur lange genug einhalten, dann weiß man, was weitergegeben wird und mit welcher Wahrscheinlichkeit die gewünschte Kombi passiert.

    Nach den Mendelschen Vererbungsregeln vererben sich aber nur Merkmale, deren Ausprägung von jeweils nur einem Gen bestimmt wird (monogener Erbgang).

    Das was Du "Steuern" nennst, ist einfach nur dass, was ich als "Selektion" bezeichne. Es braucht viele Generationen, bis das gewünschte Ergebnis da ist. So lange wird selektiert. Das zeigt am deutlichsten die VHS-Zucht.

    I never loose - either I win or I learn (Nelson Mandela)

  • ....

    Und die sogenannten "Basiszüchter" verzichten auf die Kontrolle der Vaterseite nicht deshalb, weil sie die Zusammenhänge nicht verstehen. Es ist eine bewusste Entscheidung im Vertrauen darauf, dass mit der natürlich gegebenen Selektion in der Drohnenpopulation die Auswahl der männlichen Geschlechtstiere bestens geregelt ist. Das sehen die Intensivzüchter anders, und das macht den eigentlichen Unterschied.

    ...

    Ich habe mir gestern noch einmal dein Video im Bereich der MontagsImker angesehen, weil ich dein Vorgehen und dein Wissen sehr schätze!


    Verstehe es deshalb als Frage und nicht als Kritik oder dergleichen!


    Das was du meinst ist doch, dass die Natur durch die Höhe und die Entfernung zum Heimatstandort in welcher die Begattung durchgeführt wird, bereits eine "natürliche Vorauswahl" der Drohnen vornimmt. Das nur die besten Drohnen zum Zuge kommen.


    Dies ist ja richtig und auch gut so und wird doch bei der Belegstellenanpaarung gar nicht in Frage gestellt. Diese Mechanismen bleiben doch bestehen. Es wird lediglich die Vaterseite schon in der Vorauswahl mit einer guten Genetik ausgewählt. Davon kommen auch nur die Besten zum Zuge...


    Oder verstehe ich hier etwas falsch?

  • Hallo zusammen,

    einer sachlichen Nachfrage kann ich mich nur schlecht entziehen, hier sind ein paar Antworten.

    Das was du meinst ist doch, dass die Natur durch die Höhe und die Entfernung zum Heimatstandort in welcher die Begattung durchgeführt wird, bereits eine "natürliche Vorauswahl" der Drohnen vornimmt. Das nur die besten Drohnen zum Zuge kommen.

    Richtig, die Paarung erfordert gute Flugleistungen vom Drohn und das schaffen nur die Fittesten.

    Aber das greift zu kurz, das ist nicht die gesamte Selektion, die auf die Drohnenpopulation wirkt.

    Noch viel wirksamer:

    • Kranke und geschädigte Drohnen (z.B. wegen Varroa, vermutlich auch Viren) sind mehr oder weniger unfruchtbar oder haben nur eine geringe Menge Samen.
    • Mangelernährte Drohnenlarven oder etwas zu kalte Aufzucht haben die gleichen Folgen.
    • Völker, denen ein ordentliches Brutnest nicht gelingt, kegeln sich väterlicherseits gleich komplett aus dem Erbgang.

    So ist bei Standbegattung gewährleistet, dass am Ende nicht allein die fittesten Einzeldrohnen, sondern nur Drohnen der erfolgreichsten Völker einer Population zum Zug kommen.


    Dies ist ja richtig und auch gut so und wird doch bei der Belegstellenanpaarung gar nicht in Frage gestellt. Diese Mechanismen bleiben doch bestehen. Es wird lediglich die Vaterseite schon in der Vorauswahl mit einer guten Genetik ausgewählt. Davon kommen auch nur die Besten zum Zuge...

    Ich baue keine Mauern und ziehe auch keine Zäune.

    Wer Belegstellen und künstliche Besamung nutzen will, mag das gerne tun. Der Erfolg für uns und unsere Bienen hängt halt von der Auswahl der eingesetzten Drohnen ab, ist Menschenwerk.

    Ich bin mir dagegen sicher, dass ich mich auf die natürliche Auswahl der Drohnen in der regionalen Population verlassen kann (siehe z.B. die erfolgreiche Umstellung auf starke und gut zu bearbeitende Völker in den 70er und 80er Jahren in der Mitte der Bundesrepublik (auch in den Großstädten!), hab schon mehrfach davon berichtet).

    Wenn die Königinnen aus der gleichen Population kommen wie die Drohnen und von uns gut selektiert sind, haben wir selbstverstärkende Prozesse. Und noch eins obendrauf: Der Korrekturmechanismus ist gleich mit eingebaut, denn ein ungenügendes Volk fliegt in der nächsten Runde aus dem Erbgang, siehe oben.

    Neben der Drohnenselektion gibt es noch zwei weitere positive Wirkungen der regionalen Population: Die größtmögliche Mischung der vererbbaren Eigenschaften und die Vermeidung von zu enger Zucht.

    • Zum Einen nimmt die Königin von bis zu 30 Drohnen erheblich mehr Sperma auf, als sie in ihrer Spermatheka einlagern kann. Gespeichert wird dann ein Mix aus dem aufgenommenen Samen.
    • Zum Anderen gehen sich die Königinnen und Drohnen bei der Nutzung der Drohnensammelplätze aus dem Weg (Drohnen -> nahe Sammelplätze, Königinnen -> entfernte Plätze).

    Über die Drohnen "erfahren" die jungen Königinnen also von den Eigenschaften, die augenblicklich bei vielen Völkern der Population zum Erfolg führen und bringen diese kollektive "Erfahrung" in die neu entstehenden Völker ein.

    Das kann man auch gerne als Kommunikation und Vernetzung verstehen.


    Ich selbst bevorzuge deshalb die Standbegattung meiner ausgelesenen Königinnen (und respektiere jede andere Entscheidung).


    Folie8.jpg


    Einzelbiene - Bienenvolk - Population

    Zu dieser Dreigliedrigkeit und zur besonderen Rolle der Drohnen darin hat Büchler in diesem Vortrag interessante Informationen gegeben: Büchler Vortrag

    (leider sehr schlechte Tonqualität, aber verlangsamt und mit Kopfhörer geht es ausreichend gut)


    Beste Grüße aus dem Hintertaunus,

    Rudi

    _______________________________

    Drei Imker - fünf Meinungen. Und ich stehe zu meinen beiden... ;)

  • Hallo Rudi,

    wir sind da nachweislich seit 2021 so ziemlich einer Meinung.


    Viele Grüße aus der Dolna Łužyca,

    Manne

    Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand. (Arthur Schopenhauer)

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  • Hallo Rudi nassauer ,
    diese Dreiheit gefällt mir sehr. Spontane Gedanken dazu:

    Die Biene als Mikrobiom

    Ein Mikrobiom ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen (wie Bakterien, Viren, Pilze und Protozoen), die einen Makroorganismus wie die Biene, Mensch, Tier … besiedeln.

    Da unsere Akarizide auf die Bienen wie Insektizide wirken, sollte unsere ganze Kraft auf eine behandlungsfreie Bienenhaltung gerichtet sein.


    Der Bien als Organismus

    Die Faszination: Ein sich thermodynamisch selbstregelndes autonomes System, Superorganismus in dem die Honigbienen in einer Gemeinschaft leben, mit Fähigkeiten, die über die der einzelnen Biene hinausgehen, in dem jede zum Überleben und Funktionieren des gesamten Organismus beiträgt.

    Bruder Adam: „Wir sollten immer daran denken: Im wesentlichen sind unsere Bemühungen auf eine vernünftige, fürsorgliche Pflege beschränkt.“


    Die Bienenpopulation

    Genetische Vielfalt als Garant für stabiles, gesundes, optimal angepasstes Gedeihen über Jahre, Jahrhunderte, Jahrtausende …

    Diese Vielfalt sollten wir durch eine einseitige Züchtung oder genetische Eingriffe nicht zerstören.

    Grüße Bruno

    12 Völker US-Dadant ... schauend, staunend, lernend ...

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