...Problem, es kümmern sich keine Tierärzte um die Bienen. Wäre dies der Fall, würde man die Beprobung anders durchführen und BSVs und Co bekämen eine andere Ausbildung...bemerke mit einiger Zufriedenheit, dass du jetzt zugibst, dass es uninformierte, unqualifizierte Amtsveterinäre gibt.
Ich würde das so nicht behaupten, die Amtsveterinäre wissen schon, wie man Seuchen bekämpfen soll. Das Problem liegt nur daran, dass Bienen eben keine Schweine, Hühner oder Rinder sind, sondern ein Superorganismus.
Vielen Dank für den Link auf Dr. Fux Vortrag. Freilich ist die Qualifizierung zum Fachtierarzt FR Bienen völlig unterrepräsentiert gemessen an der Verbreitung von Bienenvölkern und der Bedeutung ihrer Bestäubungsleistung. Aber was ist die praktische Konsequenz, v.a. jetzt, solange dieser Zustand noch andauert bzw. selbst wenn es genug FTÄ/Bienen gäbe: Wieviele Imker würden diese Ärzte freiwillig (kostenpflichtig) konsultieren? Da finde ich den derzeitigen Kompromiß mit speziell ausgebildeten ehrenamtlichen BSV und Monitoringprogramm besser als das bloße Beklagen von Mißständen, auch wenn es selbstverständlich auch dabei immer wieder Pannen, Fehlentscheidungen und Verbesserungspotential gibt. Willkommener Nebeneffekt der bloßen Existenz von BSV -> damit dem Sachzwang für die zuständigen AmtsVet, diese anzuleiten und zu schulen: Die AmtsVet mit BSV im Zuständigkeitsbereich müssen sich gezwungenermaßen mit der Spezifik von Bienenvölkern als Superorganismen und diesbezügl. Epidemiologie befassen - sei es auch nur, um Peinlichkeiten durch eigene Unkenntnis bei bienenspezifischen Fragen der BSV zu vermeiden. Lädt man den AmtsVet gar noch zum Vortrag in den Verein ein, kann es durchaus vorkommen, daß er sich für den damit verbundenen Anstoß zu beruflicher Fortbildung ausdrücklich bedankt...
Die sonst bei anderen Nutz-, aber auch Wildtieren übliche Art der Seuchenbekämpfung ist m.E. schon vom systematischen Ansatz her eine ganz andere als bei Bienen - nicht zuallererst weil jedes Bienenvolk ein Superorganismus ist/sonst übliche Diagnosemethoden bspw. nach Vitalparametern nicht greifen, sondern weil der horizontale Ansteckungsweg umgekehrt verläuft als man es sonst bei Seuchen gewohnt ist. Deshalb greifen die Denk- und Entscheidungsansätze aus der sonst üblichen Seuchenbekämpfung oft daneben.
Auf der Vortragsseite von Dr. Fux, auf der er die Grafik aus den Forschungen von Prof. Genersch zeigt (Vergleich Mortalitätsraten im Verhältnis zu Entwicklungsalter der Bienenlarven) finde ich die Bemerkung zu ERIC II irritierend "Entfernung der toten Made, bevor Sporen entstehen". Auch bei ERIC II vermehrt sich Paenibac. larvae massenhaft in der Larve und deren Darminhalt ist hoch infektiös - wenn auch noch gut "verpackt" in dem intakten Larvenhäutchen. Aber die Grafik von Prof. Genersch zeigt sehr deutlich, warum ERIC III und IV heute praktisch nicht mehr zu finden ist (nur bei historischen Proben): Diese früheren Genotypen töteten noch schneller als ERIC II (Larven bereits am Tag 4 tot bei ERIC IV: 95%, ERIC III: 80%, ERIC II: 55%, ERIC I: 35%). Das scheint mir auch ein Faktor dafür, daß AFB früher nicht so seuchenproblematisch war wie heute und die Bienen "ohne den ganzen Zirkus" von heute so lange überleben konnten.