Die Dunkle Biene (Reaktionen auf die Sendung der Montagsimker)

  • ....Und ich denke, dass wohl damit, ein gedämpftes Interesse an der Mellifera begründet werden kann...

    Wenn die "Erfahrungen" der Natur verhindert werden, werden die aus der menschlichen Bildung sprießenden Ergebnisse ihre Folgen zeigen, so wie aus dem Umgang mit der Varroose...

    Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand. (Arthur Schopenhauer)

  • Bei der Melifera sind die sehr guten Eigenschaften an weniger gute fest gekoppelt.

    Das stimmt so nicht - oder wie sonst hätte die Buckfast-Biene (als Kreuzungsprodukt aus Dunkler und Ligustica) ihren erfolgreichen Weg in die Beuten so vieler Erwerbsimker antreten können, als sanftmütige und ertragreiche Biene?


    Die eigentliche Stärke der Dunklen liegt weder in ihrer besonderen Widerstandfähigkeit gegenüber harten, rauen Wintern (daran ist eher die Carnica besonders gut) noch in extremer Ertragsstärke (die ja wiederum auch entsprechende Nahrungsgrundlagen, also ergiebige Massentrachten, voraussetzt), sondern vielmehr in ihrer Anpassungsfähigkeit!


    Bei ihrer Wanderung quer durch Europa, durch sehr unterschiedliche Klimazonen, durch fruchtbare Niederungen ebenso wie durch ärmlichere trockene Heidegebiete etc., hat sie eben Vorteile gehabt dadurch, dass sie auf vorübergehende klimatische Veränderungen (trockener oder verregneter Sommer) schneller reagiert, indem sie z. B. Brutpausen einlegt und insgesamt eine etwas "vorsichtigere" Volksentwickung aufweist.


    Diese Eigenschaften machen sie natürlich für Erwerbsimker (die in der Regel über entsprechnde Trachtgrundlagen verfügen bzw. diese anwandern) nicht unbedingt attraktiver - aber für kleinere Hobbyimker, denen es vielleicht nicht in erster Linie um einen maximalen Honigertrag geht, sondern um eine robuste Biene, die mit wechselhaften klimatischen Bedingungen (auch gerne mal reine "Regenwinter" abwechselnd mit richtig knackigen Frostwintern) und ebenfalls wechselhaften Trachtverhältnissen weitgehend selbstständig zurechtkommt, halte ich sie für eine überlegenswerte Alternative.


    Und für alle, die die Befürchtung hegen, dass die Dunkle untrennbar mit einer höheren Aggressivität verbunden ist (ob als Reinzucht oder als Kreuzungsprodukt), sei neben den Erfahrungen, die die tatsächlichen Halter erzählen können, auch nochmal auf den Urprung der sanftmütigen Buckfast als Kreuzungsprodukt verwiesen!


    Im Übrigen sind alle vom Menschen gepflegten Honigbienenunterarten im letzten Jahrhundert mit der Intensivierung der Imkerei massiv in Richtung leichterer Bearbeitbarkeit / Friedlichkeit ausgelesen worden, da ist die Dunkle Biene keine Ausnahme.

    Auch die Carnica war im letzten Jahrhundert wahrscheinlich noch nicht sooo friedlich wie heutzutage... (ich denke aber auch nicht, dass es vielen Imkern damals so wesentlich darauf ankam, "in Badehose imkern" zu können! ;))

  • Menschen halten doch schon seit Jahrtausenden Bienen. Man denke nur an die ägyptischen Wanderimker mit Tonbeuten auf Nilschiffen.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass man erst Mitte der 1900er Jahre darauf kam, auf Sanftmut auszulesen. Auch die Sache mit den 10 kg Ertrag damals kommt mir glaubhaft aber seltsam vor, hatte doch Adam mit der englischen Biene allein in der Heide um die 50 kg.

    Kann es sein, dass die Mitte der 1900er in Deutschland irgendwie besonders war und wir da aus irgendwelchen Gründen besonders schlechte Bienen hier hatten?

  • ...Auch die Sache mit den 10 kg Ertrag damals kommt mir glaubhaft aber seltsam vor,...

    Mein Imkervater, Jahrgang 1900, berichtete von 75 Pfund Spitzenertrag.
    Er imkerte in Alberti-Blätterstöcken.

    Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand. (Arthur Schopenhauer)

  • Mann oh Mann, Ihr könnt doch nicht sowas schreiben wenn Ihr genau wisst, daß ich nicht anders kann als zu antworten: Ja natürlich, von allen zusammen!

    Viele liebe Grüße und bleibt stabil

    Wolfgang

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie, also theoretisch.

  • Die Einmischung fremder Unterarten findet schon seit sicher 150 Jahren statt. Mir ist so im Hinterkopp der Begriff des "Italienisierens" der Bienen. Ich glaube Jan und Peter haben im Interview dazu auch einen gewissen Überblick mit entsprechenden Jahreszahlen als Anhaltspunkt geliefert. Diese Vermischungen waren sicher je nach Regionen unterschiedlich stark.


    Ich meine aus Erzählungen gehört zu haben, daß die "Heidebiene" in der Lüneburger Heide erst recht spät von anderen Sorten "verdrängt" wurde. Eine Vermischung hat aber ggf. auch da schon früher eingesetzt. Es wäre mal von Interesse, ob und ab wann das Bieneninstitut Celle in Richtung Zucht ging und damit die umliegenden Imker mit Königinnen versorgte und dann auch, mit welcher Sorte (ich meine, daß es heute Carnica sind).

    Die "Heidebiene" betrachte ich auch als eine noch speziellere Unterart der dunklen Biene, selektiert auf z.B. Schwarmfreude, auf dem die Betriebsweise der Heideimkerei in der Lüneburger Heide basierte.


    Auch die Erntemenge an Honig pro Volk ist immer relativ zu sehen. Wieviel Ertrag hat man bei einmaliger Ernte aus einem Lüneburger Stülper? Ich denke, das könnten 10 kg sein.

    Meine Vorfahren sind vermutlich mit 800 bis 1000 Völkern in die Heidetracht gegangen (Ich kenne nur die Zahlen der Überwinterungsvölker und ich kann mir gut vorstellen, daß meine Vorfahren dem Steuereintreiber längst nicht alle Völker angegeben haben). 800 Völker mal 10 kg sind 8 Tonnen Honig und das zu einer Zeit, als Deutschland und besonders die Lüneburger Heide viel dünner besiedelt war. Solche Erntemengen mußte man damals erstmal unter die Leute bringen. Und auf den Nachbarhöfen ging's ja ähnlich ab. 8-10 Tonnen Honig zu verarbeiten war sicher auch schon 'ne Hausnummer. Und das Wachs hatte man ja auch noch zu verarbeiten und es brachte gute Gewinne, da bei der Imkerei mit Körben mehr Wachs anfällt.

    Heutzutage haben die hiesigen Imker so um die 400 Völker (meine Vermutung ;-)), aber eben in größeren Kisten.


    Ich kann also den Aufschrei nicht ganz nachvollziehen. Vor einiger Zeit sprach ich mit einem hiesigen Imker (der auch mit mir verwandt ist, wie sich rausstellte), daß er auch gerne mal einige dunkle Bienen in seine Körbe setzt und sie zur Heidetracht einsetzt. Wenn ich ihn das nächste mal treffen sollte, dann hake ich da mal nach. Er imkert hauptsächlich aber soweit ich weiß mit der Carnica im Nebenerwerb. Folglich scheint er keine Angst zu haben, daß ihm die Dunklen seine anderen Völker "versauen".


    Aus Rinderbereich hatte ich vor einiger Zeit von einem Landwirt gelesen, der Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind ab und zu in seine HF-Herde einkreuzt. Ziel ist Robustheit. Seine HF-Rinder sind "Hochleistungsrinder" und geben sehr hohe Lebenleistungen an Milch. Das kriegt der nur hin, wenn er gesunde Top-Rinder hat, die lange leben.


    Man sollte also die Zuchtanstrengungen bzgl. Erhaltung der Dunklen Biene positiv sehen. Es ist immer ein Gen-Pool, auf den man dann später zurückgreifen kann.


    Ach ja, im (eigenen) Wald verbuddel ich eigene Eicheln aus hiesigen alten Eichen, weil ich davon ausgehe, daß diese Genetik angepasst ist auf genau meinen Standort.

    Andere Waldbesitzer in Deutschland verfahren genauso und nutzen ihr eigenes Saatgut-Potential von vor der Haustür.

  • Auch die Sache mit den 10 kg Ertrag damals kommt mir glaubhaft aber seltsam vor, hatte doch Adam mit der englischen Biene allein in der Heide um die 50 kg.

    Kann es sein, dass die Mitte der 1900er in Deutschland irgendwie besonders war und wir da aus irgendwelchen Gründen besonders schlechte Bienen hier hatten?

    Schon mal drüber nachgedacht das sie früher nicht Tonnenweise Sirup / Zucker zum Überwintern in die Völker gekippt haben bzw. Zucker nach dem Krieg Mangelware war und deshalb die Honigerträge anders aussahen ... Ich kenne es von meinem Opa , der hat bis in die 70er Jahre die Bienen auf eignem Honig überwintern lassen bzw. Rübenschnitzel ausgekocht .



    Zur Dunklen , ich oute mich auch mal , Jan hat mich vor ein paar Jahren angefixt ;) Habe dann vom Johannes letztes Jahr noch eine schöne Reinzucht bekommen und habe inzwischen einen eignen Stand mit den F1 Nachzuchten in den Wirtschaftsvölkern und muss sagen das ich sehr zufrieden bin. Nicht zu große Völker die sich schnell an die Situation anpassen und auch bei Mistwetter noch unterweg´s sind wenn die Carnica schon im Winterschlaf ist . Die Dunklen Völker machen nicht mehr Arbeit als andere Bienenvölker wenn man auf die Futterkränze achtet bzw. genug HR zur Verfügung stellt und bei kleinen Kö mal schaut ob sie keinen Unfug im HR treiben ;) Bei Schwülen oder Windigen Wetter sollte man aber nicht unbedingt große Operationen am offenen Herzen planen das mögen meine wirklich nicht aber sonst keine Probleme beim Freischneiden ect. Ich bin aber auch ein Imker der seine Völker inicht alle zwei Tage auseinander nimmt .

    Gruß Jens

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  • ronja raeubertochter .


    Da ich nur die dunkle Biene aus meinem Tal kenne/kannte, welche übrigens züchterisch, nur geringfügig bearbeitet wurde, kann ich nicht über ein Verhalten/Anpassung in anderen Gebieten berichten.

    Bei ihrer Wanderung quer durch Europa, durch sehr unterschiedliche Klimazonen, durch fruchtbare Niederungen ebenso wie durch ärmlichere trockene Heidegebiete etc., hat sie eben Vorteile gehabt dadurch, dass sie auf vorübergehende klimatische Veränderungen (trockener oder verregneter Sommer) schneller reagiert, indem sie z. B. Brutpausen einlegt und insgesamt eine etwas "vorsichtigere" Volksentwickung aufweist.

    - Auf Kälteeinbrüche, folgte die Kalkbrut.

    - Bei guter Tracht, wurde teilweise die Brut eingestellt.

    - In den guten Trachtjahren, gab es kaum Schwärme.

    - In den Trachtarmen Jahren, dafür umso mehr.


    Eine Anpassung, war also vorhanden..... :/


    .....Und ja. Wehrhaft, war sie in der Tat. Diese Eigenschaft, war zwar lästig, aber für mich nur bedingt störend.....Da habe ich mich angepasst.


    Lg Sulz....Der sich nicht gegen die Mellifera stellt, aber auch nicht dafür.

  • Auch die Sache mit den 10 kg Ertrag damals kommt mir glaubhaft aber seltsam vor, hatte doch Adam mit der englischen Biene allein in der Heide um die 50 kg.

    Kann es sein, dass die Mitte der 1900er in Deutschland irgendwie besonders war und wir da aus irgendwelchen Gründen besonders schlechte Bienen hier hatten?

    Schon mal drüber nachgedacht das sie früher nicht Tonnenweise Sirup / Zucker zum Überwintern in die Völker gekippt haben bzw. Zucker nach dem Krieg Mangelware war und deshalb die Honigerträge anders aussahen

    Ich hatte das ja mit den Erntemengen von Adam verglichen und der hat zur selben Zeit geimkert.


    In dieser Zeit war übrigens etwas anders. Laut Goltz „Auf dem Weg zu einer neuen Landrasse“ gab es vor dem zweiten Weltkrieg Bestrebungen eine reine Nigra in Deutschland zu züchten. Dabei wurde vor allem auf äußerliche Merkmale ausgelesen und es gab einen Reichskörmeister.

    Die alleinige Auslese auf Aussehen könnte dazu geführt haben, dass alle anderen Eigenschaften gelitten haben. Ich könnte mir außerdem vorstellen, dass man sich auf zu wenige, hervorragende Zuchttiere beschränkt hat und dadurch in dieser Population starke Inzuchtschäden hatte.


    Den Heideimkern war Aussehen übrigens schon immer egal. Sie wussten auch um Inzuchtschäden und haben deshalb immer wieder untereinander Bienen getauscht selbst auch einzelne Carnica und Italiener in ihre Bestände eingeführt. Da die Heidebiene so ausgesprochen erbfest war, wurden ihre Eigenschaften durch diese Blutauffrischung aber nicht verändert. Außer, dass die Bienen und Königinnen in den Körber bunter wurden. Das hat die aber wie gesagt nicht interessiert.

  • Landimkerei da tust Du dem Wasi jetzt aber Unrecht^^ Freu Dich doch, das Du all die Sorgen, Vorurteile und Urteile hier offen angetragen bekommst? Dann kann man drüber reden. Das ist doch auch nix, was man hier und jetzt klären muß. Ich seh das ganze eher als einen Prozess. Leben und leben lassen....

    Sehe ich auch so.

    hr braucht Besamer! Ihr braucht Leute die sich mit Genetik auskennen.

    ...

    Ich bilde Besamer aus, wenn Interesse.......

    ...

    Viel Erfolg bei Varroa 33, toll das ihr mitmacht.

    :thumbup: Meiner Meinung, der beste Beitrag, und das beste Angebot im ganzen Thread.

    Ich gebe mir deshalb stets Mühe sachlich zu kommunizieren und bin gern bereit Fragen zum Thema zu beantworten. Das tue ich solange, bis es unsachlich, beleidigend oder populistisch wird - danach ist mir meine Freizeit für solchen Blödsinn zu schade.

    Ja, schade. - Jahrzehntelanges Engagement auf der einen Seite, und Widerstand auf der anderen Seite haben scheinbar gegenseitige Verletzungen und ein dünnes Nervenkostüm hinterlassen. Wobei sich auch die Akteure um die Dunkle Biene offensichtlich nicht immer ganz einig waren, oder sind. - Für interessierte Neulinge (so wie mich) ein undurchsichter Dschungel.


    Für Interessierte hier ein Abriss über die ersten Anfänge bis zum Stand Feb. 2021, von der Homepage des BV Dunkle Biene e.V., versteckt im Newsfeed.


    :/ ... über die genannten (und erreichten) Ziele im Artikel hinaus, wird von Dipl. Bio. Sigrun Mittl die Anerkennung der Dunklen Biene als Wildtier und Aufnahme in die Rote Liste besonders gefährdeter Arten voran getrieben. (Keine Ahnung ob in Abstimmung mit dem BV Dunkle Biene e.V.) - Eine Anfrage von 2020 beim Bundesamt für Umwelt- und Naturschutz hatte als Antwort, "keine Dringlichkeit, weil bereits ausgestorben".


    Welche Folgen für die Imkerei eine Anerkennung der Dunklen als "Wildbiene" hätte bleibt abzuwarten. Ein Ausblick könnte sein...

    Zitat

    Nach § 37 (1) Punkt 3 BNatSchG (Wiederansiedlung von Tieren und Pflanzen verdrängter, wild lebender Arten in geeigneten Biotopen innerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets) [17] sind dann Wiederansiedlungsmaßnahmen zu ermöglichen.

    ... womit wir wieder beim Schutzgebiet wären.

  • 👍👍👍👍👍👍 Gefällt mir sehr,@VSOP, hihi. Bin nur etwas im Zweifel bei der letzten Quelle. Da geht es um “wild lebende Arten“, was die Frage aufwirft ob eine beimkerte Biene, die gerade in der Notaufnahme durch Elektroschocks wiederbelebt wurde, in einer Beute dieses Kriterium erfüllt. Vielleicht wäre ja dem Torben sein Seemannsbaum, zuhauf aufgestellt in Dunkelsachsen ein Ansatz.

    Viele liebe Grüße und bleibt stabil

    Wolfgang, der gerade wieder einen Clown gefrühstückt hat

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie, also theoretisch.

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