Saatgutmischung 'Lebensraum 1' - Erfahrungen?

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  • Hallo Ihr Lieben,

    wir haben im Ort einen Förderverein für benachteiligte Jugendliche und Erwachsene.

    Es wird viel draussen gearbeitet, Landschaftspflege, Baumfällarbeiten, Gemüseanbau, von allem ist etwas dabei.


    Im kommenden Jahr möchte man gerne (in Kooperation mit den Stadtwerken, die entsprechende Flächen zur Verfügung stellen) 'Insektenweiden' entstehen lassen.

    Die Vorbereitung des Bodens ist kein Problem, sondern sogar erwünschte Tätigkeit.

    Allerdings soll das Saatgut unbedingt mehrjährig sein, und am besten ganz ohne Schnitt sinnvoll bestehen können.


    Mir ist nach einiger Recherche die Saatgutmischung 'Lebensraum 1' immer wieder über den Weg gelaufen.

    Sie scheint auch für Wildbienen und Falter einiges parat zu haben und gleichzeitig Schutz für Wildtiere zu bieten.


    Habt Ihr selbst Erfahrungen mit dieser Mischung gemacht?

    Habt Ihr Bilder davon - vielleicht sogar im Verlauf der Jahre?

    Irgendwelche sonstigen Anmerkungen?


    Liebe Grüße;

    humml 🙂

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  • Ich würde mir da gar nicht so viele Gedanken zur Auswahl machen.


    Du könntest z.B. auch drei verschiedene Mischungen ausprobieren und dann sehen, auf welcher Fläche welche Mischung sich am Besten etabliert hat. Das Monitoring wäre doch eine schöne Sache für die benachteiligten Mitbürger.

    Was kreucht und fleucht da auf der Wiese.


    Auswahl-Kriterien: Mehrjährig und keine Pflege notwendig


    Ich würde da vielleicht die "Veitshöchheimer Bienenweide" nehmen, deinen "Lebensraum 1" und eine regional abgestimmte Mischung.


    Was zum Standort paßt, das setzt sich durch.


    Ich sehe selber in meinem Umfeld, wie sich Öko-Bürger bemühen, irgendeine Pflanze oder Baumart auf Biegen und Brechen neu anzusiedeln. Mal geht's, mal nicht. Nicht alles was die Öko-Truppen retten wollen läßt sich überall retten bzw. ansiedeln. Der Mensch kann nur Anschübe probieren, den Rest erledigt die Natur oder eben nicht. Zu mehr sind wir Menschen zu machtlos, wenigstens so wie wir leben.


    Je nachdem, was euch für Flächen zur Verfügung gestellt werden und unter der Voraussetzung, daß der Eigentümer (also die Stadtwerke) es genehmigt, können auch Sträucher-Reihen hi und da eine schöne Bereicherung sein. Ich finde z.B. Weiden schön und die Insekten auch.

    Gefahr besteht dann aber schnell, daß es zum Biotop erklärt wird.


    Ach ja, mit der Ansaat solltet ihr fachlich gut vertraut sein und viel Wert drauf legen, so daß es auch fruchtet und zum Erfolg führt. Sonst gibt's Frust und das ist das, was die Leute in dem Projekt am wenigsten brauchen.

  • Hallo Ihr beiden,

    Danke für Eure Antworten.


    keinimker, darauf, dass da möglichst wenig Grassamen (wenn überhaupt) enthalten sind, habe ich bei meiner Vorauswahl bereits geachtet.


    Hättest Du keine Bedenken, mehrere Mischungen miteinander zu vermischen?

    In all meiner botanischen Naivität ging ich bisher davon aus, dass Mischungen in sich aufeinander abgestimmt sind, und durch Hinzufügen von anderem Saatgut eher das Gleichgewicht durcheinander gebracht wird..?


    Schnuckenbock, die Veitshöchheimer Bienenweide hatte ich zuerst im Blick, fand dann aber den Lebensraum 1 ansprechender, weil offenbar mehr auf Wildbienen ausgelegt und zusätzlicher Schutz von Wild durch relativ hohen Wuchs.

    Ist natürlich die Frage, ob das auf den entsprechenden Flächen überhaupt gewünscht ist.


    Salweiden und Immerblühende Mandelweiden sind schon eingeplant, ebenso wie Wildkrokusse und andere Frühblüher, die sich auch auf kleineren Flächen schön anlegen lassen.


    Hymenoptera hatte doch mal verschiedene Flächen mit unterschiedlichen Saatgutmischungen eingesät - weiss jemand, wo ich die Ergebnisse dazu finden kann?

    Oder ähnliche Projekte?


    Liebe Grüße;

    humml

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  • Die Misschungen sind eher für die Standorte kreiert.

    Man kann auf frischen Standorten auch solche für Normalstanorte mischen. Aber für Nassstandorte wohl keine für Trockenwiesen dazu nehmen.

    Gleichgewicht gibt es bei der Ansaaten nicht. Das kommt erst im Laufe der ersten 5 Jahre. Wird auch von der Nutzung (Schnittzeit und -Häufigkeit) beeinflusst.

    Wichtig: Schnittgut ernten!

  • Ich habe sowohl die Lebensraum 1 michung als auch verschiedene Bienenweidemischungen im Anbau. Als Imker bevorzuge ich die Bienenweide, wenn es feucht genug ist honigt diese sehr gut. Auch ist die Unkraut Unterdrückung hier besser. Besonders in der Jugendentwicklung. Die Lebensraum 1 Mischungen ist für die Förderung des niederwilds konzipiert. Es blüht immer etwas aber keine Massentracht. Leider ist im kommenden Jahr Schluss mit den Blühmischungen. Wirklich sehr schade.

  • Gräser sollte man nicht untermischen, auf den meisten Standorten sind genug Grassamen im Boden. Die Gräser verdrängen die Kräuter sowieso in wenigen Jahren. Diesen Vorgang sollte man nicht noch beschleunigen

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  • Es gibt Unkräuter die die Aussaat überwuchern zb weisser Gänsefuss. Bei einem Kollegen hat der dieses Jahr eine Fläche mit Bienenweide überwuchert. Das wird auch im kommenden Jahr nichts mehr . Saatgutkosten 500 Euro plus Aussaat im kommenden Jahr zum zweiten Mal

  • Von den mehrjährigen Mischungen sollte man sich nicht allzuviel versprechen.

    Hab da selber Erfahrungen und auch einiges in der Gemarkung beobachtet.

    Im ersten Jahr, je nach Bodenbearbeitung/Pflanzenschutz meist o.k.

    Im zweiten erkennt man noch was es mal war.

    Ab dem dritten hat sich dann meist irgendwas durchgesetzt. Eher etwas was nicht in der Mischung war…

    Wenn irgendwo was bestimmtes wachsen soll, tun Landwirte auch einiges (teures und das daher nicht zum Spaß) mehr als nur zu säen…

  • Ich kenne Blühstreifen, die schon im ersten Jahr nicht das brachten, was sich erhofft wurde. Die Retter müssen begreifen, daß bestimmte Pflanzen z.B. nur ihre Existenz haben/hatten, weil eine Wiese abgemagert wird/wurde. Früher, weil man keinen (Kunst)Dünger hatte und es nicht besser wußte. Heute macht man das gezielt, aber es ist immer eine Folge unserer Kulturlandschaft. Die Heidefllächen in der Lüneburger Heide sind auch keine wilde Natur sondern die Konsequenz einer Übernutzung. Stellt man die Beweidung mit Schnucken ein, dann ensteht Wald. In neuerer Zeit werden auch Ziegen in die Herden intergriert, weil die Ziegen radikaler im Verbiss der Bäume sind. Der Wald, der entstehen würde, hätte verschiedene Stadien. Zuerst kommen Birke und Co und in Folge wird es die Eiche, Kiefer, was weiß ich sein. Dazu ein Unterbewuchs mit Heidelbeeren, Preiselbeeren, bischen Holunder, Feldahorn usw.

    Es entsteht eine Pflanzengemeinschaft, die zum Boden und zum Klima passt. Mehr nicht!


    Wenn ich auf einem Acker das Saatbeet vorbereite, dann ermögliche es vielen anderen Pflanzen neben meiner Wunschfrucht (Roggen, Weizen etc), daß sie da schön keimen können. Die Vielfältigkeit der Pflanzen in den letzten Jahrhunderten in der Flur ist eine Folge unserer Nutzung zur Lebensmittelerzeugung. Diese durch den Menschen geschaffene Vielfalt wurde eingeschränkt bzw. vernichtet durch die Pflanzenschutzmittel, die verfügbar wurden. Oder man hat sie schlicht mit der Hacke beseitigt, Ich kann mich noch an die Altenteiler vom Nachbarbetrieb erinnern, wie die in glühender Hitze in den Rüben standen und "Unkraut" gehackt haben.

    Ich bin übrigens kein Landwirt auch wenn ich einen Trecker habe.


    Ich hatte mal zwei Bilder gesehen von einer Feldmark, ich meine, es war aus der Eifel. Das erste zeigte einen Feldweg um 1900 mit angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen. Das zweite war an der selben Stelle aufgenommen, aber so um 2020 rum. Üppiger in der Natur war das von 2020. Das von 1900 zeigte eine sehr karge Landschaft. Sowas gibt einem zu denken.

  • Guten Morgen,

    Ich hatte verschiedene Mischungen ausprobiert und zwar auf zwei verschiedenen Standorten. Die Ergebnisse waren durchaus unterschiedlich und reflektierten vor allem unterschiedliche klimatische Bedingungen der Aussaatjahre. Erst im 2. Standjahr wird so eine Wiese richtig schön und wird auch danach ihr Gesicht jährlich verändern.

    Kurzes Fazit: sowohl der Wildbienen Saum von Rieger Hoffmann als auch der Mössinger Sommer und blühende Landschaften Region Nord wie auch die Veitshöchheimer Bienenweide haben tolle Blühaspekte geliefert. Man merkt, dass die Mischung aus Mössingen Wert auf hohe Attraktivität auch im ersten Standjahr legt, allerdings waren dort auch diverse Neophyten zu finden. Umgekehrt fand ich auch nur dort so schöne Raritäten wie die Kornrade, während die blühende Landschaften interessante alte Nutzpflanzen wie den Färberwaid sowie die Resede im Gepäck hatten.


    Ich habe diese Lebensraum Typ 1 Mischung noch nicht ausprobiert. Von der Zusammensetzung ist sie ja sehr umfangreich und ich hoffe, der hohe prozentuale Anteil an Sonnenblumen liegt daran, dass es sich um Gewichtsprozent handelt. Da die Mischung aber auch umfassender gedacht ist als nur für Wildbienen macht das vielleicht Sinn denn Sonnenblumen sind natürlich gutes Vogelfutter. Es ist eine lustige Kombination mit dem hohen Kleeanteil und dann diesen ganzen Magerstandort-Liebhabern. Ich schätze mal, die kann wirklich auf den verschiedensten Bodentypen sehr unterschiedliche Ergebnisse liefern. Also einfach mal ausprobieren, die Zusammensetzung hat auf jeden Fall Potential. Berichte doch mal!


    Herzliche Grüße

    Melanie

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