Aber wer einfach nur gierig ist, das braucht auch niemand gut zu finden.
Nun kommt es drauf an, ob ich ein Oligopol mit nur drei Playern am Markt oder gar ein Monopol habe, oder wie in unserem Fall ein Polypol mit tausenden kleinen Imker-Anbietern nebeneinander.
Wir haben ein absolut verzichtbares Produkt, kein Mensch braucht Honig zum Überleben (moralisch anders würde ich das z.B. bei Trinkwasser-Anbietern sehen). Es ist wie Schokopralinen, ein Luxusartikel: Zur Not kaufe ich statt Honig halt Sirup oder Zucker, kein Problem.
Wer einfach nur gierig ist, wird in unserem Fall bestraft (bei uns Imkern funktioniert der Markt!) - anders sieht es m.E. bei den Stromkonzernen aus, die können die fetten Preise einfach mitnehmen, weil der Markt dort nicht richtig funktioniert. Und anstatt staatliche Eingriffe zu reduzieren wie z.B. in der Praxis der Stromerzeugung, wo der Markt durch diese Eingriffe massiv verfälscht wird (angefangen von der fehlenden Haftung für Atomkraftwerksbetreiber bis hin zu der Regelung, dass immer der teuerste Strompreis für alle gilt und wir schön geschröpft werden), statt dessen sollen "Übergewinne abgeschöpft" werden, was wieder noch mehr staatliche Regelungen nach sich zieht.
Wenn ich gierig werde und Honig zu teuer anbiete, vergraule ich mir nachhaltig meine Kundschaft. Meine (moderaten) Preissteigerungen entsprechen der Inflation von ca. 10%, das tragen alle mit und ist okay, wir müssen allerdings aufpassen, weil gerade Imkereiprodukte über alle Maßen teuerer geworden sind.
Bei uns Imkern sortiert es sich von ganz von alleine aus.
Wenn du also satte 21% unterhalb dieser bereits belegten Zahlungsbereitschaft deiner Gegend bleibst, ist das nichts anderes, als würdest du auch sonst freiwillig immer 21% mehr bezahlen als auf Rechnungen steht.
Stimmt so nicht, weil die Wiederverkäufer an viel mehr und anderes Klientel herankommen als ich. An der Haustür nehme ich 7 Euro das 500g Glas, meine Wiederverkäufer nehmen teilweise 10,50 Euro, an der Tür würde ich so kein Glas verkauft bekommen. Vor meiner Tür steht eben nicht derjenige, der ein Andenken von einer Vernissage kaufen möchte, da kommen andere Leute vorbei. Außerdem muss ich kein Geschäft unterhalten und keine breite Produktpalette vorhalten, entsprechend verständlich, dass ein Supermarkt hier ein bisschen mehr verlangt (muss).
Ein großer Preissprung würde mich als Kunde mehr abschrecken als ab und zu kleinere Preiserhöhungen.
Meine Erfahrung ist eine andere. Der Kunde ärgert sich mehr über die Erhöhung als über die konkrete Summe. Also innerhalb einen gewissen Rahmens. 'Du hast doch letztens erst erhöht!' wiegt schwerer als '1€ teurer!?'
Ob sich ein Kunde ärgert, hängt sicher auch von dessen innerer Erwartungshaltung ab. Wenn ich dann den Preis erhöhe, wenn alle anderen den Preis erhöhen, stößt die Erhöhung eher auf Akzeptanz wie in einer Zeit, wo alle anderen den Preis gleich lassen und nur ich erhöhe. Was aus meiner Sicht ein weiteres Argument dafür ist, eher jetzt den Preis anzupassen und nicht erst dann, wenn der Markt wieder "fest" ist. Bzw. jetzt finde ich schon fast wieder zu spät, der richtige Zeitpunkt war mMn zum Jahreswechsel.
Schöne Grüße - Matthias