Oxalsäure-Dihydrat und Varroamilbe unter einem Handmikroskop

  • Hallo zusammen,


    ich konnte mir gestern 3 Varroamilben, die innerhalb von 4 Tagen gefallen sind, unter einem Mikroskop angucken. Die Bilder sind überraschend, wie ich finde, und deshalb möchte ich diese mit euch teilen.


    Die letzte Behandlung einer Blockbehandlung mit Oxalsäure war am 28.11.2021. Zwei von Drei der untersuchten Milben hatten aber jetzt noch Oxalsäure an den Beinchen (Stichwort: "Ab wann ist wieder natürlicher Milbenfall?"). Erwähnenswert ist auch, dass die Rücken der Milben frei von diesen Kristallen waren und ich auch keine Beschädigungen am Chittinpanzer erkennen konnte. Auch habe ich mir ein Paar der 26 toten Bienen angeschaut. Auf diesen waren keine Rückstände der Oxalsäure zu finden. Bild 10 zeigt zum Vergleich Rückstände der Oxalsäure auf dem Wachs eines Teelichts.


    Sehr gerne hätte ich mir die Milben aber auch die Bienen unmittelbar nach der Behandlung angeschaut. So konnte ich bspw. 3 Tage nach der letzten Behandlung noch 70 Varroamilben zählen aber auch ca. 200 tote Bienen. Bin aber damals nicht auf die Idee gekommen.


    Die Aufnahmen sind übrigens mit Hilfe eines Handmikroskops (60x-120x Vergrößerung, 18€) und der Kamera meines Smartphones entstanden. Hat jemand vielleicht noch Lust und die Möglichkeit seine Varroamilben/Bienen zu untersuchen und die Auswirkungen von Oxalsäure, auch z.B. wenn die Säure geträufelt wurde, abzulichten?


    Viele Grüße

  • Finden sich die Kristalle an allen Beinen oder nur an den vorderen?

    Meine Frage zielt darauf, dass die Milben ja überwiegend in den Bauchschuppen der Bienen sitzen und die Oxalsäure sie entsprechend erreicht.

    Dass sich an Bienen keine Rückstände finden, könnte darauf zurückzuführen sein , dass die sich ja putzen.

    I never loose - either I win or I learn (Nelson Mandela)

  • - IF Gerhard Brüning hat Fotos mit noch größerer Auflösung von den Milben-Haftlappen nach OX-Sublimation veröffentlicht und detaillierte Berichte dazu geschrieben (bspw. der vom Januar 2011). Leider ist seine Homepage inzwischen nicht mehr zu finden, aber Auszüge daraus mit Fotos und Berichten. Vorsorglich möchte ich nicht verlinken -> Suchworte: Gerhard Brüning + Oxalsäure eintippen und bei Bildern suchen. Auf einer Homapage iranischer Imker wird man z.B. fündig, sogar mit Originaltext in Deutsch.


    - BeOXte Milben können auch noch längere Zeit nach der Behandlung bzw. nach ihrem Tod aus der Wintertraube, aus vom Bien zeitweilig verlassenem Wabenwerk/auflebenden Putzaktivitäten bzw. Gemüllresten auf die Windel fallen. Ein Rückschluß vom Fund- auf den Todeszeitpunkt ist der Milbenleichen ist m.E. v.a. im Winter nur sehr bedingt möglich*. IF Brüning ging wohl von max. 24 h nach OX-Anhaftung aus gem. einer Mitteilung des BI Wien/Dr. Moosbeckhofer aus dem dortigen Experiment (Milben über OX-bedampfte Petrischalen laufen lassen).


    *Mit der "Knackprobe" lassen sich zumindest frisch verstorbene Milbenleichen herausfinden: Mit dem Fingernagel auf die Milbenleiche drücken - wenn es beim Zerquetschen knackt, wenn gar noch etwas Flüssigkeit austritt, dann ist eine zuvor noch gut vitale Milbe erst kürzlich verstorben. Ältere Leichen knacken dagegen nicht mehr und sind manchmal fast nur noch leere Chitinhüllen. Männliche bzw. junge Milben mit noch nicht ausgehärteter Kutikula knacken natürlich auch nicht, aber die erkennt man ja bereits an ihrer hellen Farbe.

  • WFLP

    Jap, wenn dann waren alle Füsschen mitbedeckt. Und das mit dem Putzen habe ich mir auch gedacht.


    ribes

    Ach guck, dann hat sich das echt geloht hier zu posten. Auf die Berichte von Gerhard Brüning wäre ich sonst vermutlich nicht gekommen. Diese sind auch noch über die Wayback Machine einsehbar. Vielen Dank für den Hinweis!

  • Finden sich die Kristalle an allen Beinen oder nur an den vorderen?

    Meine Frage zielt darauf, dass die Milben ja überwiegend in den Bauchschuppen der Bienen sitzen und die Oxalsäure sie entsprechend erreicht.

    Dass sich an Bienen keine Rückstände finden, könnte darauf zurückzuführen sein , dass die sich ja putzen.

    Die Oxalsäurekristalle haften ja nur an den feuchten Haftlappen der Milben. Die Bienen haben ebenfalls feuchte Haftlappen, können diese aber zuklappen. Die Haftlappen der Bienen sind im Stock zugeklappt. Die Bienen halten sich im Stock nur mit den Krallen fest. Dadurch werden die Haftlappen der Bienen nicht geschädigt.

    Gruß Bernd http://www.hommel-blechtechnik.de

    "Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel."

    (Bertrand Russel, englischer Philosoph und Mathematiker 1872 - 1970, Nobelpreis für Literatur 1950)

  • Vielen Dank für die eindrucksvollen Fotos. Sie zeigen, dass sich die OXS an den Beinen und Haftorganen der Milben ansammelt - ob kondensiert oder beim Laufen über bestäubte Oberflächen im Stock. Ich deute die Struktur als eine Mischung aus kristalliner und amorpher OXS, was m.E. ohne Belang für die Wirksamkeit ist.


    Es bestätigt meine Beobachtungen, dass die Wirksamkeit der staubförmigen OXS, angezeigt am Milbentotenfall, weit über die oft genannten 24 bis 48 Stunden hinaus gegeben ist. Dazu die Auswertung einer Behandlung im Oktober 2021, wo drei Völker nachbehandelt werden mussten.

    Will man nicht so lange zählen, kann man auch aus den Totenfallkurven ableiten, dass nach 6 Tagen im Mittel 86 % des gesamten Milbentotenfalls gelaufen ist. Den "hook" am Ende der Beobachtungszeit nach 12 Tagen beobachte ich des Öfteren und erkläre mir es damit, dass betroffene Milben, die es noch in eine Zelle geschafft haben, nach 12 Tagen tot beim Schlupf der Bienen abfallen.


    Die Daten zeigen aber noch etwas: Man kann sich schon am Milbentotenfall auf der Windel orientieren - nicht immer richtig, aber doch tendenziell anzeigend. Die erste Datenspalte zeigt die Anzahl toter Milben/Tag vor der Behandlung.

  • Das kann man nicht meckern. Schöne Fotos.

    ...der gleichen Effekt stellt sich auch bei der .bienenhilfe@ mit der PZM ein. Nur das die Wirkung nicht so lange anhält wie bei einer OXS-Verdampfung.

    Der Schweizer Gerhard Brüning, hat OXS in seinen Puderzucker gemischt um die Wirkung der PZM-Bestäubung zu erhöhen. Eine von mir angestrebte wissenschaftliche Zusammenarbeit konnte leider nicht stattfinden, da Herr Brüning nie auf meine Anfragen reagiert hat. Ich fands damals schade, weil es da sicherlich Synergieeffekte hätte geben können.

    Bienenhilfe ist übrigends OHNE OXS.

    Jonas

  • Hallo beemax,


    ich habe bezüglich der zeitlichen Abfolge des Milbentotenfalles vergleichbare Ergebnisse wie Du in der Kurve aufgezeigt hast.

    Allerdings gehe ich von einer sehr kurzen Zeit (wenige Stunden) aus, in der der Oxalsäurestaub in der Beute für die Aufnahme durch die Milben an den Milbenbeinen verfügbar ist. Ich vermute, dass die Milben, die die Kristalle an den Füßen aufgesammelt haben mehrere Tage brauchen, bis die Einwirkung zum Tod geführt hat und die Milben auf der Windel liegen.


    Meine Annahme (ist nicht wissenschaftlich untermauert), basiert auf folgender Überlegung. Die Jungmilben und die Muttermilben schlüpfen mit der Biene. Die Jungmilben brauchen 7 Tage (Eireifung) bis zur Fortpflanzungsfähigkeit (phoretische Phase). In dieser Zeit sitzen sie etwa 5 Tage auf einer Biene (Reifefraß) und schlüpfen dann 1-2 Tage vor der Verdeckelung zu einer Bienenlarve in die Zelle. Dort sind sie vom Oxalsäuredampf nicht mehr erreichbar. Es bleibt also ein Zeitraum von ca. 5 Tagen in denen die Jungmilben auf einer Biene vom Oxalsäuredampf erreichbar sind. Eine Blockbehandlung im 4 Tage Abstand (Tag 0/4/8/12/16) erreicht die Jungmilben m. E. sehr weitgehend. Die Muttermilben sind bereits fortpflanzungsfähig. Diese verbringen nur die Zeit außerhalb einer Brutzelle, die notwendig ist, um von der Schlupfzelle in die neu zu paraisierende Zelle zu kommen.


    Bei Brutfreiheit ist auch eine Einzelbedampfung sehr wirkungsvoll. Man erwischt fast alle Milben. Wenn Brut vorhanden ist, müsste die Blockbehandlung eigentlich ebenso wirksam sein, wenn die Oxalsäure während der 4 Tage zwischen den Einzelbedampfungen wirksam wäre. Die Blockbedampfung ist aber nicht so wirksam. Ich führe dieses darauf zurück, dass die Bienen die Oxalsäurekristalle relativ schnell (innerhalb weniger Stunden) wegräumen und die Muttermilben zwischen den Bedampfungen oft unbeschadet neue Zellen parasitieren können.


    Die Blockbehandlung ist trotzdem ausreichend um ein Volk bezüglich der Milben unter die Schadschwelle zu bekommen. Allerdings darf man die Sache dann nach der Sommer-Blockbehandlung nicht bis zur Winterbehandlung auf sich beruhen lassen. Es bedarf der Kontrolle und bei Bedarf weiterer Bedampfungen, bis die Reduktion der Milben erfolgt ist, sowie Kontrollen und bei Bedarf Bedampfungen im Herbst.


    Den "hook" nach 12 Tagen interprätiere ich ebenfalls dahingehend, dass getroffene Milbenleichen mit der schlüpfenden Biene aus der Zelle fallen.


    Es gibt eine Untersuchung, bei der ein befallenes Völker hälftig durch eine Zwischenwand geteilt wurden. Eine Hälfte wurde behandelt. Dann wurden nach definierten Zeiten die Zwischenwände entfernt und der Milbenfall, bezüglich der Wirksamkeit der Behandlung auf die nicht behandelte Seite ausgewertet. auch diese Untersuchung zeigt nur eine kurzfristige Wirksamkeit auf. Wenn ich einen Link finde stell ich ihn ein. Ich meine es war eine Untersuchung in Hohenheim 2002. Sollte jemand den Link haben, wäre es nett, wenn er hier eingestellt würde)

    Gruß Bernd http://www.hommel-blechtechnik.de

    "Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel."

    (Bertrand Russel, englischer Philosoph und Mathematiker 1872 - 1970, Nobelpreis für Literatur 1950)

  • http://www.uni-hohenheim.de/fileadmin/einrichtungen/bienenkunde/Downloads/Jahresbericht/2002_jahresbericht_lab.pdf


    siehe Seite 8


    Es geht zwar hier ums Träufeln. Die grundsätzliche Erkenntnis aus dem Versuch ist aber m. E. auch aufs Bedampfen übertragbar.

    Gruß Bernd http://www.hommel-blechtechnik.de

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    (Bertrand Russel, englischer Philosoph und Mathematiker 1872 - 1970, Nobelpreis für Literatur 1950)

  • Bernd@

    OXS träufeln und OXS verdampen, würde ich in deren Wirkung nicht gleichsetzten.

    OXS-verdampfen halte ich für wirkungsvoller.

    Eine Überdosierung ist beim Verdampfen nur schwer möglich.

    Beim Täufeln, kann schon mal etwas zu viel auf einer Stelle auf die Traube passieren.

    Jonas

  • Danke, Bernd für Deine Interpretation. Deine Deutung ist nachvollziehbar. Woran ich immer scheitere - wir haben es (im Sommer/Herbst mit Brutnest) mit einem dynamischen Prozeß zu tun. D.h., alle von Dir geschilderten Vorgänge laufen ständig parallel ab und der Milbentotenfall ist das Ergebnis aller dieser Effekte.


    Nehmen wir an, dass die Milben in einer bestimmten Phase des Geschehens besonders anfällig seien, so erwischt man nur diese Fraktion bei der Behandlung sicher. Der Rest entgeht mehr oder weniger geschädigt. Aus diesem Grund und natürlich wegen der fortwährend neu schlüpfenden Milben muss man im Block behandeln. Du hast die 5*4 Tg. erwähnt, ich mache es 4 * 4 Tg. Das reicht, um den Völkern Unterstützung zu geben.


    Interessant ist der messbare Milbentotenfall in der folgenden Winterbehandlung. Bei den o.g. Völkern 3, 11 und 13 lag er sehr moderat zwischen 7 und 50, also quasi nix.


    Es ist nicht ganz einfach diese dynamischen Parallelprozesse zu werten, so mein Eindruck.

    Anerkennen, was ist ! (Hellinger)

    2 Mal editiert, zuletzt von beemax ()

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine einmalige Behandlung mit Sublimieren von OX im Sommer ausreichen kann. Die Säure liegt als Staub vor und wird sich auch auf den Bienen niederschlagen. Der Staub ist nicht so irritierend für die Bienen, dass sie sich sofort putzen, aber Bienen putzen sich sehr regelmäßig.

    Daher wird nach kurzer Zeit 2-3 Tage kaum noch Ox-Staub auf den Bienen verleiben. (Denkt an die Geisterbienen mit Springkrautpollen am Rücken) Alle Milben, die direkten Kontakt mit dem OX-Staub bekommen, auf der Biene oder beim Klettern in eine Zelle, werden geschädigt.

    Doch trifft dies für die Milben zu, die sich bereits in einer geschlossenen Zelle befinden?

    Bienen sind sehr sauber und gerade im Brutnestbereich wird geputzt, was das Zeug hält.

    Das wird zwar nicht für alle Bereich in der Beute gelten, doch gibt es auch die Arbeitsteilung im Volk, so dass wohl nicht viel Staub durch die Füsse der Bienen mit zum Brutnest getragen wird.

    Daher halte ich die Blockbehandlung für sinnvoll.

  • Hallo Night Shodow,

    bin da ganz Deiner Meinung. Nur die Milben auf den adulten Bienen können geschädigt werden. Daher mein Gedanke, die bisher in den Zellen verblieben Milben (wegen Durchbrütens) mit einer weiteren Bedampfung zu eliminieren. Befindet sich doch in Varromed sowohl Oxalsäure als auch Ameisensäure. Und Varromed hat Null Tage Wartezeit!

    Darf also theoretisch bis zur Salweidenblüte angewandt werden......

    Spricht etwas gegen Oxalsäureverdampfung bis zum Aufsetzen der Honigräume?


    Neugierige Grüße

    Andrea

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine einmalige Behandlung mit Sublimieren von OX im Sommer ausreichen kann.

    [...]

    Doch trifft dies für die Milben zu, die sich bereits in einer geschlossenen Zelle befinden?

    Das beste Werkzeug taugt schließlich nichts, wenn man es falsch einsetzt :) Das sublimierte Oxalsäure nicht in die geschlossenen Zellen wirkt ist hinlänglich bekannt und sollte bei jeder Anwendung entsprechend berücksichtigt werden. Blockbehandlung ist möglich, ich selbst habe aber bessere Erfahrungen damit gemacht, die Völker brutfrei zu behandeln.

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