Typischer Varroaschaden?

  • Gestern während der Winterbehandlung musste ich leider feststellen, dass es ein Volk (von 10) nicht geschafft hat. Es waren nur noch eine Handvoll Bienen rund um die Königin, ein paar auf dem Boden, der Rest der Kiste war leer.

    Es sind alles voller frischer Stifte zu sehen, die KÖ muss vor dem Ende also noch kräftig gelegt haben. Schade!


    Behandelt wurde ab Ende Juli mit 4 x 4 verdampfen und gleich danach pro Volk drei Oxalsäurestreifen ans Brutnest, die immer noch im Volk waren.

    Den anderen Völkern geht es super, warum es hier nicht geklappt hat – keine Ahnung.


    Ist das ein typischer Varroaschaden?


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  • Ja - ganz typisches Schadbild.


    Es fehlen die Winterbienen. Vermutlich war auch die Varroabefallsrate noch zu hoch. Das Volk hat bis zu letzt, mit viel zu niedriger Bienenmenge, versucht ein dafür viel zu großes Brutnest aufrecht zu halten. Also versucht gegen den Varroaschaden anzubrüten, nur dass die evtl. doch noch schlüpfenden Bienen entweder von Varroa geschädigt, oder zumindest nicht gut gepflegt sind, also keine echte Verstärkung darstellen. Dadurch verausgaben sich die Winterbienen, bei Temperatureinbruch kann das Brutnest nicht warmgehalten werden. Brut verkühlt, was zu zusätzlicher Aufräumarbeit zwingt. Ein Teufelskreis. Normalerweise sieht man dieses Bild erst im Frühjahr, in schweren Fällen aber auch schon zur Winterbehandlung.


    Abgesehen davon, dass es weder für die Bedampfung, noch für die Streifen in Deutschland eine Zulassung gibt,... Die Oxalsäure-Blockbedampfung bei Brut ist keine gut abgesicherte Sommerbehandlung. Bei Oxalsäurestreifen liegen auch noch wenige Erfahrungen vor. Beides klingt zwar vielversprechend, aber wenn du solch experimentelle Verfahren anwendest, bist du praktisch gezwungen die Wirksamkeit auch gut zu überwachen. Du schreibst, die Königin hat bis zu letzt gut gelegt? Vielleicht ist dem Volk gerade das zum Verhängnis geworden. Vielleicht hattest du Glück, dass die anderen Völker zur Zeit der Blockbehandlung weniger Brut hatten und damit die Wirksamkeit besser war. Viel Brut heisst, viel Spielraum für die Milben sich zu verstecken. Aber hier sind wir im Bereich der Spekulation.


    Wenn die restlichen Völker im Frühjahr noch da sind - Glück gehabt. Aber ich würde trotzdem über das Varroakonzept nochmal nachdenken. Also a) Behandlungserfolg prüfen. (z.B. Alkoholauswaschung) und b) Oxalsäure wirkt am besten bei Brutfreiheit - wenn TBE zu viel Aufwand darstellt und keine Ableger gemacht werden sollen. Ich würde zum Scalvini greifen, Brutfreiheit schaffen und dann mit Oxalsäure sprühen. Bei Brutfreieheit ist die Wirksamkeit hoch.


    jetzt erstmal Daumen drücken, dass die anderen im April noch da sind.

    Gruß

    Ludger

  • Da Bild ist ziemlich eindeutig. Man kann die Diagniose noch absichern, indem man einige verdeckelte Zellen öffnet. Da müssten sich reichlich Varroen finden. Außerdem kann man dabei anhand der Puppen andere Brutkrankheiten ausschließen.

    Ich habe auch mal in einem Jahr mit Sommerblockbedampfung gearbeitet. Die Winterverluste waren danach ungewöhnlich hoch. Ich würde im Sommer immer zur OS-Behandlung bei Brutfreiheit raten.

    Zu den OS-Streifen kann ich nichts sagen. Ich sehe da aber ein Problem, weil das Verfahren nicht standardisiert ist.

    I never loose - either I win or I learn (Nelson Mandela)

  • Behandelt wurde ab Ende Juli mit 4 x 4 verdampfen und gleich danach pro Volk drei Oxalsäurestreifen ans Brutnest, die immer noch im Volk waren.

    Den anderen Völkern geht es super, warum es hier nicht geklappt hat – keine Ahnung.

    Wenn OXS-Staubbehandlung bei verdeckelter Brut, sollte es 7 * 3 Tge. sein, um einen kompletten Brutzyklus abzudecken. Für weniger Behandlungen mit größeren Abständen braucht es schon eine entsprechende Genetik, welche eine Koexistenz von Bien und Milb begünstigt.


    Die Wirksamkeit von OXS-getränkten Streifen kenne ich nicht.


    Die anderen Völker würde ich jetzt sehr genau beobachten.

  • Das hätte schon funktionieren können, aber für dieses Volk war der Behandlungsstart Ende Juli viel zu spät. Ohne Befallskontrolle, schon im Juni oder noch früher, tappt man eben im Dunkeln.

    Dass das Volk im Juli schon so stark vermilbt ist, könnte an einer unzureichenden Winterbehandlung liegen.

    Dieses Volk hätte man, zu obigen Datum, nur mit einer totalen Brutentnahme retten können.

    Wie Ludger schon schrieb: Scalvinikäfig, sofort nach der letzten Honigernte, oder noch besser, schon 14 Tage davor.

    Bitte schreib in diesem Faden, im Frühjahr, wie Deine anderen Völker ausgewintert sind


    Gruss

    Ulrich


    Ich bin bei Dir in der Nachbarschaft, wenn Du jemanden zum Anschauen vor Ort brauchst, melde Dich.

  • Bei Bild 2 bei 7.00 bis 8.30 Uhr sehe ich noch unverdeckelten Nektar .

    Ist es denkbar, dass das Brutnest zum Zeitpunkt der Winterbienenaufzucht

    verhonigt war ? Bei mir gab es dieses Jahr massiven Eintrag von Springkraut/

    Balsamine von Anfang August bis Ende September. Faktisch wie in einer

    anderen Massentracht. Wenn das auch bei Dir so war, wäre zu allem bisher

    Geschriebenen nachvollziehbar, warum da nicht genügend gesunde Winter-

    bienen entstanden sind . :/

  • Die anderen Völker würde ich jetzt sehr genau beobachten.

    Um dann ggf. was zu machen? Da reicht es doch nachzuschauen, ob sie Anfang April noch da sind. Der Zug ist auf dem Gleis. Sogar die Winterbehandlung ist doch schon im November erledigt (meine hier sind teilweise noch eine halbe Handfläche in Brut). Die Behandlung im Block bedampfen (aber nicht im richtigen Abstand) plus OS Streifen (max. in der Erprobungsphase) plus Winterbehandlung (zu früh), - wenn's gut geht, dann wären es sehr zähe Bienen & eine gehörige Portion Glück. Gibt es ja durchaus. Ich drücke die Daumen!

    Imkern im Spannungsfeld zwischen Hoffnung und resignativer Reife

  • Das hätte schon funktionieren können, aber für dieses Volk war der Behandlungsstart Ende Juli viel zu spät. Ohne Befallskontrolle, schon im Juni oder noch früher, tappt man eben im Dunkeln.

    das ist dass was du auch daraus lernen musst.

    Alles andere ist auch gesagt.

    Mir sterben auch Völker wech.....

    Mund abwischen, besser machen

    Das, was du sicher weisst, hält dich vom Lernen ab.


    Richtige Auslese und exaktes Verpaaren, ist das Ruder mit dem das Schiff auf Kurs gehalten wird.

    Paul Jungels


    https://www.bienen-plus.de/

  • Auenbiebe, das offene Futter ist für jedes Volk notwendig, und ob sie es geöffnet haben, oder noch nicht verdeckelte ist egal.

    Die vielen leeren Zellen deuten nicht auf eine Brutnesteinschränkung durch zu viel Nektareintrag hin.


    Gruss

    Ulrich

  • Varroakot sollte am Zellenboden sein. Solange noch genug Bienen vorhanden sind, räumen sie abgestorbene Brut aus. Mit Schrumpfen der Volksstärke wird da immer weniger getan und es bleibt Müll in den Zellen zurück. Varroageschädigte Bienen leisten keinen Dienst im Bienenvolk, selbst wenn sie lebend schlüpfen.


    Gruss

    Ulrich

  • Danke für die hilfreichen Kommentare!

    Dass das Volk im Juli schon so stark vermilbt ist, könnte an einer unzureichenden Winterbehandlung liegen.

    Letztes Jahr hatte ich alle Völker einer TBE Anfang Juli unterzogen + zweimaliges Verdampfen im Sep. + Winterbehandlung im Dezember. Zudem war dieses Volk Ende Juni ohne Weisel, da kam die neue KÖ rein.

    Fünf Völker wurden durch Schwarm und Kunstschwarm aus Honigräumen neu gebildet und brutlos bedampft, da sollte es "eigentlich" keine Probleme geben.


    Der Scalvinikäfig kommt nächstes Jahr zum Einsatz, als Alternative zur TBE im Zweijahresrhythmus.



    Danke Immenlos für dein Angebot der Nachbarschaftshilfe!

  • Die Behandlung im Block bedampfen (aber nicht im richtigen Abstand) plus OS Streifen (max. in der Erprobungsphase) plus Winterbehandlung (zu früh), -

    Die Winterbehandlung wurde zwar etwas früher als letztes Jahr vorgenommen, aber dennoch drei Wochen nach dem ersten Frost. Sollte das Wetter mitspielen, werde ich Mitte Dezember nochmal verdampfen - kommt aber auf die Fallzahlen der nächsten Tage an.

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