Nur Mut: Die Brutpause nach Büchler funktioniert!

  • Hallo zusammen,

    Hallo, anbei ein Link zu einem erneuten Vortrag von Herrn Dr. Ralph Büchler vom 27.10.2021 auf dem YT Kanal von "Stadtbienen", Link >>hier<<


    Hut ab und Respekt vor diesem aus meiner Sicht absolut sehenswerten, super-spannenden, kompetenten und zum Nachdenken anregenden Vortrag, ...

    Die Diskussion um diesen Vortrag hat mich angeschubst:

    Das ist keine schöne Theorie, die uns der Ralph Büchler da entwirft.

    Das ist ein Weg, der für viele Imker - auch Imker mit kleinen Beständen - praktisch gangbar ist.

    Ich kann das deshalb sagen, weil ich in den letzten 30 Jahren meine Imkerei immer mehr in diese Richtung entwickelt habe.


    Nein, ich kann (und will) Euch keine varroatolerante Biene anbieten, ich habe ja gar keine.

    Trotzdem bin ich mit dem bis heute Erreichten hoch zufrieden.

    • Zu Beginn dieses Weges - nach dem Perizin-Schock in den 90er Jahren - fielen in meinen Völkern im Behandlungszeitraum durchschnittlich 1500 bis 5000 Milben/Jahr.
    • Nachdem ich um das Jahr 2005 herum meinen Weg gefunden hatte (in den Tiefen des Forums ist einiges dazu zu lesen), sank dieser Durchschnittswert auf 800 bis 1500 Milben/Jahr.
    • Aktuell scheint sich dieser Wert in Richtung 600 zu bewegen und es sind in jedem Jahr Völker dabei, deren Varroa-Vermehrung im Spätsommer/Herbst so wie bei diesem zweijährigen Volk verläuft:


    2021 Volk 26.jpg


    Dieses Volk wird nicht winterbehandelt und seine Königin hat gute Chancen, nach 2 erfolgreichen Wirtschaftsjahren in einem Ableger zu leben und während ihrer restlichen Lebenszeit für die Vermehrung zur Verfügung zu stehen.


    Gleichzeitig werden Völker mit solchen Vermehrungsraten aus dem Erbgang der Region entfernt:


    2021 Volk 24.jpg


    Diese werden spätestens nach 2 Wirtschaftsjahren aufgelöst und durch Jungvölker mit Töchtern der "guten" Königinnen ersetzt.


    Dies alles bei Standbegattung und im vollen Vertrauen darauf, dass unsere Bienen in ihrer langen Entwicklungsgeschichte ein perfektes Selektionsverfahren für die Vaterseite entwickelt haben. Genau so, wie Ralph Büchler es im obengenannten Vortrag beschreibt.

    Das ist das Schöne daran: Wir müssen uns bei diesem Konzept wirklich nur um die Auslese der Mutterseite kümmern, was ja relativ einfach ist..

    Alle guten Drohnen aus der Region sind unsere Freunde - egal, welchen Migrationshintergrund sie haben. Und die weniger vitalen Drohnen kommen erst gar nicht zum Zuge.


    Das geht! Und es funktioniert auch bei kleineren Imkereien (...bei mir sind es im letzten Jahrzehnt weniger als 20 Wirtschaftsvölker).

    Es geht allerdings nix mit der Brechstange, es braucht ein paar Jahre und es gibt keine Garantie dafür, dass man im Laufe seines Lebens den vollen Erfolg einfahren kann.

    Es hat sich trotzdem gelohnt: Bis hierhin habe ich eine tolle Imkerei gehabt, hab ordentlich Honig geerntet, hab immer weniger Arbeitszeit pro Volk benötigt, hab immer weniger Varroen am Stand, hab immer weniger Chemie (organische Säuren) eingesetzt, hab vitale Bienen gehabt und meine Winterverluste lagen in der ganzen Zeit unter 2% (auch in den "schwierigen" Jahren!).


    Das geht um so besser, je mehr Kollegen aus der Region ähnliche Ziele verfolgen (...hatte ich mir hier bei uns etwas besser erhofft, hat aber auch so funktioniert).

    Und ich bin sicher (...teilweise weiß ich es sogar): Im Lande verstreut gibt es etliche Imker, die jetzt schon ähnliche Ziele verfolgen. Aber sie werden nicht sichtbar, weil sie keine spektulären Erfolge vermelden können.


    Also: Geht es an.

    Am besten mit Euren eigenen Bienen, um die genetische Basis möglichst breit zu halten. Wir wissen ja nicht (...wir ahnen es noch nicht einmal) welche Eigenschaften aus dem reichen Erbgut der Honigbienen in den Jahren des Klimawandels noch gebraucht werden.


    Disclaimer: ;)

    Ich will Imker ermutigen, den von Ralph Büchler gezeigten Weg zu gehen.

    Das richtet sich nicht gegen AGT, VSH, VSB, SDI und auch nicht gegen "Überlebenstester".

    Wir haben alle gute Gründe für unsere Wege und sind alle nur am Probieren.

    Wichtig ist, dass unser breiter Strom am Ende zu seinem Ziel kommt: Varroatolerante Bienen.


    Beste Grüße und nix für ungut,

    Rudi


    ...der eigentlich nichts mehr schreiben wollte, aber die Diskussion um Büchlers Ansatz unterstütze ich gerne mit ein paar guten Nachrichten.

    _______________________________

    Drei Imker - fünf Meinungen. Und ich stehe zu meinen beiden... ;)

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  • Hallo Rudi Maurer?

    Schön wieder mal was von dir zu lesen...

    :daumen:


    Und kein Problem, wenn du deine Selektion nur von der Mutterlinie her machst. Der Weg ist halt steinig und steil...

    :liebe002:

    Grüße Luffi


    Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer. :u_idea_bulb02:

    (Lucius Annaeus Seneca - römischer Politiker, Dichter und Philosoph - * 4 v.Chr, † 65)

  • Egal wie, es gibt nicht DEN Weg. Vielen Dank für deinen Mut, das Durchhaltevermögen und deine Erfahrungen.


    Liebe Grüße Bernd.

    Pushen wir uns nicht an den Stöckchen dieser Welt, bewegen wir Baumstämme, auf denen wir stehen.

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  • Hallo Rudi, danke für die - auch für mich als Kleinstimker - mutmachende Anleitung. :u_idea_bulb02:

    Bisher habe ich eigentlich nur im Dunklen gestochert und versucht zu beobachten und zu beurteilen. Vieles blieb unklar und für mich sehr verwirrend.

    Mit Deinem Text und dem Video von Hrn. Büchler als Einstieg, habe ich jetzt eine Anleitung an der Hand, die ich in meine bisherige Betriebsweise sehr gut integrieren kann - alles gleich kopiert und ausgedruckt .

    Nächstes Jahr geht es mit neuem Mut weiter !

    :p_flower01:

  • Danke, lieber Rudi,

    so sehe ich das auch.

    Auch kleine Imkereien habe Potenzial! Oft unterschätzt!

    Die Selektion auf gute Königinnen ist auch mein Ansatz. Eine oder auch ein paar gute gibt es immer. Dazu noch ein paar gute Bedingungen wie Futterqualität oder zurückhaltende Arbeit an den Völkern, dann geht es auch in solchen „Hobbyistenläden“ aufwärts .

    Der Begriff „breiter Strom“ ist sehr passend gewählt.

    Danke nochmals

    Harald

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für Euer herzliches Willkommen, das freut mich!

    Und schön, Dass Du den Bienen treu geblieben bist.

    Das stand nie in Frage, als ich hier mit dem Schreiben aufhörte. Mir gingen ja nicht die Bienen auf den Sack, sondern nur ein paar (vor)laute und mobbige Imker.


    Heute präsentiert sich das Forum glücklicherweise etwas anders, deutlich kooperativer.

    Daran habt Ihr - luffi, d2dum und rase - einen großen Anteil und dafür habt Ihr und viele andere meinen Respekt. :):thumbup::thumbup:


    Insbesondere die Initiativen um das VSH-Projekt finde ich bärenstark.

    Den Aufwand, die Konsequenz und die Ausdauer können nur wenige bringen.

    Also: Alle meine Achtung und ich wünsche Euch viel Erfolg.

    Beste Grüße aus dem Taunus,

    Rudi

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    Drei Imker - fünf Meinungen. Und ich stehe zu meinen beiden... ;)

  • Hallo zusammen,

    Und kein Problem, wenn du deine Selektion nur von der Mutterlinie her machst. Der Weg ist halt steinig und steil...

    Find ich eigentlich gar nicht, eher das Gegenteil. Ich finde eigentlich, dass ich außer dem alltäglichen Imkern nicht viel für das ganze Varroatoleranzgedöns mache.


    Wenn ich eine planvolle, systematische Völkerführung betreibe (...versuche ich sowieso schon immer), dann ist die meiste Arbeit getan.

    • Die Brutpause muss ich halt irgendwie in meine Betriebsweise einbauen, aber das tun ja sowieso schon viele Kollegen.
    • Und die selektive Vermehrung muss integriert werden, aber wer von uns macht eigentlich keine Jungvölker?
    • Altvölker gezielt abschaffen: Das gehört unbedingt zur selektiven Vermehrung und ist vielleicht noch nicht in vielen Imkereien zu finden. Ist aber immer ein gutes Betriebsmittel.

    Mein Zusatzaufwand beschränkt sich im Grunde nur auf die etwas systematischere Beobachtung und Auswertung des Varroatotenfalls von August bis Dezember.

    Ich brauche auch keine besonderen Geräte (z.B. Stereomikroskop) für meine Beobachtungen. Ne gute Brille und manchmal etwas Licht (LED-Taschenlampe) genügen mir.

    Noch nicht mal eine Tabellenkalkulation ist nötig (...gönn ich mir aber), Blatt und Stift reichen völlig aus.


    Und von Mitte Dezember bis Mitte Juli imkere ich so, als ob es Varroa gar nicht gäbe. In dieser Zeit liegen noch nicht einmal Varroa-Diagnosegitter in meinen Böden.

    Und wenn ich ganz zufällig übers Jahr eine aufsitzende Varroa zu sehen bekomme, dann denk ich mir "Ah, sieh an, eine Varroa!" und arbeite in Ruhe weiter. Das geht natürlich nur, weil ich sicher bin, dass meine Völker sich zur Einwinterung unterhalb der Schadschwelle bewegen.


    Einen langen Atem braucht es halt.

    Aber Ihr befindet Euch ja scheinbar in einer ähnlichen Situation, wenn Ihr Eure VSH-Königinnen in der Fläche etablieren wollt.

    Beste Grüße aus dem Taunus,

    Rudi

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    Drei Imker - fünf Meinungen. Und ich stehe zu meinen beiden... ;)

  • Vielen Dank für diese wichtige Info und Bestätigung, dass der "strategische" Ansatz auch fruchtet und der Aufwand von nahezu jedem/r mit seiner Imkerei geleistet werden kann. Der Mehraufwand und die notwendige Aufmerksamkeit sollte doch für die Meisten von uns machbar sein.


    Das Problem dürfte sein, bei Misserfolgen durchzuhalten und gegen Skeptiker das Vorgehen zu verteidigen. Ich habe dies im Ansatz mit entsprechenden Königinnen begonnen; es gibt aber nach wie vor Höhen und Tiefen. Besonders schwierig ist es, die Nachbarimkerschaft zu überzeugen. Da ist man noch sehr fokussiert auf "Rassen" (mit ' ner Gelben arbeite ich nicht!).


    Du machst uns Mut!

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  • Hallo ingrid,

    Rudi, hast Du von August - Dezember das Diagnosegitter permanent drin ? Oder nur zu "Zähltagen " ?

    Dein erster Beitrag hat mich natürlich besonders gefreut, wie Du Dir vorstellen kannst. :)

    Ja, ich hab die Gitter in dieser Zeit immer drin.

    Dazu schreib ich Dir noch was, brauche aber etwas Zeit.

    Schönen Rest vom Sonntag,

    Rudi

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    Drei Imker - fünf Meinungen. Und ich stehe zu meinen beiden... ;)

  • Besonders schwierig ist es, die Nachbarimkerschaft zu überzeugen. Da ist man noch sehr fokussiert auf "Rassen" (mit ' ner Gelben arbeite ich nicht!).

    Wenn du genug Völker hälst, bleibt ihnen garnichts andres übrig. :D

    Hier werden schon knatschorange Carnicaköniginnen verkauft...

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