unruhiges Volk

  • In meinem ersten Jahr mit den Bienen dachte ich im August auch plötzlich: „Oh Gott, ich muss umweiseln, die sind ja nicht auszuhalten! Total unruhig, manchmal sogar stichig!“

    Seitdem hat sich meine Meinung dahingehend etwas verändert. Nach meiner Erfahrung reagieren Völker unterschiedlich auf die äußeren Bedingungen - zum Beispiel darauf, dass die „gute Zeit“ vorbei ist und es Herbst wird. Als Imker muss man dann besonders vorsichtig mit denen umgehen, die darauf extremer reagieren - also gut füttern und behandeln, ansonsten brav in Ruhe lassen. Im August, meist auch schon im Juli, braucht man keine kompletten Durchsichten mehr (außer, man hat einen Verdacht).

    Bei mir ist es von Jahr zu Jahr besser geworden und ich habe immer entspanntere Bienen - weil ich ruhiger und entspannter geworden bin, die Bienen möglichst wenig störe und sie so gesund wie möglich mit so wenigen Eingriffen wie nötig halte.

    Ich rate daher erst mal zum Abwarten, gerade einem Jungimker. Die Situation ist anders, wenn es sich wirklich um ein Stechervolk handelt, die Bienen also auch Menschen attackieren, die sich nur in der Nähe des Stands aufhalten. Aber das hört sich bei dir jetzt erst mal nicht so an - stechen sie überhaupt direkt, oder „drohen“ sie nur?

    Bei mir hat sich bewährt, direkt beim ersten (vorsichtigen!) lösen den Deckels an allen Ecken jeweils einen Rauchstoß ins Volk zu geben, noch bevor man überhaupt etwas öffnet. Gern auch ins Flugloch. Und: Rauch darf nicht zu heiß sein!

    Viel Erfolg, das wird schon. Und falls sie im nächsten Frühjahr immer noch ungnädig sind, kannst du dann immer noch die Königin tauschen.

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  • Bei mir hat sich bewährt, direkt beim ersten (vorsichtigen!) lösen den Deckels an allen Ecken jeweils einen Rauchstoß ins Volk zu geben, noch bevor man überhaupt etwas öffnet. Gern auch ins Flugloch. Und:

    Und:..Bei "stichigen" Völkern, hatte ich nebst dem Smoker, auch einen Wasserzerstäuber zur Hand, mit dem ich die "Angreifer" in die Wabengassen zurück gedrängt habe......Aber klar. Nur mit Wasser befeuchten.....Nicht einwässern.


    Lg Sulz.

  • Auch euch vielen Dank für eure Ratschläge und Meinungen. Direkt gestochen wurde ich noch nicht - wahrscheinlich dank der Schutzmontur. Jedoch werde ich auch nach dem Bearbeiten von ein paar Bienen bis zum Auto begleitet welche regelmäßig gegen meinen Schleier Hämmern. Also bis zum Auto - ca 30 Meter- lasse ich seit ein paar Wochen die Schutzkleidung an da es anders leider bei dem Volk nicht geht. Zu Anfang konnte ich hier die Montur direkt nach der Bearbeitung neben der Beute ablegen.


    Mit dem Wasserzerstäuber werde ich es nochmal bei Gelegenheit ausprobieren.

  • Und falls sie im nächsten Frühjahr immer noch ungnädig sind, kannst du dann immer noch die Königin tauschen.

    Wie stellst du dir das vor?

    Kaufst du bei mir überwinterte Königinnen im März, April kosten vielleicht bisschen mehr, dafür hast du eine Ruhige Saison. Viele Grüße aus Wiesbaden

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  • Sorry, aber Sprints in Vollmontur gehören glaube ich nicht zur guten imkerlichen Praxis.

    Das Volk würde ich ganz sicher umweiseln, und zwar schon bald, der Herbst ist da die beste Jahreszeit.

    Im Frühjahr ist das schwieriger mit der Annahme, Königinnen schwerer zu besorgen und

    deine Nachbarimker freuen sich auch nicht gerade über Drohnen mit solcher Genetik.

    LG

  • Es könnte die jetzt sichtbare Genetik der Kö' sein, d.h., beobachten, ob es so bleibt. Ist das der Fall, würde ich im Sept./Okt. umweiseln.


    Andererseits gibt es nach der Haupttracht schon mal solche Völker, die unwirsch werden. Gründe sind z.B. stille Umweiselung, Varroalast oder Futtermangel (auch Pollen fehlt schon mal).


    Trifft dies alles nicht zu, dürfte es die Genetik sein.

  • Hallo Zusammen,


    die Reaktion der Bienen auf meine Wenigkeit steigen zunehmend in ihrer Agressivität. Als ich die Tage den Verdunster entfernen wollte und den Deckel geöffnet habe quoll direkt eine Masse an Bienen aus der Beute und attackierte mich - ohne das ich überhaupt einen Handschlag, außer den Deckel zu entfernen, getan habe. Ich musste erstmal die Flucht ergreifen und bin mit einer Handvoll Soldatinnen im Nacken auf große Distanz zum Volk gegangen. Ich konnte bei dem zweiten Versuch gerade noch wieder den Deckel auflegen da sich wieder eine eine Menge Bienen sich an meiner Hose und Jacke setzten um fleißig ihren Stachel dort hineinzudrücken. Die Aktion hat mir 9 Stiche eingebracht. Mittlerweile ist mir klar das es sich hier um die Genetik handeln muss. Das umweiseln dieses Volkes sehe ich noch als sehr sehr große Herausforderung. Ich werde mich da nochmal mit meinem Profiimker vor Ort beraten.

  • Lös die auf, spar dir den Stress mit dem Umweiseln. Dafür musst du ja noch mehrfach die Kiste durchwühlen, das würde ich mir bei so einem Volk nicht antun.

    Dick mit Stichschutz (dich) einpacken, Kiste ersatzlos weg vom Stand tragen 10-50m an einen Ort wo keine Menschen sind. Warten bis die Flugbienen abgeflogen sind, dann so zügig wie möglich alle Bienen abstoßen/abfegen, alle Waben in eine bienendichte Kiste mit Deckel und wenn Zweifel ob Volk gesund einschmelzen. Stand erst am nächsten Tag wieder besuchen.

    Bienen seit 2019, Warré-Beuten im Umstellungsprozess auf Dadant-Blatt-Trogbeuten, „klassische Magazinbetriebsweise“ mit Absperrgitter im Naturbau, aktuell 6 Völker

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  • Hallo Zusammen,


    die Reaktion der Bienen auf meine Wenigkeit steigen zunehmend in ihrer Agressivität. Als ich die Tage den Verdunster entfernen wollte und den Deckel geöffnet habe quoll direkt eine Masse an Bienen aus der Beute und attackierte mich - ohne das ich überhaupt einen Handschlag, außer den Deckel zu entfernen, getan habe. Ich musste erstmal die Flucht ergreifen und bin mit einer Handvoll Soldatinnen im Nacken auf große Distanz zum Volk gegangen. Ich konnte bei dem zweiten Versuch gerade noch wieder den Deckel auflegen da sich wieder eine eine Menge Bienen sich an meiner Hose und Jacke setzten um fleißig ihren Stachel dort hineinzudrücken. Die Aktion hat mir 9 Stiche eingebracht. Mittlerweile ist mir klar das es sich hier um die Genetik handeln muss. Das umweiseln dieses Volkes sehe ich noch als sehr sehr große Herausforderung. Ich werde mich da nochmal mit meinem Profiimker vor Ort beraten.

    Ohje, das klingt ja wirklich anstrengend (und deutlich anders als das letzte Mal, als ich mich noch fürs Durchhalten ausgesprochen habe).

    Verstellen und Flugbienen abfliegen lassen ist auf jeden Fall eine gute Idee, dann sind die ganz bösen schon mal weg. Ist die Königin gezeichnet? Andernfalls würde ich sie auch nicht suchen wollen, sondern lieber abfegen.

  • Moin,

    Auflösen macht bei so einem Volk auch Arbeit und wenn du die Kö nicht findest, dann hast du 50m vom Stand weg einen Schwarm mit Kö sitzen. Parallel werden die Bienen, die zurück fliegen, sich ggf. bei den anderen beiden Völkern einbetteln. Dann hast du da ne Zeit auch Unruhe.

    Ist die Königin gezeichnet? Oder traust du es dir auch so zu, die Kö bei dem Volk zu finden?

    Guck erstmal, ob du noch ne Kö irgendwo her bekommst.

    Dann würde ich das Volk einmal durchsehen und die Königin, wenn möglich, käfigen.

    Nach 9 Tagen die Kö raus und nach 2h die neue Kö zuhängen, ggf. alles gleich auf neue Waben setzen.

    Alternativ halt wie oben beschrieben, wobei ich ein Volk ungern einfach so aufgebe (da bin ich vielleicht doch immer noch zu sehr Jungimker;-)

    Grüße aus HH Andreas


    Man kann sich den ganzen Tag aufregen :evil: ------- Ist aber nicht verpflichtet dazu :cool:

  • Keine Ahnung ob ich noch ein Jungimker bin, aber ein Volk, dass nicht buckelbrütig ist möchte ich nicht einfach irgendwo abschlagen. Ein nicht unerheblicher Teil der Bienen sitzt dann nämlich im Gras und wartet auf den Tod. Bei Buckelbrut unvermeidbar, ansonsten für mich nicht akzeptabel.


    Stattdessen würde ich (ebenfalls dick eingepackt) einen Flugling mit den stichwütigen Flugbienen bilden und beim (hoffentlich harmloseren) Brutling mein Königinnensuchglück versuchen.

    Wenn nötig kann man den dann nochmal trennen, indem man die Brutwaben in eine Leerzarge abschlägt und die Brutwaben über Absperrgitter draufsetzt. Am nächsten Morgen hängt die Kö unter dem Absperrgitter. Brutling wieder mit Flugling vereinigen, leicht zu findende Kö abservieren und weiter gehts mit neuer Kö.

    Dann hat man evtl. auch Bienen abgeschlagen aber trotzdem fast alle gerettet.

    Bei einem Volk kann man das mal mache finde ich. Bei großer Völkerzahl muss man seine Arbeitszeit vielleicht anders einplanen.

    Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende!

  • Ich wäre mit dem direkten immer gleich umweiseln etwas zurückhaltend. Hatte dieses Jahr einen Ableger der mit den Neuen Bienen ähnlich reagiert hat, Deckel auf, es quoll aus dem Rähmchen und Attacke sowie die Folie gelüftet war. Nachdem ich sechs Stiche in sechs Sekunden kassiert habe, gab ich auch erstmal großzügig Fersengeld.


    Dick eingepackt dann beim einschlagen des Ablegers waren die Bienen wieder friedlicher (außer ein paar Kopfnüssen keine Attacke). Ich beobachte in diesem Fall erstmal was Dieses Volk an Benehmen entwickelt bevor ich gleich umweisel. Sanftmut schliesst bei mir nicht aus, auch mal einen schlechten Tag zu haben.


    Mein Imkerpate (mit >60 Jahren Erfahrung) meint auch ein Stecher am Stand als Sicherheitsdienst hat noch nie geschadet und schult den Imker im Umgang mit den Bienen.


    Ich versuch dieses Volk, was sich gut entwickelt, erst mal über den Winter zu bringen da Umweiseln nie Risikofrei ist und auch Geld kostet. Nächstes Jahr seh ich dann weiter, als Imker mit nur weinigen Völkern sollte man immer Gedult vor Vereinigen, Umweiseln etc.walten lassen.


    Wie Honigdachs schon meinte kommt es auf Sinn und Nutzen an, wer viele Völker hat handelt auch entsprechend rigoroser, da sind Maßnahmen wie umweiseln abschlagen und auflösen einer Arbeitseffizienz unterworfen die ein Mini oder MicroImker nicht an den Tag legen muss.


    Deine Maxime sollte aber sein Maßnahmen die per Ferndiagnose empfohlen werden sorgfältig zu bedenken und nach den Gegebenheiten vor Ort selbst zu entscheiden.

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