Verwirrung: Welche Königin und wie dann weiter

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  • Hallo zusammen,

    bisher kenne ich mich nur mit der Vermehrung über Ablegerbildung aus. Aber je nachdem kommt man da an seine Grenzen was die "Qualität" der Völker angeht. Für mich als Gartenimker sind Sanftmütigkeit und Schwarmträgheit besonders wichtig.

    Nun habe ich mich dazu entschieden, es mal mit Königinnen vom Züchter/Vermehrer zu versuchen. Was ich mich nun frage:

    1. Wie geht es dann mit diesen Königinnen weiter? Sollte ich alle zwei Jahre neue Königinnen kaufen und umweiseln, oder ist es auch sinnvoll möglich, von diesen zu vermehren und wieder Ableger zu bilden und dann erst in ein paar Jahren bei Bedarf neues Material einzusetzen? Oder kann ich davon ausgehen, dass in diesem Fall am Ende vermehrt "schwierige" Völker dabei herauskommen (Stecher, hängen in den Bäumen etc.)?

    2. Ist es sinnvoller, begattete oder unbegattete Königinnen zu kaufen und unterscheiden diese sich bezüglich 1.?


    Natürlich kosten unbegattetete oder standbegattete Königinnen nicht die Welt. Aber irgendwie fühlt es sich auch seltsam an, auf Ausschuss hinzuarbeiten, wenn ich alle zwei Jahre mit zugekauften Königinnen umweisele.


    Grüße

    Christoph

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  • Oder kann ich davon ausgehen, dass in diesem Fall am Ende vermehrt "schwierige" Völker dabei herauskommen

    Das hängt von der Genetik der Bienen in der Umgebung ab. Die Nachzucht wird wahrscheinlich nicht so gut sein, wie die Königinnen vom Züchter, aber vielleicht trotzdem gut. Sie kann aber sogar besser sein.

    Wenn Du Königinnen zukaufst, musst Du nicht öfter umweiseln als mit eigener Nachzucht. Hier gibt es also keinen Unterschied.


    Ein günstigere Lösung kann der Zukauf unbegatteter Königinnen oder schlupfreifer Weiselzellen sein.

    Auch da hängt die Qualität der Völker natürlich wieder an den Drohnen der Umgebung.

    I never loose - either I win or I learn (Nelson Mandela)

  • Nun habe ich mich dazu entschieden, es mal mit Königinnen vom Züchter/Vermehrer zu versuchen. Was ich mich nun frage:

    1. Wie geht es dann mit diesen Königinnen weiter? Sollte ich alle zwei Jahre neue Königinnen kaufen und umweiseln, oder ist es auch sinnvoll möglich, von diesen zu vermehren und wieder Ableger zu bilden

    Gute Entscheidung!

    (Besser Du kauft gleich 2 Schwestern, denn es könnte ja beim ersten Überwintern was schief laufen, dann hast Du wenigstens noch eine)

    Wie geht es weiter? Auch gute Frage. Wie es weiter gehen könnte ist, nachdem Du Dir eine gute, nicht standbegattete, Königin vom Züchter gekauft hast:


    Im Jahr 1:

    1. von Deinen "anderen" Völkern bis auf die Besten 1 oder 2: "Drohenbrut schneiden!"
    2. von der Königin vom Züchter, mindestens 3-4 Ableger machen (oder wenn Du mehr Völker hast entsprechend mehr) und Standbegatten lassen.
    3. von Deinen bisherigen Völkern (vielleicht mit Ausnahme des Besten Volkes, sofern das wirklich gut ist)), im Herbst Königin abdrücken und jeweils mit einem Ableger vereinigen
    4. Lass all Deine Nachbarn auch von der "Züchterkönigin" nachziehen und überrede sie bei allen Völkern Drohnenbrut zu schneiden.

    Im Jahr 2:

    1. von allen Völkern, bis auf den Ablgern von Jahr 1, "Drohnenbrut schneiden"
    2. von der Königin vom Züchter, wieder 3-4 Ableger machen (oder wenn Du mehr Völker hast entsprechend mehr) und Standbegatten lassen.
    3. Im Herbst, die schlechtesten 2/3-3/4 der Wirtschaftvölker die Königin abdrücken und mit einem Ableger vereinigen.
    4. Lass all Deine Nachbarn auch von der "Züchterkönigin" nachziehen und überrede sie bei allen Völkern, bis auf die "Züchterköniginnenvölker", Drohnenbrut zu schneiden.

    Im Jahr 3 und den folgenden:

    1. bei den schlechtesten 2/3-3/4 der Völker - "Drohnenburt schneiden"
    2. von den besten zwei Völkern vom Jahr davor, 3-4 Ableger machen (oder wenn Du mehr Völker hast entsprechend mehr) und Standbegatten lassen.
    3. Im Herbst, die schlechtesten 2/3-3/4 der Wirtschaftvölker die Königin abdrücken und mit einem Ableger vereinigen.

    Bist Du dann irgendwann nicht mehr zufrieden mit Deinen Bienen, kannst Du ja nach 6-10 Jahren wieder eine (besser 2) gute Königin vom Züchter kaufen....

    Ein günstigere Lösung kann der Zukauf unbegatteter Königinnen oder schlupfreifer Weiselzellen sein.

    Auch da hängt die Qualität der Völker natürlich wieder an den Drohnen der Umgebung.

    Wenn Du wirklich davon vermehren möchtest, ist das meiner Meinung nach, die teurere Variante, denn Du benötigst ja gleich 6-10 solcher unbegatteter Königinnen oder Zellen, damit Du im Jahr darauf wenistens ein paar Völker mit guten Drohnen hast und im Jahr danach müsstest Du wieder 6-10 solcher unbegatteter Königinnen oder Zellen kaufen damit Du auch wieder gute/brauchbare "Zuchtköniginnen" bekommst...

  • Weil Du meist nicht weißt, welche "Genetik" um Deine Standorte etabliert ist, dürften unbegattete Königinnen zwar günstig zu haben sein, das Ergebnis ist dann eben "entsprechend".


    Willst Du etwas mehr Gewissheit beim Königinnenkauf, musst Du tiefer in die Tasche greifen und über die gekauften begatteten Kö's Züchter selektieren, will heißen, den aussuchen, der Deinen Bienenerwartungen entspricht.


    Alle bieten an - honigstark, sanftmütig, schwarmträge, krankheitsresistent etc. Und dann musst Du ggf. feststellen, dass sie dennoch geschwärmt sind, dann keinen Honig mehr bringen und am Ende noch vermilbt sind...


    Ich will die Züchter nicht schlechtreden - da gibt es top-Königinnen - die muss man aber erst finden! Es gibt auch Varianten, also jährliche Schwankungen, da ja alles Biologie ist. Das muss man dem Züchter seines Vertrauens auch mal verzeihen.


    Ein Kriterium, das die meisten Imkerlinge immer vernachlässigen ist der Preis. Billig ist manchmal ausreichend, aber niemals top!


    Und falls Du jetzt fragst, wer ? - Finde es heraus; es gibt ein breites Angebot.


    Nachtrag: Franz hat's ja dargestellt, wie man mit den Jahren seine genetische Auswahl etabliert. Ich bin ganz froh, dass meine Imkernachbarn brav ihren Drohnenschnitt machen ;)

  • Wahrscheinlichkeitsüberschlag:

    A) Zugekaufte begattete Kö.: Ob sie selbst wirklich die gewünschte Genetik hat und ebenbürtige mit jedem Spermienpaket in ihrer Spermatheka bevorratet, stellt sich erst heraus, wenn die von ihr abstammenden Arbeiterinnen erwachsen sind.

    B) Zugekaufte unbegattete Kö.: Genetik der von ihr abstammenden Arbeiterinnen ist auch abhängig von jedem einzelnen der ca. 30 Drohnen, der sie begatten durfte. Welche Genetik auf den Drohnensammelplätzen in Deinem Flugkreis vorherrscht, hast Du ja jahrelang erfahren. 1 (mglw. gewünscht) : 30 (unerwünscht)

    C) Aus Deinen Völkern selbst nachgezogene Kö. auf einer Belegstelle mit hoher Anpaarungssicherheit von ca. 30 Drohnen begattet, die alle die gewünschter Genetik in ihren Spermien weitergeben. 30 (erwünscht) : 1 (von Dir selbst beobachtet und ausgewählt)


    Tatsächlich ist es noch ein wenig komplizierter,

    http://www.bienenmachenschule.de/pdf/Honigbienengenetik.pdf

    aber für eine Grundentscheidung reicht doch der grobe Überschlag, oder?


    Im Verein haben wir uns auf "Spielregeln" verständigt, z.B. (mit aufsteigender Priorität):

    - schärfere und konsequentere Selektionsarbeit an jedem Bienenstand (nicht nur bei der Ablegerbildung, auch beim Drohnenschnitt)

    - für unsere Standbegattungen Bildung von Anpaarungszonen durch koordinierte Absprachen direkt benachbarter Imker zur bevorzugten Genetik und deren Einführung zum einheitlichen Zeitpunkt -> gezielte Beeinflussung der Lufthoheit auf den Drohnensammelplätzen dieser Anpaarungszonen

    - verstärkt Belegstellen zur Begattung unserer Prinzessinnen zu nutzen incl. Absprachen zu Sammeltransporten hin und zurück.

  • Das schießt jetzt wahrscheinlich über das Ziel hinaus. Für Anfänger ist es schon ein erheblicher Fortschritt, wenn sie Zuchtstoff zukaufen und nicht durch Nachschaffung vermehren.

    Zudem werden auch die Königinnen vom Züchter nur standbegattet sein.

    I never loose - either I win or I learn (Nelson Mandela)

  • Zudem werden auch die Königinnen vom Züchter nur standbegattet sein.

    Das kommt darauf an, welche Königin man vom Züchter kauft! Die Besten Züchter bieten nicht nur standbegattete Königinnen an... ;)

    Die meisten Züchter bieten Belegstellen- oder gar Inselköniginnen an, aber ist dein Rat wirklich sich so eine Dame ins Haus zu holen? Ich dachte damit betreibt man schon eher etwas professionellere Zucht, als das man davon via Ableger vermehrt.

    "Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen." Mark Twain

  • Sicherlich, das Bessere ist der Feind des Guten.


    Auch bei den Königinnen von Züchtern gibt es Unterschiede und - natürlich - Ausreißer. Mancher nennt sich gar Züchter, läßt es aber an Verantwortung und Sorgfalt fehlen.

    Mag sein, daß Standbegattungen bei Züchtern tendenziell bessere Ergebnisse bringen, weil sie die Drohnensammelplätze um ihren Begattungsstand mit guter Genetik dominieren. Allerdings nutzen auch sie bevorzugt Belegstellen mit hoher Anpaarungssicherheit. Dieser Mehraufwand schlägt sich selbstverständlich dann im Preis für solche Königinnen nieder. Die sollte der Käufer dann nicht in Wirtschaftsvölkern verschleißen, sondern gezielt zur Nachzucht nutzen und ihre Legeleistung schonen/zeitlich verlängern.

  • Zudem werden auch die Königinnen vom Züchter nur standbegattet sein.

    Das kommt darauf an, welche Königin man vom Züchter kauft! Die Besten Züchter bieten nicht nur standbegattete Königinnen an... ;)

    Die meisten Züchter bieten Belegstellen- oder gar Inselköniginnen an, aber ist dein Rat wirklich sich so eine Dame ins Haus zu holen? Ich dachte damit betreibt man schon eher etwas professionellere Zucht, als das man davon via Ableger vermehrt.

    Problem ist ja vermutlich auch, dass man auch von Insel- oder künstlich-Begatteten nicht ohne Prüfung selbst adäquate Wirtschaftsköniginnen nachziehen kann.

    Rechnet man dann Anschaffungspreis, "Ausschuss" und Zeit&Euqipment für Zucht ein, dann kann man sich vmtl. wieder jedes 2. Jahr gute Wirtschaftsköniginnen vom Züchter kaufen, wenn die eigene Völkeranzahl nicht exorbitant ist.

    Zumindest sagt das meine Überschlagsrechnung.


    Gruß,

    Friedrich

  • Problem ist ja vermutlich auch, dass man auch von Insel- oder künstlich-Begatteten nicht ohne Prüfung selbst adäquate Wirtschaftsköniginnen nachziehen kann.

    Hast Du Post #4 gelesen, so kann es nämlich gehen - das nennt man unter anderem auch Basiszucht... :)

    Problem ist, das wenn man sich JETZT Gedanken macht unter umständen 2021 von guten und bekannten Züchtern keine "Guten/Geprüften" Königinnen mehr bekommt.

    Man kann sich jetzt gedanken machen und für 2022 plannen und alles vorbereiten...

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