Als Freund von historischen Stabilbau-Begattungskästchen bin hier und in einem anderen Forum auf Niesetaler / Niessetaler Begattungskästchen gestoßen. Leider konnte ich keine weiteren Infos unter den Begriffen finden. Ich bin davon ausgegangen, dass es sich um eine Ortsbezeichnung handelt und es gibt eine Ortschaft Niestetal. Also auf gut Glück einfach mal den örtlichen Imkerverein in Kassel angeschrieben und gefragt, ob die so ein Kästchen kennen. Niestetal liegt in direkter Nachbarschaft zu Kassel. Volltreffer. Kurz nach meiner Anfrage hat sich der Ehrenvorsitzende des Imkerverein Kassel Manfred Deichmann bei mir gemeldet, der das Kästchen und auch den Erfinder kennt und mir sehr ausführlich Infos liefern konnte. Ganz herzlichen Dank auch noch einmal dieser Stelle für die Hilfe!
Damit das Kästchen nicht in Vergessenheit gerät möchte ich euch an meinen bisherigen Infos teilhaben lassen:
Das Kästchen nennt sich richtig Niestetaler Begattungskästchen und wurde von Heinz Menger entwickelt. Herr Menger hatte auch ein Patent für eine Entdeckelungsmaschine, die über Fritz vertrieben wurde.
Das Niestetaler Begattungskästchen wurde Ende der 70er Jahre entwickelt. Der Prototyp war aus Holz, die später kommerziell vertriebenen Serie dann in Styropor.
Das Niestetaler-Kästchen gleicht einem quadratischen Trichter mit einer Grundfläche von ca. 10x10cm. Die Abmessungen am Stülp-Deckel sind ca. 15x15cm. Durch die daraus resultierenden schrägen Seitenwände bauen die Bienen die Waben nicht an. Auf halber Höhe an einer Seitenwand befindet sich ein ca. 20mm rundes Flugloch. Die Höhe des ganzen Kästchens beträgt ungefähr 17cm. Unter dem Stülp-Deckel gibt es noch eine mit Säge-Schlitzen versehene Hartfaserplatte. In diese Schlitze werden im Wabenabstand von 35 mm Anfangsstreifen aus 2cm breiten Mittelwandstücken eingelötet.
Der Boden des Kästchens wird mit Futterteig bis zum Flugloch gefüllt, der dann mit Zeitungspapier abgedeckt wird, damit die Bienen beim Einfüllen nicht verkleben. Die Befüllung erfolgt mit einem Joghurtbecher voller Bienen.
Die Bienen bauen die Anfangsstreifen gut zu Waben aus, die dann später in den Futterraum ragen.
Wie bei allen Stabilbaukästchen bekommt man die Königin leider nicht so einfach nach der Begattung aus dem Kästchen. Wie bei den Klindworthern muss man die dann abstoßen. Nach der relativ kurzen Nutzdauer werden die Waben dann ausgeschnitten.
Es gibt wohl auch Umbauten bei denen dann einzeln zu entnehmende Oberträgerleisten, wie bei den Segebergern / Kieler Begattungskästchen, zum Einsatz kommen.
Vor dem Flugloch befindet sich noch ein kleiner Vorbau, in den ein Königinnenabsperrgitter oder Lüftungsgitter eingeschoben werden konnte. Manfred Deichmann hat bei seinen Kästchen noch auf der dem Flugloch gegenüberliegenden Seite ein zusätzliches Lüftungsloch angebracht. Robirot, der die Kästchen auch im Einsatz hatte, reichte die Belüftung durch das Flugloch.
Zu dem Kästchen gehörte auch noch ein 15mm breites und 1,5m langes Band, mit dem das Kästchen aufgehangen werden konnte. Das Band hat auch den Deckel gesichert.
Kennt einer von euch das Kästchen? Wie waren eure Erfahrungen? Nutzt die noch einer? Habt ihr eventuell noch weitere Infos?
Hier noch ein paar Bilder des Kästchens: