Erschreckender DBIB Brief

  • Hallo Zusammen,


    unter [1] hat der DBIB einen meiner Meinung nach erschreckenden Brief veröffentlicht. Es wird mit keinem Wort auf die Heideimker eingegangen, die Verantwortung für eine gute Beziehung zu Bauern wird allein den Imkern zugeschrieben und etwas verklausuliert darauf hingewiesen, dass die DBIB Vertreter machen können, was sie wollen.

    Ich bin wirklich enttäuscht und habe den Eindruck, dass der DBIB lieber die Interessen von Umweltaktivisten vertritt, als die der Berufs- und Nebenerwerbsimker.


    Viele Grüße,

    Jan

    [1] https://berufsimker.de/2020/12…und-eine-weitere-imkerin/

  • Eine nachhaltigere Landwirtschaft ist auch im Interesse der Imker und was v.a. im westlichen Teil Niedersachsens stattfindet ist alles, aber nicht nachhaltig. Die Nitratbelastung im Grundwasser ist auf Grund der massiven Tierproduktion bundesweit mit am höchsten. Das hat meiner Meinung nach nichts mit Umweltaktivismus zu tun, da ist eine Transformation mehr als notwendig.


    Die (Lüneburger) Heide wird meines Kenntnisstandes nach kaum landwirtschaftlich im ökonomischen Sinne genutzt und dort wird die Imkerei im wesentlichen Sinne laut LAVES auch nicht beschnitten.

    "Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen." Mark Twain

  • Daß sich der DBIB im sog. Naturschutz einsetzt ist sicherlich im Sinne der Imker. Schließlich ist das eine Kernkompetenz bzw. ein Kerninteresse der Imker, neben Geldgier und Größenwahn, natürlich, 😂. Daß ein gewählter Vorstand im Sinne der Mitglieder handeln kann und muß auch ohne extra anberaumter Mitgliederbefragungen ist auch klar. Die Übertragung einer Nachricht und deren Antwort vom und zum Mars dauert fast eine Stunde. Die Meinung und die Absolution für irgendeine Tätigkeit als Imkerverbandsvorsitzender dauert noch wesentlich länger, Monate werden wohl mit den ganzen Diskussionen um Details nicht ausreichen.

    Und dann könnten wir noch über den Begriff Naturschutz diskutieren und dessen Abgrenzung zum Landschaftsschutz und Kulturlandschaftsschutz. Als erstes wäre interessant ob eine Kulturlandschaft sich so nennen darf, weil viele Schafe einfach den Wald und die Büsche weggefressen haben oder ob Kulturlandschaft erst in der Toskana anfängt mit Weinbergen und Olivenhainen. Wenn ich jetzt mal freundlicher Weise die Lüneburger Haide als Kulturlandschaft durchgehen lasse, dann gehören die Imker dazu und müssten dort besonders gefördert und geschützt werden.

    Viele liebe Grüße und bleibt vorsichtig

    Wolfgang

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie, also theoretisch.

  • Das Problem ist, wir imkern ja nicht im luftleeren Raum. Walter Haefeker hat es im Gegensatz zu unserem aktuellen Vorstand immer verstanden, sowohl mit der Landwirtschaft und den Verbänden zusammenzuarbeiten, ohne sich dabei von einer Seite vereinnahmen oder gar benutzen zu lassen. Die aktuelle Entwicklung ist für Wanderimker aus verschiedenen Gründen existenzbedrohend. Das haben wir im einem von einigen Kollegen unterzeichneten Brief dargelegt. Das hier oben ist die Antwort darauf.


    Darauf angesprochen, sind Markus Gann und ich aus der Facebook Gruppe geworfen worden :)


    Aber das Problem geht davon ja nicht weg.

    Imkern im Spannungsfeld zwischen Hoffnung und resignativer Reife

  • Hier geht es doch konkret um ein niedersächsisches Volksbegehren. Welche wichtige Wandergebiete bis auf die Heide, die hier gar nicht problematisiert wird, gibt es denn in Niedersachsen?


    Das Volksbegehren fordert einen weiteren Abstand bei Ausbringung von Düngern in Gewässernähe und eine ökologischere Landwirtschaft (mehr Schläge mit z.B. Buchweizen/Phacelia), mehr Hecken, mehr Blühstreifen und Grasstreifen. Das dürfte den dort lebenden Menschen und den dortigen Standimkern sicherlich entgegenkommen.


    Wo ist das Problem, dass der DBIB dies unterstützt? Welche Tracht verlieren die Imker? Was ist an der intensiven Tierproduktion zwischen dem Münsterland und Cloppenburg erstrebenswert, gerade aus imkerliche Perspektive?

    "Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen." Mark Twain

  • Was mich in der Antwort des DBIB etwas befremdet, ist die Anerkennung einer Nahrungskonkurenz zwischen Wildinsekten und unserer Honigbiene. Diese sehe ich nicht. Hierin liegt doch das Hauptargument derer, die Wildinsekten in Naturschutzgebieten schützen möchten. Dazu brauch es mehr wissenschaftliche Untersuchungen, die der DBIB initiieren sollte. Es gibt ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen bestimmten Wildpflanzen und ihren Bestäubern, fehlt der eine Part, leidet der andere. Eine Nahrungskonkurenz besteht nur dann, wenn die Honigbiene die gleiche Wildpflanze bestäubt wie das spezialisierte Wildinsekt. Wenn dem so ist, kann das auch positive Effekte bewirken, da sich die Wildpflanzen dann bessere vermehren, was wiederum dem Wildinsekt zu Gute kommen kann. Honigbienen sind aber auf Massentrachten spezialisiert, eine bunte Blühwiese ist für sie weniger interessant. VG Jörg

  • Was mich in der Antwort des DBIB etwas befremdet, ist die Anerkennung einer Nahrungskonkurenz zwischen Wildinsekten und unserer Honigbiene. Diese sehe ich nicht. Hierin liegt doch das Hauptargument derer, die Wildinsekten in Naturschutzgebieten schützen möchten. Dazu brauch es mehr wissenschaftliche Untersuchungen, die der DBIB initiieren sollte. Es gibt ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen bestimmten Wildpflanzen und ihren Bestäubern, fehlt der eine Part, leidet der andere. Eine Nahrungskonkurenz besteht nur dann, wenn die Honigbiene die gleiche Wildpflanze bestäubt wie das spezialisierte Wildinsekt. Wenn dem so ist, kann das auch positive Effekte bewirken, da sich die Wildpflanzen dann bessere vermehren, was wiederum dem Wildinsekt zu Gute kommen kann. Honigbienen sind aber auf Massentrachten spezialisiert, eine bunte Blühwiese ist für sie weniger interessant. VG Jörg

    Und wenn es keine Massentracht gibt? Meine Bienen fliegen dann auch gerne in bunte Blühwiesen.


    Grüße vom Apidät

  • Das Problem ist die Zusammenarbeit mit Organisationen die (imho zu recht!) ein rotes Tuch für Landwirte sind. Mit denen wird man dann als Imker gleichgesetzt.

    In diesem Volksbegehren sind über 200 Organisationen vereint. Die sind alle ein rotes Tuch für die Landwirte?


    Diese generelle Abwehrhaltung gegenüber Veränderung und der Unfehlbarkeitsanspruch mancher konventioneller Akteure ist meiner Meinung nach problematisch. Schließlich wundert man sich, dass man beim Traktoreinzug in die Städte keine standing ovations bekommt. :/


    Letzten Endes überzeugt mich die Begründung auch nicht. Das Volksbegehren fordert nicht das Ende der Imkerei, vielmehr würden die Maßnahmen die Bienenhaltung unterstützen.

    "Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen." Mark Twain

  • Auf den ersten Blick wirkt das tatsächlich alles nicht schlimm. Es macht aber immens viel kaputt, was man vor Ort als einzelner Imker mühsam wieder aufbauen muß (bzw. als Wanderimker garnicht wieder aufbauen kann!) und auch sichere Standplätze werden zukünftig wegfallen. Bei mir aktuell ein Stand im Wald im Eigentum der BMU Naturerbe GmbH. Im meinem Verständnis würde sich eine Berufsstandsvertretung da engagieren, aber nicht auf der Seite derer, die diese Problematik verschärfen wollen, sondern für meine Interessen. Nennt mich altmodisch, aber mit meinen Beiträgen unterstütze ich äußerst ungerne meinen politischen Gegner.

    Imkern im Spannungsfeld zwischen Hoffnung und resignativer Reife

  • Nur gut,

    daß es mit dem DIB einen zweiten ( sorry, nur hier textbezogen ) Verband gibt, der auf vorbildliche Weise und ohne jegliche Kritik, die Interessen seiner Imker vertritt. Wie Hermann van Veen so schön sagt: Du hast die Wahl, Mädchen.

    Viele liebe Grüße und bleibt vorsichtig

    Wolfgang, der noch niemals nicht eine Partei, einen Verband, eine Kammer oder irgendeine Art von Organisation gefunden hat, wo ihm alles passte, aber vielleicht liegt das auch an ihm

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie, also theoretisch.

  • Mit den Volksbegehren (Umwelt) solle Mann besondere Vorsicht walten lassen. Bei uns in Bayern war es noch nicht einmal rechtlich verbindlich, da wurden mir als Imker, von den Naturschutzbehörden der Landkreise, schon Stände versagt mit der Begründung die Honigbiene frisst den Wildbienen alles weg und ist deshalb nicht mehr erwünscht. Ausnahmslos ALLE mir bekannten Imker haben beim Volksbegehren "Rettet die Bienen" mit ja gestimmt. KEINER der Imker konnte mir aber sagen was da drin steht. Eine gesunde Skepsis ist angebracht.

Dir hat das Forum geholfen? So kannst Du es unterstützen!
Als kleines Dankeschön gibt es das Forum in einer nahezu werbefreien Version.