Alles anzeigenWieder mal so eine künstlich polarisierende Frage.
Die "Honigfraktion" der früheren Imkerschaft war ja nicht ganz blöd und hatte eine einfache Betrachtung: Gesunde Bienen tragen viel Honig ein.
Klingt banal aber da ist was dran, oder ?
Ob das als konventionell, artgerecht oder wesensgemäß einzuordnen ist, war seinerzeit ziemlich schnurz. Gab's viel Honig, waren die Völker gesund - der Umkehrschluss!
Mittlerweile sind - durch starke mediale Einflüsse bestimmte Begriffe mit einer dahinter stehenden "Philosophie" besetzt. Es ist schwer zu definieren, weil die Grenzen fliesend sind, aber man kann es ja mal versuchen - so ist:
- konventionell: machen wir schon immer so, weil es funktioniert!
- artgerecht: alles was der Bien zwingend benötigt, soll er bekommen.
- wesensgemäß: das "Bienenwesen" muss verstanden werden, um ihm gemäß die richtige Unterstützung zukommen zu lassen.
Da könnte man meinen, artgerecht und wesensgemäß wäre das Gleiche. Mitnichten; denn artgerecht ist nur oberflächlich, wesensgemäß geht in die Tiefe und das ist natürlich viel besser. Mit der oben angedeuteten "Philosophie" werden selbstverständlich weitere Parameter fixiert. Eine wesensgemäße Bienenhaltung umfasst auch die Selbstheilkräfte des Biens. Das wird vielfach impliziert, ist in der Realität dann z.B. ein wesensgemäßer Winterverlust.
Artgerecht umfasst m.E. noch die Behandlung gegen den Parasiten Varroa destructor mit synthetischen Mitteln, org. Säuren etc. Wichtig ist, dass die Methode zur Abtötung auch richtig funktioniert und das Problem (kurzfristig) löst. Schon hier geht die Diskussion los; denn wesensgemäß würde das Problem langfristig lösen, jedoch nur für einen geringen Bruchteil der Völker, die am Rande der Normalverteilung nach Gauß bezüglich ihrer Varroastabilität anzusiedeln sind. Der Rest ist wesensgemäß kurzfristig verendet.
Ja und konventionell könnte man schon mehr in der Ecke der Berufsimker ansiedeln; dort behandelt man seit Jahren immer nach "Schema F", weil ja die Völkerzahl hoch ist und die Zeit knapp. Sie kommen damit offensichtlich gar nicht so schlecht weg; denn diese Völker liefern Honig - Grundlage des Geschäftsmodells, das den Lebensunterhalt sichert. Und möglicherweise sind die so geführten Völker auch noch gesund...
Nun könnte man das Ganze noch durch die moralische Brille betrachten und eine Bewertung vornehmen: wesensgemäß > artgerecht > konventionell.
Klar ist wesensgemäß das Beste, weil es in die "Tiefe geht", den Bien richtig versteht und an den wirklich wichtigen Stellen unterstützt - langfristig natürlich.
Artgerecht dient nur dem Überleben, kein Mitleid - nur das Nötigste. Und konventionell will nur Honig, des Geschäfts willens (its about money, not about honey).
Wo es dem Bien besser geht, vermag ich nicht zu sagen. Es drängt sich mir der Eindruck auf, dass es sich bei der o.g. Differenzierung nur um "Kopfgeburten" handelt, die den Bienen herzlich egal sind, solange sie gesund bleiben, überleben und viel Honig sammeln können.
Guter Beitrag, den Begriff "konventionell" hast du m.E. nicht richtig erklärt.
Er bedeutet: "den gesellschaftlichen Konventionen entsprechend" und deshalb alles andere als "machen wir schon immer so, weil es funktioniert".
Wie du bemerkt hast, ändert sich die "Philosophie" die dahinter steht regelmäßig - auch früher schon. Die konventionelle Landwirtschaft wird nicht umsonst als "modern" bezeichnet. Immer wenn man bemerkt hat, dass es anders besser funktionieren könnte, haben sich die gesellschaftlichen Konventionen verschoben.
Gruß
2019