Wesensgemäss, Artgerecht, Natürlich, Konventionell.

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  • Guten Abend zusammen.


    Aus gegebenem Anlass, stelle ich dies mal in den Raum.


    Zur Grundlage:

    Als ich 1982, mit der Bienenhaltung begonnen hatte, da hielt man die Bienen des "Honigwillens". Die beste Betriebsweise, war also diejenige, mit der am meisten Honig geerntet werden konnte.


    Heute lese ich von einer eher differenzierten Bienenhaltung.


    Was ist denn nun genau Wesensgemäss? Artgerecht? oder Konventionell?


    Bei einer natürlichen Bienenhaltung, ist es mir klar, da es sich um eine Bienenhaltung ohne menschliche Eingriffe handelt.

    Aber kann denn eine "nicht" wesensgemässe/artgerechte Bienenhaltung überhaubt funktionieren?.....Und wo unterscheidet sich diese von der Konventionellen?


    Lg Sulz.

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  • Da werfe ich mal ein paar Brocken rein:

    Überwintern auf eigenem Honig

    Naturbau

    Schwarmvermehrung

    Keine Kunststoffbeuten

    Verzicht auf AS, OS und MS

    Kein Flügelschnitt der Queen

    Kein Drohnenschnitt

    NEU: keine Ecken in der Beute


    Aus diesen Bauklötzen lässt sich nach Belieben wesensgerecht, naturnah oder bienenfreundlich zusammensetzen

  • Wird ein langer Faden, denke ich.;) Wenn man daß so genau definieren könnte im Bienenuniversum, kann man aber nicht.

    Der Ansatz "Hauptsache viel Honig" hat sich in den letzten 10-15 Jahren wohl etwas gewandelt.

    Viel ist auch relativ, wenn ich an meinen Oppa im Hinterbehandlungshaus denke.

    Aber egal ob "Konventionell" oder "Wesengemäss" etikettierte Imker, wenn dauerhaft rumgemurkst wird an den Bienen, dann ist es nichts. Wenn man ein Händchen für Bienen hat und eine Betriebsweise für sich gefunden, reicht es schon. Blick auf das Wohlergehen der Bienen, ergibt wenn die Natur mitspielt, auch Honig. Leben und leben lassen ist allerdings bei Imkers echt ein Thema, daher wohl auch dieses Rumreiten auf "Wesengemäss" oder "Konventionell".

  • Aus diesen Bauklötzen lässt sich nach Belieben wesensgerecht, naturnah oder bienenfreundlich zusammensetzen

    Im Frühjahr zwar oftmals tot, das aber wesensgemäß. War dann die böse Landwirtschaft, mit ihren Pestiziden. Da kann man nix machen 🤷

    Imkern im Spannungsfeld zwischen Hoffnung und resignativer Reife

  • Wieder mal so eine künstlich polarisierende Frage.


    Die "Honigfraktion" der früheren Imkerschaft war ja nicht ganz blöd und hatte eine einfache Betrachtung: Gesunde Bienen tragen viel Honig ein.


    Klingt banal aber da ist was dran, oder ?


    Ob das als konventionell, artgerecht oder wesensgemäß einzuordnen ist, war seinerzeit ziemlich schnurz. Gab's viel Honig, waren die Völker gesund - der Umkehrschluss!


    Mittlerweile sind - durch starke mediale Einflüsse bestimmte Begriffe mit einer dahinter stehenden "Philosophie" besetzt. Es ist schwer zu definieren, weil die Grenzen fliesend sind, aber man kann es ja mal versuchen - so ist:


    - konventionell: machen wir schon immer so, weil es funktioniert!

    - artgerecht: alles was der Bien zwingend benötigt, soll er bekommen.

    - wesensgemäß: das "Bienenwesen" muss verstanden werden, um ihm gemäß die richtige Unterstützung zukommen zu lassen.


    Da könnte man meinen, artgerecht und wesensgemäß wäre das Gleiche. Mitnichten; denn artgerecht ist nur oberflächlich, wesensgemäß geht in die Tiefe und das ist natürlich viel besser. Mit der oben angedeuteten "Philosophie" werden selbstverständlich weitere Parameter fixiert. Eine wesensgemäße Bienenhaltung umfasst auch die Selbstheilkräfte des Biens. Das wird vielfach impliziert, ist in der Realität dann z.B. ein wesensgemäßer Winterverlust.


    Artgerecht umfasst m.E. noch die Behandlung gegen den Parasiten Varroa destructor mit synthetischen Mitteln, org. Säuren etc. Wichtig ist, dass die Methode zur Abtötung auch richtig funktioniert und das Problem (kurzfristig) löst. Schon hier geht die Diskussion los; denn wesensgemäß würde das Problem langfristig lösen, jedoch nur für einen geringen Bruchteil der Völker, die am Rande der Normalverteilung nach Gauß bezüglich ihrer Varroastabilität anzusiedeln sind. Der Rest ist wesensgemäß kurzfristig verendet.


    Ja und konventionell könnte man schon mehr in der Ecke der Berufsimker ansiedeln; dort behandelt man seit Jahren immer nach "Schema F", weil ja die Völkerzahl hoch ist und die Zeit knapp. Sie kommen damit offensichtlich gar nicht so schlecht weg; denn diese Völker liefern Honig - Grundlage des Geschäftsmodells, das den Lebensunterhalt sichert. Und möglicherweise sind die so geführten Völker auch noch gesund...


    Nun könnte man das Ganze noch durch die moralische Brille betrachten und eine Bewertung vornehmen: wesensgemäß > artgerecht > konventionell.


    Klar ist wesensgemäß das Beste, weil es in die "Tiefe geht", den Bien richtig versteht und an den wirklich wichtigen Stellen unterstützt - langfristig natürlich.

    Artgerecht dient nur dem Überleben, kein Mitleid - nur das Nötigste. Und konventionell will nur Honig, des Geschäfts willens (its about money, not about honey).


    Wo es dem Bien besser geht, vermag ich nicht zu sagen. Es drängt sich mir der Eindruck auf, dass es sich bei der o.g. Differenzierung nur um "Kopfgeburten" handelt, die den Bienen herzlich egal sind, solange sie gesund bleiben, überleben und viel Honig sammeln können.

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  • Ich würde mich als Öko bezeichnen, bin auch kein Freund von Plastik/Styropor etc., aber die anthroposophischen/wesensgemäßen/Demeter-Ansätze z.B. in der Bienenhaltung, finde ich schon diskussionswürdig. Demeter bei größeren landwirtschaftlichen Nutztieren hat seinen Punkt, da die konventionelle Haltung z.T. pervertiert ist, in der Imkerei sehe ich das nicht so.


    Ich habe das Gefühl, dass da auch immer etwas Profilierung und Groschenphilosophie mitschwingt, z.B. wenn ich Aufsätze aus diesem Bereich lese. Mit Steiner kann ich auch wenig anfangen.


    Den Flügelschnitt oder das Schneiden des Drohnenrahmens finde ich unnötig und im weiteren Sinne auch unethisch, auf der anderen Seite sehe ich bei der Haltung auf Mittelwänden oder bei der Nutzung von Absperrgitter keine Tierquälerei.

    "Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen." Mark Twain

  • .... und gaaanz neu : ... im nächsten Frühling leere Beuten.


    Warum kann ich ordentlich Honig ernten ?

    Antwort weil meine Völker stark und gesund sind.

    Warum sind sie stark und gesund ? ... Weil ich sie gegen Parasiten behandle, ihnen eine geräumige Behausung biete , ihnen ihr altes , versifftes Wabenwerk nehme, ihnen geeignete Winterversorgung bereitstelle, usw. .


    Was ist denn Wesensgemäß ? : Eigenartigerweise immer das was der Autor/Fragesteller selbst darunter versteht.

    Seit Jahrmillionen leben die wilden Bienen in den unterschiedlichsten Behausungen. In Felsspalten, Erdhöhlen, Dachböden, Baumhöhlen aller Größen,Mauerspalten , usw. . Was ist denn nun "wesensgemäßer" ? Die kalte Felsspalte, die kleine Spechthöhle , der riesige ausgefaulte Eichenstamm ...???

    Ich denke , meine Völker zeigen mir am Ertrag wie gesund, Vital, oder eben wie "wesensgemäß" sie gehalten werden. Also sehe ich eine moderne Magazinbeute in Verbindung mit einer mod. Betriebsweise, egal aus welchem Material , als wesensgemäß an.

    Denn kranke Völker sammeln keinen Honig.


    Es sei denn jemand kann mir beweisen das das wilde Volk in der Spechthöhle gesünder ist wie das in meiner Beute.

    ... alle sagten das es unmöglich ist, .... bis einer kam der das nicht wußte

  • Na, das kann ja lustig werden. Das Sprektrum reicht ja wohl von sterben lassen für die Nachbildung einer natürlichen Auslese bis Bienen aus Sorge um das Überleben der Völker von ihrem Honig weitgehend zu befreien, 😂. Und sie mit einer Ersatzflüssigkeit füttern, die sie besser vertragen. Da haben wir die Imker, die ihre Völker in Süditalien überwintern und welche, die während des Rapses die vollen Fütterer darauflassen. Und natürlich immer mit den besten Absichten.

    Diese Diskussion führt zu nichts, fürchte ich. Wir werden wieder streiten bis einer heult. Ich freue mich schon drauf.

    Viele liebe Grüße

    Wolfgang

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie, also theoretisch.

  • Klarheit, Du willst Klarheit?

    Nun gut. Imkern ist von je her nicht wesensgemäß. Gott hat die Bienen nicht erfunden um den Menschen mit Honig zu versorgen. Die Bienen und das Bienencluster sind recht einfach gestrickt. Es gibt sehr einfache wenn-dann-Zusammenhänge, die der Imker nutzt, um dem Honig habhaft zu werden. Er manipuliert die Cluster so, daß für ihn das Optimum herauskommt. Dabei wendet er eine Art lineares optimieren an. Wie schaffe ich es, mit möglichst wenig Aufwand, möglichst viel aus dem Bienencluster herauszuholen. Sie werden auf Hochleistung getrimmt bzw. gezüchtet bei gleichzeitigem Ziel der einfachen Manipulation. Da ist nichts wesensgemäßes, alles wird optimiert zum Nutzen des Imkers. Bewegliche Rähmchen, bewegliche Zargen, Zargentürme, Bruträume, Honigräume, Bausperren unten offen, Bienenfluchten bis zum Blechdeckel, nichts davon gibt es in der Natur, wäre natürlich.
    Gute Nacht

    Wolfgang

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie, also theoretisch.

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  • Nur gesunde Völker bringen Honig.


    Ob die nun in einer runden oder eckigen Kiste, in Einzelaufstellung mit 250mm dicken Wänden, auf Naturbau oder MW, Schwarminkerei oder mit Schwarmverhinderung, mit ASG oder ohne, große Kiste, kleine Kiste, Überwinterung auf Honig oder Zucker/Sirup...


    Mir alles vollkommen egal, solange die Art der Bienenhaltung nachhaltig betrieben wird, ohne Zukauf im Frühjahr auskommt und keine Bienen unnötig im Winter krepieren - auch wenn der Tod zum Wesen des Biens gehört.


    Die Arten der Bienenhaltung sind unglaublich vielfältig. Dazu sollte man einfach mal die Korbimkerei der Heideimker mit der Magazinimkerei vergleichen. Auch kenne ich erfolgreiche Bienenkistler, die jedes Jahr die Kiste abtrommeln und mit zwei Völker in den Winter und aus dem Winter gehen und eine verkaufen. Vieles geht, wenn man es umsetzen kann und mit den Bienen arbeitet.


    Bringen Bienen Honig, gehts ihnen gut. Ob das nun artgerecht, wesensgemäß, konventionell oder natürlich ist, dass entscheiden weder Imker noch Bienen, sondern Politik und Meinungsmache und kann sich auch im laufe der Jahre ändern.

  • Als ich 1982, mit der Bienenhaltung begonnen hatte, da hielt man die Bienen des "Honigwillens". Die beste Betriebsweise, war also diejenige, mit der am meisten Honig geerntet werden konnte.


    Heute lese ich von einer eher differenzierten Bienenhaltung.


    Was ist denn nun genau Wesensgemäss? Artgerecht? oder Konventionell?

    Letztlich sind es immer eigene Interessen, wegen derer die Bienen gehalten werden. Auch bei denen, die an Honig wenig bis kein Interesse haben.


    Was wesensgemäß für eine Biene ist, kann ich nicht sagen, da ich nicht so gut mit den Bienen sprechen kann, dass ich Ihr Wesen in Gänze ergründen könnte.


    Artgerecht? Wenn die Bienen gesund bleiben, wird die Haltung ihrer Art schon gerecht sein. Wobei, sind wild lebende Populationen dann artgerecht? :/ Die verhungern ja mitunter, der Baum, in dem sie wohnen brennt ab oder anderes.


    Ich nehme in der Imkerei ein "schneller, höher, weiter" ähnlich der Zucht auf Hochleistungskühe etc. wahr. Hauptsache, die Honigzargen stapeln sich. Das finde ich ungut.

    Überwintern auf eigenem Honig

    Naturbau

    Schwarmvermehrung

    Ok, wobei Schwarmvermehrung ihre Probleme hat, denn die Verbreitung von Krankheiten durch ausgekommene Schwärme ist schon ein Risiko, denke ich.


    Keine Kunststoffbeuten

    Ok. Den Bienen scheint es ziemlich egal zu sein.


    Verzicht auf AS, OS und MS

    Was machst Du gegen Varroa?

    Brutentnahme/Bauerneuerung? Finde ich einen ziemlichen Hammer. Bienen sterben lassen? Finde ich nicht unbedingt besser.

    Kein Flügelschnitt der Queen

    Kein Drohnenschnitt

    Ok


    NEU: keine Ecken in der Beute

    ??



    Aber kann denn eine "nicht" wesensgemässe/artgerechte Bienenhaltung überhaubt funktionieren?.....Und wo unterscheidet sich diese von der Konventionellen?

    Was ist "konventionell"? Die Bio-Imkerei? Königinnenzucht gewerblich? Imkerei, die auf Honig fokussiert?

    HG

    Monika


    Wir sollten immer daran denken: Im wesentlichen sind unsere Bemühungen auf eine vernünftige, fürsorgliche Pflege beschränkt. (Bruder Adam)

  • Verzicht auf AS, OS und MS

    Was machst Du gegen Varroa?

    Brutentnahme/Bauerneuerung? Finde ich einen ziemlichen Hammer. Bienen sterben lassen? Finde ich nicht unbedingt besser.

    Ok

    Hat er geschrieben, dass er darauf verzichtet:? Er hat die groben Eckpunkte der "Wesengemässen" Bienenhaltung aufgeschrieben. Daraus abzuleiten es würden "Bienen sterben gelassen" ist schon seltsam. Dann müsste jeder Nichtbehandler aus Zuchtgründen, TBE ler und "Was weiss ich" in die Ecke der fahrlässigen Bienenkiller geschoben werden.

    NEU: keine Ecken in der Beute

    ??


    Der vielbesprochene Schiffer Tree, aber auch die Bienenkugel.

    Aber Achtung, Körbe fallen nicht drunter.;)

  • Ich hab das hier überlesen und stelle mir nur folgende Frage.


    Wenn die Kisten, die ich habe für die Bienen nicht artgerecht / wesensgemäß wären, würden die da noch drin bleiben? Anders als Kühe / Schweine und Co kann ich meine Bienen kaum am Abhauen hindern. Wenn, dann nur mit Flügelschnitt bei der Queen, den mache ich aber nicht.


    Wenn die schon den Sommer über drin bleiben, dann kann die Kiste ja nicht verkehrt sein, sonst würden sie als Volk ausziehen.


    Das Thema Styropor - Holz finde ich quatsch. Klar, in der Natur wachsen keine Styropor Baumhöhlen. Auf der anderen Seite ziehen Bienen auch hinter Klinkerfassaden und leben dort auch in Glaswolle oder Styropor. Scheint die Bienen nicht sonderlich zu stören, Hauptsache man kann da Waben bauen und Platz für Futter und Brut schaffen. Wäre es nicht wesensgemäß oder artgerecht, dann würden die da nicht einziehen.


    So viel zur Kiste, jetzt komme ich als Imker dazu:


    Gegen meine Varroabehandlung können sie sich nicht wehren, dafür versuche ich die Mittel so zu wählen, dass sie möglichst verträglich sind. Ohne Behandlung wäre auch nicht so geil für die Bienen.


    Dann kommt noch die Überwinterung auf Zucker. Das ist der einzige Eingriff, auf den sie nicht selbständig reagieren können. Nach der Letzten Schleuderung gibt es keine Tracht mehr, da bringt auch ein Auszug nichts mehr. Auf der anderen Seite heißt es, dass die Bienen besser auf Zucker als auf Honig überwintern.


    In Summe bin ich der Meinung, dass es den Bienen bei mir so schlecht nicht geht. Und sehen wir es andersrum, wo wäre die Biene ohne Magazinimker?

    Angenommen, wir verbieten das Imkern, wie viele wildlebende Honigbienenvölker wird es dann in Deutschland noch geben? Wo sollen die denn alle wohnen, und aus welcher Kiste sollen die geschwärmt sein?

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