Bernhard Heuvel, Bienen im Kopf

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  • Als "Bücherschreiberin" finde ich das Thema natürlich spannend und plaudere mal aus dem Nähkästchen: Lektorat ist ein ganz heißes Eisen!

    Mit einem guten Lektor kann man seitenweise Verbalschlachten ausüben, ein schlechter wird sich auf die Korrektur von Rechtschreibfehlern beschränken. Ich habe beides gehabt; ersteres habe ich erst rückblickend zu schätzen gelernt als ich dann mal die andere Seite kennen lernen musste.


    Ich habe den Eindruck, es gibt immer weniger gute Lektoren in den Verlagen, man spart offenbar zuerst an diesen. Das macht sich leider schmerzlich bemerkbar denn tatsächlich klappt es nie allein, den Gedankenwust zu sortieren und ein gutes Lektoriat hält auch mal "dagegen" und schafft Veränderung ohne die Aussagen zu verändern. Es schärft, präzisiert, deckt Widersprüche und Doppelungen auf, muss also auch was vom Fach verstehen ohne aber voreingenommen zu sein...habe wirklich Respekt vor diesem Job bekommen.


    So ein Buch ist natürlich auch so "das eigene Baby" und wer mag schon hören/lesen, es sei misraten - daher klappt Lektorat eigentlich auch nie im Familien- oder Bekanntenkreis da man sich danach oft bitter zerlegt hat.


    Das ist die "Tüte Gummibärchen", die am Ende von einem verkauften Buch hängen bleibt, oft einfach nicht wert...zumal man Auflage für Auflage immer wieder den Kram neu auf dem Tisch bekommt.


    Bei mir liegt gerade die 4. Auflage vom "Imkern in Großraumbeuten" auf dem Tisch, wieder umfangreich überarbeitet da sich so viel verändert hat...rechtlich aber auch in der eigenen Imkerei und Sichtweise. Und dann braucht es hier noch ein Kürzen und da noch einen Satz mehr damit der Umbruch stimmt... nervig denn mehr Seiten gibt es auch nicht zugebilligt.


    Fertig ist so ein Buch also nie... Bernhard wird auch noch daran feilen und so wird es wachsen. Wen es nervt...wartet auf die nächste Auflage. Autoren/Autorinnen fallen auch nicht vom Himmel und Übung macht den Meister. So üben wir mal weiter beim Imkern, Schreiben, Leben... :)


    Melanie

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  • Ich habe das Buch gekauft in der Hoffnung, bezüglich meiner Imkerei neue Gesichtspunkte zu erfahren und gegebenenfalls auch zu weiterführenden Erkenntnissen zu kommen. Diesbezüglich hat sich die Investition mehr als gelohnt. Der Satzspiegel, das Lektorat und die Aufmachung erachte ich bei einem Buch dieser Art als zweitrangig. Ich finde es gut! Das muss nicht heißen, dass ich alles kritiklos kopiere, aber Bernhard Heuvel hat sich hier mit seiner Sicht der Dinge positioniert und das finde ich gut, mutig und anerkennenswert.

    Gruß Bernd http://www.hommel-blechtechnik.de

    "Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel."

    (Bertrand Russel, englischer Philosoph und Mathematiker 1872 - 1970, Nobelpreis für Literatur 1950)

  • An Selbstbewusstsein hat’s dem Herrn Heuvel nie gemangelt - es sei denn, jemand war mal anderer Meinung. Dann war wer schnell gekränkt und reagierte merkwürdig.


    In sofern ist das Medium Buch schon eine gute Wahl - der Leser gibt selten Widerworte :)


    Übrigens mach ich das mit den Bienen auch schon … seit den letzten 70er Jahren. Aber Erfahrung zählt ja heute nicht mehr, meinen vor allem die Neulinge.

    Aber keine Angst - Bücher schreiben ist nicht mein Plan - bin schon froh, wenn ich lesen kann.

    Grüße Ralf

  • Aber Erfahrung zählt ja heute nicht mehr, meinen vor allem die Neulinge.

    Ich als Neuling darf das ja sagen :D: Erfahrung ist schon fein. Aber es gibt Imker, die verwechseln das mit Sturheit, konservativ sein an unangebrachter Stelle, unflexibel sein ("Du musst das so machen weil das bei mir schon immer so geklappt hat.", oder auch Rassenwahn). Und da hört es dann bei mir auf. Auf erfahrene, aufgeschlossene Imker höre ich sehr gerne. Der Göttin sei dank sind bei mir in der Umgebung eher die aufgeschlosseneren zu finden.

    HG

    Monika


    Wir sollten immer daran denken: Im wesentlichen sind unsere Bemühungen auf eine vernünftige, fürsorgliche Pflege beschränkt. (Bruder Adam)

  • Das ist die "Tüte Gummibärchen"

    Es dürften wohl ein paar Tüten Gumibärchen zusammenkommen. Aus reiner Nächstenliebe werden die wenigsten Bücher geschrieben.

    Bernhard hat wahrscheinlich auch pro Buch ein bisschen mehr für sich, allein schon wegen des höheren Verkaufspreises.

    Und bei Liebig dürfte die Kalkulation auch etwas günstiger für den Autor ausfallen, trotz des geringen Preises.

    In der Zielgruppe entscheiden letztendlich auch die potentiellen Käufer nicht nach einer Tüte Gummibärchen mehr oder weniger. Man regt sich über den Preis auf, aber macht die tatsächliche Kaufentscheidung nur in geringem Maß vom Preis abhängig.


    Wahrscheinlich ist der Stundenlohn beim Bücherschreiben wirklich sehr gering, aber der finanzielle Aspekt ist doch bei den meißten Autoren nicht unwichtig.

    Es ist nicht nur bei der schreibenden Zunft schwer, an das Geld anderer Leute zu kommen.

    Vielleicht sollte man es dann auch nicht so darstellen.

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  • Ich habe jetzt große Teile des Buches gelesen. Nicht unbedingt der Reihe nach, aber immer Kapitel, die mich besonders interessierten.


    Insgesamt lässt mich dieses Buch ratlos zurück.


    Ein guter Imker ist nicht zwangsläufig ein guter Sachbuchautor, insofern ist ein Lektorat sicher eine tolle Sache, insbesondere wenn eine Instanz da ist, welche die Ungereimtheiten aufzeigt.


    Ich hatte bei dem Buch oft folgenden Ablauf:

    Ich lese ein Kapitel, und denke "na das ist ja mal ein interessanter Lösungsansatz!"

    Und dann denke ich da so drauf rum und irgendwann irgendwann macht mein Kopf nur noch "Hää?"


    Beispiel 1:

    BeeStrong, das "Ei des Columbus!"

    Mal ganz ab davon, dass es immer etwas Geschmäckle hat, ein konkretes Produkt einer Firma in einem Buch zu promoten, passte da einfach nix zusammen.


    Die erste im Buch These lautet: Pollenfutterteig funktioniert nicht, weil der zu weit weg vom Brutnest liegt (nämlich auf den Oberträgern). Polenfutterteig kann nur bei 2 Bruträumen funktionieren, wenn man ihn zwischen die Brutzwargen legt.

    Weil man als Dadant Imker aber keine 2 BR hat, wird Polenfutterteig nicht in Brut umgesetzt.


    Zweite These: Und deswegen ist BeeStrong so toll! Es ist flüssig und wird von den Bienen an das BN herangetragen und dann in Brut umgesetzt.


    Ich fand das total schlüssig. Beim ersten Lesen. Ich war sogar schon drauf und dran, BeeStrong zu bestellen, ich Konsumopfer.


    Aber dann fiel mir ein: Mike Palmer (das ist der, auf den sich Bernhard bei Apitraz bezieht) füttert seinen Bienen UltraBee Futterteig. Und der ist darauf angewiesen, dass das funktioniert. Und der schmeißt den Futterteig auf die Oberträger (mit so einer fancy Eiskelle).

    Das Gleiche gilt für Ian Steppler, der in der kanadischen Steppe seine >1000 Völker durch den Winter bringen muss. Auch Oberträger, auch einräumig.

    Also wie kommt der Bernhard Heuvel zu dem Ergebnis, dass Pollenfutterteig nicht funktioniert?


    Aber zu seiner Lösung.

    50ml BeeStrong auf 300gr Sirup. Gehen wir mal davon aus, dass man das pro Volk einmalig gibt (weil alles andere irgendwann nicht mehr wirtschaftlich ist, wo BeeStrong bekanntlich in Gold aufgewogen wird), dann sind das wie viele Mikrogramm Aminosäuren pro Larve?

    Ist das über mehr als einem Brutzyklus irgendwie noch messbar? Macht das, wenn nebenher irgendwoher noch Pollen eingetragen werden kann, noch irgendeinen Unterschied?

    Bei Pollenfutterteig sind ja im Schnitt bei mir noch so 15-18 Gramm Eiweiß auf 100 Gramm drin, aber so...?


    Ich hätte mir da mehr Erläuterungen gewünscht, die das Ganze irgendwie schlüssig machen.

    So empfand ich die ganze Nummer als unreflektierte Werbebroschüre für BeeVital.


    Beispiel 2:

    Königinnenaufzucht.

    Der Adamstarter wird so erklärt, dass einfach die Hälfte fehlt, und m.E. die falsche, die wichtige Hälfte. Aber geschenkt.

    Ich meine, er bezieht sich dabei auf Gerstung (?), wenn er schreibt, "eine Königin muss ins Paradies geboren werden" - ich finde das nach wie vor total schlüssig.

    Aber dann beschreibt er, wie seine Königinnen in einen Lockenwickler schlüpfen und dann mitunter bis zu vier Tagen dort aufbewahrt werden.

    Damit das funktioniert, wird gefüttert. Er beschreibt, wie oft was gefüttert wird.

    Und dass er und seine Frau sich nachts bei der Fütterung abwechseln, damit jeder mal vier Stunden Schlaf am Stück bekommt.

    Mein erster Gedanke war: "Meine Frau würde ich an die Wand nageln, wenn ich sie nachts rausschicken und ein paar hundert Insekten per Hand füttern lassen würde!"

    Und tatsächlich, das hat weder etwas mit "ins Paradies geboren werden" zu tun, noch scheint das ökonomisch Sinn zu machen.

    Ich ziehe hunderte Kös auf und füttere die alle per Hand? Nachts? In der Hauptsaison, wo ich eh nur am rotieren bin? In der Nacht? Wenn ich schlafen sollte um am nächsten Tag weiter machen zu können?


    Die Kraft hätte ich nicht.


    Das sind nur zwei Beispiele, die mir jetzt in den Kopf kommen, wo mich das Buch ratlos zurück lässt.


    Ich habe u.a. auch den Pfefferle oder das Buch vom Günther Friedmann.

    Beide haben gemein, dass sie in sich konsistenter sind, und (für mich) nicht Widersprüche entstehen.

    Ich lese so ein Buch, durchdenke das für mich, und beim Pfefferle und dem Friedmann greifen dann die Informationen ineinander und ergeben ein schlüssiges Gesamtbild, während es bei mir bei "Bienen im Kopf" öfters einfach hakt und ich dann nicht mehr weiß, welche Information denn jetzt die richtige ist.


    Nun ist das die erste Auflage. Insofern sollte man da auch nicht zu streng sein.

    Aber es ist eben noch kein Pfefferle oder Friedmann. Insofern würde ich zum Heuvel nur raten, wenn man die anderen Bücher schon im Regal hat und noch unbedingt was Neues lesen will.

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  • Pollenfutterteig funktioniert nicht, weil der zu weit weg vom Brutnest liegt (nämlich auf den Oberträgern). Polenfutterteig kann nur bei 2 Bruträumen funktionieren, wenn man ihn zwischen die Brutzwargen legt

    Nebenbei (auch wenn es nicht wirklich zum Thema passt): hier ist ein ganz interessanter Artikel zu dem Thema. Zwar etwas älter und auf Englisch aber zumindest von einem Praktiker...

  • Pollenfutterteig funktioniert nicht, weil der zu weit weg vom Brutnest liegt (nämlich auf den Oberträgern). Polenfutterteig kann nur bei 2 Bruträumen funktionieren, wenn man ihn zwischen die Brutzwargen legt

    Nebenbei (auch wenn es nicht wirklich zum Thema passt): hier ist ein ganz interessanter Artikel zu dem Thema. Zwar etwas älter und auf Englisch aber zumindest von einem Praktiker...

    Stimmt! Da hast du das Beispiel an der Hand von jemanden, der zu einem begründeten Urteil kommt. Danke!

  • Maggal: haha, jetzt erinnert mich das aber auch wieder an jemanden, vonwegen 85 Seiten einer Doktorarbeit aber auf Englisch. Da gab es mal einen B.H. der früher mal ständig solche Quellen hier gepostet hat.

    Warum schreibt man als Imker ein Buch?

    Des Geldes wegen wohl kaum, obwohl man im Winter viel unbezahlte Zeit hat und nicht jeder zum Skilehrer geeignet ist.

    Um sein Ego zu füttern, ist bei manchem Imker nicht nötig.

    Um selbst seine Gedanken zu ordnen, wäre eine Hilfe.

    Um endlich mal sein Wissen rauszulassen, damit endlich mal wer zuhört oder wenigstens einen Obolus dafür entrichtet. Das erscheint mir noch am wahrscheinlichsten. Ich denke, daß einige Imker hier ebenfalls die Idee haben, einige haben wahrscheinlich schon ein Manuskript aber die meisten werden sich nicht dazu durchringen den Rest des Weges bis zur Veröffentlichung zu gehen. Vielleicht mal im Winter als Fotobuch zusammenstellen für die eigene Familie.

    Viele liebe Grüße

    Wolfgang, mit dem gleichen Motiv, wenn auch mit einem anderen Imkerauto

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie, also theoretisch.

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