Betriebsweise Korb

  • Servus Leute,

    Ich habe über die Suchfunktion einige Beiträge gelesen über die Körbe. Manche Fragen konnten mir weder die bisherigen Themen, noch Google beantworten.
    Bevor jetzt jemand schreit "Der Anfänger hat Bienenkorb gesagt, verbrennt ihn!" :D, möchte ich beschwichtigen, ich lerne auf Dadant, habe Mittelwände und orientiere mich am Verein ;). Nichts desto trotz, interessieren mich auch andere Dinge bzgl. der Imkerei.


    Der Bienenkorb war schon immer, zumindest nach meiner Wahrnehmung, das Zeichen der Imkerei. Somit ist es logisch mal danach zu googeln, wenn man überall nur eckige Holzkästen sieht.


    Nun wird der Korb nicht mehr unbedingt als zeitgemäß angesehen. Die Durchsicht ist schwer möglich (auch wenn Heinrich Lehzen das anders sieht), es gibt nur eine Tracht, BR und HR liegen zusammen usw. usw.

    Wurden Versuche unternommen mit einem Stülper zwei mal Honig zu ernten? Sprich, nach der Frühtracht Abtrommeln und erneut bauen lassen?

    Die nächste Frage ist wahrscheinlich sehr theoretisch aber wie würde es sich mit dem Beutenkäfer verhalten? Der Korb wird im Inneren ja sozusagen "geglättet" und mit Propolis überzogen. Hätte der Käfer dann entsprechend Versteckmöglichkeiten? Ich konnte es auf den Bildern leider nicht erkennen.

    Lehzen schrieb in seinem Buch, die Wärmedämmung im Korb wäre um einiges besser. Nun ist dieser Schinken schon über 100 Jahre alt aber trifft das immer noch zu?


    Imkert jemand aus der Forum noch auf Kanitzkörben?

    In der Theorie ist hier das Ernten von mehreren Trachten doch möglich? Zwar wird beschrieben es bezieht sich auf die Heidetracht, jedoch sehe ich wenig Unterschied zu einem heutigen Kasten.

    Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt explodiert, wird die Stimme eines Experten sein, der sagt:"Das ist technisch unmöglich!"

    Sir Peter Ustinov

  • Die Videos habe ich schon alle (mehrfach) durch 😁.

    Leider beantworten selbige nicht meine Fragen. Dennoch Danke für die Information 😊.

    Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt explodiert, wird die Stimme eines Experten sein, der sagt:"Das ist technisch unmöglich!"

    Sir Peter Ustinov

  • Mit den Fragen solltest Du Dich mal an Ingo Lau wenden - der hat das noch gelernt, hält auch launige Vorträge zu dem Thema. Es gibt auch noch einen aktiven Korbimker, der das gelernt hat - wir hatten ihn als Verein mal in der Heide besucht. War toll - Sven Duncker ist das!


    Zu Deinen Fragen kann ich auch nur theoretisch antworten - ich glaube schon, dass man mehrfach ernten könnte aber ob man das will? Die Abtrommelei ist ein recht brachiales Vorgehen und zurück bleiben Honig und Brut, die Du opfern müsstest um an den Honig zu kommen. Kanitz ist ja schon ein Übergang aber eigentlich schon nicht mehr Korbimkerei.

    Der Beutenkäfer würde m.E. bei vielen alternativen Haltungssystemen "aufräumen"; da wäre auch der Korb dran. Der schafft das ja schon bei normalen Kisten...


    Meines Erachtens wird der Korb wie viele alte Haltungssysteme da etwas wild-romantisch idealisiert; dabei war er in erster Linie den geringen Ressourcen bei ausreichend Zeit (Schwarmwacht) geschuldet. Letztendlich verdiente der Heideimker vornehmlich am Verkauf von Völkern und nicht am nur sporadisch fließenden Heidehonig. Eine preiswert aus vorhandenen Rohstoffen zu bauende Beute, die bewusst eng gehalten den Schwarmtrieb forcierte. Gelartiger Heidehonig, der in den Waben bleibt, die der Einfachheit halber mit verputzt wurden. Pragmatisch eben...

    Grüße

    Melanie

  • Hier gibt es auch einen jungen Kerl, der das kann:

    https://www.imkerei-immenhonig.de/bienenkorb-flechten/

    Ich schlage jedem Interessenten vor, zunächst sich seinen Bienenkorb (oder gar mehrere) selbst zu flechten. Das war oder ist doch der Grundansatz der alten Bauern- und Imkerwirtschaft: Nichts verkommen lassen, möglichst alles selber herstellen/immer wieder reparieren, Ressourcen so schonend und sparsam wie möglich einsetzen. Es geht nicht nur um eine spezielle imkerliche Technik, sondern um die Grundeinstellung, um Wertschätzung menschlicher Arbeit und natürlicher Ressourcen. Das muß unsereins erst wieder lernen und selbst erfahren. Ein Korbflechtkurs kann den Anfang bilden für etwas mehr Demut auch in diesen Fragen. Wer beim ersten Versuch einen echten Bienenkorb für den uneingeschränkten imkerlichen Gebrauch innerhalb von 1 Tag fertig näht (ohne die Materialgewinnung/-aufbereitung), der hat meine Hochachtung.

  • Wir hatten früher ja garnichts. War damals sicher keine Zen-beeinflusste Zeitgeistübung zur Entschleunigung, sondern dem ersten Satz geschuldet, auch wenn der im Nachhinein, also Heute lustig klingt.

    Viele Grüße

    Wolfgang

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie, also theoretisch.

  • Maximilian: In der Lüneburger Heide kenne ich noch drei weitere Imker, die mit dem Lüneburger Stülper imkern. Und damit meine ich, daß diese auch die Völker im Stülper überwintern. Ein paar Imker sind mir außerdem noch bekannt, die rechtzeitig zur Heideblüte, den einen oder anderen Ableger/Kunstschwarm in einen Korb schlagen, nur um Scheibenhonig extra zu gewinnen.

    Die Adressen der Korbimker sind: Wolfgang Schmidt, Schneverdingen, H.I. , Neuenkirchen, den Vors. des Imkervereins Schneverdingen und ...Müller, Groß Süstedt, ...ja genau, einer der Brüder des Müller-Bienenwachsbetriebes.

    Über H.I. weiß ich, daß er gelegentlich noch einmal ein Volk im Kanitzkorb und/oder Gravenhorster Bogenstülper hält.

    Ansonsten stimme ich @Melanie #4 in voll zu !

    Willst Du das Thema trotzdem vertiefen, solltest Du Deinen Urlaub in der Heide verbringen, um die kompetenten Imker zu kontaktieren und auszuquetschen. Hier findest Du eventuell auch noch alte Imker, die aus Altersgründen jetzt nicht mehr im Korb imkern, aber Erfahrung darin haben. Auch die antiquarische Fachliteratur ist ergiebig und über die Stadtbibliothek in der Fernausleihe, wenn auch nicht kostenfrei - ausleihbar. ….Gruß Klaus

    Es war schon schöner auf der Welt, als ich noch den Überblick hatte. Sofie Pfister-Odermatt

  • Wieder einmal vielen Dank für eure Informationen 😊.


    Tatsächlich würde ich irgendwann die Haltung von Bienen in Körben in Erwägung ziehen. Allerdings würde ich gerne versuchen das Traditionelle mit dem Modernen zu verbinden. Eine Haltung im Lüneburger Stülper wäre wahrscheinlich für meine Zwecke und meine Region eher ungeeignet.


    Der Kanitzkorb hat nun mein Interesse geweckt. Er kann in verschiedenen Versionen gefertigt und verwendet werden. Am ehesten käme die zweiteiligen Version in Frage. Unten BR im Stabilbau, oben HR mit Rähmchen. Hierzu habe ich die Seite von Rob van Hernen gefunden. http://www.degoederaat.nl


    Er bietet mehrtägige Kurse an mit Vorträgen über Korbimkerei sowie die Herstellung von Körben mit Gewinnung der benötigten Materialen.


    Hat jemand schon mal einen dieser Kurse besucht?


    Ich versuche über Sommer mal eine gewisse Menge an Roggenstroh zu bekommen. Bevor ich überhaupt an die Haltung in Körben denke, sollte ich wohl erstmal ein Dutzend davon bauen 😁.


    Wenn möglich werde ich mal einen Ausflug in die Heide machen. Allerdings bleibt abzuwarten was Corona noch so bringt.

    Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt explodiert, wird die Stimme eines Experten sein, der sagt:"Das ist technisch unmöglich!"

    Sir Peter Ustinov

  • Klär bitte auch, (vorher) wer Dir bei der Schwarmwache hilft. Ansonsten ist es weder für die Bienen, noch die Nachbarn nett :)

    Imkern im Spannungsfeld zwischen Hoffnung und resignativer Reife

  • Klär bitte auch, (vorher) wer Dir bei der Schwarmwache hilft. Ansonsten ist es weder für die Bienen, noch die Nachbarn nett

    Hier schreibt Rob, gibt es Methoden, um das Schwärmen zu verhindern. Nach eigener Aussage hält er einmal im Jahr seine Schwarmwache um das natürliche Schwarmverhalten zu nutzen. Die zweite Schwarmrunde, also nochmal 4-6 Wochen Schwarmwache, ist ihm dann doch zuviel :-D. Deshalb nutzt er andere Methoden um das Schwärmen zu verhindern.


    Wie gesagt, ich stürze mich nicht Hals über Kopf in etwas, was nicht praktikabel ist.
    Deshalb Kurse machen, Informationen beschaffen und sich dann Entscheiden :-).

    Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt explodiert, wird die Stimme eines Experten sein, der sagt:"Das ist technisch unmöglich!"

    Sir Peter Ustinov

  • Wo ist der Witz, mit einem System was ursprünglich von Soft- UND Hardware auf Schwarmimkerei ausgelegt ist, schwarmverhindernd imkern zu wollen? ;)

    Imkern im Spannungsfeld zwischen Hoffnung und resignativer Reife

  • Der Kanitzkorb kann in seiner Bauweisen mit Rähmchen im BR und HR verwendet werden wodurch eine künstliche Vermehrung möglich ist (auch damit imkert Rob). Was spricht dagegen anstatt Holz, probeweise Stroh zu verwendet ;) ?

    Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt explodiert, wird die Stimme eines Experten sein, der sagt:"Das ist technisch unmöglich!"

    Sir Peter Ustinov

  • Was spricht dagegen anstatt Holz, probeweise Stroh zu verwendet

    Die Haltbarbarkeit (auch z.B. gegenüber Specht, Maus & Co).

    Aber es gibt da alles Mögliche, z.B. eine Variante der Melifera-Einraum-Beute aus Stroh

    I never loose - either I win or I learn (Nelson Mandela)

  • Ich habe mich die letzten Tage und Wochen wieder relativ viel mit Körben beschäftigt. Diese Seite hier https://digital.zbmed.de/apidologie hat mich mit sehr viel Fachliteratur um 1900 versorgt.


    Der Grund hierfür waren vor allem das häufig genannte Totschlagargument "Hast du einen Opa der Schwarmwache hält?".


    Nun musste ich beim Lesen der Bücher feststellen, dass die Vermehrung der Bienen in Körben über Naturschwärme, nicht überall üblich war.

    Nachzulesen z.B. in:


    Anleitung zur rationellen Bienenzucht - Ilgen Heinrich


    Kunstschwarmbildung - Alois Alfonsus


    Bienezucht - Martin Döllinger

    Vor allem Ilgen Heinrich gibt eine gute Beschreibung für das Bilden von Trommelschwärmen. Bei Interesse kann ich die Anleitung hier gerne posten. Ich wollte euch aber nicht mit Text erschlagen.


    Begründet wurde das Vermehren über Kunstschwärme z.B damit, dass Geistliche, Lehrer und Beamte, keine Zeit hätten auf Naturschwärme zu warten.


    Mein Fazit (das sich im Moment auf Literatur stützt und nicht auf Erfahrung):

    Die Vermehrung der Völker über Naturschwärme ist mit Sicherheit die Bessere. Das gilt aber für den Holzkasten wie auch für den Korb.

    Kunstschwärme sind ebenso möglich. Beim Korb eben ein wenig anders.


    Da die Bücher auf oben genannter Seite kostenlos zur Verfügung stehen, werde ich einige herunterladen, umwandeln in PDF (und heutige Druckschrift), Falls am ein oder anderen Werk in PDF Interesse besteht, kann ich es gerne verschicken.


    Dieses Jahr bekomme ich ca. 1000 qm Roggen angepflanzt. Im Winter sammle ich mir Brombeerranken, baue Speile und es geht für 3 Tage zum Korbkurs nach Holland.

    Der Kurs beinhaltet übrigens nicht nur das Bauen sondern eine Einweisung in die komplette Betriebsweise. Ausflüge in die Heide sind natürlich auch geplant


    Auch wenn jetzt einige denken ich bin verrückt, ich halte euch gern auf dem Laufenden. Meine ersten Körbe werden frühestens in 2 Jahren (oder mehr) Einsatzbereit sein.

    Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt explodiert, wird die Stimme eines Experten sein, der sagt:"Das ist technisch unmöglich!"

    Sir Peter Ustinov

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