Was tun mit im Glas kristallisiertem Honig?

  • Ich verflüssige mit einer einfachen temperaturgeregelten Spitzsiebheizung, die zusammen mit einem Kegeleinsatz in ein Fein-Spitzsieb eingesetzt wird. Das bedeutet, dass der Honig nach dem Abfließen passiv seine Wärme abgeben muss. Dadurch bleibt der Honig im Hobbock bei einer Verflüssigungstemperatur von 50°C für einige Stunden deutlich handwarm. Bei höheren Verflüssigungstemperaturen ist der Honig im Hobbock noch einmal wärmer. Wird der Honig bei anderen Verflüssigungsverfahren nach dem Durchlaufen aktiv gekühlt, und wenn ja, wie funktioniert das?

    Gruß Ralph

    Ich verflüssige im Melitherm, das von deinem Verfahren nicht weit abweicht.

    Aus dem Melitherm fließt der verflüssigte Honig in den Abfüllkübel, von dem ich noch während des Verflüssigens direkt in Gläser abfülle. Diese stelle ich diese dann sofort in das kühle Honiglager. Somit wird der Honig nur für kurze Zeit den erhöhten Temperaturen ausgesetzt.


    Einer aktiven Kühlung unterziehe ich den Honig jedoch nicht.

    LG Stefan - Ich lerne die Bienen seit vielen Jahren kennen, bin noch lange nicht am Ziel :):):)

  • Wird der Honig bei anderen Verflüssigungsverfahren nach dem Durchlaufen aktiv gekühlt, und wenn ja, wie funktioniert das?

    "Normale", d.h. "kleine" Freizeitimker werden wohl in der Regel keine aktive höher technisierte Kühlung verwenden, also die weitaus größte Mehrheit der Imker. Höchstens, dass mal einer das Gefäß mit einem Lüfter anbläst.


    Doch auch hier gibt es Unterschiede: Man kann einen warmen oder kalten Raum haben. Man kann den Auffangbehälter kühl anblasen, man kann Behälter aus Kunststoff (isolieren, bleiben deutlich länger warm) oder solche aus Metall verwenden.

    Wer mal die Temperatur misst, wird überrascht sein, wie warm der Honig unter einem Melitherm dann doch wird und wie lange er das bleibt und welche Unterschiede die Art des Gefäßes, aber auch das Volumen des Honigs machen.


    Aktive Kühlung, die über das Anblasen hinaus geht, ist deutlich aufwändiger und teuerer, kann ja jedes Jahr auf Imkermessen bewundert werden. Doppelwandige Gefäße mit angschlossenem Kühlaggregat. Alternativ Kühlzellen, in denen der Honig nach dem Verflüssigen eingestellt wird.

  • Ich verflüssige im Melitherm...

    Aus dem Melitherm fließt der verflüssigte Honig in den Abfüllkübel, von dem ich noch während des Verflüssigens direkt in Gläser abfülle.

    Und da hast du keine - je nach Sorte - unterschiedlich dicke Schaumschicht auf der Honigoberfläche im Glas?

    Honig direkt aus dem Melitherm + Seihtuch o.ä. enthält doch anfangs unzählige feine Bläschen, die durch Umfüllen in einen weiteren Behälter nochmals kräftig nach unten durchgemischt werden. Die müssten doch alle im Glas wieder aufsteigen und bei den meisten Sorten oben einen wahrhaft hässlichen Anblick bieten?

  • hornet: Danke. Das bedeutet, dass zum Verflüssigen keine höheren Temperaturen verwendet werden sollten, wenn der Honig anschließend nicht gekühlt wird. Das Argument mit der kurzzeitigen Erwärmung durch den Melitherm oder die Spitzsiebheizung gilt dann nämlich nicht mehr.

    Gruß Ralph

  • Ich verflüssige im Melitherm...

    Aus dem Melitherm fließt der verflüssigte Honig in den Abfüllkübel, von dem ich noch während des Verflüssigens direkt in Gläser abfülle.

    Und da hast du keine - je nach Sorte - unterschiedlich dicke Schaumschicht auf der Honigoberfläche im Glas?

    Honig direkt aus dem Melitherm + Seihtuch o.ä. enthält doch anfangs unzählige feine Bläschen, die durch Umfüllen in einen weiteren Behälter nochmals kräftig nach unten durchgemischt werden. Die müssten doch alle im Glas wieder aufsteigen und bei den meisten Sorten oben einen wahrhaft hässlichen Anblick bieten?

    Ich verflüssige nur Sommerblütenhonig.

    Zuletzt habe ich in der vergangenen Woche einen Kübel verflüssigt.

    Es entsteht etwas Schaum, jedoch in einem Ausmaß wie meine Kunden ich ich selbst zufrieden sind.20191211_103148.jpg20191211_103206.jpg

    LG Stefan - Ich lerne die Bienen seit vielen Jahren kennen, bin noch lange nicht am Ziel :):):)

  • hornet: Danke. Das bedeutet, dass zum Verflüssigen keine höheren Temperaturen verwendet werden sollten, wenn der Honig anschließend nicht gekühlt wird. Das Argument mit der kurzzeitigen Erwärmung durch den Melitherm oder die Spitzsiebheizung gilt dann nämlich nicht mehr.

    Gruß Ralph

    Doch, das gilt noch. Denn wenn man das Melitherm z.B. mit 65°C betreibt, wird die Heizschlange selbst durchaus noch deutlich wärmer wegen der Trägheit des Systems und der Art, wie das Gerät schaltet. Der Honig jedoch erreicht diese Temperatur nicht, weil er tropft nach unten ab und sammelt sich. Zwar ist er dort natürlich auch warm, aber eben nicht 65°C, sondern in einem Temperaturbereich, den er ohne Schaden eine ganze Weile aushalten kann - siehe oben.


    Selbstverständlich ist eine möglichst schnelle Abkühlung danach immer besser.


    Aber ganz ehrlich: Ich persönlich frage mich immer, warum um Marmelade kein solcher Tanz veranstaltet wird. Die soll schmecken und gut aussehen, mehr nicht. Dass die vorher totgekocht wurde, interessiert niemanden.


    Bei aller Liebe zum Honig, aber auch er ist kein Wunderessen, sondern eben eine Süßigkeit und ein Brotaufstrich, mit vergleichsweise kleinem Gesundheitsvorteil.

    Für die Masse ist Honig doch nur eine Alternative zur Marmelade oder Schokoaufstrich. Viele verwenden ihn sogar nur zum Kochen oder in den heißen Tee - da waren alle unsere Bemühungen vorher umsonst.

    Und für den worst case gibt es ja noch die Grenzwerte, aber die sind aus gutem Grunde so hoch, dass die mit dem Melitherm wohl kaum erreicht werden können.


    Und bevor das alles falsch verstanden wird:

    Ich empfehle dringend, diesen Tanz trotzdem mitzumachen und Honig immer nur so schonend wie möglich zu erwärmen oder ganz darauf zu verzichten, ich tue das selbst auch. Aber vor allem aus Imagegründen, weil die Erwartungen an Honig nunmal so sind und der Wurm dem Fisch, nicht dem Angler schmecken muss.

    Aber ich verstehe es halt nur nicht, warum da mit so unterschiedlichem Maß gemessen wird.

    Ja, spinn' i oder bien i?

    Einmal editiert, zuletzt von hornet () aus folgendem Grund: Letzte 2 Absätze hinzugefügt

  • Es entsteht etwas Schaum, jedoch in einem Ausmaß wie meine Kunden ich ich selbst zufrieden sind.

    ok, danke für die Bilder! Für meinen Anspruch wäre das zwar deutlich zu viel Schaum, aber es ist in der Tat auch nicht so wild, wie ich es erwartet hätte und von einigen Honigsorten auch tatsächlich kenne.

    Auch wäre mir das Risiko zu groß, weil ich ja vorher nicht immer wissen kann, wie sich der jeweilige Honig tatsächlih verhält, Honig ist ja sehr variabel und zumindest bei mir gibt es jedes Jahr mehrere Sommerhonigvarianten.

  • Es entsteht etwas Schaum, jedoch in einem Ausmaß wie meine Kunden ich ich selbst zufrieden sind.

    ok, danke für die Bilder! Für meinen Anspruch wäre das zwar deutlich zu viel Schaum, aber es ist in der Tat auch nicht so wild, wie ich es erwartet hätte und von einigen Honigsorten auch tatsächlich kenne.

    Auch wäre mir das Risiko zu groß, weil ich ja vorher nicht immer wissen kann, wie sich der jeweilige Honig tatsächlih verhält, Honig ist ja sehr variabel und zumindest bei mir gibt es jedes Jahr mehrere Sommerhonigvarianten.

    wie gehst du vor, um diesen Schaum zu vermeiden?

    Ich bin für jeden zielführenden Rat dankbar.:)

    LG Stefan - Ich lerne die Bienen seit vielen Jahren kennen, bin noch lange nicht am Ziel :):):)

  • Wenn der Honig im Glas kristallisiert ist, dann ist das eben so. Das erhöht die Sortenvielfalt, wenn daneben auch anderer Honig angeboten werden kann.


    Ansonsten, Vorbeugen ist besser als heilen...

    Wenn der Honig lange flüssig bleiben soll hilft:


    -Schleuder mit Wasserstrahl ohne Tücher gut putzen (Honigreste wirken wie Impfhonig...)

    -mit Gabel entdeckeln, möglichst trockenes Deckelwachs 1 Tag ablaufen lassen, dann ausschmelzen, nicht ausschleudern! Oder gleich mit Heißluft entdeckeln, es dürfen jedenfalls möglichst keine feinen Wachspartikel entstehen

    -mit Doppelsieb in neue oder gut geputzte Eimer abfüllen

    -dann innerhalb weniger Tage gleich nochmal durch ein richtig feines Spitzsieb (findet man z.B. günstig unter "Faser Imkerei Honig Sieb Filternetz Bildschirm Imkerei Anlagen") wieder in einen sauberen Eimer laufen lassen, dabei Wassergehalt messen und Eimer beschriften
    -Deckel drauf und freuen das selbst nach fast 2 Jahren der meiste Honig (Obstblüte, Roßkastanie, Robinie, Linde, Blatthonig - kein Raps) alles noch flüssig ist

    Nebenbei kann man ganz in Ruhe und nach Bedarf chremigen Honig herstellen durch impfen, rühren, abfüllen und kühlen im Kühlschrank oder noch besser, jetzt den Winter nutzen ... :) !

  • ich verstehe das Problem auch nicht. Honig ist ein Naturprodukt. der Kristallisationsprozess ist unvermeidlich. Normalerweise versteht das jeder Kunde.

    Das ist echt ein guter Punkt

    Mein Honig wird gar nicht gerührt. Er soll auskristallisieren.

    Sicher schränkt man damit seinen Kundenkreis ein, aber generell bin ich schon der Meinung, dass man - wie lemon70 schreibt - jedem Kunden erklären kann dass Honig kristallisiert.

    Ich würde mir keine Gedanken machen.

    Freier Imker

    Ohne DIB oder Verein

    Nicht vorbelastet

    Offen für alle Anregungen

  • Mein Sommerhonig kristallisiert äußerst grob aus, das sieht irgendwann fast aus als würde man Glasscherben aufs Brot schmieren. Den würde ich so keinesfalls raus geben, sprich der wird definitiv gerührt.


    Bevor man größere Chargen ins Glas füllt und dort kristallisieren lässt sollte man zumindest wissen wie der eigene Honig dann hinterher aussieht. Für mich war das beim ersten Mal eine böse Überraschung. Die Gläser hab ich dann aus dem Verkehr gezogen. Naturprodukt heißt nicht automatisch, das alles super ist.

  • also in der Regel kann man schon grob vorhersagen, ob und wie schnell Honig auskristallisiert. Deswegen wird die Frühtracht bei mir prinzipiell gerührt, die Sommerernte je nachdem. Heuer habe ich mich verschätzt und habe nicht gerührt, der relativ dunkle Honig ist trotzdem recht schnell im Glas kristallisiert. Fest, etwas sandig, aber nicht "Glasscherben" und bei Zimmertemperatur gerade noch streichfähig. Problem ist das für mich und die Kunden keines. Man spricht drüber, läßt mal probieren, bildet sich seine Meinung dazu und entscheidet dann.


    Extra im Glas auftauen mach ich nicht. Notfalls muss ich halt selber mehr davon essen. Vielleicht wäre die Lage eine andere bei Riesenmengen und mehr Absatzdruck, wer weiß.


    Grüße

    Roland

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