HILFE - Bienen extremst aggressiv; AS-Behandlung unmöglich

  • Hallo zusammen,


    ich bin erschüttert. Heute morgen bin ich nach 5 Jahren friedlicher Imkerei zum ersten Mal im schnellen Laufschritt von meinem Stand geflüchtet.


    Situation

    - ich habe 6 Wirtschaftsvölker (Zander, 10 Zargen)

    - alle Völker stehen noch auf drei Zargen

    - letzte Woche alles komplett abgeschleudert und mit rund 5 kg Futtersirup eingefüttert

    - erste Varroakontrolle erledigt


    Heute wollte ich nun überall die unterste Zarge entfernen und die Völker auf 2 Zargen eindämmen damit ich die erste AS-Behandlung mit dem Nassenheider Prof. machen kann. Das war nicht möglich! In allen Volkern sind alle drei Zargen noch randvoll und ich meine wirklich RANDVOLL mit Bienen - wie soll ich die auf zwei Zargen eindämmen?


    Des weiteren wurden die Bienen nach wenigen Minuten so extrem aggressiv dass ich den Stand - trotz Vollschutz (ausnahmsweise) - verlassen musste. Das ganze Jahr habe ich nur mit Schleier, ohne Handschuhe und oftmals in kurzen Hosen geimkert, kaum Stiche, alles war immer friedlich und ruhig und heut jetzt das. Ich war schlichtweg entsetzt! So viele Stiche habe ich in den ganzen 5 Jahren nicht kassiert ;(.

    Was soll ich jetzt machen? AS-Behandlung auf drei Zargen? Mit dem Abbau der unteren Zarge noch warten? Nochmals füttern? Alles verschenken und das Stricken anfangen :)


    Ich bin jetzt doch etwas verunsichert und hoffe auf Eure Hilfe! So etwas wie heute möchte ich nicht nochmals erleben, dann hat sich die Imkerei, obwohl sie mir wirklich viel Freude bereitet, erledigt!

    Grüße

    Frank

    ... um die 8 Völker * Zander * Hohenheimer Einfachbeute (10er)

    Einmal editiert, zuletzt von Waldschratt ()

  • Auf zwei Zargen einengen? Um diese Zeit? Und vorher gefüttert? Kapier ich alles nicht...hast Du den HR einfach wieder aufgesetzt? Ist denn der untere brutfrei? Also bitte ordentlich anpellen und checken wie die Lage ist. Würde aber schon das Einengen auf 2 Zargen vor dem Behandeln empfehlen...mit Brut unten dürfte das aber schwer werden. Bekommst Du nur mit einem Gebläse frei.


    M.

  • Ich habe den Honigraum abgeschleudert, dann die geschleuderten Waben zum Reinigen wieder auf die beiden Brutzargen aufgesetzt und gleichzeitig eine erste Fütterung mir rund 4 - 5 L Futtersirup gemacht. Die letzten 3 Tage habe ich eine Varroakontrolle mit Schieber durchgeführt. Bevor ich jetzt die zweite Fütterung mit rund 15l mache, wollte ich die erste Behandlung mit Ameisensäure durchführen. Behandlung ist aber nur sinnvoll wenn das Volk auf maximal 2 Zargen sitzt. Aber ich bringe die unterste Zarge unmöglich Bienenfrei - alle 10 Waben voll besetzt und auf drei Waben noch etwas Brut. Als ich diese drei Waben nach oben hängen wollte, ging der Angriff los.


    Und ja, ich war (ausnahmsweise) ordentlich angepellt, zum Glück!

    ... um die 8 Völker * Zander * Hohenheimer Einfachbeute (10er)

  • Keine Panik! Das bekommt man hin. In der Mittagspause bei gutem Flugwetter zu den Damen gehen, in voller Rüstung. Viel Rauch von unten ins Flugloch, 2 min warten. Obere 2 Zargen abnehmen, an die Seite, untere Zarge wegstellen (auf Nachbarvolk) und die oberen Zargen wieder zurück. Auf diese dann eine Leerzarge und die Bienen aus dem unteren Raum oben rein schütten. Zwischendurch nochmal Rauch und den Rest Brut aus dem unteren Brutraum, tja, sind doch reichlich Bienen da und Milben auch gleich mit entsorgen.

    Ich hatte letztes Jahr so einen Kandidaten, die kamen wirklich raus wie ein Schwarm, mit dem Hintern zuerst. Dafür gibt es Schutzkleidung. :*

    Wiebke

  • Es ist doch nicht sinnvoll, den HR zum Putzen aufzusetzen und gleichzeitig zu füttern. Das Futter landet umgehend im HR.

    Hauptproblem sehe ich darin, dass die untere Zarge bestimmt auch noch Brut hat...Du wirst also reichlich umhängen müssen. Warum machst Du die Aktion nicht im Frühjahr wenn das Brutnest klein und auf einer Zarge ist? So kenne ich das...


    M.

  • Der Honigraum soll ja mit Futter gefüllt werden, wird zum oberen Brutraum. Ist ein klassisches Liebig- Konzept, nennt sich A plus. Wenn das Abprerrgitter raus ist, zieht sich das Brutnest nach oben, die untere Zarge wird nahezu brutfrei und kommt raus. Klappt eigentlich ganz gut, aber mir gefällt Teilen und Behandeln besser mit Oxalsäue ohne Ameisensäure.

    :) Wiebke

  • Ich hatte heute beim heimholen der Wandervölker auch so ein Erlebnis.

    Eigentlich super Völker! Die Hälfte am Montag/ Dienstag geholt, keine Probleme.

    Dienstag Abend und Mittwoch war bei uns Stark-Regen mit bis zu 60l/m²Alles was noch an Waldhonig da war wurde weggewaschen.

    Zweite Hälfte Völker Heute Morgen geholt. Totale Katastrophe. Aggressiv wie sonst nie. Das Aufladen der Völker war hart an/über der Schmerzgrenze. (Ich habe keine Stichfeste Kleidung oder gar Handschuhe)

    Nach der Fahrt, am Heimstand, beim Wiederöffnen der Fluglöcher wieder ganz normal.


    Versteh einer die Mädels

    Die Natur muss gefühlt werden.

    (Alexander von Humboldt)

  • Also Schutzbekleidung ist für mich Arbeitsbekleidung. Die wird immer angezogen. Darf als Schweisser auf der Werft ja auch nicht sagen, heute mal ohne Helm...der obere Teil des Schiffes ist ja schon fertig und dann kann mir ja nix auf den Kopf fallen.


    Wird immer angezogen; zumal das immer mit Schmutz und Propolis verbunden ist, die jede Garderobe ruiniert.

    Allerdings braucht es wohl bald einen neuen Anzug - dass Hornissen da durchstechen können, wusste ich ja schon aber kürzlich haben es auch mehrere Bienen geschafft...die sind nämlich jetzt generell sehr unleidlich!


    Sieht das Liebig-Konzept wirklich vor, dass man ein par Tage füttert und dann die untere Zarge entnimmt? Samt Brut? Nach drei Wochen könnte ich das ja verstehen, dann wird unten wirklich nur Pollen sein aber jetzt wird da noch genug wertvolles zu verteidigen sein...


    M.

  • Eigentlich soll man nur ein wenig füttern und auch nur, wenn nicht genug Restfutter (4 kg) im zweizargigen Brutraum verblieben ist. Ich hab immer so maximal 5 l gegeben, wenn ich vorher wirklich alles geerntet hatte, was ging. Zumal hier nach der Linde nicht mehr viel kommt. Hat man Balsamine etc. füttert man erst nach der Einengung und Behandlung von Ende August bis Anfang Oktober in 2 großen Portionen.

    Etwas Restburt, so 50 Zellen auf 2 Waben im unteren Brutraum können immer mal sein, aber natürlich keine Brutbretter mehr.

    Wiebke

  • So ganz verstehe ich die Vorgehensweise nicht. Warum hast du denn nicht erst die Varroabehandlung gemacht und dann den HR wieder aufgesetzt? So hättest du die zwei Zargen zur Behandlung gehabt und im Laufe der anschließenden Einfütterung wären die Bienen nach oben gezogen. Wäre das nicht entspannter für Bienen und Imker gewesen ?

    LG

    Karin

    Willst du Gottes Wunder sehen, musst du zu den Bienen gehen.

  • Für mich hört sich das nach einer versuchten Spätsommerpflege nach Liebig an.
    Dann lies mal was der Herr Dr. dazu schreibt. immelieb.de

    Beachte den Zeitpunkt und Zustand der Völker...

    Steingarten ist Keingarten
    Für alle die, die kein Imker sind: gemeint ist Schottergarten, reimt sich aber nicht so prickelnd...

  • Bevor ich jetzt die zweite Fütterung mit rund 15l mache, wollte ich die erste Behandlung mit Ameisensäure durchführen. Behandlung ist aber nur sinnvoll wenn das Volk auf maximal 2 Zargen sitzt.

    Hätte, hätte,... Jetzt ist es nun einmal so - Völker auf 3 Za-Zargen und den leeren, nach Honig duftenden HR obenauf und alle Biens sind hinter dem Duft her.


    Hier kann m. E. eine wohldosierte OX-Behandlung helfen (Sublimation). Machst es in Frankreich, da ist es nicht verboten :wink:. Ins Flugloch ca. 3 - 5 Minuten und das je nach Milbenfall wiederholen.


    Ich würde die oberste Zarge (ehemaliger HR) mittels Bienenflucht entfernen. Das geht sicher deutlich einfacher. Und im FJ kann man den unteren BR gut entnehmen. Flexibilität ist gefragt.


    Viel Erfolg!

  • Ok, danke für Eure Meinungen!


    Vielleicht ist meine Vorgehensweise nicht optimal, aber für mich ist es ok. Da ich in 5 Jahren nur 1 Volk verloren habe, scheint das Vorgehen nicht ganz so falsch zu sein. Eine Varroabehandlung direkt nach der kompletten Honigentnahme käme für mich nicht in Frage. Wintervorrat weg und dann gleich noch eine AS-Behandlung ... Streß pur! Aber wie heisst es so schön ... frag' 5 "Fachleute" und Du hast mindestens 5 Meinungen ;)

    Ich habe es heute über Mittag nochmals probiert. Diesmal habe ich am anderen Ende des Standes angefangen und siehe da ... meine Mädels lieben mich wieder. Fünf Völker gingen reibungslos und ohne Probleme. Das 6., welches auch gestern schon extrem aggressiv war, war es heute leider auch noch. Am Schleier und um den Hut hat es "geknallt" wie wenn ich in einen Hagelschauer geraten wäre. Aber ich habe es geschafft und jetzt ist Ruhe! Seltsam ist für mich aber dennoch dass dieses Volk das ganze Jahr über das ruhigste und arbeitsamste war.


    Alle Völker sind jetzt auf 2 Zargen eingeengt (im wahrsten Sinn des Wortes), die noch vorhandene Brut hochgehängt, die unterste Zarge mit den dunklen Waben weg und überall läuft die erste Varroa-Behandlung. Wenn die durch ist wird eingefüttert und ich kann währenddessen in den Urlaub :). Ich bin wieder beruhigt, wird also nichts mit dem Socken stricken.


    Grüße

    Frank

    ... um die 8 Völker * Zander * Hohenheimer Einfachbeute (10er)

  • Ich würde aber die Vorgehensweise für die nächsten Jahre trotzdem noch mal überdenken. Es gibt einige gute Gründe, die Behandlung vor dem Wiederaufsetzen des ausgeschleuderten Honigraumes durchzuführen. Das erspart dir einiges an so bisher erlebtem Ärger. Einige Gründe wurden hier schon genannt. Auch wenn Frau Dr. Aumeier es glaube ich genau so propagiert, wie du es bisher durchgeführt hast.

    Für nächstes Jahr wäre es dann auch kein

    Hätte, hätte,... Jetzt ist es nun einmal so

    "In einer Demokratie hat jeder das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten."

    aus "Mensch, Erde"

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