Zwei-Königinnen-Betriebsweise?

  • Hallo, zusammen,
    hat jemand hier schon mal Erfahrungen mit dieser amerikanischen Zwei-Königinnen-Betriebsweise gesammelt?
    Es ist ja nicht gerade bienengemäß, aber macht der Unterschied im Ertrag tatsächlich soviel aus?
    Ich hab nicht vor, es selbst auszuprobieren, ich bin nur mal wieder einfach neugierig.

    "Meet me in a land of hope and dreams"
    Bruce Springsteen

  • Hallo,


    also ich hab' da mal zwei Dinge versucht. Einmal habe ich im frühen Frühjahr eine alte Königin über eine junge Königin gestellt (natürlich samt Volk). Die Alte geht dadurch in Brutkonkurenz mit der jungen und powert sich ziemlich aus. Sie wird dann ausgeschieden. Zum Umweiseln ist das interessant, weil das junge Volk gleich einen enormen Turbo mitbekommt. Da hast du dann aus der Frühtracht schon hohe Erträge, obwohl du bei den zwei eher schwachen Völkern sonst wohl nix zu erwarten gehabt hättest. Das funktioniert eigentlich immer ganz gut.


    Eine Doppelvolk habe ich in diesem Jahr mal erstellt. In Hohenheim haben sie ja auch damit experimentiert. Anscheinend habe ich es aber zu spät im Jahr gemacht (etwa 10.Mai), denn mir ist daraufhin die untere Königin ausgezogen! Jedenfalls war sie nicht mehr da. Es war mit klar, dass ich vielleicht etwas spät dran war, aber einen Versuch wars wert. Ergo: sowas gehört (logisch) früh im Jahr gemacht. Die Ergebnisse aus Hohenheim zeigen bisher aber keine doppelt so hohen Erträge, sondern etwa 160%. Über die weiteren Vorteile kann ich nix sagen. Aber der Stammtisch ist ja groß :smile:

    Die Bevorzugung lokaler Produkte ist weder Nationalismus, noch Faschismus, noch Protektionismus, sondern ist nur ein Symptom von Intelligenz und Umweltverträglichkeit.

  • Hallo,
    laut dem, was ich gelesen habe, sollten die Erträge eher bei 260% liegen, also 60% mehr als von zwei Völkern.
    Das mit der Frühjahrsvereinigung ist interessant, wir haben hier fast nur Frühtracht. Ich glaube, ich werd mal länger drüber nachdenken...

    "Meet me in a land of hope and dreams"
    Bruce Springsteen

  • Grüß Euch!
    Wie funktioniert das Zusammenführen von zwei Völkern mit der jeweiligen Königin. Mit Zeitungspapier dazwischen wie beim normalen Aufsetzen eines zweiten Volkes ohne Königin?
    Bekämpfen sich die beiden Königinnen nicht?
    Schönen Gruß
    Fritz

    Fritz Eder
    (Hobby-Imker mit 4 Carnica-Völkern in DN im Garten - 335 m Seehöhe)

  • Hallo Sabine,
    seit einigen Jahren praktiziere ich eine 2-Königinnen-Betriebsweise im Frühjahr.
    Im Winter, wenn es richtig kalt ist, setze ich den Ablager auf das Wirtschaftsvolk, getrennt durch ein Absperrgitter ohne eigenes Flugloch (wichtig!)
    Wenn es wärmer wird und sich die Wintertrauben auflösen, beginnen beide Königinnen mit der Brut.Der Ablager profitiert von der Wärme des Wirtschaftsvolkes. Unmittelbar vor der Wanderung entferne ich die alte Königin mit der 2 Brutwaben.
    Folge: 1 starkes Volk mit junger Königin und gleichzeitig ein neuer Ableger, der später eine Jungkönigin bekommt.
    Der Ableger entwickelt sich ohne jede Pflege und ohne gefüttert zu werden. Er bildet die Grundlage für das Wirtschaftsvolk im nächsten Jahr.
    Probier`s mal mit einem Volk aus.
    Gruß
    Erhard

  • Bei der Führung von Doppelvölkern lernt man Einiges über das Verhalten der Bienen.
    An unserem Lehrbienenstand wurde ein Doppelvolk von Herrn Liebig geführt; es wurde während der Rapstracht um 190 kg schwerer. Um die 70 000 Bienen waren am Werk.
    Einen anderen Versuch habe ich mit 6 Ablegern gemacht. Um Platz zu sparen, habe ich Ableger aufeinander gehalten. Getrennt mit Absperrgittern, ein gemeinsammes Flugloch. Leider entwickelte sich der obere Abteil nicht sonderlich gut. Die Larven wurden gerne ausgefressen, das untere Volk dominierte. Die Kombination von junger und alter Königinn klappte nicht (unterschiedliche Pheromonproduktion?).
    Die Doppelvolkbildung im Frühjahr klappt anscheinend bedeutend besser. Sehr gute Erfahrungen gibt es mit der Kombination von Schwächlingen und starken Völkern, die Ammenbienen bringen das schwache Volk auf Trab. Durch eine anschließende Teilung, wird das starke Volk geschröpft (Schwarmverhinderung). Vielleicht gibt es ja bald dazu eine Veröffentlichung aus Hohenheim?

  • Hallo Sabi(e)ne,


    neben meinen drei Völkern überwintere ich regelmäßig eine Reserve-Königin in einem 6-Waben-Ableger.
    Diese "überschüssige" Königin verwende ich, um ein schwach durch den Winter gekommenes Volk im 2-Königinnen-Betrieb bis zur Frühtracht aufzupäppeln. Von Erhards Verfahren weicht es etwas ab, deshalb will ich es kurz beschreiben.
    Bei meinen Bremer-Lagerbeuten (mit nebeneiander liegendem Brut- und Honigraum) läßt es sich noch einfacher durchführen wie mit meinen früheren T120-Trogbeuten.


    Im Januar oder Februar, jedenfalls vor dem Reigungsflug, stelle ich den Ablegerkasten (er paßt genau) in den leeren Raum neben mein schwächstes Volk. Damit Bienen, die evtl. durch die Erschütterung die Wintertraube verlassen haben, wieder zurückfinden, warte ich auf einen Tag mit etwa +5°C und möglichst frostfreier Nacht. Die direkt nebeneinander liegenden beiden Fluglöcher werden durch einen Flugnischenteiler auf dem gemeinsamen Flugbrett getrennt.


    Beim Reinigungsflug fliegen sich die Ableger-Bienen problemlos ein, ohne an ihrem nur wenige Meter daneben liegenden alten Standort zu suchen.


    Ende Februar/Anfang März, am ersten sonnigen Flugtag (über 18°C) wird der Ablegerkasten entfernt. Die beiden Brutnester hängen jetzt mit den offenen Wabengassen neben einander (Warmbau), getrennt durch ein Geruchsgitter bzw. Lochblech.


    Während der Weidenblüte (gesicherter Pollenflug, bei mir ab Mitte März) erfolgt die Vereinigung durch Entfernen des Duftgitters und des Flugnischenteilers. Die Königinnen bleiben durch das Absperrgitter getrennt; jede weiterhin mit eigenem Flugloch.


    Ende April (spätestens zum Beginn der Rapsblüte) muß eine Königin raus, sonst gibt es mehr Brut als Honig!; zB. mit einem Ableger mit ca. 2 Brutwaben, einer übrig gebliebenen Zuckerwabe etc. ...


    Der Erfolg im Vergleich mit den beiden anderen Völkern: Oft Platz 1, seltener 2, noch nie Platz 3.
    Auf die Frühtracht allein bezogen war das so gestärktete Volk einmal Schlußlicht weil wg. schlechtem Wetter die Königinnen im Mai zu lange beieinander blieben. Der Ausgleich erfolgte mit dem Spitzenplatz in der darauf folgenden Waldtracht im Juni (Fichte) durch die vielen zu Trachtbeginn vorhandenen Sammlerinnen.


    Du schreibst von "dieser amerikanischen Zwei-Königinnen-Betriebsweise", wo kann man dazu etwas nachlesen?
    Ich erhielt meine erste Anregung durch Zander/Böttcher, Haltung und Zucht der Biene (10. Aufl.), die ich für meine Beuten abänderte.



    Mit freundlichen Grüßen
    Frieder



    <font size=-1>[ Diese Nachricht wurde geändert von: Frieder Hummel am 2002-08-28 20:46 ]</font>

    Mit freundlichen Grüßen
    Frieder


    ____________________


    Der Bienenstaat gleicht einem Zauberbrunnen;
    je mehr man daraus schöpft, desto reicher fließt er (K.v.Frisch)


    Es irrt der Mensch, solang er strebt (J.W.v.G.)

  • Liebe/r Mitimker/in,
    ich möchte noch einmal auf meinen Beitrag vom 22.08.2002 zurückkommen.
    Ich schrieb, dass ich im Winter, wenn es richtig kalt ist, den Ableger auf das Wirtschaftsvolk setze. Dieser Zeitpunkt ist nun gekommen. Die Bienen haben sich zu einer Traube zusammengezogen.
    Das Wirtschaftsvolk bekommt nun ein Absperrgitter und darauf setze ich den Ablager (wichtig: ohne eigenes Flugloch). Weiter ist nichts zu machen.
    Wenn es wärmer wird und sich die Wintertrauben lösen, nehmen beide Völker den gleichen Geruch an und beide Königinnen bilden ein großes Brutnest.
    Unmittelbar vor der Wanderung entnehme ich das Absperrgitter und die alte Königin mit zwei Brutwaben. Diese kommt in einen Ablegerkasten oder eine Zarge mit 2 zusätzlichen Futterwaben und wird an anderer Stelle aufgestellt, damit die restlichen Flugbienen in das nun neu gebildete und vereinigte Wirtschaftvolk zurückfliegen. Ohne weitere Hilfe entwickelt sich der Ableger recht zügig und bekommt später ein schlupfreife Weiselzelle aus dem Brutschrank, nachdem ich die Königing entfernt habe.
    Im nächsten Winter kommt dieser Ableger auf das soeben gebildete Wirtschaftsvolk und der Kreislauf beginnt von neuem.
    Ergebnis: immer eine junge Königin mit wenig Schwarmtrieb und starke Völker für dei Frühtracht.
    Ich würde gerne Eure Meinung zu dieser Methode hören oder gar gesammelte Erfahrungen.
    Liebe Grüße
    Erhard

  • Guten Tag alle miteinander,


    wer sich für die Doppelvolk-Betriebweise interessiert, kann mal an Link http://www.uni-hohenheim.de/bienenkunde/jahresbericht.htm anklicken. Die Hohenheimer, hauptsächlich Dr. Liebig, machen damit einige Versuche. Über www.imme.lieb.de kann man mit Dr. Liebig in Kontakt treten, allerdings ist die Homepage noch nicht fertig. Nach der Auswinterung werde ich es in diesem Frühjahr mal mit drei Doppelvölkern probieren.

    Imkeranfänger 1973, nach 3 Jahren wegen Schul- und Berufsausbildung Aufgabe des Hobbys, 1996 Wiedereinstieg, zwischen 15 und 25 Völker, Landrasse auf Hohenheimer Einfachbeute im Selbstbau, AS auf Schwammtuch und Tropfflasche.

  • Hllo Ihr Lieben,
    Ich verstärke jedes Frühjahr meine schwachen Völker mit einem Ableger . Im März /April bei bestem Wetter sehe ich ganz kurz in die Völker , ob Arbeiterrinnenbrut da ist , und wie stark das Volk ist. Wenn ein passender Ableger vorhanden ist, vereinige ich gleich. Natürlich muß ein Absperrgitter die beiden Völker trennen. Sonst ist nichts zu beachten. Beide Volkseinheiten wärmen sich gegenseitig, und legen ein schönes Brutnest an. Zu dieser Jahreszeit ist es den Arbeitsbienen egal für welche Königin sie arbeiten. Diese Vereinigung praktiziere ich öffter, weil bei uns im Norden die Frühtracht immer früher beginnt. Vor 20 Jahren sind wir erst mitte Mai in den Raps gewandert, jetzt sind wir schon in den letzten Aprilwochen unterwegs. Mitte Mai ca. bilde ich mit der einen Königin einen ersten Ableger.Ich komme so sehr gut zurecht. Eine Zweiköniginnen -Betriebsweise klapt so nicht . Da müssen wohl andere Voraussetzungen geschaffen werden.
    Gruß Matthias Asmussen

  • "dieser amerikanischen Zwei-Königinnen-Betriebsweise", wo kann man dazu etwas nachlesen?


    Na hier!

    Hier mal Interessantes - auch für diejenigen, die nicht mit zwei Königinnen pro Volk arbeiten wollen. Vom Meister der Zweiköniginnenbetriebsweise daselbst - C. L. Farrar. Ich habe den Text erst abgetippt und dann übersetzt.


    In Englisch:
    http://www.immenfreunde.de/docs/2queen.pdf


    In Deutsch:
    http://www.immenfreunde.de/docs/2queen_farrar.pdf (etwas frei nach Schnauze übersetzt, aber naja...)


    Zeichnungen von mir, sind allerdings grob. Ich hoffe, es ist zu erkennen, was gemeint ist. :oops:

  • Ist mir lieber als englisch, alles Bestens, Bernhard. :daumen:


    Man kann auch im Buch, "Die Magazinbetriebsweise der Weltimkerei" von Heinz Lorens darüber Lesen.

    Gruß Reinhard / Lehre mich die wunderbare Weisheit,daß ich mich irren kann.(Teresa v. Avila)

  • Hallo Bernhard,
    meine Versuche mit 2 Königinnen brachten wohl extrem starke Völker aber nicht mehr Honig. Wenn ich menschlich denke, war da wohl ein Konkurrenzdenken beider Volksteile. Solch eine Beriebsweise erfordert eine sichere Tracht. Spätestens bei der Kirschblüte sollte eine Königin entfernt werden. Sonst lässt sich das Volk nur durch wöchentlichen Ableger steuern.


    Gruß
    Remstalimker

    Im Netz ist gut auf hohem Niveau imkern.:daumen::lol:

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