Hallo liebe Mitimker,
BSV bin ich schon seit einigen Jahren, doch nun wurde ich in diesem Herbst zu ersten Schadensfall bestellt. Der Imker imkert sehr erfolgreich seit über 60 Jahren und ist jetzt hilflos und verzweifelt.
Ich stelle am besten mein Protokoll in Auszügen ein:
"Protokoll zur Begutachtung eines Bienenschadens ...
Am 10.09.2018 wurde ich durch das Veterinäramt des Vogtlandkreises telefonisch mit der Besichtigung und Begutachtung eines Bienenschadens bei Imker ... beauftragt.
Die Bienenhaltung erfolgt am Wohnort im Garten hinterm Haus. Derzeit werden 17 Völker (inkl. Ableger) in Hinterbehandlung im Freudensteinmaß in einem Bienenhaus bewirtschaftet.
Laut Angaben des erfahrenen Imkers wurden die Bienen Ende Juli mit Ameisensäure 60% gegen Varroa behandelt und danach mit Fertigsirup aufgefüttert. Die Völker wären bis letzte Woche in sehr gutem, einwinterungsfähigen Zustand, das Brutbild tadellos gewesen.
Bei Besichtigung war der Bereich vor den Beuten übersät mit toten und sterbenden Bienen. Es war warmes und trockenes Wetter. Eine Bienenprobe wurde durch mich von dort eingesammelt.
Beim Blick in die Beuten war die vom Imker geschilderte massive Schwächung der Völker durch Flugbienenverlust deutlich zu erkennen. Einige Völker sind derart geschwächt, dass sie keine Überwinterungsstärke mehr erreichen werden.
Die toten Bienen vorm Flugloch waren optisch in der Mehrzahl als intakte Jungbienen zu erkennen, d.h. intakte Flügel und Behaarung. Auffällig war die stark gekrümmte Körperhaltung und die ausgestreckte Zunge. Dem Imker fiel ein eigenartiger Geruch von den toten Bienen auf.
Das Schadbild hat laut Imker am Vortag (So 09.09.2018) plötzlich begonnen.
Er habe den Leiter der ortsansässigen ...Agrar GmbH...Herrn... kontaktiert und sich nach evtl. Spritzungen erkundigt. Ihm wurde mitgeteilt, dass auf einer angrenzenden Weidefläche mit Trockendünger gedüngt und auf einem Feld in ca. 0,5 - 1km Entfernung PSM gespritzt wurde.
Frau ... vom Kontrolldienst Pflanzenschutz nahm Kontakt zum Agrarbetrieb auf und teilte mir per mail mit: "... In der Kalenderwoche 36 (ca. 06.09.2018) kam das Pflanzenschutzmittel Butisan Kombi in der Kultur Winterraps (nach Auflauf) zur Anwendung. Luftlinie ca. 500 – 1000 m. Das Pflanzenschutzmittel ist ein Unkrautvernichtungsmittel (Herbizid). Ziel der Anwendung war die Behandlung einjähriger einkeimblättriger und zweikeimblättriger Unkräuter Das Pflanzenschutzmittel wird bis zu der höchsten durch die Zulassung festgelegten Aufwandmenge oder Anwendungskonzentration als nicht bienengefährlich eingestuft."
Eine Besichtigung und Probennahme von der behandelten Fläche hielt Frau ... für nicht nötig.
...
Ich selbst habe die Ausbringung von Gülle auf einem weiteren Feld beobachtet.
Ein so gen. "Abtreiben" von Altbienen oder Räuberei schließe ich als Ursache aus, da die Mehrzahl der toten Bienen als junge, intakte Bienen zu erkennen waren.
Ein Säureschaden kommt m.E. auch nicht in Betracht, da die Behandlung schon länger zurück liegt.
Das akute Auftreten des massiven Flugbienenverlusts legt für mich den Verdacht eines externen Auslösers wie den eines Giftschadens nahe.
Der Imker bittet mich zu erwähnen, dass er seit einigen Jahren eine Verkleinerung der Bienen bei einzelnen Völkern beobachtet, bei sich und bei ihm bekannten Imkern. Er fragt worin hier die Ursache liegen könnte. Einen Zusammenhang mit dem aktuellen Schadensfall kann ich nicht erkennen.
Nach Rücksprache empfehle ich die Untersuchung einer Bienenprobe am Julius Kühn-Institut.
Bergen am 11.09.2018 ...
Nachtrag:
In Absprache mit dem geschädigten Imker wurde durch mich am 12.09.2018 eine Bienenprobe an´s Julius Kühn-Institut geschickt und der Erhalt sowie die Eignung der Probe per mail bestätigt. Das Ergebnis wurde in 2-3 Wochen in Aussicht gestellt.
Im Befund des JKI zur Biologischen Untersuchung vom 01.10.2018 fiel der Aedes-Biotest positiv aus. Dieser Befund stellt eine toxische Wirkung von Substanzen in der Bienenprobe fest. Es wurde eine chemische Untersuchung veranlasst. (Der Nosematest fiel mit "einzelnen Sporen" unauffällig aus.)
Im Befund des JKI vom 18.10.2018 zur Chemischen Untersuchung mittels LC-MS/MS und GC/MS auf 293 Insektizide, Akarizide, Nematizide, relevante Fungizide und sonstige relev. Stoffe wurde das Insektizid (zeta-) Cypermethrin als ursächlich für den Tod der Bienen identifiziert. Die Wirkung wurde evtl. durch Propiconazol (einem Fungizid mit B4 Zulassung) und Piperonylbutoxid (einem Wirkverstärker) verstärkt."
Für mich stellen sich nun einige Fragen:
1) Wie weiter? Welches Vorgehen kann ich dem Imker empfehlen?
2) Das Insektizid und der Wirkverstärker werden lt. meinen Regergen in der Stallhygiene gegen Fliegen eingesetzt. Kann es sein, das es in der Gülle noch wirksam ist? Ein Kuhstall ist auch ganz in der Nähe.
3) Als PSM wird es wohl bei Raps und Weizen angewandt - aber im Herbst?
Hat hier evtl. ein BSV oder Geschädigter Erfahrung und kann mir auf die Sprünge helfen?
MfG André