Liebe Immenfreunde und -Freundinnen,
es ist immer mal wieder über das Thema Wildblumenwiese geschrieben worden und dabei kommt oft die Aussage, dass es im ersten Jahr schön aussieht, im nächsten schon nicht mehr ganz so schön und mittel- bis langfristig setzt sich Gras durch. Hier ein Erfahrungsbericht:
Anlässlich einer Gartenneuanlage haben wir einen Teil (ca. 50 %) wie o.g. angelegt und es entwickelte sich so wie vor beschrieben. Der Boden ist sehr durchlässig, sandig und kann mit ganz wenigen humosen Anteilen als Magerwiese angesehen werden. Das letztlich überhand genommene Gras wurde dann in händischer Kleinarbeit fleckenweise entfernt und diese Bereiche neu mit Wildstauden oder mehrjährigen Kleinststräuchern besiedelt, z.B. Gamander, Fingerkraut, Bohnenkraut, wilder Majoran, Oregano, Lavendel und Salbei, kriechende Weiden, sog. Böschungsrosen, Ginster, Schnee- bzw. Korallenbeeren, Sommerspieren u.v.m. Auch große Sträucher wie früh blühende Zaubernuss und Kornelkirschen sowie Ölweiden, Blasensträucher, Gruppen mit Liguster und Topinambur wurden angesiedelt, um von Anfang an eine Struktur zu bekommen.
Die sog. Wildwiese wurde anfangs im August einmal gemäht. Das war sehr mühsam, sodass ich mittlerweile einen ersten Schnitt Ende Juni vornehme, dabei Bereiche stehen lasse und einen weiteren Schnitt Anfang September. Das hat den Vorteil, dass der Grassamen nicht überall verteilt wird und sich so nicht in die restliche Gartenkultur ansiedeln kann, die Samen aus den stehen gelassenen Bereichen jedoch ausreichend verteilt werden.
Das geht soweit, dass mittlerweile nach vier Jahren bestimmte Pflanzen in der Umgebung auftauchen, die vorher gar nicht da waren: Schlüsselblumen, Schafgarbe, Nachtkerzen, Malvenarten, Natternkopf, wilde Flockenblumen und Skabiosen usw. Umgekehrt haben sich aus der Umgebung im Wildbereich angesiedelt wie z.B. eine seltene Kresseart, Königskerzen und einiges mehr.
Insgesamt muss man wohl viel Geduld haben und den Pflanzen Zeit lassen, sich zu verbreiten und anzusiedeln. Die sonst üblichen Größen der Pflanzen sind auf dem Magerboden eher nur selten - z.B. bei Malven. Anderes bleibt viel kleiner, jedoch zahlreich. Ein trockenes Jahr wie dieses tut das Seinige und merzt Pflanzen aus, die so etwas nicht überleben können. Wichtig ist, dass beim Schnitt die Biomasse nach einiger Zeit (ca. 3 Wochen für Samenabwurf) vollständig entfernt wird, um den Magerbodencharakter zu erhalten. Das garantiert die Besiedlung von Spezialisten. Mit der Zeit verändert sich der Bewuchs - bis auf eine Konstante: das Gras bleibt, gehört eben dazu.
Veränderungen kann man unbedenklich vornehmen - es sind ohnehin nur immer wieder Versuche. Die Natur regelt es dann ziemlich rasch und manches verschwindet wieder nach kurzer Zeit. Insgesamt muss ich feststellen, dass sich die Arbeit schon gelohnt hat; denn eine Vielfalt an Pflanzen und damit Insekten - nicht nur Wildbienen und Hummeln - nutzen diese Fläche intensiv. In diesem Jahr gab es endlich wieder eine größere Anzahl Schmetterlinge - sogar Raupen des Schwalbenschwanz' waren im Frühjahr an der Weinraute zu sehen.
Es reicht schon ein kleiner Bereich für derartige Versuche. Insbesondere bei Neuanlagen ist es einfacher, da man sich darauf besser einstellen kann.
Vielleicht eine Anregung zum Nachmachen....
Beste Grüße
Rainer