Hallo zusammen,
heute stand bei leichtem Frost die Restentmilbung mit Oxalsäure an. Dabei musste ich den Tod eines Volkes feststellen und habe die Gelegenheit gleich zur Autopsie genutzt. Vielleicht können ja auch noch andere etwas davon lernen, auch wenn theoretisch natürlich allen bekannt (siehe Guido Eich).
imkerforum.de/attachment/9045/
Fluglochfront ist sauber, keine Wachsspuren als Spuren von Räuberei, keine Kotspritzer (ebenso auf den Oberträgern) die auf Darmerkrankungen hinweisen würden, Eingang ist frei.
imkerforum.de/attachment/9046/
Boden für mich weitgehend unauffällig, eine handvoll toter Bienen, keine Anzeichen von Mäusen, die sich eingenistet haben, Gemüll wurde nicht mehr beseitigt.
imkerforum.de/attachment/9047/
imkerforum.de/attachment/9048/
Die bei der Fütterung gegebenen Waben wurden weitgehend ausgebaut. Futter vorhanden. Der sich ausbreitende Schimmel deutet darauf hin, dass das Volk schon länger tot ist.
imkerforum.de/attachment/9050/
Eine der 4 Waben, die noch Restbrut enthielten. Pollen vorhanden und das Futter ist auch am Bienensitz, Futterabriss also auch auchgeschlossen...sonst läge auch der Boden voll und es wären noch Bienen da.
imkerforum.de/attachment/9052/
Neben verdeckelter Brut findet sich auch offene Brut und vereinzelt Stifte. Hier ist auch zu erkennen, dass einige Zellen von den Bienen geöffnet wurden.
imkerforum.de/attachment/9053/
Unten eine Milbe auf der Wabe. Der Blick schräg nach oben in die Zellen ist eindeutig. Weißer Varroakot. Oben links eine einzelne Weiselzelle.
imkerforum.de/attachment/9054/
Auch hier geöffnete Zellen und Varroakot. Teilweise lässt sich der Kot auch in Zellen mit offener Brut finden.
Damit ist für mich die Sache recht klar. Tod durch imkerliche Unterlassung.
Bei dem Volk handelte es sich um eine Brutscheune, die am 25.6. erstellt wurde. 8 Tage später erfolgte eine erste MS-Behandlung,die Nachschaffungszellen wurden gebrochen und eine schlupfreife Weiselzelle zugegeben. Eine Kontrolle 3 Tage später zeigte, dass diese nicht geschlüpft ist. Daher gab es eine BW zur Nachschaffung. Ende Juli/Anfang August mit Eilage der neuen Königin erfolgte eine oder sogar zwei weitere MS-Sprühbehandlungen.
Mitte September, zur Abschlusskontrolle der Völker belegte das Volk 8 Waben gut, hatte noch großflächige Brutflächen und wurde bis Anfang Oktober langsam eingefüttert. Seit da wurde die Kiste nicht mehr geöffnet, nur aus der Distanz auf Sturmschäden kontrolliert. Während bei allen Völkern am 16.9. noch eine Befallskontrolle mittels CO2 erfolgte, wurde dieses Volk nicht beprobt (wurde ja erst vor kurzem brutfrei mit MS behandelt).
Während der Bienenhalter also weiter füttert und sich über das Brutnest freut, kämpfte das Volk bereits gegen die Milbe an durch mehr Brut. Befallene Brut wurde zum Teil erkannt und geöffnet. Später kommt auch der Putztrieb zum Erliegen und der Varroakot wird nicht mehr beseitigt, bevor neue Brut angelegt wird. Gegen Ende und vermutlich in einem letzten Akt der Verzeiflung will das Volk nochmal umweiseln. 10 Tage später ist das Volk tot. Vermutlich sogar schon Ende Oktober.
Was lerne ich daraus. Milchsäure mag zwar recht bienenverträglich sein, für hochbelastete Einheiten, wie Brutscheunen, ist die Wirkung aber nicht immer ausreichend. Zumindest muss zwingend eine geeignete Befallskontrolle erfolgen, was hier fehlte.
Zum Glück sehen die anderen Völker anders aus.