Es ist doch eher so wie beim Führerschein. Man muss die Theorie lernen und die Praxis unter Anleitung üben, aber richtig können wird man es erst nach einigen Jahren mit Praxis. Um sicherzustellen, dass nur Leute alleine weiter unterwegs sind, die auch was gelernt haben, gibt es eine Prüfung.
Die Anfängerschulungen müsste man eigentlich zweimal machen. Einmal erst, ehe man selbst mit Bienen arbeitet und nach einem oder zwei Jahren nochmal, wenn man das Gehörte/Gesehene auch einordnen kann. Das wird sich aber niemand antun wollen, Prüfungen scheiden derzeit auch aus.
Was bleibt somit:
- Vorinformationen, was imkern bedeutet in Schulen, Vereinen, auf Märkten, in Presseartikeln..., um die naiven "ich stell mir auch eine Bienenkiste in den Garten" Naturfreunde nicht zu spät auf den Boden der Tatsachen zu holen.
- Anfänger einmal ordentlich schulen (und da ist sicher in manchen Kursen noch Luft nach oben, in anderen vermutlich weniger)
- Anfänger ein Jahr unter Betreuung selbst machen lassen (Kurs mit langgezogener Praxis, Paten...)
- a) Angebot von regelmäßiger Beratung vor Ort und Fortgeschrittenenkursen (ich meine damit nicht Königinnenzucht usw., sondern Stammtisch, regelmäßige Sprechstunde, Absolventen können zum nächsten Kurs unverbindlich auch kommen.... Kurse zur Grundlagenvertiefung für Leute mit etwas Erfahrung)
b) Angebote wie das Forum, E-Mail-Konatkte... für Beratung ohne Orts/Zeitbindung
Wenn ich mir meine Punkte so durchlese, dann ist das eigentlich genau das, was typisch für Vereine wäre. Leider scheitert die praktische Umsetzung dann oft an geeigneten Lehrmeistern, Paten... oder Leuten, die meinen, dass man alles einfach mal so nebenbei für lau lernen kann.
Wolfgang : Wenn ich mir die Beschreibung deines letzten Kurses durchlese, dann passt zumindest der Teil für die Punkte 2 und 3. und das wohl so, dass ich gerne bei euch gelernt hätte. Punkt 4 könntest du ja jetzt noch anfügen. Mehr kannst du jetzt wohl kaum bieten. Die Leute mit ernsthaftem Interesse werden selbst weiter lernen (und lesen) und die richtigen Fragen stellen sowie die Antworten suchen. Du kannst sie höchstens mit entsprechenden Hilfen (vgl. 4.) dabei unterstützen. Wenn euer Kurs wirklich gut war, dann haben sie genau das verstanden. Wer das nicht verstehen kann oder will, der wird es von euch auch nicht lernen - egal was ihr macht. Im Sinne der Kompetenz-Definition, die aktuell bei Bildungsdiskussionen immer als oberstes Ziel ausgegeben wird: Kompetent ist jemand, der planmäßig handeln kann und will, sowie sein Handeln kritisch hinterfragt und beurteilt.
Natürlich haben sie im Kurs viele Probleme nicht kennen gelernt, aber wer will schon die Lehrvölker mutwillig räubern lassen, drohenbrütig werden lassen, totschwärmen lassen, mit Krankheiten infizieren..., nur um auch die Probleme mal zu zeigen. Mit gut geführten Völkern sieht es immer leicht aus. Aber es ist auch hilfreich zu sehen, wie es aussehen soll, wenn es läuft.
Ich selbst habe einen Wochenend-Schnupperkurs gemacht, einen kompletten Anfängerkurs mit Praxis, einzelne Fortbildungen besucht und viel in Büchern und Forum gelesen. Interessanterweise ist beim nächsten mal Lesen von Büchern oder viel später noch was nachsehen in alten Kursunterlagen immer wieder was dabei, was man beim letzten Durchgang mangels eigener Erfahrung nicht wahrgenommen hat.
Dank eigener Völker, Völker bei befreundeten Kollegen und beim Paten sehe ich im Jahr etwa 40 bis 50 verschiedene Völker bei der Entwicklung. Trotzdem gibt es immer wieder neue Dinge zu entdecken. Mein Pate hat bei Frisch promoviert und mittlerweile seit über 70 Jahren eigene Bienen. Selbst er erzählt mir immer wieder von neuen Beobachtungen, die er macht und Dingen, die er sich nicht erklären kann. Warum sollte ich als Anfänger diese Erfahrung vollständig in einem Jahr machen können. Da sind wir wieder am Anfang. Lernen wird man es erst mit der Praxis, wenn die Routine ohne Nachdenken läuft und man deshalb freie Ressourcen hat, um Besonderheiten zu verarbeiten