Aktuell sieht es so aus, dass gegen mind. 3 Händler/Umarbeiter Verfahren bei der Staatsanwaltschaft anhängig sind. Weiterhin ist bereits ein aus 2012 bekannter Händler betroffen und auch hier dürfte bereits ein Betrugsverfahren laufen bzw. wird noch angestoßen.
Weitere Auffällige Händler sind bekannt, jedoch ist hier unklar, ob diese ihr Material nur von einem der 2 Hauptbetroffenen beziehen oder eigene Sache machen.
Der mit dem Stearinwachs hat bereits über 10 Anzeigen die gegen ihn laufen sowie um die +-25 Rechtsschutzschadensanzeigen laut dem Makler.
Bienenvölker haben mit der Verfälschung unterschiedliche Probleme. Normal macht gutes Paraffin oder Stearin wenig bis nichts aus und fällt höchstens durch zusammenbrechende Waben auf, da der Schmelzpunkt etwas niedriger ist und Bienen solche Waben auch eher meiden und dadurch keine entsprechende Wärmeregulierung erfolgt.
In den aktuellen Fällen scheint es zum Einsatz von minderwertigen Rohstoffen gekommen zu sein. Also Rohparaffin und Rohstearin. Daneben wurde noch eine Bunte Sammlung an unterschiedlichen Wirkstoffen gefunden. Aus Gesprächen mit Dr. Wallner (Uni Hohenheim, Dr. Neumann (STUA Aulendorf), Dr. Pistorius (JKI-BS Braunschweig) und Dr. Scholz (Ceralyse) gehen alle 4 Davon aus, dass die Ursache in den eingesetzten Rohstoffen Paraffin bzw. Stearin zu suchen sind, die vorhandenen Rückstände dürften auch in ihrer Gesamtheit nicht für dieses Schadbild verantwortlich sein.
Kernaussage vom Vortrag von Dr. Wallner in Münster beim Apisticustag: „Ein herabsetzen von den aktuell festgelegten Grenzwerten von 0,5mg/Kg macht hinsichtlich der Gefahr für Honig und Verbraucherschutz keinen Sinn.“
Dem kann man so sicherlich zustimmen, was auch aus seinen Arbeiten zu entnehmen ist und daher die Aussage unterstreicht.
Anders sieht es natürlich hinsichtlich des Schutzes unserer Bienen und Larven aus. Hierzu wird durch Dr. Jens Pistorius vom JKI-BS ein Versuch angestrebt, um die Grenzwerte im Bienenwachs hinsichtlich des Schutzes der Bienen und Larven zu ermitteln. Dazu hat er bereits verschiedene, nachweislich belastete Mittelwandproben und wird auch durch den Drohn mit einer Ladung an Stearinmittelwänden versorgt. Wir hoffen, diese Versuche erfolgen noch in diesem Jahr.
Der DIB hat nun langam etwas Bewegung ins Spiel gebracht. Erstmals gab es die Sondersitzung beim MLR, dann Kontakt zum BMEL, Dann ein Vorbringen bei der COPA, ein erzwungener Kontakt mit Herrn Häusling (MdEP) sowie ein runder Tisch (der eher eckig erschien). Dazu wurden verschiedene Schreiben an die Politik und Ministerien gerichtet, hier ist auch das Imkernetzwerk Bayern sehr aktiv und es tut sich auch hier etwas, wenn auch der Schriftwechsel mit dem Ministerium anders erscheint.
Der DIB versucht aber weiterhin alles zu tun, um die Öffentlichkeit aus der Sache heraus zu halten. Sehr wichtig ist es der Geschäftsführung und dem Präsident, dass es sich lediglich um eine Wachsverfälschung handelt und es in keiner Ausführung zu einem potentiellen Risiko für den Honig werden darf (durch die in der Petition geforderten Rückstandsgrenzen).
Wo aber führt uns dies hin? Dass wir am Ende eine Wachsverordnung bekommen die uns zwar unverfälschtes Wachs garantiert, dennoch bleibt das Problem der zunehmenden PSM Einsätze in unserer Landwirtschaft und besonders auch im Ausland (gerade hier der Einsatz von bei uns bereits verbotenen Mitteln). Wäre also richtig toll, wenn man nach langem Kampf eine solche Bienenwachsverordnung hätte und dann wird der Markt mit hochbelastetem Bienenwachs überschwemmt. Pestizidarm oder Rückstandsarm unterliegen bisher keiner Definition!
Soviel mal grob zusammen gefasst. Die Ermittlungen ziehen sich wie üblich in die Länge und es ist fraglich, ob der Staatsanwalt eine klare Betrugsabsicht nachweisen kann, hierzu bedarf es ja immer auch dem Vorsatz. Wobei auch dieser spätestens dann zum Tragen käme, nachdem er von den Problemen wusste. Und hier wäre nun wichtig auch andere Betroffene aus 2015 zu finden, die hier bereits mit dem Aulendorfer in Kontakt standen und von ihrem Problem berichteten.
Das Thema Lösmittel ist und bleibt aktuell noch eine weitere Baustelle. Ob dies direkt etwas mit dem Larvensterben zu tun hat oder nicht werden wir dieses Jahr heraus finden. Dazu werden Versuche aufgebaut und auch Analysen über die Rückstände bzw. Nachweisbarkeit im Bienenwachs veranlasst.
Nach wie vor wird es als biologisch Abbaubar bezeichnet, was in Laborversuchen innerhalb 28 Tagen erfolgen muss, in der Kläranlage innerhalb von Stunden erfolgt und im Bienenvolk ohne ein feuchtes und Bakterienreiches Milieu???
Seit über 15 Jahren wird es unverändert eingesetzt, so die Aussage des Maschinenherstellers. Hier gehen bereits wilde Zahlen umher die von 1,1-1,5mg (lt. Dem Vertreiber) bis zu 0,15µg laut einigen Umarbeitern gehen –die damit wohl ihre Kunden beruhigen wollen.
Seit wann haben wir die Varroaprobleme bei denen die Völker schon mit wenigen Tausend Varroen zusammen brechen? Früher waren zehntausende kein Problem, einmal Schwammtuch und gut.
Auch hier müssen wir die Augen offen halten und die Vermutung ist nicht ganz abwägig, was durch einen Wissenschaftler bestätigt wurde. Gerade in Hinsicht auf die Meldung aus den USA zum Sylgard 309 könnten die dort festgestellten Probleme in der Immunabwehr der Bienenlarven mit unserem Problem der Varrose und dem Flügeldeformationsvirus dicht einher gehen.
Aber auch unabhängig davon, kann es einfach nicht sein, dass wir solch ein Zeug in unsere Völker geben und davon noch Honig ernten wollen.
Weiterhin ist Peter Leuer vom LV Westfälischer und Lippischer an der Erstellung eines Bienenwachs QS. Durch seine Arbeit und den Honig QS ist er dafür bestens geeignet. Näheres dazu in kürze im Bienenjournal.
Zudem werden über mehrere Verbände Anträge an den DIB gestellt, damit hier offen gelegt wird was zum Thema Wachs passiert und um die Arbeit in die richtigen Bahnen zu lenken.
Ich kann mich nur bei allen Helfern bedanken und bin immer wieder begeistert, mit welcher Hingabe manche/r Imker/in sich hier ins Zeug gelegt hat. Hier meinen herzlichen Dank an alle die sich nun angesprochen fühlen. Würde ich anfangen Namen zu nennen, würde ich garantiert jemanden vergessen und damit dann jemanden verärgern.
Alles in allem bleibt es spannend, Meldungen neuer Betroffener kommen fast schon täglich dazu-würde nur jeder auch etwas unternehmen, dann wären wir schon erheblich weiter.
Ich hoffe es ist nun soweit alles zu Papier gebracht, hab aber sicherlich noch was dazu vergessen.
Wer Lust hat, darf auch gern im März zur BeeComm nach Piacenza in Italien. Dorthin wurden Dr. Spiewok und meine Wenigkeit für einen kleinen Vortrag zum Thema Wachsverfälschung eingeladen. Auch in Italien gibt es Probleme, teils sogar mit dem selben Stearinwachs wie bei uns.