Behandlungskonzept bei Spättrachtnutzung

  • Weil das Thema in einem anderen Thread aufkam und ich mit damit auch beschäftige, mache ich hier mal einen eigenen Faden dazu auf:
    Wie sehen Eure Konzepte zur Varroa-Behandlung bei der Nutzung später Trachten aus? Ich hatte die Frage letztes Jahr auf dem Tableau, weil ich eine späte Buchweizentracht nutzen wollte.
    Meine Idee war folgende: TBE nach der Linde. Behandelt werden nur die Brutscheunen nach Auslaufen der Brut, nicht die Muttervölker. Die Brutentnahme wirkt sich ja auf die Trachtstärke nur verzögert aus, weil die Flugbienen nicht weniger werden. Die Muttervölker haben es problemlos bis zur Herbstbehandlung geschafft. Nach der TBE müssen sie bei mäßigem Befall nach meiner Erfahrung nicht behandelt werden. Sie waren aber schon nach dem Temperaturstutz im Oktober brutfrei und ich habe schon da behandelt.


    Wäre es ein Verstoß gegen die Anwendungsvorschriften von MS, wenn man die jungen Bienen nach dem Schlupf wieder zu den Trachtvölkern gibt - (ohne Waben versteht sich)?


    Letztes Jahr habe ich aber nicht wiedervereinigt, sondern die so gebildeten Ableger überwiegend zur Vermehrung genutzt.


    Wolfgang

    I never loose - either I win or I learn (Nelson Mandela)

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  • ...Wie sehen Eure Konzepte zur Varroa-Behandlung bei der Nutzung später Trachten aus? Ich hatte die Frage letztes Jahr auf dem Tableau, weil ich eine späte Buchweizentracht nutzen wollte...


    Zeitige, kräftig gebildete Ableger im brutlosen Zustand mit Milchsäure behandeln und bis zur späten Tracht entsprechend stark machen. Der Buchweizen beginnt bei uns allerdings eher zur Zeit der frühen Linden zu blühen. Das wäre für mich jetzt keine besonders späte Tracht.


    Gruß Jörg

  • Der Buchweizen beginnt bei uns allerdings eher zur Zeit der frühen Linden zu blühen. Das wäre für mich jetzt keine besonders späte Tracht.


    Bei mir war das Ende Juli Anfang August, also nach der Linde. Mit später Tracht meine ich hier alles, was nach der Linde kommt (die bei mir in der Regel Mitte Juli durch ist).


    Wolfgang

    I never loose - either I win or I learn (Nelson Mandela)

  • Hallo Jörg,
    zum Buchweizen habe ich ein besonderes Verhältnis. In meinem ersten Imkerbuch stand: "Und dann wandert der Imker in den Buchweizen!" Keiner konnte mir sagen wo der Buchweizen zu finden ist.:-D


    OT
    Remstalimker

    Im Netz ist gut auf hohem Niveau imkern.:daumen::lol:

  • Guten Morgen Wolfgang,


    was hälst du davon, anstatt mit einer plötzlichen TBE, mit einer Wabentasche für langsam eintretende Brutfreiheit und - durch nicht notwendige Brutpflege jüngster Brut - für maximalen Sammelfleiß zu sorgen?
    Deine Verfahrensweise könnte dann wie folgt aussehen:


    1. In der zweiten Juliwoche entnimmst deinem Brutraum zwei möglichst leere Waben und käfigst deine Weisel. In die entstandene Lücke gibst du eine Duplex-Wabentasche, in welche du eine der entnommen Waben und eine Mittelwand gibst und entlässt die Weisel vom Käfig in die Tasche.
    2. Nach 14 Tagen (Ende Juli) entnimmst die die eine Brutwabe, welche jetzt nur verdeckelte Brut enthalten wird und ersetzt diese mit einer ausgebauten Wabe (z.B. die vor zwei Wochen entnommene). Was du mit der entnommenen, vollverdeckelten Brutwabe machst, musst du selbst entscheiden. Bedenke jedoch, dass hier bereits ein erheblicher Teil der Milben deines Trachvolkes enthalten sein wird.
    3. Nach weiteren 14 Tagen (Mitte August, Ende der Buchweizenzeit bei euch laut deinem Post) ist dann Großeinsatz angesagt: Sämtliche Brut in der Kiste ist längst geschlüpft, deine Bienen hatten ja nahezu nichts zu tun und haben die freiwerdenden Zellen fleißig gefüllt, du wirst also mit ein wenig Glück ordentlich zu schleudern haben. Gebe entweder die ausgeschleuderten Waben zurück oder aber hänge komplett neue Mittelwände ein, käfige die Königin, besprühe die Bienen mit Milchsäure, lass die Weisel wieder frei (oder weisle bei der brutfreien Gelegenheit gleich um, wenn du magst) und fang nach einem "Beruhigungstag" an aufzufüttern. Die beiden Waben aus der Tasche solltest du dieses Mal besser nicht weiter verwenden, sondern einfrieren und einschmelzen. Diese zweiten Fangwaben dürften nämlich so milbenverseucht sein, das hier größtenteils geschädigte Brut schlüpfen wird.


    Klingt sicherlich nicht einfach, aber du fängst mit einem Minimum an zusätzlichem Aufwand mehrere Fliegen mit einer Klappe:
    Du sorgst für Bauerneuerung, maximalen Honig-Ertrag, maximale Milbenfreiheit bei einem Minimum an Belastung, bist pünktlich zur Aufzucht der Winterbienen mit allem fertig und wirst sehr wahrscheinlich sogar auf die Winterbehandlung verzichten können.


    Viele Grüße und einen schönen Wochenstart
    DOMMY

  • Ja, der Buchweizen ist offenbar etwas speziell.


    2016 hatte ich zum ersten Mal ein scheinbar "schönes" BW-Feld im Flugkreis. Leider hat er gar nicht gehonig. Weder war auf der Waage etwas zu sehen, noch war etwas zu schmecken. Und leider bin ich für eine Pollenanlyse zu geizig.
    Ein Kollege stand zur gleichen Zeit im Nachbardorf direkt neben knallblauen "Kornblumenfelden". Laut seiner Pollenanlyse hat er Sommertrachthonig mit 40% Kornblume, 40% Buchweizen plus etwas Senf und Kleinkram geerntet...


    Unsere Erklärung war, dass der Buchweizen vielleicht nur in einem frühen Stadium gehonig hat und bei mir da vielleicht die Linden noch attraktiver waren. Oder die Trockenheit?


    Im Endeffekt habe ich mir bei einem Kollegen aus der Lausitz ein Glas unverwechselbaren BW gekauft.


    Gruß Jörg

  • Hallo Wolfgang


    Dein Behandlungskonzept ist nicht schlecht, aber ich würde die TBE erst Mitte bis Ende August durchführen, so lange würde ich auch die HR drauflassen und keine Behandlung durchführen, damit die Milben nicht denken sie müssen sich verstärkt vermehren.. Das Problem ist nur das man nicht genau weis wie das Wetter wird. Bei mir war ja bis Ende September Tracht. Wie ich das vergangenes Jahr bei mir gesehen habe, wäre eine Brutscheune brotlose Kunst. Bei so einem Jahr wie letztes, kann man die Brutwaben gleich in den Schmelzer geben.

    Gruß Reinhard / Lehre mich die wunderbare Weisheit,daß ich mich irren kann.(Teresa v. Avila)

  • ...die TBE erst Mitte bis Ende August durchführen...
    ...war ja bis Ende September Tracht...
    ...wäre eine Brutscheune brotlose Kunst...
    ...kann man die Brutwaben gleich in den Schmelzer geben.


    Hallo Reinhard,


    ich hätte die Befürchtung, dass die Völker im August bereits zu stark vermilbt wären. Und das war m.E. auch genau der Grund für Wolfgangs Frage.
    Tracht zumindest zu beginn der TBE ist m.E. eine Grundvorausssetzung für das gute Gelingen.
    Die Brutscheunen entwickeln sich auch aus vermilbten Beständen erstaunlich gut. Man muss sie aber gut behandeln. Vom Einschmelzen halte ich nichts...
    Ich baue sogar aus den Fangwaben noch ein paar Brutscheunen zusammen! Wahrscheinlich klappt das aber nur, wenn die Varroa-Grundbelastung nicht so hoch ist.


    Gruß Jörg

  • Riecht nach Saustall schmeckt aber nicht danach.



    GENAU das waren auch meine Gedanken, als ich den das 1. Mal probieren durfte.
    Es gibt ja noch andere Lebensmittel, die furchtbar riechen, aber dann doch super schmecken.
    Man denke nur an die verschiedenen Rotschmiere-Käsesorten, in Bayern gerne auch "Gstinkerter" genannt...und in vollreifem Zustand seinem Namen alle Ehre machend...:wink:


    Leider, leider gibt's bei uns kaum Buchweizen. Ab und zu taucht er als Beimischung in Zwischensaaten auf, aber wohl viel zu dünn, als dass nennenswerter Nektar dabei rauskommt. Vermutlich sind zur gleichen Zeit auch attraktivere Arten am Blühen.


    Und zum eigentlichen Thema des Fadens, das interessiert mich auch sehr, da bei uns oft noch später Waldhonig einsetzt.


    Ich habe letztes Jahr erstmals TBE ausprobiert, allerdings aus Gründen der Wachsumstellung.
    D.h. ich habe wirklich ALLE Waben raus, nicht nur die bebrüteten, obwohl das bei eng geführten Dadantvölkern sowieso gar nicht viel Unterschied sein sollte, aber manche führen die Völker ja nicht so eng.
    Egal, wer es zum 1. Mal macht und dann gleich bei vielen Völkern gleichzeitig, dem sage ich voraus, dass es in Stress und vor allem in eine Materialschlacht ausartet, das ist dann wahrlich nichts für Anfänger!:eek:


    Mein Fehler war, dass ich die Brutscheunen aus Zeit- und Platzmangel am selben Platz gelassen habe und dann wohl auch zu zögerlich gegen Varroa behandelt habe.
    Obwohl die Brutscheunen schon nach kurzer Zeit explodiert sind (3 Dadantbruträume mit je 12 meist vollen Brutwaben übereinander!), sind wohl doch genug varroabelastete Bienen nachträglich in die ursprünglichen Völker umgstiegen, so dass trotz Brutfreiheit bei den anderen Völkern sich doch wieder ein recht hoher Varroabefall eingestellt hat, so dass ich sogar nochmal mit AS behandeln musste, was ich eigentlich mit der Aktion nebenbei vermeiden wollte.
    Das hat die Völker nochmals sehr eingebremst.
    Aber wie gesagt, die Aktion hatte bei mir einen etwas größeren Umfang, gepaart mit Zeitmangel und Unerfahrenheit sind daher einige Dinge suboptimal verlaufen.


    Mein Fazit für die Zukunft: Brutscheunen an einen anderen, gesonderten Standort stellen und/oder zumindest höchst intensiv behandeln und nicht schludern.


    Im Augenblick leben noch alle Völker, aber die hier nun schon sehr lange Frostperiode (seit fast 2 Monaten praktisch kaum Flugtage und täglich Frost, meist sogar Dauerfrost ganztags) zehrt vermutlich sehr an den Bienen.


    Gruß
    hornet

  • Hallo Hornet,


    wie hast du denn gegen die Milbe behandelt? Mit MS? Da bin ich auch schon mal mit auf die Nase gefallen. Hab eine TBE gemacht. Die Waben samt ein paar Bienen an einen anderen Stand. Hier dann ein paar mal (drei oder vier mal) mit MS besprüht. Das letzte Mal als alle Zellen offen waren. Dann zwei Tage später zurück vereint. Bei der Vereinigung habe ich trotzdem noch vier oder fünf Bienen mit Milben auf dem Rücken gesehen!!! Trotz 4 facher MS Besprühung! Seit dem nehme ich MS nur noch maximal für Ableger, die ich später nochmals mit anderen Mitteln behandeln werde.


    Gruß vom Frank

  • Ich überlege auch grad sehr intensiv, wie ich das künftig handhaben soll. An meinem Hausstand habe ich in den letzten Jahren (seit ich Bienen halte und darauf achte ...) quasi ausschließlich Frühtracht (Obst, Raps) und meist ergiebige späte Trachten (Springkraut, Greening, mit Glück vllt. auch mal Wald). Mitte Juni bis Mitte August muß ich aufpassen, dass die Völker nicht verhungern ...


    Da werde ich wohl zweigleisig fahren müssen oder die TBE sehr früh (Anfang Juni) starten und die Spendervölker mit Bienen aus kleineren, aufzulösenden Spendern verstärken. Die sollten dann die Herbsttracht wieder mitnehmen können und die verkunstschwarmten, behandelten Brutscheunen dienen der Völkervermehrung. Letztere sollten vielleicht auch noch Futterwaben liefern können, wenn ein früher Kälteeinbruch das Einfüttern der Spättrachtvölker hemmt.


    Nach der frühen TBE muß ich ohnehin füttern, das sollte aber kein Problem sein, wenn keine Honigräume mehr drauf sind.


    Gruß
    Marion

    Gruß Marion


    Gärtnerin mit Hang(garten) zur Selbstversorgung, Informatikerin, neugieriges Gscheidhaferl - 123viele.de

  • Hallo Frank,


    ja MS. Und ich habe die BS nicht wieder mit den anderen Völkern vereint, sondern teilweise aus den BS-Bienen Bienen wie bereits bei den anderen Völkern im offenen Kunstschwarmverfahren mit MS behandelt und auf neues Wabenwerk mit neuer Königin gesetzt, teilweise die BS-Bienen aber noch auf den alten Wabenwerk belassen und dort mit MS behandelt.


    Gruß
    hornet

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