Also ich lese hier sehr viel Theorie heraus.
Ich auch.
Im Grunde kann ich meine Zander genauso wie meine Zander 1,5 oder Dadant betreiben.
Die 12er-Dadantbeute (die eher Bruder Adam-Beute genannt werden sollte...) hat Eigenschaften, die mit keiner Zander, 1,5 Zander/DNM oder... kopiert werden können und die eine in vielfacher Weise überlegenere Betriebsweise ermöglicht.
Zander und Co. fallen für mich als "Quetsch- und Rappelkisten" als imker- und bienengeeignete Bienenbeute aus. Alleine das Losbrechen der Waben, das Rollen der Bienen während des Wabenziehens verhindern erfolgreich ein bienengerechtes Imkern. Die Bienen sind ja schon beim Losmachen der Beute und Ziehen der Waben angepisst. Der Virtuose unter den Imkern (=Profi) wird auch mit diesen Beuten Waben ziehen können, ohne die Bienen zu arg zu verärgern – aber eben auf Kosten der Zeit. Und Zeit kostet. Nicht nur für den Erwerbsimker sondern auch für den Freizeitimker, der lieber länger vor dem Flugloch sitzen und in der Sonne ein kühles Blondes genießen könnte, anstatt sich mit verärgerten Bienen rumzuschlagen. Das Hobby nimmt sowieso schon sehr viel Zeit in Anspruch.
Hier kann ich auch bei starken Völkern ohne Probleme die Waben beiseite schieben – auf der Auflageschiene ist das ein Kinderspiel.
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Hier zeige ich im Video eine Schwarmkontrolle an der 12er-Dadant. Einhändig! (Die andere Hand hält die Handykamera...) Normalerweise mußt Du noch nicht mal alle Waben kontrollieren wie ich hier, sondern einfach nur die Wabe im Zentrum ziehen, auf Nektar- und Pollen hin kontrollieren. Das war es.
https://www.youtube.com/watch?v=w6RNUfWMbIQ
Die Randwabe vor dem Schied sehe ich mir auch gerne mal an: hat sie zuviel Pollen/Nektar, fliegt sie raus! Ich führe die Völker auf 4-7 Waben durch das Jahr. Keine Mittelwände im Brutnest während der Saison! Das Brutnest ist heilig und bleibt die ganze Saison lang unangetastet. Das Schied wird im Februar/März gesetzt und die Anzahl der Brutwaben wird beibehalten. Gebaut wird im Honigraum. Das ermöglicht eine schnelle und ruhige Imkerei, ohne Wirrwarr im Brutnest. Hin- und Weghängen, Schröpfen, Zuhängen – Häh? Alles weglassen! Das Brutnest ist das Herz des Bien und unantastbar.
Der Mehrertrag an Honig in einer 12er kommt durch das um 90° versetzte Aufsetzen der Honigräume. Damit schafft man es auch mit kleinen Völkern einen guten Honigertrag zu generieren. Das um 90° versetzte Aufsetzen geht nur bei einer quadratischen Grundform. So wie bei der 12er.
Diesen Effekt habe ich in Versuchen sehr gut reproduzieren können. Hier zwei exemplarische Bilder. Die beiden Bilder zeigen Dadantvölker auf 5 Waben geschiedet. Dieser hier hatte den Honigraum um 90° versetzt drauf:
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Alle Honigwaben des Honigraumes sind gut gefüllt.
Ganz anders hier, ein Volk mit gleicher Stärke(!) – aber die Honigwaben stehen parallel über den Brutwaben.
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Obwohl gleich stark, werden nur die Waben direkt über den Brutwaben ordentlich gefüllt. Der Rest wird höchstens angetragen. Insbesondere bei der Frühtracht und miesem Wetter fällt dieser Unterschied sehr stark auf. Jedenfalls ist der Honigertrag mit der 12er-Dadant durch das versetzte Aufsetzen der Honigräume höher – ohne weiteres Zutun.
Doch das alleine ist es nicht.
- In einer 12er kann ich ohne Gequetsche zu jeder Zeit bequem und schnell arbeiten. Eine 10er Dadant ist genauso wie eine Segeberger oder andere Quetschkisten. Erstmal die Rähmchen losbrechen und dann das Begrüßungskomitee über sich ergehen lassen.
- In einer 12er Dadant habe ich immer einen ausreichenden Trommelraum. Der wird nicht nur während der Wanderung benötigt, sondern eben auch nachts – für die Flugbienen. Diese alten Tanten hängen nicht unter dem und auch nicht im Brutnest rum, wo sie der Königin auf den Senkel gehen, diese garstigen Viecher, die Königin drückt sich (und die Brut) schon gegen das Absperrgitter; nein sie hängen schön neben dem Brutnest für sich alleine. Das bringt Ruhe ins Brutnest und Ruhe ins Volk! Und was macht das? Mehr Brut, und deutlich weniger Schwarmstimmung. Die Königin lebt auch länger. In einer 10er mit 6 Waben und einem Schied ist der Platz für diesen Effekt zu gering.
Flugbienen an einem Regentag...hängen neben! dem Brutnest. Und gehen der Königin nicht an und auf die Eier. Das Brutnest kann atmen! Mehr Luft = mehr Brut.
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Der riesige leere Platz neben dem Brutnest ist perfekt für die Sommerpflege.
- Und in eine 12er bekommt man eine vernünftig dimensionierte Futtertasche rein. Es passen XXL-Futtertaschen rein, mit der Breite von drei Rähmchen und dem Fassungsvermögen durchschnittlicher Futterzargen. Kein Heben der Futterzargen mehr, dafür Futter ohne Ende genau im Bien, wo man es braucht.
- In einer 12er kann ich im Sommer nach der letzten Honigernte bis zu 13 Waben ausbauen und mit Futter und Brut volltragen lassen. Im Herbst kann ich im Oktober dann aus zwei Völkern mit je 12 Waben jeweils vier Waben wegnehmen und ein neues Volk damit gründen. Alle überwintern auf 8 Waben. So können z. B. spät im Herbst Reserveköniginnen aus den Begattungskästchen verwertet und zu Vollvölkern (!) werden. Ich hatte im Herbst noch 100 Reserveköniginnen – was würde ich sonst mit denen machen? So mache ich neue Völker daraus!
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- Problemlösung in einer 12er: Volk geschwärmt? Volk weisellos? Volk mit schwacher Königin? Volk hat Pestizidschaden? Volk hat xyz? In eine 12er kann ich einen ganzen Ableger reindrücken. Ein Volk macht Probleme? =>Ableger reindrücken. Königin + Bienen + Brut auf 5 Waben. Die vorhandenen Waben nach links und rechts auseinander schieben, es ist genug Platz!, mitten rein dann den Ableger. Damit löst man alle Probleme! Und ist mehr als trachtbereit. Kurz vor oder sogar am Anfang einer Tracht kannst Du so Probleme lösen und trotzdem noch volle Ernte eingefahren! Die per Ableger eingeweiselte Königin läuft Amok. In kurzer Zeit hat die alle Waben vollgeballert mit Brut, alle Waben. Davon macht man...wieder einen neuen Ableger. So löst man Probleme! Das geht mangels Platz in keiner anderen Beute so. Anstatt sich mit Päppeln und Pflegen von Krücken rumzuärgern, hält man lieber ein starkes Volk in der Tracht.
- Zwei Völker in einer Beute: Wegen des großzügigen Platzes kann man in der 12er-Dadant sehr gut überwinterungsfähige Ableger ziehen. Im Frühjahr lassen sich schwach ausgewinterte Völker zu einem Volk in der 12er-Dadant zusammenlegen. Damit kann man dann den gleichen Honigertrag erzielen, wie das beste Volk in der Imkerei zusammenbekommt. Außerdem gibt es die vielfältigsten Wege, um Ableger das ganze Jahr über zu bilden – und zu nutzen! Dazu mehr in meinem Vortrag auf dem Imkerforumtreffen.
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Es wird oft behauptet, daß die 10er-Dadant beim Wandern vorteilhafter sei, weil sie kleiner ist. Und die Honigräume leichter. Ich halte das für nicht überlegt. Denn Erstens kann ich mit einem Volk in einer 12er-Dadant mehr Honig ernten als in einer 10er-Dadant. Wo ich mit einer 10er nur 45 kg Honig ernte, habe ich bei einer 12er schon 54 kg Honig zusammen. Wenn ich also 48 Völker in 12er-Dadant auf einem gegebenen Anhänger mitnehme, komme ich auf rund 2,6 to Honig. Bei dem gleichen Anhänger bekomme ich 60 Völker in 10er-Dadantbeuten drauf. Das sind dann 2,7 to Honig. Viele Völker, gleicher Ertrag wie bei weniger Völkern...na, das lohnt sich ja.
Zweitens brauche ich – wenn ich denn dann mehr Honig einfahren will – bei einer 10er-Dadant für die gleiche Honigmenge wie in einer 12er pro Volk schon mal einen Honigraum mehr. Eine 12er Dadanthonigwabe trägt 1,8 kg/ x 10 Waben = 18 kg pro Honigraum bei einer 12er-Dadant. Dickwabensystem. Eine 10er-Dadant hat keine Dickwaben im Honigraum sondern nur normalbreite Waben. Auch 10 Stück pro Honigraum. Der fasst nur circa 14-15 kg Honig. Pro Volk mit drei Honigzargen sind das schonmal 3 kg weniger pro Zarge x 3 Zargen = 9 kg Honig weniger insgesamt. Also noch eine vierte Honigzarge drauf? Ist das so schlau? Bedeutet nochmal eine Zarge mehr schleppen. Eine Zarge mehr Holzgewicht.
Eine Honigzarge mehr bedeutet auch pro Volk 10 Waben mehr entdeckeln und 10 Waben mehr schleudern. Bei bereits 100 Völkern sind das 1.000 Waben mehr Arbeit. Bei ner 50-Waben-Schleuder sind das 20 überflüssige Schleuderdurchgänge. Bei Raps mit 20 Minuten pro Durchgang sind das 6-7 Stunden mehr Schleuderarbeit. Für was? Wer Probleme mit dem Tragen von schweren Honigzargen hat, der sollte sich entsprechende Technik zulegen. Schubkarre, Gabelstapler – je nach Dimension der Imkerei. Ich setze die Honigzargen von den Völkern direkt runter auf eine Palette, die ich mit dem Avant durch die Gegend fahre. Da muss ich überhaupt nix schleppen. Zuhause geht es runter vom Hänger direkt per Handhubkarre in den Schleuderraum. Fertig.
=> Den Imkerabfängern kann ich nur den direkten Weg zur 12er-Dadantbeute anraten. Die 12er-Dadantbeute eröffnet neue Dimensionen des Imkerns. Die Betriebsweise in einer 12er-Dadantbeute mit Schied ist klar, übersichtlich und signifikant weniger arbeitsbelastet wie bei einer Zander oder Deutschnormal (egal ob ein- oder zweiräumig). Und auch gegenüber der 10er-Dadantbeute. Weniger Arbeit bei gleichem oder mehr Ertrag. Viel mehr Möglichkeiten.
Viele Grüße
Bernhard