Schwarmjahr....

  • Nehme mal an, die Untersuchung bezog das "kalt" auf die Situation an den Bienenständen die in den Wintern 2014 und -15 untersucht und behandelt wurden.
    Bei mir war ich 2014/2015 jedenfalls häufiger am Schneeschippen als 2015/2016...aber bezogen auf "Beginn der Wettaufzeichnungen" ist je bekanntlich alles viel zu warm...also alles eine Frage der Relation.


    Melanie

  • Sehen wir das mal so. Meine Enkel haben in Winter 2014/15 erstmals an Ostern Schnee gesehen und da mussten wir sie auf 1000m Höhe mitnehmen.


    Da sehe mal nach:http://www.winterchronik.de/wi…3485BDC194044C3E8F7B6703#


    2014/15 Berlin 9; Stuttgart 4 Eistage.
    2013/14 Berlin 11 Stgt 0;
    2012/13 Berlin 35; Stgt 24.
    2011/12 Berlin 43; Stgt 28.
    Also Dauerfrosttage
    Das Leiden sich an Wetter schlecht zu erinnern können ist bei Imkern weit verbreitet.
    Remstalimker

    Im Netz ist gut auf hohem Niveau imkern.:daumen::lol:

  • Habe gerade von einer interessanten Untersuchung von Pia Aumeier gehört - die haben den milden Dezember genutzt und das gleich mal untersucht ob das eigentlich ein Problem für die Winterbehandlung ist. Ist es nicht, war die Quintessenz - zum einen sehr wenig verdeckelte Brut und davon auch nur sehr wenige parasitiert da nur wenige Milben in der Vermehrungsphase sind. Die OS-Träufelung hat trotz auch eher lockeren Sitzes hohe Entmilbungsraten ermöglicht - im Mittel nur etwa 7% schlechter als im kalten Winter 2014/2015.


    Auf dem Weissacher Imkertag (diesen Mittwoch) hat Fachberater Thomas Kustermann berichtet, dass etliche Versuchsvölker, die sie eigentlich korrekt entmilbt wähnten, dieses Frühjahr noch heftig verseucht waren. Die Völker hatten alle ihre Oxalsäureration im Winter erhalten, Aufgrund erhöhter Varroazahlen auf der Windel gab es dann Nachbehandlungen, unter anderem mit Milchsäure und mit einem anderen Präparat, dessen Bezeichnung mir gerade nicht einfällt. Es fielen z.T. über 1000 Milben. Eigentlich sollten ja nach einer korrekten Behandlung im Vorjahr nur noch ca. 50 Stück im Volk sein...
    Die Milchsäure schnitt übrigens auch ziemlich schlecht ab, wenn ich mich recht erinnere erwähnte er eine Wirksamkeit von ca. 30%, außerdem saßen die damit behandelten Völker am Tag danach noch klamm in der Traube, als die nicht besprühten heftig flogen. Die Details sollten wir aber evtl. in einem extra-Thread diskutieren.


    Grüße,
    Robert

  • Hallo,


    nach sehr langer, beruflich bedingter Pause vom IF ist das der erste Thread, in den ich heute reinlese. Sehr interessant, die unterschiedlichen Volksstärken mitsamt der Rahmenbedingungen zu lesen. Ich spare mal die meinigen aus, möchte aber ganz kurz zu einem der ersten Antworten (von Wentorfer) etwas anfügen.
    Ich habe in diesem Jahr so oft sauwütend die Faust in der Tasche geballt, dass ich die Finger bald nicht mehr gerade bekomme.
    Der Grund sind die absolut unnötigen Rodungsaktionen der Kommunen. In grossem Maßstab sind sowohl im Rhein Sieg Kreis, im Landkreis Neuwied und rund um Bonn Massen von Trachtpflanzen im besten Vermehrungsalter mit Stumpf und Stiel gefällt, herausgerissen, totgestutzt und falsch verjüngt worden.
    Und das sage ich, die es wirklich beurteilen kann, ich habe die nötige Sachkenntnis und bin auf dem Gebiet kein Möchtegern-aber-null- Hintergrundwissen-Öko.
    Als ich zum wiederholten Male in direkter Umgebung einer meiner Stände die totale Ödnis und abgeräumte, nackte Erde vorfand, wo vorher Weide, Haselnuss, Schlehe und Ahorn meine Beuten verdeckten, habe ich es gewagt, mal jemanden beim Amt dazu zu befragen. Ihr glaubt es nicht, was ich, allerdings hinter vorgehaltener Hand, zu hören bekam.
    Der Grund ist schlicht und ergreifend Personal- und Geldmangel. Denn Grünanlagen, Strassensäume und ähnliches öffentliches Grün erfordert aufwändige Pflege. Bei den Bäumen kommt irgendwann noch das Risiko von Bruch/Sturz dazu, man denke an Wegesicherungsrecht. Die Kommunen rechnen nun so: all das olle wech, braucht dann nicht mehr gemäht, geschnitten, gepflegt werden, dafür machen wir billige Ausgleichspflanzungen, die dann erstaml wieder 20 Jahre lang keine Kosten verursachen. Weil, muss ja erstmal alles nachwachsen. Insekten? Vögel? Können ja umziehen.
    Und ja, teilweise wurde sogar die Grasnarbe grosszügig abgetragen, damit man hier nix mehr mähen muss.
    Aber dann im Kreisel die netten Schilder "Hier blüht unseren einheimischen Insekten etwas". Toll. Also ich sähe lieber 50 noch stehende Linden und Ahorn statt 20 Quadratmeter Margarithen.
    Trotz alledem wünsche ich Euch reiche Tracht und reiche Pollenversorgung.
    Liebe Grüsse
    Landpomeranze

  • Hallo,
    da kann ich gleich fortsetzen: In unserer Stadt wurden im letzten Herbst richtig viele Grünstreifen (Fünffingerstrauch u.a.m.) zwischen Straße und Fußweg gerodet (mit dem Bagger), Mutterboden aufgetragen und Gras gesät!!!!! Begründung: Billig!
    An anderer Stelle wurde ein Überschwemmungsgebiet auf mehr als 25 ha mit maximalem Aufwand für den Zweck des Hochwasserrückhaltes hergerichtet. Z. Z. wird gepflanzt und gesät.
    Das ist kein Wiederspruch, denn letzteres ist eine Ausgleichsmaßnahme für den Autobahnbau und kostet nichts.
    Grüße

    Bienenhaltung in modifizierten Warre-Beuten, BR und HR unterschiedliches Wabenmaß, Naturbau im BR und in einzelnen Völkern auch Stabilbau, Einzelaufstellung mit mehreren hundert Meter Abstand an zwei Aufstellungsorten.

  • Ich habe in diesem Jahr so oft sauwütend die Faust in der Tasche geballt, dass ich die Finger bald nicht mehr gerade bekomme.
    Der Grund sind die absolut unnötigen Rodungsaktionen der Kommunen. In grossem Maßstab sind sowohl im Rhein Sieg Kreis, im Landkreis Neuwied und rund um Bonn Massen von Trachtpflanzen im besten Vermehrungsalter mit Stumpf und Stiel gefällt, herausgerissen, totgestutzt und falsch verjüngt worden.
    Und das sage ich, die es wirklich beurteilen kann, ich habe die nötige Sachkenntnis und bin auf dem Gebiet kein Möchtegern-aber-null- Hintergrundwissen-Öko.
    Als ich zum wiederholten Male in direkter Umgebung einer meiner Stände die totale Ödnis und abgeräumte, nackte Erde vorfand, wo vorher Weide, Haselnuss, Schlehe und Ahorn meine Beuten verdeckten, habe ich es gewagt, mal jemanden beim Amt dazu zu befragen. Ihr glaubt es nicht, was ich, allerdings hinter vorgehaltener Hand, zu hören bekam.


    Du bist nicht allein! Mir ging es exakt genau so, hier in Freising ist es das selbe!
    Im Gegensatz zu dir habe ich bisher aber noch keinerlei Reaktion auf meine schriftliche Anfrage erhalten.
    Ich vermute, das hat System. Überzogenes und falsch verstandenes Sicherheitsdenken und die Angst vor Urteilen, dass man die Wegesicherheit nicht beachtet hätte.


    Auffällig ist aber schon, dass das erst seit ein paar Jahren so massiv auftritt - vorher war die Gefahr belangt zu werden offenbar geringer. Mir wurde mal erzählt, es gäbe da eine neue EU-Vorschrift, die jetzt aus Angst völlig übertrieben ausgelegt wird, obwohl es gar nicht sein müsste.


    Ein weiterer Grund sind die Hackschnitzel: Das ganze abgeschnittene Grünzeug lässt sich jetzt teuer verkaufen, vorher war es nur teuerer Abfall. Einnahmen statt weiterer Ausgaben, das wird eine große Triebfeder sein.
    Das und die Begründung, die sie dir erzählt haben, wäre allerdings echt der Tiefpunkt kommunalen Handelns, einfach nur traurig.


    Und es trifft nicht nur die Imker, sondern z.B. auch unzählige Kleinteiere und Vögel.


    Wird eigentlich wirklich immer alles schlechter? :(

  • ...Ich vermute, das hat System. Überzogenes und falsch verstandenes Sicherheitsdenken und die Angst vor Urteilen, dass man die Wegesicherheit nicht beachtet hätte.


    Auffällig ist aber schon, dass das erst seit ein paar Jahren so massiv auftritt - vorher war die Gefahr belangt zu werden offenbar geringer. Mir wurde mal erzählt, es gäbe da eine neue EU-Vorschrift, die jetzt aus Angst völlig übertrieben ausgelegt wird, obwohl es gar nicht sein müsste...


    Hhm, überleg doch mal. Wenn du der zuständige Mitarbeiter in einen Amt wärst, was wäre für dich das größere Risiko? Das im August Pollenmangel herrscht oder das irgend einem Streithansel ein Ast auf sein Schrottauto fällt und die Gemeinde verklagt.


    Ich kann die Grünflächenamtleute schon verstehen. Verkehrswege o.ä. müssen "sicher" sein! Das Problem ist, daß ganze Landstriche ausgeräumt sind. Privatgärten, Waldränder usw.


    Gruß Jörg, Realist

  • Ich kann die Grünflächenamtleute schon verstehen. Verkehrswege o.ä. müssen "sicher" sein! Das Problem ist, daß ganze Landstriche ausgeräumt sind. Privatgärten, Waldränder usw.


    Ich kann den Vorsorge-Sicherheitshalber-Gedanken schon verstehen, aber nicht, warum das plötzlich so akut ist? Warum hatten diese Leute vor ungefähr 5 Jahren und mehr solche Ängste nicht in diesem Ausmaß?
    Und man kann wie immer alles übertreiben, auch den Absicherungsgedanken, seit ungefähr 5 Jahren tut man dies nun auch bei den überzogenen Pflegemaßnahmen entlang von Wegen und Straßen. Irgendwann muss man ein paar Seiten Sicherheitshinweise unterschreiben, bevor man Straßen und Wege benutzen darf!


    Aber es stimmt, wir sind OT, daher wieder zurück zum Thema Schwarmjahr:


    Mein Eindruck ist, dass die Völker erstaunlich großflächig verdeckelte Brutflächen haben und trotzdem bereits auch schon eine sehr starke, neu geschlüpfte Frauschaft vorhalten, obwohl es zuvor lange so aussah, als hätten sie die Brut zum Ende des Winters stark eingeschränkt.


    Da die ersten Plustage bereits angelaufen sind, viel neuer Nektar und jede Menge Pollen bereits eingetragen wurden, dürfte sich ab nächster Woche alles explosionsartig entwickeln - die Kirsche steht kurz vor dem Aufplatzen, einzelne Blüten sind schon offen.
    Der Raps zeigt auch schon gelbe Knospen.


    Die Baurahmen sind schon ausgebaut und bestiftet - ich glaube langsam auch, dass es hier sehr schnell zu einem starken Schwarmtrieb kommen wird, zumal die Tracht offenbar wieder konzentriert gleichzeitig (Obst, Raps, Löwenzahn) anlaufen und dann vermutlich fast überall gleichzeitig enden dürfte.

  • Ich kann den Vorsorge-Sicherheitshalber-Gedanken schon verstehen, aber nicht, warum das plötzlich so akut ist?


    Ich glaube das ist ein gesellschaftliches Phänomen. Alles was früher unter "allgemeines Risiko des Lebens" lief, wird nun eingeklagt.
    Mein Kind durfte im Kindergarten zeitweise weder auf das Klettergerüst, noch mit Stöcken im Sand graben oder Kastanien und Eicheln sammeln. Gegen alles haben irgendwelche Eltern massiv und auch juristisch interveniert, wenn Paul uns Paula einen blauen Fleck hatte.

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