Hallo,
bei der Auseinandersetzung mit folgendem Thread https://www.imkerforum.de/showthread.php?t=23538 stellte sich mir natürlich die Frage nach dem Einfluß der Waben, auf denen die Wintertraube sitzt. Die Wintertraube ist ja keine ideale, freischwebende Kugel im luftleeren Raum, sondern belagert Waben, die wie Kühlrippen aus ihr herausragen.
Bezüglich unterschiedlicher Wärmeverluste über diese Wabenflächen läßt sich nun trefflich spekulieren. Ist ihr Einfluß bedeutungslos, sind kleinere Wabenflächen energetisch effizienter, da weniger Wärme abgestrahlt wird und der Traube ungenutzt verloren geht, oder sind kleinere Waben/Rähmchen (in meinem Falle eben DN zweizargig) ungünstiger, da durch die höhere Rähmchenzahl mehr Kontaktpunkte zur Beutenwand und damit Kältebrücken vorliegen? Eure Meinungen würden mich interessieren!
Ebenso (vielleicht sogar noch mehr) interessiert mich, ob Ihr die vertikale Teilung der Wabenfläche bei zweizargiger Überwinterung eher als günstig oder als ungünstig (oder wieder als bedeutungslos) anseht. Zugrunde liegende Gedanken: Ungeteilte Wabenfläche bedeutet, daß die Bienen keinen Spalt zwischen den Zargen überwinden müssen, was bei Kälte problematisch werden könnte. / Geteilte Wabenfläche bedeutet, daß die Traube mehr Möglichkeiten hat, auf Nachbarwaben zu wechseln.
Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen und Gedanken.
Robert
Ein- oder zweizargige Überwinterung
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Hallo Robert,
ich habe unter anderem deshalb auf einwabigen Brutraum umgestellt, weil die Bienen gerade in einer Kältephase den Umstieg in die obere Zarge nicht geschafft haben. Manche Schreiberlinge empfehlen eine Leiste auf den Oberträger der Waben des unteren Magazins zu legen. das wären bei 10 Völkern 100 zusätzliche Leisten. Jetzt will ich keinen Religionskrieg DN/Z entfachen. Ein Z-Imker im Nachbarort hatte 8er Beuten, das war damals Mode. Er hat sich als Schreiner mal schnell fünfzig 11er Beute gebaut um einzargig zu überwintern. Er hat diese Völker allerdings im Frühjahr alle verkauft, so dass man über die Vorteile nicht erfahren konnte.
Das war doch jetzt sachlich.Gruß
Remstalimker -
Hallo Robert!
Deine Gedanken zu Vor- und Nachteilen der Ein- bzw. Zweiraumüberwinterung finde ich wenig praxisnah. Ich habe fast in jedem Jahr Völker in freistehenden Magazinen im Außenbereich in beiden Varianten überwintern lassen, d.h. wenige Schwächlinge einräumig, der Rest i.d.R. zweiräumig. Aus der Praxis heraus kann ich nur über meine Erfahrungen im Gesamtergebnis berichten. Wie soll jemand beantworten können, ob einzelne Effekte aus Wärmeverlust durch größere Oberfläche oder durch geteilte bzw. ungeteilte Wabenfläche entstehen. Selbst wenn das jemand messen sollte, ist mir schleierhaft, wozu dieses Wissen nützen soll.
Im Ergebnis weiß ich, dass ich ein Bienenvolk lieber zweiräumig über den Winter bringe, weil es dann im folgenden Frühling besser startet und dadurch bessere Ergebnisse in der Frühtracht bringt. Bei einräumiger Überwinterung benötigt das Volk im neuen Bienenjahr zwei Erweiterungsschritte, nämlich zuerst den zweiten Brutraum und dann den Honigraum. Ich habe schon oft erlebt, daß einräumig überwinterte Völker aus diesem Grund bis zum Einsetzen der Frühtracht noch nicht voll entwickelt waren und deshalb geringeren Honigertrag hatten.
Was das Thema der Stocktemperatur im Winter betrifft: ich mag meine Völker nicht verhätscheln und betreibe keinen Aufwand, um die Beuten zu isolieren. Wenn ein Volk der Winterkälte erliegt, dann ist das Schicksal und im Ergebnis vielleicht besser so.
Gruß vom Sammler
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Hallo Bienenfreunde!
Da prallen Theorie und Praxis total aufeinander.
In den Urzeiten hielt sich die Bienentraube hauptsächlich auf Wirrbau in einem hohlen Baumstamm auf. Da stellte sich das Problem des Wabenwechsels im Gegensatz zu den heutigen großflächigen Waben nicht. Ob die Isolation in diesem Fall besonders gut oder besonders schlecht war, kann ich aus nicht sagen. Jedenfalls überlebten die Bienen auf diese Weise über mehrere Millionen von Jahren.
Ich strebe grundsätzlich eine zweiräumige Überwinterung mit viel Futtervorrat an, da ich keine Lust habe im Frühjahr immer Angst haben zu müssen, dass die Bienen ev verhungern könnten. Wenn dann im späten Frühjahr zu viel Winterfutter vorhanden ist, entnehme ich ein oder zwei Waben und verwende diese für die Ablegerversorgung. Es geht nichts verloren.
Ich mache mir da relativ wenig Sorgen, ob die Wintertraube mehr oder weniger Energie abgibt. Wichtig ist, dass die Bienen immer Futter vorfinden und erreichen können, die Volksstärke ausreichend ist, die Bienen gesund (Varroa ?) und die Königin und der Wabenbau jung sind. Dann steht einer erfolgreichen Überwinterung und Bienenhaltung nichts mehr entgegen.
MfG
Honigmaul -
Manche Schreiberlinge empfehlen eine Leiste auf den Oberträger der Waben des unteren Magazins zu legen. das wären bei 10 Völkern 100 zusätzliche Leisten.
Wenn man den "Wildbau" zwischen den Brutzargen nicht entfernt, kann man sich solchen Firlefanz sparen.
Das Auseinanderknippen der Brutzargen ist dann zwar etwas mühsamer, was aber den zusätzlichen Vorteil hat, dass die Zargen nur auseinandergerissen werden, wenn es wirklich mal notwendig ist.
Das Zerdrücken von Bienen beim Wiederaufsetzen der oberen Brutzarge lässt sich mit etwas Geschick ebenfalls verhindern.
Je stärker ein Volk ist umso besser kommt es über den Winter.
Das Zusammendrücken eines starken Volkes auf eine DN-Zarge "aus wärmetechnischen Gesichtspunkten" würde ich als klassisches Selbsttor bezeichnen.
Mit freundlichen Grüßen
Rubikon -
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Zitat
Wenn man den "Wildbau" zwischen den Brutzargen nicht entfernt, kann man sich solchen Firlefanz sparen.
Hallo Rubikon, Wlidbau haben nur Schlamperimker. WEr den Beespace einhält hat das nicht.
Remstalimker
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Zitat
Wildbau haben nur Schlamperimker. WEr den Beespace einhält hat das nicht.
Hallo Remsi,
Schlawiner haben zwischen den Brutzargen Wildbau,
vornehme Imker haben zwischen den Brutzargen Wachsbrücken.
Klugsch-Eisser und Co. KG dulden zwischen den Brutzargen nicht einmal Wachskrümel.
Ich bin ein Schlawiner
Gruß
Rubikon -
Vorneweg: ich bin ein vornehmer Imker!
Deine Gedanken zu Vor- und Nachteilen der Ein- bzw. Zweiraumüberwinterung finde ich wenig praxisnah.
Das kann sein, aber es ist Winter, und da ich zu dieser Zeit nicht mehr tun will, als durchs Flugloch zu schielen, sinniere ich halt. Und da ich immer mal wieder an 1,5 DN denke und Vor- und Nachteile abzuwägen versuche, hat mein Spintisieren mit Betriebsweisen zu tun und ist evtl. doch für eine praktische Entscheidung zu gebrauchen?
ZitatWie soll jemand beantworten können, ob einzelne Effekte aus Wärmeverlust durch größere Oberfläche oder durch geteilte bzw. ungeteilte Wabenfläche entstehen. Selbst wenn das jemand messen sollte, ist mir schleierhaft, wozu dieses Wissen nützen soll.
Ganz so weit hergeholt erscheint mir mein Grübeln nicht, wenn ich an das immer wieder angeführte Axiom denke, das die Wintertraube in ihrem Sitz leere Waben zur besseren Isolierung/Wärmeverteilung benötige und Völker auf lauter vollen Futterwaben schlechter überwintern. Immerhin ist der Bereich der selben Wabe, an den ich gedacht habe, nur 15-20 cm von diesem manchmal als kritisch, zumindest aber als wichtig empfundenen Gebiet entfernt. Und die angesprochene Lehrmeinung ist sicherlich (hoffentlich) durch Messungen belegt worden, und viele Imker empfinden das Wissen augenscheinlich als nützlich!?
ZitatIm Ergebnis weiß ich, dass ich ein Bienenvolk lieber zweiräumig über den Winter bringe, weil es dann im folgenden Frühling besser startet und dadurch bessere Ergebnisse in der Frühtracht bringt. Bei einräumiger Überwinterung benötigt das Volk im neuen Bienenjahr zwei Erweiterungsschritte, nämlich zuerst den zweiten Brutraum und dann den Honigraum. ...
Was das Thema der Stocktemperatur im Winter betrifft: ich mag meine Völker nicht verhätscheln und betreibe keinen Aufwand, um die Beuten zu isolieren. Wenn ein Volk der Winterkälte erliegt, dann ist das Schicksal und im Ergebnis vielleicht besser so.
Dem stimme ich zweimal aus vollem Herzen zu.
Robert
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Ich denke, dass sich die Wärme innerhalb des Stocks in erster Linie über Wärmekonvektion, d.h. Aufsteigen der erwärmten Luft ausbreitet. Das ist natürlich nur innerhalb der Wabengassen möglich. Dabei entsteht ein Strömungskreislauf innerhalb jeder besetzter Wabengasse, wobei abgekühlte Luft von der Seite angesaugt wird und nach Erwärmung nach oben steigt. Beim Auftreffen auf den Beutendeckel und die Beutenwand wird die Luft abgekühlt und fällt wieder nach unten. Die Wärmeausbreitung quer zu den Waben dagegen erfolgt nicht so leicht, da ein Übergang nur an den Wabenrändern möglich ist. Ich würde daher eine recht flache Temperaturverteilung in Richtung der Wabengassen und eine deutlich steilere quer dazu vermuten.
Ein großer Abstand zur Wand innerhalb der Wabengassen könnte wegen des größeren Wärmeübergangswiderstandes über die dazwischen liegende Luftstrecke Vorteile bringen. Wenn man im Winter z.B. die Hand innerhalb der Wohnung in die Nähe einer kalten Außenwand bringt, merkt man deutlich deren Kälte; wenn man sie weiter weg bringt, merkt man nichts.
Daher könnten breite Maße wie Zander oder Dadant aus diesem Gesichtspunkt günstiger sein als DNM oder gar Kuntzsch (noch schmaler). Ich habe auch schon DNM hochkant gesehen. Man muss dabei aber auch die Gesamtkonstruktion der Beute beachten. Der Nachteil von schmaleren Waben wird durch eine verbesserte Wandisolierung sofort wieder aufgehoben. Kuntzsch wird meist im Warmbau in Hinterbehandlern verwendet, die dicht an dicht stehen und sich gegenseitig wärmen.
Es ist also nicht so einfach möglich, hieraus etwas Allgemeines für Wabenmaße abzuleiten.
Gruß Ralph -
Vorneweg: ich hatte niemals Wachsmücken
Dem stimme ich zweimal aus vollem Herzen zu.
O.K. Robert. Wenn du dem im Ergebnis zustimmst, dann - so muß ich ehrlich gestehen - verstehe ich nicht, worauf du mit deiner Argumentation hinauswillst. Siehst du diesbezüglich einen Vorteil in 1,5 xy? Und was ist mit dem gravierenden Nachteil, dann unterschiedliches Wabenmaß in BR und HR zu haben?Gruß, Sammler
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