Thema Nicht-Behandeln

  • Hallo in die Runde,


    über zig Mio. Jahre hinweg bewirkte die natürliche Auslese die Anpassung der Biens an sich verändernde Bedingungen. Wurde ein ungeeigneter Wirt (heute und hier ein Bien) mit Parasiten (aktuell die Varroamilbe) nicht fertig, starben Beide. Und es blieben nur das Überleben des Wirtes gestattende Partner übrig.
    Der gegenwärtige Umgang mit der Varroamilbe in der Imkerei (Bekämpfung durch Imker wie Wissenschaftler) führt zum unnatürlichen Tod des Biens (mittels Umweiselung) dabei aber zum Erhalt der regelmäßig fittesten Varroen. Stellt diese Praxis hier vielleicht sogar eine Sabotage des über zig Mio. Jahre bewährten Selektionsmechanismusses dar? Bewirkt sie die Selektion für die falsche Seite und damit Milbenzucht?


    Wie denkt ihr darüber bzw. was sind eure Erfahrungen?


    Gruß
    Manne

    Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand. (Arthur Schopenhauer)

  • Ist mit Sicherheit was dran. Leider gibt es weder die eine Todesursache noch den einen Weg. Stattdessen überall Nebelkerzen, Pseudoursachen und Propaganda von Seiten der Industrie und ihrer willfähigen Helferlein, auf der anderen Seite sind Imker auch nur Menschen und da muß man dann auch mit zum Teil völlig inkonsistenten Berichten leben, wo angeblich in die Völker das ganze Jahr nicht reingeschaut wird, aber schnell reagiert werden muß, damit zuchtwürdige Völker ihre Weiselzellen nicht sofort wieder abtragen. Und die die was wissen sagen's nicht weil dann Streichholz & Benzinkanister. Zum Haare raufen.


    Beste Grüße,

    Ralf

    Imkern im Spannungsfeld zwischen Hoffnung und resignativer Reife

  • ... Stellt diese Praxis hier vielleicht sogar eine Sabotage des über zig Mio. Jahre bewährten Selektionsmechanismusses dar? Bewirkt sie die Selektion für die falsche Seite und damit Milbenzucht?

    Zucht ist laut Wikipedia:

    "Als Zucht wird in der Biologie die kontrollierte Fortpflanzung mit dem Ziel der genetischen Umformung bezeichnet."


    Weder kann ich bei allen, wenn auch erfolglosen Versuchen der Varobekämpfung eine kontrollierte Fortpflanzung erkennen oder gar das Ziel der genetischen Umformung der Varoamilbe.

    Auch wenn die Milbenbekämpfung zu einer Selektion führt, ist sie noch lange keine Zucht.

    Es ist in einer offenen Diskussion weder sinnvoll, die Versuche der Varoabekämpfung als Milbenzucht zu bezeichnen, noch die Versuche der ernsthaften "Nicht-Behandlung" als Asozial zu bezeichnen. Es sind einfach zwei Grundverschiedene Wege und keiner der beiden war bisher dauerhaft erfolgreich.

    4 Völker, Langstroth Flachzarge / 8 Frame, Honigraum FlowHive

  • Überleben durch Behandlung.

    Das macht der Mensch nicht nur mit den Bienen und der Milbe, das macht er auch mit sich selbst.


    Ich hatte mal mit 30 eine schwere Lungenentzündung und war einige Wochen damit in der Charite.

    Klar gibt es auch das Risiko mit den multiresistenten Keimen.

    Sollen wir deswegen auf Kliniken verzichten und nur noch zum Heilpraktiker?

    Ich wäre dann jedenfalls nicht mal so alt wie Mozart geworden, und Bienen hätte ich auch nie gehalten.

    Von meinen 2 Kindern hätte es auch nur höchstens eins gegeben. Wahrscheinlich wäre ich sowiso schon als Kleinkind an irgendeinem Keim zugrunde gegangen, der aber durch Impfung gar nicht erst ausbrechen konnte.

    Meine Urgroßeltern hatten 8 Kinder, wie es damals noch üblich war, um die einfache Reproduktion der Menschheit überhaupt hinzubekommen. Viele Kinder sind noch vor 200 Jahren nicht besonders alt geworden (nur die stärksten haben überlebt???).


    Die Honigbiene ist ein "Haustier" geworden, auch wenn sie sich noch schlechter zähmen läßt, als eine stolze Katze. Ohne menschliche Hilfe könnte diese durch Zucht auserlesene Super-Honig-Biene leider kaum überleben, genauso wie unsere Super-Eierlegenden-Hühner im heimischen Wald, oder die Super-Milch-Kühe auf den vielen super-wilden-Wiesen hier in Deutschland...

    Ihr Leben und Überleben liegt nunmal in unserer Verantwortung.

    Das kann man gut finden oder schlecht, aber wenn man sich darauf einläßt sollte man sich davor auch nicht drücken!

  • Das Problem ist ja gar nicht, dass die europ. Honigbiene nicht mit der Varroa auskäme. Es gibt ja Erfahrungen, dass sie trotz Varroa überleben können. Beispiele sind der Gotlandversuch und die Bienen im Arnot Forest. Die Frage ist nur wie die Bienen überleben: Die Bienenvölker leben weit verstreut, bilden nur kleine Völker und schwärmen sehr häufig. Vielleicht spielt auch der naturbelassene Lebensraum eine Rolle. Die Bienen behaupten sich so gegenüber der Varroa, aber man kann mit ihnen so nicht imkern.


    Wenn man mit Bienen imkern will, stellt man i.d.R. viele Völker nahe zusammen, verhindert das Schwärmen, versucht große Volksgrößen aufzubauen und platziert die Bienen in einer Agrarlandschaft. Alles im Sinne der Varroaabwehr völlig unsinnig. Diese imkerlichen, für die Varroaabwehr nachteiligen, Haltungsbedingungen gleicht man durch Behandeln aus.


    In dieser Situation auf das Behandeln zu verzichten, geht nur in seltenen Fällen langfristig gut. Wenn doch, dann wohl weil einige der o.g. Faktoren trotzdem irgendwie erreicht werden.


    Da ich den Bienen bei mir die natürlichen Lebensverhältnisse nicht durchgehend bieten kann, behandle ich sie zum Ausgleich. Das mag nicht angenehm sein, aber immer noch besser als der sichere Varroatod.

  • Gotland und Arnotforest sind nicht repräsentativ, weil keine Pflege der Völker stattgefunden hat.

    Diese Versuche bezeugen bloß, das wildlebende Völker deutlich weniger Überlebenschancen haben.

    Elk

  • ...Es ist in einer offenen Diskussion weder sinnvoll, die Versuche der Varoabekämpfung als Milbenzucht zu bezeichnen, noch die Versuche der ernsthaften "Nicht-Behandlung" als Asozial zu bezeichnen. Es sind einfach zwei Grundverschiedene Wege und keiner der beiden war bisher dauerhaft erfolgreich

    Ob nun Zucht oder Nichtzucht am Milb oder am Bien, es braucht immer weniger Milben...

    Die Frage an den Autor: Bitte sage, was Du unter "dauerhaft erfolgreich" für den jeweiligen Weg verstehst!


    Gruß
    Manne

    Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand. (Arthur Schopenhauer)

  • Es gibt keinen Unterschied! Ich verstehe unter Dauerhaft mehrere Jahre und Erfolg ist die Anerkennung durch andere und nicht nur Selbstzufriedenheit. Der Weg meint, es ist klar wo es lang geht, also was ist zu tun oder nicht zu tun.


    Zitat

    Ob nun Zucht oder Nichtzucht am Milb oder am Bien, es braucht immer weniger Milben...

    Es ist mir nicht klar, wie es nach den drei Punkten weiter geht.

    4 Völker, Langstroth Flachzarge / 8 Frame, Honigraum FlowHive

  • Kommt es darauf an, was die Menschen, insbes. Bienenhalter und Wissenschaftler davon verstehen, wie Biens und Milbs miteinander umzugehen hätten?
    Störte es die Erde, dass sie über kurze Zeit eine Scheibe sein sollte? Usw.


    Gruß
    Manne

    Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand. (Arthur Schopenhauer)

  • Kommt es darauf an, was die Menschen, insbes. Bienenhalter und Wissenschaftler davon verstehen, wie Biens und Milbs miteinander umzugehen hätten?
    Störte es die Erde, dass sie über kurze Zeit eine Scheibe sein sollte? Usw.


    Gruß
    Manne

    Wir sind sehr weit vom Thema des Threads entfernt.

    4 Völker, Langstroth Flachzarge / 8 Frame, Honigraum FlowHive

  • Gotland und Arnotforest sind nicht repräsentativ, weil keine Pflege der Völker stattgefunden hat.


    Elk

    Ja eben, das ist ja der Witz. Die Versuche (Arnot ist genaugenommen kein Versuch) zeigen wie Honigbienen trotz Varroa überleben würden, wenn wir sie machen ließen. Nehmen wir den Gotlandversuch: Die These vor dem Versuch war ja: die Varroa wird 100 % der Bienenvölker töten, da nicht gegen Varroa behandelt wird. Viele Völker sind tatsächlich gestorben. Nachdem eine Art genetischer Flaschenhals durchlaufen wurde, nahm die Zahl der Völker nach Jahren sogar wieder leicht zu. Die überlebenden Völker hatten eine Anpassungsstrategie entwickelt (kleine Völker, häufiges Schwärmen, verstreute Lebensweise in einer relat. naturbelassenen Umwelt, usw). Aber: Bei den Gotland-Völkern konnten keine Mechanismen zur aktiven Unterdrückung der Varroa-Vermehrung gefunden werden. Vielmehr haben sich "Überlebenskünstler" durchgesetzt, die unter schwierigen Bedingungen und mit extrem geringer Bienenzahl überleben können.


    Jetzt frage ich mich aber, wie bei uns varroatolerante Bienen entstehen sollen, wenn wir der Biene durch imkerliche Maßnahmen fast alle Anpassungsstrategien an Varroa zunichte machen? An kühlen Tagen Sammlerinnen in einen Hut sammeln scheint mir da etwas zu wenig, einfach nicht behandeln auch.

  • Eine Biene die alleine klarkommt und viel schwärmt, aber keinen Honig bringt, trifft dann aber eher den Kammerjäger denn auf einen Imker.


    Beste Grüße,

    Ralf

    Imkern im Spannungsfeld zwischen Hoffnung und resignativer Reife

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