Hallo Ralf! Du hast eine PN.
Was ist guter Honig?
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Hallo,
die Beiträge hier finde ich sehr gut.
Ich behaupte aber, dass viele Imker nicht die erforderlichen sonsorischen Voraussetzungen haben um so differenziert zu urteilen. Gerade auch die motivierten Hobbyimker erzeugen eine sehr hohe Qualität mit regionalem Charakter, können aber oft keine treffenden geschmacklichen Vergleiche durchführen, da es an Vergleichsmöglichkeiten fehlt. Im Unterschied zu den Winzern, die durch legale Möglichkeiten den Charaker des Weines beinflussen können, wird der Geschmack des Honigs signifikant durch den Standort bestimmt, saubere Imkerei mal vorausgesetzt. Um also vernünftig Vergleichen und Beurteilen zu können, braucht es eine grosse Bandbreite an Geschmacksrichtungen, die Proben der Imkernachbarn helfen da nicht wirklich weiter.
In einen überregionalen Forum müsste es aber irgendwie möglich sein, sich hier zu ergänzen. Vielleicht ist es möglich, eine "Probenbörse" einzurichten, oder vielleicht können die Prämierten des Forumtreffens kleinere Mengen anbieten, oder ..oder. Wie ist da Euere Meinung dazu?
"Schmeka muas". Das ist ein Werbespruch eines Metzers hier, der die Erwartungen der Verbraucher trefflich formuliert. Auch beim Honig sollten wir uns nicht nur über messbare Grössen, sondern über den einzigartigen regionalen Geschmack vom Regalramsch deutlich absetzen. Aber wie soll ich den Geschmack meines Honigs treffend beschreiben, wie kann ich meinen Honig verbessern, wie erkenne ich geschmackliche Defizite, wenn ich nur mit der Pampe im Aldiregal vergleichen kann?
Es liegt sicher im Interese aller Imker die Qualität unseres Honigs auch den Verbraucher klar zu machen; bin auf Eure Meinungen sehr gespannt.
viele Grüsse
Gerhard -
die Leute kaufen massenhaft Biohonig zu höheren Preisen, selbst wenn es sich um südamerikanische, phasengetrennte 19%-Brühe handelt, weil ihnen die Pestizidfreiheit und anderes "naturnahes" wichtig ist; die Sensorik spielt, von den Grundrichtungen "würzig"/"mild" und "flüssig"/"cremig" abgesehen, aber kaum eine Rolle.
... das ist sehr harter Tobak, was Du da in den Raum stellst.
"... südamerikanische, phasengetrennte 19%-Brühe...." hoffentlich schaut hier kein Bio-Honig-Importeur hier rein und gibt Dir (rechtlich gesehen) eine hinter die Ohren. Ich mag' diese Bio-Honige aus nicht, weil sie in direkter Konkurrenz zu meinem Bio-Honig stehen, aber "...phasengetrennte 19%-Brühe..." würde ich diese Honige NIE nennen."... massenhaft Biohonig zu höheren Preisen..." Auch das stimmt nicht. Diese (meist) sehr hochwertigen Sorten-Honige sind in der Regel preislich günstiger.
Ein geschmacklicher Vergleich läßt sich nur schlecht anstellen, da hier im Land erzeugter Honig sich mit solchen Honigen nicht vergleichen läßt.
Johannes@
solche Vorurteile und Pauschalierungen möchte ich ganz klar Einhalt bieten.
Ich möchte hier keine Partei für eine Person ergreifen, und ich weiß nicht wie lange Du schon imkerst, aber vor knapp 35 Jahren wurde bereits Bio-Honig z.B. von Walter Lang gefördert, da war das Wort Bio überhaupt keine Begriff in der deutschen Imkerei (außer bei Demeter) und da haben hier die allermeisten noch mit Perizin ect. gearbeitet. Ich würde mit derartigen Äußerungen sehr, sehr vorsichtig sein. -
...vor knapp 35 Jahren wurde bereits Bio-Honig z.B. von Walter Lang gefördert... ...da haben hier die allermeisten noch mit Perizin ect. gearbeitet.
Perizin vor 35 Jahren? Bist Du sicher...?
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Perizin vor 35 Jahren? Bist Du sicher...?
...stimmt, Radix, das war sachlich nicht richtig. Ich werde nachschauen, ab wann Perizin eingesetzt wurde. Ich wollte damit ausdrücken, das es vor 35 Jahren bereits Imker gab, die nach Bio-Richtlinien gearbeitet haben.
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Hallo Jonas,
bitte entschuldige, wenn die Polemik mit mir ein wenig durchgegangen ist - das Thema liegt mir zu sehr am Herzen, und da neige ich manchmal zur Hitzköpfigkeit.
Die Kernaussage meines letzten Postings sollte nicht sein, daß importierter Biohonig durch die Bank schlecht ist (was ich vielleicht nicht deutlich genug nicht geschrieben habe). Die Kernaussage war, daß die Käufer derzeit mehr auf das Bio als auf die Qualität achten.
Ein Erlebnis bei einem Biofachhändler: ich gucke durch das Honigregal, in dem (retrospektiv geschätzt) 10 verschiedene Chargen stehen. Alle sind von 2 verschiedenen Abfüllern, kein einziger wurde vom Erzeuger direkt abgefüllt. Die Herkunft: etwa 4 Mischungen aus EU- und Nicht-EU-Ländern, etwa 4 aus Südamerika, 2 aus Europa (Akazie aus Ungarn, Wald aus Italien).
Beim näheren Hinsehen ist von einer Charge eins von 3 noch vorhandenen Gläsern gärig. Einige Wochen vorher hatte ich ein Glas einer anderen Charge aus Südamerika probiert, die sich gut verkauft, obwohl es fast der teuerste Honig in diesem Laden ist. Der Honig hatte über 19% Wasser und einen Zentimeter Flüssigphase über mittelgrob kandierter Festphase. (Und die 19% beziehen sich nicht auf die obere Schicht - vor dem Messen wird gründlich gemischt und die Probe luftdicht verschlossen aufgetaut.)
In unserem weiteren Umkreis fallen mir spontan 2 hervorragende Berufsimker ein, die Bioqualität produzieren. Einer allerdings ohne Zertifikat. Da gibt es auch mal keinen Buchweizenhonig, wenn die Tracht ausgefallen und der Vorjahrgang ausverkauft ist. Nebenbei macht der eine aus Liebe zur Sache ein oder zwei lagenreine Honige. Der Käuferkreis dafür ist, wie er selbst sagt, sehr klein, obwohl es - da bin ich seiner Meinung - seine absoluten qualitativen Spitzen sind.
Den Biohändler frage ich, warum er keine regionalen Honige führt. Antwort: die werden weniger gefragt (so wörtlich!). "Die Leute wollen die besonderen Sorten."
Zurück zur Sache: das war es, was ich mit dem vielleicht mißglückten Posting ausdrücken wollte. Das Biosiegel (das ich beileibe nicht schlecht finde!) wird nach meinem Eindruck bei nicht wenigen Honigkäufern höher gewertet als die Qualität. Und das finde ich schade, weil guter Honig eine derart spannende und faszinierende Sache ist, je mehr man davon probiert.
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Also das Problem "guten Honigs" sehe ich auch in der Frage, was man mit "gut" eben meint. "Gut" ist eben subjektiv.
Ich persönlich halte es neben der Geschmack-Textur-Note eben für "gut" wenn der Honig aus der Region kommt. Dann muß nicht mal "Bio" drauf stehen aber er ist eben "gut" weil seine Produktion dazu beigetragen hat, daß es in meiner Umgebung schön grünt und blüht und alle was davon haben.
Auch ich bin kein Freund dieser Sorten-Effekt-Hascherei. Da kaufen die Leute angeblich besonders gesunden "Heil-Honig" für ein Heidengeld oder bezahlen ein Vermögen für Sonstwasexotischblütenhonig obwohl bekanntermaßen viele der Sortendeklarationen schlichtweg falsch sind.
Ich persönlich schätze auch einen schönen "Mischhonig" aus der Region der von Jahr zu Jahr und Schleuderung zu Schleuderung anders ausfällt - wie Jahrgangsweine eben (dieses Jahr z.B. kristallisiert ein Eimer der Schleuderung noch gar nicht während die anderen aus der selben Schleuderung - aber natürlich aus anderen Zargen; allerdings von Völkern am selben Stand - schon abfüllreif sind...die Ergebnisse müßte man also eigentlich fast schon "Zargenhonige" statt "Jahrgangshonige" nennen).Aber "gut" ist mein Honig eben schlichtweg aus deshalb weil ich mir eben dafür drei Nächte um die Ohren geschlagen habe um ihn zu schleudern, weil ich ihn um 1 Uhr früh in den Keller schleppte, weil ich ihn siebte, klärte, rührte...weil eben meine Arbeit und die meiner Bienen da reingeflossen ist. Das ist natürlich ein rein subjektives und leider nicht mitverkaufbares Gefühl....eine Tür, die man selbst gestrichen hat, betrachtet man eben immer mit anderem Auge als die, die irgendein Maler angestrichen hat.
Dieses Gefühl kann man nur im persönlichen Gespräch mit dem Käufer transportieren und dann bekommt auch dieser etwas mehr mit als "nur" ein Glas Honig für seine 4,50 €...
Melanie
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...Ich persönlich schätze auch einen schönen "Mischhonig" aus der Region der von Jahr zu Jahr und Schleuderung zu Schleuderung anders ausfällt - wie Jahrgangsweine eben...
Hallo Melanie,
ich mache nur solchen Mischhonig - aber Punkten beim IFT kannste damit nicht...
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Ich würde vermutlich nicht mal bei irgendwelchen Honigprämierungen damit gewinnen weil nicht im DIB-Glas und das Etikett womöglich nicht exakt positioniert, zudem noch selbst kreiiert...unmöööööööööglich, also echt!
Aber solange ich zur nächsten Ernte vor einem von Kunden leergekauften Honiglager stehe, werte ich das mal als Bestätigung und quasi gänzlich inoffizielles "Kundenqualitätssiegel".
Melanie
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Hallo Melanie,
ich mache nur solchen Mischhonig - aber Punkten beim IFT kannste damit nicht...
Sind die IFT-Jury-Mitglieder auch schon so sonderbar, wie das D.I.B.-Bewertungsschema?
(Wobei ich im ersten Erntejahr 2010 wohl an der Honigbewertung des Landesverbandes teilnehmen werde. Auch mit solchem Mischhonig... Nicht um zu gewinnen, denn da haben die alten Recken stets die Nase vorn. Mehr so aus wissenschaftlicher Neugier heraus. Eine Analyse "meiner" diesjährigen Feld-, Wald- und Gartenmischung beim Bieneninstitut ist sogar schon in prep.)
MfG
Hermann
(Der in einer Stunde seinen Titel verlieren wird, weil er wg. Virusinfekt nicht zur Flitzebogen-DM anreisen konnte. ) -
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Moinsen Imkers !
Wenn meine Kunden, hab noch nicht sooo viele, wiederkommen und noch mehr kaufen, wenn sie sagen: "oh Herr Beetle ihr Honig schmeckt ganz toll", dann habe ich "Guten Honig". Dazu noch ein ansprechendes Etikett, nicht so buntes Zeugs mit Biene Maya und einer Sonnenblume.
Ich beschreibe auf meinem Etikett genau von welchen Feldern oder welche Baumallee etc. den Nektar geliefert hat, die Menschen sind überascht welch herlichen Honig die Linde vor ihrer Tür liefert, oder von ihren Obstbäumen.
Das ist vertraut, schafft Nähe und treue Kundschaft.Also, "Guter Honig" ist Honig der schmeckt.
cul8er
Bernd -
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