Guten Tag zusammen,
ich bin neu hier und hoffe, dass ich auf dieser Plattform jede Menge zur Geschichte der Imkerei erfahren kann. Ich recherchiere ein historisches Thema (etwa im Zeitraum 1200 bis 1400) und wollte den Beruf des Zeidlers in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen.
Natürlich schaue ich mich auf allen möglichen Internetseiten um, aber manches kann man doch besser direkt von den Experten erfahren, auf die ich hier zu treffen hoffe.
Also hier ein paar Fragen, die mich interessieren:
Wie war ihre gesellschaftliche Stellung im Mittelalter? Waren sie ehrbare Leute oder unehrenhaft wie zum Beispiel Bastarde, Fleischer, Henker oder andere Berufgruppen wie das fahrende Volk?
Wie sah ihre gewöhnliche Kleidung aus und wie schützten sie sich vor Bienenstichen? Hatten sie schon Handschuhe und Schleier?
Bzgl. Schmokholz habe ich schon in Erfahrung gebracht, dass sie das morsche Holz der Pappel verwendet haben. Welches Holz außerdem?
Bei großen Stechern taten sie das Pulver von zermörserten Pilzen auf das Schockholz. Welche Pilze waren das?
Lebten sie im Wald oder hatten sie Häuser - zumindest für den Winter - in den befestigten Städten?
Womit verdienten Zeidler im Winter ihren Lebensunterhalt? sie müssen ja eigentlich freie Kapazitäten gehabt haben.
Was machten ihre Frauen? Stellten sie vielleicht Kerzen her?
Wie bekamen sie den Honig aus den Waben? Schleudern, wie man sie heute kennt, gab's ja noch nicht.
In welche Behälter wurde der Honig abgefüllt? Wie wurde er in die Städte gebracht?
Aßen die Leute früher Honig auf dem Brot oder taten sie Honig in den Tee?
Wie sehr wurden die Völker in den Bäumen bei der Honigernte zerstört?
Was machten sie mit den Schwärmen? Haben sie sich überhaupt darum gekümmert?
Seit wann gibt's Met und wer hat ihn hergestellt?
Haben sie schon damals die Bedeutung der Bienen für die Bestäubung erkannt?
Seit wann haben sie mit Körben gearbeitet und wann wurden Brut- und Honigraum voneinander getrennt?
Wo haben sie die abgetrennten Klotzbaute hingestestellt?
Nutzen sie bereits Pollen, Gelee Royale oder Propolis?
Welche Fragen, auf die ich noch gar nicht gekommen bin, sind in diesem Zusammenhang außerdem wichtig?
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Ein bisschen Fachchinesisch verstehe ich, da mein Vater selbst Imker war. Ich habe mich allerdings zu seinen Lebzeiten nie darum gekümmert, weil sich mein Interesse in Grenzen hielt und ich auch aus Gründen einer Insektengiftallergie lieber einen ordentlichen Sicherheitsabstand zum Bienenhaus und Bienenwagen eingehalten habe. Ich hätte auch nicht gedacht, dass das Thema eines Tages noch einmal Bedeutung für mich haben würde. Aber so ist das manchmal
Ich freu mich über jede Antwort oder Hinweis darauf, wo ich im Netz etwas finde. Hinweise auf Fachbücher wären ebenfalls nützlich.
Grüße von Luca
Alles zur Geschichte der Imkerei
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Hallo Luca,
sicher ist das Durchschnittsalter der Imker recht hoch, aber...
schau doch mal, was sich ganz leicht finden lässt:
mit Gruß
Onkel Tom
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Hallo Luca,
viel Spass bei der Arbeit udn vielleicht wird´s ja doch mal ein Volk
Wie war ihre gesellschaftliche Stellung im Mittelalter? Waren sie ehrbare Leute oder unehrenhaft wie zum Beispiel Bastarde, Fleischer, Henker oder andere Berufgruppen wie das fahrende Volk? Ehrbar.
Wie sah ihre gewöhnliche Kleidung aus und wie schützten sie sich vor Bienenstichen?
Hatten sie schon Handschuhe und Schleier? Keine Ahnung.
Bzgl. Schmokholz habe ich schon in Erfahrung gebracht, dass sie das morsche Holz der Pappel verwendet haben. Welches Holz außerdem?
Ich wusste gar nicht das es Aufzeichnungen aus dem 12.-14. Jh. gibt, die besagen, dass morsches Pappelholz zum Räuchern genommen wurde. Aber es gibt Aufzeichnungen aus dem 16.-19. Jh. in denen Waldaufseher die Zeidler der leichtfertigen Brandstiftung bezichtigen. Sie machen Feuer unter dem Baum, um Glut zum Räuchern zu bekommen und löschen dieses dann oft nicht oder schlecht.
Bei großen Stechern taten sie das Pulver von zermörserten Pilzen auf das Schockholz. Welche Pilze waren das?
Fomes fomentarius bietet sich förmlich an, da er auf vielen Bäumen wächst und sowieso zum Feuermachen genutzt wurde. Bei einem alten polnischen Imker sah ich Porlinge (vielleicht war es der Zunderschwamm, doch mein polnisch und sein deutsch waren so gut wie nicht vorhanden) im Smoker. Sie sollen die Bienen leicht betäuben.
Lebten sie im Wald oder hatten sie Häuser - zumindest für den Winter - in den befestigten Städten? Wenn sie nicht auf Zeideltour waren, lebten sie in Siedlungen oder Einzelgehöften in der Nähe ihres Zeidelwaldes.
Womit verdienten Zeidler im Winter ihren Lebensunterhalt? sie müssen ja eigentlich freie Kapazitäten gehabt haben. Keine Ahnung.
Was machten ihre Frauen? Was Frauen auf Bauern- bis Handwerkerniveau im Mittelalter halt gemacht haben. KinderKücheKirche und auf jeden Fall alles was noch Geld für die Haushaltskasse bringt. Stellten sie vielleicht Kerzen her?
Wie bekamen sie den Honig aus den Waben? Schleudern, wie man sie heute kennt, gab's ja noch nicht.
Pressen, Stampfen, Auslaufen lassen, auskochen.
In welche Behälter wurde der Honig abgefüllt? Wie wurde er in die Städte gebracht?
In Fässer oder Tonnen aus Holz.
Aßen die Leute früher Honig auf dem Brot oder taten sie Honig in den Tee?
Ja.
Wie sehr wurden die Völker in den Bäumen bei der Honigernte zerstört? Von total bis gar nicht, je nach "Fachkunde" Aber im Ernst: die Völker wurden nicht zerstört, sondern nur gestört.
Was machten sie mit den Schwärmen? Haben sie sich überhaupt darum gekümmert? Angelockt oder gefangen und einquartiert.
Seit wann gibt's Met und wer hat ihn hergestellt? Schon Jäger und Sammler versorgten sich mit dem Stöffchen.
Haben sie schon damals die Bedeutung der Bienen für die Bestäubung erkannt? Völlig unwichtig.
Seit wann haben sie mit Körben gearbeitet und wann wurden Brut- und Honigraum voneinander getrennt?
Körbe meist in Landwirtschaftsgegenden mit Baum-/Holzmangel. Waldzeidlerei, na der Name sagt´s schon...
Wo haben sie die abgetrennten Klotzbaute hingestestellt?
Unterschiedlich, je nach Gesetz oder Willen des (meist adligen oder kirchlichen) Waldbesitzers wurden die Klotzbeuten in den heimischen Garten, in den Wald gestellt oder auf Bäumen befestigt.
Nutzen sie bereits Pollen, Gelee Royale oder Propolis?
Wahrscheinlich als Nahrung und Medizin, doch gibt es darüber keinen schriftlichen Nachweis, da wirtschaftlich unbedeutend.
Literatur:
Eva Crane: The world history of beekeeping and honey hunting. Duckworth, London 2000. ISBN 0-7156-2827-5 (in englischer Sprache)
Klaus Baake: Das Zeidelprivileg von 1350. München 1990
Jürgen Pelhak: Das Kaiserlich befreite Zeidelgericht zu Feucht. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Nürnberger Waldzeidlerei. Dissertation. Erlangen-Nürnberg 1970
Yvonne Kuthada: Die Imkerei und Zeidlerei.
in: Spätmittelalter am Oberrhein: Alltag, Handwerk und Handel 1350-1525 (Aufsatzband). Band 1 : S. 185 - 189. Stuttgart Thorbecke
Links:
http://save-bee.com/blog/post/id/102/
http://save-bee.com/blog/post/id/128/
http://save-bee.com/blog/post/id/127/ -
Vielen Dank, das ist ja schon mal eine ganze Menge und alles sehr nützlich für mich.
Ein Volk wird es bestimmt nicht, obwohl das alte Bienenhaus noch da ist. Aber vielleicht versuche ich mal, einen Korb zu flechten. Ich werde mir mal einen Bauern suchen, der mir eine Garbe langes Roggenstroh geben kann. Dann stelle ich ein Foto hier rein. -
Aha, ein Buch von/über Zeidler schreiben, aber selber keine Bienen haben (gibts hier kein "Schrei-Smiley"?)
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Nananana Reiner,
ich kenne eine Menge männliche Gynäkologen....
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Aha, ein Buch von/über Zeidler schreiben, aber selber keine Bienen haben (gibts hier kein "Schrei-Smiley"?)
Süßer, meinst du nicht, dass das eine etwas anmaßende Antwort ist, zumal du mich höchstwahrscheinlich nicht persönlich kennst?
Ich bin 46 Jahre alt und mein Vater, der Imker war, ist vor drei Jahren gestorben. Bis ein Jahr vor seinem Tod konnte er sich noch um seine Völker kümmern.Ich weiß mehr über die Imkerei als manch einer, der erst zehn oder fünfzehn Jahren mit Bienen rumdockert, denn ich habe etwa im Alter von sechs, sieben Jahren, das Anfang der z7-er Jahre, begonnen, mich mit Imkerei zu beschäftigen. Im Eingangsposting erwähnte ich sowas in der Art. Mit "nie darum gekümert" habe ich die direkte Arbeit am Volk und die geschichtliche Entwicklung von den Anfängen der Zeidlerei bis hin zur modernen Betriebesweise gemeint.
Aber: Ich habe von Kindesbeinen an Waben entdeckelt, Honig geschleudert und beim Umweiseln geholfen. Ich weiß, wie mühsam es ist, Heidehonig aus den Waben zu bekommen und ich kann mit verbundenen Augen Heide- von Raps- oder Sonnenblumenhonig unterscheiden. Ich hab schon als Kind tausende Rähmchen gedrahtet, ich habe Wachskerzen gedreht und gegossen, tausende Gläser Honig abgefüllt, und könnte, wenn ich Lust hätte, nächste Woche das alte Bienenhaus wieder in Betrieb nehmen. Wir nannten zwei Bienenwagen und ein Bienenhaus unser Eigen, in besten Zeiten waren das an die hundert Völker, die meine Eltern mit Hilfe von zwei halbwüchsigen Kindern bewirtschaftet haben, und wir mussten von Anfang an mit ran.
Nur nach dem ersten anaphelaktischen Schock auf Grund zweiter Bienenstiche macht man das nicht mehr. Da macht man einen Bogen um das Bienenhaus. Bist du mal besinnungslos im Wald zusammengebrochen? Da bist du froh, wenn noch jemand in der Nähe ist, der dich nach einer Weile wieder einsammelt.
Wenn ja, dann können wir uns gern darüber austauschen.
Es ist also nicht nötig, dass ich mir Bienenstöcke anschaffe, die sich vier bis sechs Meter über dem Boden befinden und die mit Prügeln, die vor die Fluglöcher gehängt und mit beiderseits angespitzen Pfählen vor umherstreifende Bären verteidigt werden müssen. Das ist ist nämlich das, was Zeidler gemacht haben. Die hatten keinen Bienenwagen und sind nicht von Baumblüte zu Raps- und Sonnenblumenfeldern und im August schließlich in die Heide gefahren. Die hatten keine gefliesten Honigküchen und keine motorbetrieben Honigschleudern.
All diese Betriebsweisen von heute haben allerdings nichts mit der Arbeit der Zeidler im 13. Jahrhundert zu tun.
Kannst du eine der oben genannten Fragen beantworten? Dann her damit.
Eine Schleuder bedienen und umweiseln kann ich sowohl theoretisch als auch praktisch.
Und was ich noch kann: Ich kann durchaus dieses oder auch etliche andere Themen recherchieren, sonst wäre ich nicht hier!
Vielleicht recherchiere ich demnächst etwas über den Bau von Burgen, oder das Anfertigen eines Kreuzrippengewölbes. Würdest du da auch auf die Idee kommen, mir anzukreiden, dass ich ja nur in einem Haus mit Fußbodenheizung und mit Raufaser tapezierten Decken und nicht in einer Burg lebe???
Ich hätte mich sicher über ein oder zwei qualifizierte Antworten auf meine Liste von Fragen gefreut, aber dieser Beitrag ist einfach nur daneben. Sorry.
Bis dahin geb ich den Schrei-Smilie zurück an dich. Im übrigen muss ich mich nicht dafür rechtfertigen, warum ich dieses Thema recherchiere.Und wenn ich jetzt postwendend wieder rausfliege, weil ich einem Moderator auf den Schlips getreten bin, dann habe ich eben Pech gehabt. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass man von einem Moderator solche Antworten bekommt. Ich bin echt stinksauer!
PS: Mein Vater war übrigens ebenfalls Belegstellenleiter. Zwanzig Jahre oder mehr??? Ich weiß nicht. Eines steht jedoch außer Frage, im 13. Jahrhundert hatte er jedenfalls noch keine Belegstelle.
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- Offizieller Beitrag
Ich weiß mehr über die Imkerei als manch einer, der schon ein paar Jahre mit Bienen rumdockert.
Das ist wirklich anmaßendZitatich kann mit verbundenen Augen Heide- von Raps- oder Sonnenblumenhonig unterscheiden
Die Minderheit hier im Forum kann das nicht.
Olli -
Im übrigen muss ich mich nicht dafür rechtfertigen, warum ich dieses Thema recherchiere.
Ich brauche mich für meine Meinung zu deinem Fragenkatalog auch nicht z urechtfertigen. So ist das halt in einem Forum, jeder schreibt was er meint, also siehe oben.
Irgendwie reisst es aber so ein, dass man sich einfach in einem Fachforum anmeldet, einen ganzen Stapel von Fragen hinterläßt und lässig auf qualifizierte Antworten frei Haus wartet. Sind das die neuen Methoden der journalistischen Genauigkeit? Du wirst dein Werk ja nicht verschenken, oder? Werden die Forenkollegen dann von dir lobend erwähnt, wenn du den Literatur-Nobelpreis bekommst?ZitatUnd wenn ich jetzt postwendend wieder rausfliege, weil ich einem Moderator auf den Schlips getreten bin, dann habe ich eben Pech gehabt. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass man von einem Moderator solche Antworten bekommt.
Tut mit leid, kannst aber froh sein, dass ich bei so Kleinigkeiten nicht nachtragend bin und ausserdem in einem anderen Forenteil Mod bin, hier nicht. AUsserdem kann dich nur ein Admin rauswerfen. Ach so, dürfen bei dir Mods keine Meinung haben? Ausserdem hast du ja schon gute Antworten bekommen.
ZitatIch bin echt stinksauer!
Ich über deine Anrede auch
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- Offizieller Beitrag
Hallo,
mein lieber Herr Gesangverein, da schreibt ein netter Mensch 2 Beiträge bekommt Antworten auf seine Fragen, eine davon ein urbayerischer, freundlichen Rempler und schon fühlt er sich auf den Schlips getreten. Ich frage mich warum der Gute so dünnhäutig ist?
Gruß Eisvogel -
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Die Umgangsformen hier im Forum können für Aussenstehende recht ruppig wirken, da kann ich so eine Reaktion schon ein bißchen verstehen. Gib ihm (oder ihr?) einfach ein paar Wochen Zeit, die lustigen Kandidaten hier kennen zu lernen, dann wird das schon
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Na ich bin sonst wirklich nur in einem Juristen- und Hausfrauenforum - alles aus Gründen der Recherche, weil man eben auf kurzem Wege gute Antworten bekommt. Sowas kenne ich wirklich nicht, dass man für ehrliches Interesse derart angemacht wird.
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Ach so - und seit wann ist es nicht gestattet, sich in Fachforen Antworten auf bestimmte Fragen zu erhoffen?
Das steht über dem ersten Eintrag auf dieser Seite:
ZITAT ..................................................................
" Anfragen Sie sind kein Imker, haben aber Fragen zu Bienen, Wespen, Hornissen oder suchen Infomaterial?
ZITAT Ende .........................................................
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Um wieder zum Ursprungsthema zurück zu kommen - die historische Imkerei:
Einfach mal in die Suchmaschine deiner Wahl die Begriffe "Archäologie", "Imkerei", und "Israel" eingeben. Da stößt man auf Artikel und Bilder, die belegen, dass es schon zu biblichen Zeiten (1000 v.u.Z.) moderne Imkerei gab (ist zwar nicht "zeidlermäßig") aber dennoch sehr interessant, wie man damals in waagerechten Tonrohren mit Seitendeckeln (eines mit Flugloch) gearbeitet hat.MFG
Arndt -
Als kleines Dankeschön gibt es das Forum in einer nahezu werbefreien Version.