Guten Abend,
an dieser Stelle möchte ich gerne die Diskussion um das Honigbienenhotel weiterführen. Anscheinend gibt es arge Bedenken und die möchte ich natürlich gerne hören. Treu nach dem Motto: Wenn Dir einer ans Bein pinkelt, bedenke daß Urin ein hochwertiger Dünger ist.
Ich habe das Bienenhotel hier thematisch eigentlich nur angeschnitten. Die Diskussion wurde bisher hier geführt:
Anfang (extern): Bien-Milb und Honigbienenhotel
Erste Bilder (extern): Honigbienenhotel
Weitere Meinungen gab es bereits hier im Forum:
Imkerforum, eigentlich anderes Thema
Rubikon: Ich erlaube mir ein paar Zitate von Dir, auf die ich gerne eingehen möchte.
...die sogenannten Bienenhotels sind nicht Überlebenskisten für Schwärme, sondern mangels effektiver Behandlungsmöglichkeiten Überlebenskisten für Varroen und Totenkisten für die Honigbienen.
Ich habe Dich daraufhin gefragt, ob Du mir konkrete Beispiele nennen kannst, anhand dessen deine Meinung gebildet wurde. Ich glaube nicht, daß Schwärme per se zu Tode verurteilt sind, wenn sie der menschlichen Obhut entflohen sind. Meine Annahmen treffe ich aufgrund folgender Berichte:
http://www.apidologie.org/10.1051/apido:2007040 Bienen leben mit der Varroa seit 11 jahren
Prof. T.D. Seeley erforscht seit drei Jahren Wilde Bienen, die mit der Varroa zurechtkommen.
Wer ist Prof. Thomas D. Seeley?
http://web.uniud.it/eurbee/Proceed…eeYLCVarroa.pdf
Frankreich - wilde Bienen überleben mit Varroa
Außerdem beziehe ich mich auf Aussagen von Prof. Tautz, den ich auf der Entomologentagung in Düsseldorf befragte. Er äüßerte, daß ihm wilde Honigbienen bekannt seien, die ohne Imker überleben.
Weiter mache ich selbst Überlebenstests. Leider erst seit kurzer Zeit, weswegen die Aussagekraft nicht viel Gewicht hat. Das bisher Gesehene ist jedoch für mich überzeugend, daß die Bienen alleine zurechtkommen.
Des weiteren stütze ich mich auf Aussagen anderer Imker, die teilweise sehr lange ohne Behandlung auskommen.
Oben gezeigte Arbeiten zeigen, daß es ohne Behandlung geht. Auch die Gotlandversuche zeigen das. Daher meine Annahme, daß es funktioniert.
Ich bin gespannt, wie Du deine Meinung gebildet hast.
Solche Fälle zu provozieren und gezielt zu beobachten ist meiner Meinung nach wünschenswert, da die daraus gewonnenen Erkenntnisse wertvolle Informationen für die Zukunft der Imkerei und die der Bienen sein können. Die Natur produziert Erfolgsmodelle am laufenden Band und wir haben die Chance, dieses Erfolgsmodell zu integrieren in die Kultivierung der Biene. Diese Integrierung würde ein chemiefreies Imkern ermöglichen. Ist das nicht erstrebenswert?
...Tierschutzes oder der Bienengesundheit...
Die Schwärme die in solchen Honigbienenhotels landen, wären ohne dieselben in irgendwelchen Kirchentürmen, Baumhöhlen und Mauerritzen verschwunden. Mit dem Verschwinden entziehen sie sich jeder Möglichkeit der Beobachtung und damit der Verwertung von Erfolgsmodellen und Mißerfolgsmodellen der Natur. Im Versteck jedoch sind die Bienen auf Gedeih und Verderb der Natur ausgesetzt. So wie in den Honigbienenhotels. Ist die Natur tiergerecht?
Zum Thema Bienengesundheit bin ich der Meinung, daß Tiere krank sind, wenn sie unter Medikamente gehalten werden müssen. Ich bin nicht gesund, wenn ich Medikamente nehmen muß. Daher ist es eigentlich befremdlich, wenn Du der Meinung bist, daß Medikamente zwingend für gesunde Bienen sind. Es ist ja nicht so, daß Du die Medikamente einmalig anwendest, und dann sind die Bienen gesund. Es ist ja eher so, daß die Bienen ständig unt er Drogen stehen. Ich will niemandem Vorwürfe machen, daß er behandelt. Ich möchte auch das Behandeln nicht schlecht reden. Jedoch möchte ich schlicht anregen, sich für wahre Bienengesundheit zu interessieren und nicht zwei verschiedene Dinge in einen Topf zu werfen.
...professionell betreut ...
Ein Honigbienenhotel kann zum Beispiel über Naturschutzverbände verbreitet und von Entomologen beobachtet werden. Vielleicht ist die Beobachtung eines "Außenstehenden" nicht getrübt durch Vorurteile. Der "tägliche" Umgang des Imkers mit den Bienen führt auf ganz natürlichem Wege zu einer Art Betriebsblindheit. Wenn immer die gleichen Menschen auf die Problematik sehen, werden keine neuen Erkenntnisse gewonnen. Daher sind neue Sichten und neue Beobachtungen sehr wertvoll. Auch für die Professionellen. Ich sehe darin eine Chance.
...Wenn es um die „Förderung der Vitalität des Biens“ geht, so scheint der Einfallsreichtum einiger Imker keine Grenze zu kennen, nicht einmal die des geltenden Rechts.
Spielst Du damit auf die vielen nicht zugelassenen Varroaziden und Medikamente an, die in der Imkerei oft (=nicht immer) verwendet werden?
Da gebe ich Dir natürlich Recht, da wird oft zuviel des Guten getan.
Ich danke Dir für die anregende Diskussion und deine Einwände. Wie gesagt, sind mir diese besonders wichtig.
Viele freundliche Grüße,
Bernhard Heuvel alias Bernhard Heuvel