Hallo erstmal!
Im Jahr 2007 haben sich die Varroamilben sehr stürmisch entwickelt und große Schäden angerichtet. Dabei ist offenbar geworden, dass viele der betroffenen Imker keine Befallskontrolle durchgeführt haben, während bei den hier oft belächelten „Milbenzählern“ kaum Verluste eingetreten sind.
Es läge deshalb im Interesse der gesamten Imkerschaft und ihrer Honigbienen, wenn im kommenden Jahr die Milbenfallkontrolle deutlich verstärkt und die Ergebnisse so früh wie möglich publiziert würden.
In Betracht kommt dafür wegen des relativ geringen Arbeitsaufwandes praktisch nur die Varroakontrolle mittels Bodeneinlagen, wobei zunächst Stichproben bei den am stärksten durchbrütenden Völkern ausreichen würden.
Durch geeignete Maßnahmen muss dabei sichergestellt sein, dass die abgefallenen Varroen vor der Zählung nicht von Ameisen o. ä. beseitigt wurden.
Auch sollte ersichtlich sein, ob die Zählung sich auf den natürlichen Milbenfall im unbehandelten Volk oder auf den Behandlungsmilbenfall während der Wirkung einer Behandlung bezieht.
Klar sein sollte auch, ob die Zählung nur die fruchtbaren dunkelbraunen Varroen umfasst oder auch die unreifen in den Farben hellocker bis weiß. In letzteren Fall ist das Auszählen mühsamer, bietet aber den Vorteil, dass man –jedenfalls nach meinen Erfahrungen aus den letzten 2 Jahren- beim Umrechnen vom täglichen natürlichen Milbenfall auf die geschätzte Gesamtmilbenbelastung des Bienenvolkes regelmäßig mit dem Faktor 100 auskommt, also die Faustregel anwenden kann, dass sich bei einem durchschnittlichen täglichen natürlichen Milbenfall im unbehandelten Volk von 10 insgesamt ca. 1000 Milben im Volk befinden, davon im Sommer natürlich zum überwiegenden Anteil in der Brut.
Setzt man zur Reduzierung dieser Milbenlast von geschätzten 1000 Milben z. B. im Juli im Abstand von jeweils 6 bis 7 Tagen dreimal die Schwammtuchmethode ein und zählt den Behandlungsmilbenfall, bis mit dem Abklingen der Behandlungswirkung der anfangs erhöhte Milbenfall sich auf einem niedrigen Niveau wieder stabilisiert hat, so bekommt man zumindest ein ungefähres Bild, ob die Behandlung ausreichend gewirkt hat und wieviel Varroen sich nach Abklingen der Behandlungswirkung in etwa noch im Volk befinden.
Erhöht sich der Milbenfall nach Beginn der Behandlung gar nicht, war die Behandlung wirkungslos. Gegebenenfalls müsste bei ungünstigen Wetterbedingungen mit Milchsäure oder durch den Einsatz von OS weiterbehandelt werden.
Bei einem Milbenfall von beispielsweise ca. 850 Milben ab Beginn der Behandlung wäre im vorgenannten Beispiel die geschätzte Restmilbenlast ca. 150. Für die Richtigkeit dieser Schätzung würde es sprechen, wenn sich der Milbenfall nach Abklingen der Behandlungswirkung bei etwa 1,5 Milben durchschnittlich täglich stabilisieren würde.
Die hier propagierte Diagnose des Befalls vor, während und nach der Behandlung bietet den Vorteil, dass man in jedem Jahr nach dem Motto
sowenig behandeln wie möglich, soviel behandeln wie nötig
sein Behandlungskonzept jeweils dem tatsächlichen Milbenbefall anpassen kann, also nicht mit Kanonen nach Spatzen schießen muss und zusätzlich immer auch eine Erfolgskontrolle über die Wirkung der durchgeführten Behandlungsmaßnahmen hat.
Auch der sog. Nichtbehandler würde durch eine regelmäßige Befallskontrolle wichtige Informationen über das Varroageschehen in seinen Völkern gewinnen, z.B. ob in Jahren mit verstärktem Auftreten der Milben auch in seinen unbehandelten Völkern eine verstärkte Milbenlast auftritt und wie diese Völker im Verlaufe des Sommers damit fertig werden.
Mit freundlichen Grüßen
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