Guten Morgen.
Immer wieder treffe ich auf Aussagen, wie:
- sein Volk kann der Imker totschauen
- erhöhte Temperatur im Stock vermindert den Milbenbefall
- niedrige Temperaturen in den Randwaben vermehren Krankheiten im Volk
Diese Aussagen wurden hier im Forum schon getroffen und ausreichend diskutiert. Auch die Frage, weshalb in Warré- und in Christbeuten ohne Rähmchen wenig Drohnenbau geschieht. Während der Einsatz des Rähmchens ohne Bauvorgabe in den sonst üblichen Beuten OFT zum Drohnenbau führt.
Mir stellt sich die Frage, welche Auswirkungen die Imkerei auf die Wärmeregulation des Biens hat.
Warum verstärkter Drohnenbau ohne Mittelwandgabe? In den Warrébeuten gibt es ihn nicht. Was sind die Unterschiede?
- keine Rähmchen
- verminderter Rauminhalt
- wesentlich weniger Eingriffe
- Spalt zwischen den Zargen ist viel kleiner
Nun, aus dem Buch über Verhaltensbiologie wird berichtet, daß die Entscheidung ob männlich oder weiblich bei der Biene durch Genetik bestimmt wird. Also durch Befruchtung (zwei Chromosomensätze) oder nicht-Befruchtung (ein Chromosomensatz). Die Entscheidung treffe die Königin.
Meine Überlegung ist: die Entscheidung, ob befruchtet oder unbefruchtet: liegt sie wirklich bei der Königin? Ist es nicht vielmehr so, daß die Königin entscheiden wie sie will - was macht sie, wenn die Arbeiterinnen keine Drohnenzellen bauen? Liegt viel mehr Macht beim Bienenvolk als bisher zugesprochen?
Nehmen wir einfach mal an, es wäre so. Die Entscheidung ob Drohn oder Arbeiterbrut liege bei beiden Parteien. Die Königin entscheidet mit Hilfe der Genetik, ob männlich oder weiblich. Wie entscheiden sich die Arbeiterinnen dazu? Was bringt sie dazu, Drohnenbrutzellen anzulegen?
Aus der Verhaltensforschung gibt es viele Modelle der Bestimmung von Geschlechterverhältnissen. Eines davon ist, daß das Geschlechterverhältnis von der Temperatur abhängig ist. Das Verhältnis bei den Bienen wird in diesem Buch als abhängig von der Genetik gemacht, doch die Anlage von Drohnenbrutzellen ist wohl nicht abhängig von der Chromosomenzahl? Daß es Tiere gibt, die ihr Geschlechterverhältnis über die Temperatur regeln, finde ich eine interessante Variation. Ob die Arbeiterinnen anhand der Temperatur die Entscheidung treffen, ob Drohnenbau oder nicht?
Die Randwabenbereiche sind kühler, dort finden sich Drohnenzellen, auch bei der Warrébeute. Varroa geht bevorzugt auf Drohnenbrut, heißt es. Die Aussage, daß die Drohnen Wärme nicht mögen und es weniger Befall gibt bei Hyperthermie: was sagt uns das?
Daß die Beuten zu kalt sind? Ich kann es mir zumindest vorstellen. Wo gibt es schon so große Baumhöhlungen in der Natur. Die Löcher, die Spechte machen, entsprechen nicht den Ausmessungen einer Magazinbeute. In der Breite wohlgemerkt!
Was sagt Ihr zu meiner Theorie, daß die Thermoregulation bei Überschreitung der Brutnestgrösse, also 30cm im Schnitt, schwieriger ist? Und damit mehr Anstrengung bedarf? Und damit evolutionären Druck ausübt? Und damit Varroabefall ermöglicht? Die Varroa geht in die kühleren Bereiche! Wenn das Brutnest kühl genug ist, gehen sie rein!
Und befallen damit nun neben Drohnen- auch Arbeiterinnenbrut.
Wenn die Entscheidung, ob Drohnen- oder Arbeiterzellen tatsächlich über die Temperatur geregelt wird - würde das nicht erklären, weshalb eine Warré/Christzarge mit 30cm Innendurchmesser eben nicht mit Drohnenzellen ausgebaut wird?
Inwieweit könnte die Übergröße heutiger Beutensysteme die Anstrengung für die Thermoregulation vergrößern? Wie hängt das mit dem Verhalten der Varroa zusammen? Wenn die Varroa sich nicht anhand des Geschlechtes der Biene orientiert, wenn sie eine Zelle befällt, sondern anhand der ihr angenehmen Temperatur?
Ist die heute übliche Beutenform anhand der Bedürfnisse der Imker oder der Biene gewachsen? Muß ich mich als wesensgemäßer Imker um die Verbesserung der Bedingungen der Thermoregulation kümmern?
Bernhard