Muss man bei der Bildung von Brutablegern ohne Königin auch bis auf eine oder zwei alle Weiselzellen entfernen oder kann man den Ableger sich selbst überlassen damit die Königinnen das unter sich ausmachen?
...und da ging dann ein Schwarm mit der 1. Königin ab, die 2. Königin ging dann aber irgendwie verloren.
Hallo Wendelin,
die Frage hast Du dir quasi selbst beantwortet.
Zur Frage der Qualität von Nachschaffungsköniginnen. Diese Art der Königinnenerzeugung wird doch nur von denen verteidigt, die nichts anderes gelernt haben oder noch keine Vergleiche zu anderen Methoden ziehen konnten. Einfachheit der Methode und die Scheu vor dem Umlarven dürfen jedenfalls kein Grund sein, sich vor anderen Methoden der Königinnenvermehrung zu verschließen. Weil: die beobachtbaren Unterschiede in den Ergebnissen ist so deutlich, daß niemand mehr diese "Methode" ernsthaft in Schutz nimmt, sobald er sich die Ergebnisse anderer Methoden angesehen hat.
Die Erfahrungen sind immer gleich: Nachschaffungsköniginnen sind die minderste Qualität an Königinnen, die man erstellen kann. Funktioniert zwar irgendwie, aber wenn Du diese Königinnen mal mit richtigen Königinnen vergleichst, dann wirst Du schnell sehen, wie schlecht sie wirklich sind. Am besten fährst Du mal zu einem guten Züchter und schaust Dir die Völker mal bei ihm an. Dann sind alle Fragen geklärt.
Die schlechte Qualität rührt nicht nur daher her, daß die Nachschaffungszelle über Eck gebaut wird und daß die heranwachsende Königin während des Wachstums wegen der Ecke nicht mehr an den Futtersaft kommt (der Weiselsaft ist in solchen Zellen auch nur gering vorhanden), sondern auch, weil in der Regel viele/eine Anzahl von Nachschaffungszellen gezogen (und wieder von den Bienen verworfen werden) und dadurch der im Ableger potentiell produzierbare Weiselsaft sich nicht in eine Zelle konzentriert sondern auf viele Zellen verteilt. Verteilte Kräfte sind vergeudete Kräfte. Wobei man bei diesen Einwabenkrüppeln kaum von "Kraft" sprechen kann.
Dann hat man gefunden, daß die Nachschaffungszellen in der Not der Bienen hauptsächlich über ältere Bienenlarven errichtet werden - drei bis dreieinhalb Tage alt. Es werden zwar auch über jüngere Larven Zellen gezogen, diese werden aber entweder von den Bienen verworfen oder hinfällig, nachdem die Zelle mit der älteren Larve früher geschlüpft ist. Sie ist ja älter.
Diese Königinnen aus über drei Tage alten Larven aber sind schon halb zur Arbeiterin herangewachsen und die daraus resultierenden Königinnen legen zwar Eier, haben aber auch schon körperliche Merkmale von Arbeiterinnen und sind nie so leistungsfähig wie eine echte Königin. Weil sie nie so eine Spermatheka aufbauen können, wie es bei einer "echten" Königin der Fall ist.
An Literatur gibt es nur Vereinzeltes:
http://www.cals.ncsu.edu/entomology/api…2000%20copy.pdf
https://hal.archives-ouvertes.fr/hal-00891821/document
Link 3
Link 4
Link 5
..wobei die Literaturangaben in dieser Literatur auch etwas weiterführt.
Am besten mal bei einem Züchter ansehen und sich selbst überzeugen. Dann hat sich die Sache sowieso von selbst erledigt.
Neben diesen physiologischen Aspekten ist es eine riesen Bastelei mit Ergebnissen, die nicht unter allen Umständen reproduzierbar sind. Bei diesen Bastelablegern ist man immer dem Glück mehr ausgesetzt als sonstwas. Was soll ich aber mit einer Methode, die keine verlässlichen Ergebnisse liefert?
Kann sein, daß mit der besagten Einwabenmethode ein Geschöpf schlüpft, das für eine kurze Zeit Eier legt. Eine Königin ist das aber nicht. Es gibt genügend andere Methoden, die genauso einfach sind und die auch ohne Umlarven auskommen, die aber reproduzierbare und vor allem qualitativ gute Ergebnisse liefern. Immer wieder.
Aus den oben genannten und aus weiteren nicht genannten Gründen ist von den Einwabenablegern abzuraten.