Die Landwirtschaftsindustrie feiert ja gerade die neue "Gemeinsame Agrarpolitik-Reform" als umweltorientiert, bienenfreundlich usw. Medial breitgetretene Worte wie „Greening der Landwirtschaft - Tischlein deck dich für die Bienen?“ suggerieren, daß hier eine Verbesserung der Ernährungssituation von (Bestäuber)Insekten entsteht. Tatsächlich kann man die Auswirkungen der Reform schon jetzt sehen, was für mich der Anlaß war, das mal genauer anzusehen. Die Lobbyisten haben tatsächlich ganze Arbeit geleistet. Für Bienenhalter könnte es bitter werden.
Das neue Gesetz: Um _weiterhin_ Prämien (EU-Subventionen) zu erhalten, muß der Landwirt ab jetzt u. a. auf 5% seiner Ackerfläche ökologische Vorrangflächen schaffen, also von 100 ha müssen 5 ha als ÖVF angelegt werden. Klingt gut, ja? 1 ha Brache (früher sagte man Stillegung) würde als 1 ha ÖVF angerechnet. Klingt auch noch gut, aber welcher Landwirt läßt einigermaßen brauchbaren Boden brachliegen? Jeder Quadratmeter muß Geld bringen! Also gibt es für den Landwirt die Möglichkeit, ÖVF im Zwischenfruchtanbau, ausschließlich nach der Ernte, im Herbst, abzugelten, damit geht ihm kein einziger Quadratmeter verloren. 1 ha Zwischenfruchtanbau wird als 0,3 ha ÖVF angerechnet. Chemischer Pflanzenschutz und Kunstdünger sind auf der Zwischenfrucht nicht erlaubt, aber Gülle. Die Aussaat der Zwischenfrucht darf nicht vor dem 16. Juli erfolgen!!!!!!!!! Pervers! Also wenn der Landwirt die Gerste am 25. Juni runter hat, muß er 3 Wochen mit der Einsaat der Zwischenfrucht warten! Damit die Bienenweide nicht zu zeitig wächst, oder was? Ausfall-Raps, der auch ein guter Stickstoffbinder wäre, ist als Zwischenfrucht nicht zulässig. Außerdem friert der nicht ab und "muß" dann wieder chemisch beseitigt werden.
Die Zwischenfrucht muss spätestens am 01. Oktober gesät sein und überwinterungsfähige Pflanzen mindestens bis 15. Februar stehen.
Es gibt bundeslandspezifische Kataloge mit den zugelassenen Pflanzen-Mischungen, siehe Link.
Ich hatte im Sommer Gespräche mit Landwirten, in denen sie das mit den Blühmischungen schon anküdigten. Also die denken, sie tun den Bienen etwas Gutes. Ich habe ihnen meine Ansichten dazu schon mitgeteilt, aber es geht bei denen zum einen Ohr rein und zum anderen raus. Und wenn man jetzt die vorgeschriebenen Termine usw. sieht, dann bleibt denen gar nichts anderes übrig, um weiterhin Subventionen kassieren zu können.
Bei uns sieht es jetzt so aus, daß ca. 50 ha in unmittelbarer Nähe weiß blühen, das ist Buchweizen. Phacelia und Sonnenblumen werden dann wohl im Oktober blühen... Ein Senffeld habe ich auch schon gesichtet, das dürfte noch im November blühen... bin mal gespannt, wie der Standimker, der da 100 m entfernt ist, die Sache übersteht.
Aber richtig losgehen wird die Sache nächstes Jahr, dann ist das für die Landwirte verbindlich.
http://www.invekos.sachsen-anhalt.de/Profilinet_ST_…en_GAP_2015.pdf
http://www.invekos.sachsen-anhalt.de/Profilinet_ST_…ap_2015_faq.pdf
http://www.invekos.sachsen-anhalt.de/Profilinet_ST_…minar_GAP15.pdf