Moin,
am 28.02. wurde Hoschi (Soay-Bock, ca 20kg, 1 Jahr) vermutlich von einem Pferd das linke Horn samt Knochenzapfen abgetreten oder geschlagen. Das 25cm lange halbrunde Horn war noch über einen 2cm breiten Gewebelappen rostral der Basis mit dem Schädel verbunden und schlug dem Tier auf Augenbraue und Augenlid. Das Böckchen war nahezu nicht einzufangen, da es auf dem Grundstück weder einen Fangstand noch einen Schafstall gab (aber eben ein Pferd) und das verletzte Tier in seiner Panik keinen Grund sah, sich auf Fangweite anzunähern. Zudem fehlte ja nun auch ein Henkel. Es gab keine Weidenetze - dafür aber jede Menge Hindernisse.
Schließlich flüchtete es in den Pferdestall und konnte dort narkotisiert werden. Das Horn wurde an Ort und Stelle mit einem Scherenschlag knapp abgesetzt und das Tier wurde aus dem Gefahrenbereich verbracht. Anschließend wurden aus der eröffneten Hornzapfen- oder Stirnhöhle Erde, Tannnadeln, Stoh, Knochensplitter und Koagel ect. mechanisch entfernt und die Wunde mit Rivanol gespült. Die Nerven wurden an ihren Austrittspunkten in die Höhle abgetrennt. Am Rand der Wunde wurden etliche Knochenfragmente mobilisiert und geborgen. Knochenspitzen am Schädel wurden entfernt und das umliegende Gewebe wurde mit wenigen Stichen über einem sterilen Tupfer unter blutstillendem Zug angelegt.
Da das Böckchen erhebliche Mengen an Blut verloren hatte und nach der erheblichen Erregung beim Einfangen und anschließender Ermattung blieb die Wunde ansonsten unversorgt, offen und wurde nur mit einem gefalten Verbandtuch bedeckt, das mit wenigen Stichen fixiert wurde.
Der Bock befand und befindet sich allgemein sehr gut. Er hat die Narkose sehr gut überwunden und das Schmerzmittel mußte abgesetzt werden, da er bereits 20 Stunden nach dem Unfall und 12 Stunden nach der Versorgung, zu Treiben und größere Böcke zu provozieren begann. Inzwischen frißt er aus der Hand und läßt sich in einen Fangstand drücken oder locken.
Der Zustand am 02.03. vor Wechsel des Tupfers ist hier zu sehen:
Der nächsten Schritt wird die Begradigung der Kochenstruktur bis auf den Hirnschädel sein und die Entfernung sämtlicher Überstände. Dann soll der Übergang zur rechten Stirnhöhle und zur linken Augenbraue resorbierbar verschlossen werden und aus dem Nacken mittels Verschiebelappen Gewebe zum Wundverschluß herangeführt werden. Da die Stirnhöhle über eine natürlichen Abfluß verfügt sollte nach einem Wundverschluß keine Dainage nötig sein.
Aktuell zeigt die Wunde keine Anzeichen einer Besiedelung. Der Bock steht unter Allgemeinantibiose und die Höhle wird alle 2 Tage gespült und der Tupfer gewechselt und ein trockener eingelegt.
Falls jemand Ideen hat - die hätt' ich auch gern. Und falls jemand Erfahrung mit derartigen offenen Knochenfrakturen am Schafschädel - vor allem mit Komplikationen - bitte ich auch um Hinweise, da jeder vermeidbare Fehler vermieden werden soll.