Bericht von der SICAMM 2012 in Landqart, Schweiz
Liebe Freunde der Dunklen Biene,
ich möchte Euch hier unseren Bericht der 2-jährlich stattfindenden Konferenz vorstellen. Die SICAMM (Societas Internationalis pro Conservatione Apis Mellifera Mellifera) wurde 1995 gegründet und widmet sich der Erhaltung der Apis mellifera mellifera (http://www.sicamm.org). Wir wurden in diesem Jahr eingeladen um über unsere Aktivitäten in Deutschland zu berichten.
Die Konferenz erstreckte sich über 3 Tage und wurde simultan übersetzt. Es waren ca. 130 Teilnehmer aus 11 verschiedenen Nationen anwesend, alles sehr nette Leute und irgendwie eine "grosse Familie", wir fühlten uns jedenfalls überall nett aufgenommen. Hier nun eine Zusammenfassung, ausführliche Länderberichte werden dann über die nächsten Wochen auf unsere Homepage gestellt.
- Ralph Büchler aus Krichhain berichtete über das COLOSS Projekt.
Hier wurden verschiedenste Unterarten (Carnica, Mellifera, Ligustica etc.) auf verschiedenste Standorte in ganz Europa verteilt und ohne Varroabehandlung geführt. Es sollte ermittelt werden, ob einzelne Rassen in bestimmten Gebieten einen Vorteil aufweisen können. Leider konnte wie erwartet keine der Rassen wirklich punkten, am besten hielten sich immer die örtlich angepassten Bienenvölker. Einzig ein südeuropäischer Typ (mir fällt der Name grad nicht mehr ein, aus Griechenland) war signifikant besser, ist aber für das Nordeuropäische Klima absolut ungeeignet.
- Situation der Dunklen in Skandinavien (Lauri Ruottinen, MTT Agrifood Research, Finnland)
Die Dunkle Bienen in Skandinavien steht grundsätzlich schlechter da als ich dachte. Gerade auf der Insel Laeso gibt es massive Probleme mit den Buckfastimktern, derzeit erhalten dort nur noch 30 Imker dort die A.m.m.
- Simultane Merkmalserhebung bei Bienen. (Prof. Kaspar Bienefeld, Hohen Neuendorf)
Es wird gerade ein neues Zuchtwertprogramm entwickelt das alle Merkmale in einer bestimmten korrelation miteinander verbindet. Wie immer von Prof. Bienefeld nicht gerade selbsterklärend das Thema. Zusammengefasst: Die Zucht auf einen bestimmten Zuchtwert verbessert diesen nicht unbedingt, es müssen immer mehrere Zuchtwerte in einem bestimmten Verhältnis zueinander gezüchtet werden.
- Genetische Diverstität und Hybridisierung bei Bienen (Gabriele Soland, Biologin, mellifera.ch)
Hier ging es um den Vergleich von DNA-Analyse und morphologischer Bestimmung. Tests haben gezeigt dass zwar mit morphologischer Bestimmung sicher eine Carnica von einer Mellifera unterschieden werden können, bei Hybriden KANN es hier aber zu Problemen kommen. Frau Soland verwendet zur Untersuchung 12 Mikrosatelliten die sich immer eindeutig von den entsprechenden Carnicasequenzen unterscheiden lassen.
Mittlerweile hat sich dieses Verfahren in der Zucht der Dunklen Biene fast flächendeckend durchgesetzt.
- Schweden, (NordBi, Ingvar Arvidsson)
Hier sieht es nicht schlecht aus, die Zucht konnte zumindest erhalten werden. Hr Arvidsson ist sehr symphatisch und verkauft in der Regel auch Königinnen, 31 gingen dieses Jahr auch nach Deutschland.
- Irland (M. MacGiolla Coda, Galtee Beebreeding Group)
Ein absolutes Vorbild für uns. Hier wurde vor 20 Jahren begonnen Zuchtgruppen auf regionaler Ebene zu bilden und diese haben sich kontinuierlich bis heute weiterentwickelt.
Die a.m.m. ist in Irland sehr gut aufgehoben und wird gehegt und gepflegt. Leider gibt es chronisch zu wenig Königinnen. Es regnet dort eben bis zu 24 Tage im Monat und die Begattung ist nicht immer erfolgreich. Abgabe von Königinnen nur sehr sehr selten, weil eben Mangelware.
- Schweiz (Reto Soland, VSMB)
Hier konnten sich 3 Schutzgebiete einrichten lassen, der Gesamtanteil der A.m.m. liegt insgesamt noch bei ca. 26%. Allerdings gibt es steigendes Interesse, letztes Jahr konnten 2500 Königinnen begattet werden. Die Schweizer verkaufen grundsätzlich Königinnen, ist aber mit TRACES und Versand ziemlich teuer, Einzelanfragen lohnen sicherlich.
Der Verein unterstützt unsere Belegstelle im Karwendelgebirge mit Reinzuchtköniginnen und know-how.
- Österreich (Imst und Salzburg)
Kleine Bestände mit engagierten Imkern. Königinnen werden nur noch ungern an Nicht-Züchter abgegeben da man gutes Material nicht einfach an Leute abgeben möchten die "nur mal gucken wollen". Nicht das es hier Missverständnisse gibt, alle Kollegen aus Österreich sind sehr freundlich und unterstützen wo sie nur können, sie haben aber eben auch einen Mangel an guten Königinnen. Eine Anfrage lohnt aber sicherlich immer noch.
- Frankreich (Yves Elie, Association arbre aux abeilles und A. Lehebel-Péron, CEFE)
Berichte über traditionelles Imkern in der Klotzbeute und über das Schutzgebiet in den Cevennen. In Frankreich gibt es noch grössere Gebiete mit der A.m.m. die auch weiter geschützt und gezüchtet werden sollen. Eine tiefergehender, weiterer Austausch mit unser IG-Gruppe NRW wurde vereinbart.
- Mondscheinbelegstelle (Gerhard Glock, GEDB)
Hier gab es eine Menge tolle Fotos. Hr. Glock züchtet aus der schweizer Linie die ursprüngliche "Nigra" mittels Auswahlzucht auf "Farbe". Sehr aufwändig, leider wurde die Technik der Mondscheinbelegstelle nur sehr oberflächlich beschrieben. Weiterer Kontakt blieb aus, da Hr. Glock kurz vor dem Vortrag eintraf und anschliessend sofort wieder fuhr.
Zusammenfassung
Wir werden für jedes Land einen umfangreichen aktuellen Statusbericht veröffentlichen der ausschliesslich aus Informationen aus erster Hand beruht.
Weiterhin haben wir Kontakt zu allen Konferenzteilnehmern und einen weiteren Austausch vereinbart und so versuchen wir diese Berichte immer auf dem aktuellen Stand zu halten. Die Dunkle Biene erfreut sich fast überall steigender Beliebtheit, Königinnen sind fast überall Mangelware. Der Ausbau von Schutzgebieten ist eines der wichtigsten Themen, ebenso der aufbau von Zuchtgruppen die genügend hochwertige Königinnen erzeugen können.
Bitte habt für die ausführlichen Länderberichte noch Geduld, wir werden diese dann auf unserer Homepage veröffentlichen, im besten Falle mit Fotos und Folien aus den Vorträgen. Falls interesse besteht stellen wir diese natürlich auch gern hier in diesem Forum bereit.
viele Grüße
Thomas