Moin,
ich brauch mal paar Streicheleinheiten!
Seit Tagen kämpfe ich mit Faulbrut an Ständen in meinem Vereinsgebiet. Erst eine Runde Probenahme, dann die Schätzung und Sanierungs-/Tötungsvorbesprechung und dann die eigentliche Sanierung und Entseuchung. Das wirklich Tragische ist inzwischen, daß die Sanierungsmaßnahmen einschließlich der Völkerabtötungen an Ständen stattfinden, die sich nun überhaupt nichts in Sachen Hygienemängel oder Bienensauerei haben zu Schulden kommen lassen. Das sind sogar teilweise Stände von besonderer Schönheit. Und manchmal hängt an den Bienen richtig eine Familie dran, weil es Hofläden gibt, die eigentlich Honiglädchen sind ...
Morgen geht es nun wieder an so einen Stand. Da wird dann entschieden wie viele Völker in den Himmel kommen und wie die Waben- und Beutenverbrennerei ablaufen wird. Zum Glück profiliert sich hier bei Vet-Amt keiner als harter Verbrenner und es entwickelt sich eine Art Sanierungslogistik. So bleiben wenigsten Bienen erhalten und spätere Beprobung ist möglich. Aber natürlich bleiben nicht alle Völker am Leben. Ich weiß nicht mehr wieviele Bienen ich inzwischen auf dem Gewissen habe. Ich weiß nur, daß es noch wieder mehr werden. Hoffentlich kann ER ganz oben mir das irgendwie vergeben.
Wir Imker haben uns ja damit abgefunden, daß uns immer mal paar Völker über Winter sterben und wir Schäfer büßen auch immer mal ein Lämmchen oder gar ein Alttier ein, wegen irgendeiner Scheißdreckskrankheit. Auch Schlachten oder Auflösen mit Vereinigung oder dem in-die-Wiese-Kehren können wir doch akzeptieren. Das machen wir halt und trinken einen Abschiedsschnaps nach und schauen wieder nach vorn. Da ist der Sinn entweder gleich erkennbar oder es handelt sich wenigstens um Einzelfälle mit Lerneffekt. Hier aber stößt man Wabe für Wabe ab und gibt die ins Feuer. Völker die gesund und kräftig scheinen und nur neben positiv getesteten stehen. Den Positiven ergeht es noch trauriger. Nach dem Schwefeln liegt da ein Boden voll mit zwei Kohlenschaufeln Bienen und wandert samt diesem ins Feuerfaß. Da räume ich Völker ab mit 9 Waben Brut bis zum Rand und werfe unreife Honigwaben hinterher. Und um mich der verzweifelte Imker, der neben seinen Völkern auch noch seine Waben und Zargen in Rauch aufgehen sieht und entweder aggressiv und verbittert oder verzweifelt, gereizt oder total zerschlagen reagiert. Es geht mir tatsächlich an die Nieren, wenn neben all dem Bienentod auch noch ein richtig erwachsener Imker, ein Kerl, ein gestandener Mann mit Lebenserfahrung Tränen schluckt und sich hinsetzen oder einfach mal weggehen muß. Ich kann dan nur versuchn die besten Sanierungsschwärme zu machen die ich eben kann und in Bezug auf Ersatzmaterial Kontakte spielen zu lassen. Und ich muß den Imker wieder aufbauen und dem in all dem Elend ein hoffnungsvolle Zukunft ausmalen. Sonst klappen die ab. Samstag bis 22:00 Uhr nur Feuer. Sonntag den ganzen Tag brennen, brennen, brennen. Waben, Zargen, Böden, Rähmchen, Käfige, Ablegerkisten, EWK, Besen, Schleier, Schuhe, Hosen, Kissen und der Wabenbock. (Wißt Ihr noch, wie Ihr Euch damals Euern ersten Wabenboch selbst gebaut habt ... Die Imker erinnern sich genau. )
Mein Fazit schon jetzt: Überwacht bloß die uralten und die unerfahrenen Imker Eurer Gegend! Helft denen, wenn sie ins Krankenhaus müssen oder nicht mehr können und den Absprung nicht schaffen oder ahnungslos sind und versucht um Himmels Willen nicht, Faulbrut selbst und auf eigen Faust zu sanieren. Das Verschlimmbessert alles. Fragt bei den ersten Anzeichen einen Sachverständigen oder zeigt einfach den Verdacht beim Vet-Amt an, da kommt dann schon einer. Und zeigt dem Veterinäramt gefundene versiffte Bienenstände ohne Rücksicht an. Gleich mit Fotohändie. Sofort! Für mich gibt es inzwischen nur noch zwei Arten von Drecksimkern, solche, die die ausgebruchene klinische Faulbrut nicht bemerken und solche die davon wissen und es nicht sagen. Und dabei spielt es keine Rolle ob eigener oder fremder Stand. Solche Menschen richten soviel Leid an und denken nicht drüber nach.
Ich kann schon jetzt sagen, daß so eine Sanierung viel Zeit und noch vielmehr Kraft kostet und ich glaube, daß ich in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr an mich halten kann, wenn wieder irgendwo eine Schleuder im Freien ausgeleckt wird oder die Drohnenbrut nebst Futterkranz bei den Hühnern liegt. Ich glaube man sollte mich sowas die nächsten Jahre nicht sehen lassen. Auch von alten Rähmchen hab ich genug - verbrannt.