Ich wollte ein weisellos gewordenes Volk mit einem EWK wieder beweiseln. Zu diesem Zweck setzte ich über einem bienendichten Gitter-Zwischenboden die EWK-Wabe (Ganzwabe) in eine Zarge über dem weisellosen Volk nach Ausbrechen aller Nachschaffungszellen. Durch Verkettung unglücklicher Umstände flog die Königin ab auf das Gitter und wurde dort von einer fremden Biene sofort angegriffen. Ich tötete diese Biene, aber leider war auch die Königin leblos. Ich habe sie neben dem Stand ins Gras gelegt. Die EWK-Wabe habe ich zur Nachschaffung in das weisellose Volk gegeben.
Am nächsten Tag fiel mir ein kleiner Bienenhaufen unter dem Flugloch des weisellosen Volks auf. Ich trieb die Bienen mit Wasser auseinander und siehe da: Eine Königin, ungezeichnet wie alle meine Jungköniginnen und quicklebendig. Nun die Preisfrage, wo kam diese Königin her?
Ich möchte euch jetzt nicht mit Datumsrechnungen langweilen, aber eine Jungkönigin aus Nachschaffungszellen im weisellosen Volk scheidet aus terminlichen Gründen aus. Auch konnte es keine Umweiselungskönigin sein, da das Volk nach Eintritt der Weisellosigkeit massiv Nachschaffungszellen anzog. Auch spricht folgendes gegen eine Jungkönigin aus dem weisellosen Volk: Ich habe diese Königin gekäfigt auf das Flugbrett des weisellosen Volks gestellt, um dessen Reaktion zu testen: Die Bienen griffen den Käfig an - die Königin stammte also nicht von dort. Es gab noch weitere Anhaltspunkte, die ich hier aber nicht weiter ausbreiten möchte.
Die Königinnen in den anderen EWKs waren alle vorhanden, so konnte die Königin nicht von dort stammen.
So bleibt als wahrscheinlichste Erklärung, dass die scheinbar abgestochene Königin sich tot gestellt hatte, durch Bienen aus dem eigenen EWK im Gras gefunden und gepflegt wurde und schließlich an die Stelle geleitet wurde, wo ich sie später fand.
Meine bisherigen Bienen stammen aus wilden Kreuzungen, erkennbar an den Färbungen. Die Jungkönigin ist dagegen eine reinrassige belegstellenbegattete Carnica. Wenn die Nachkommen das Bild der reinrassigen Carnica zeigen sollten, dann wäre das die letzte Gewissheit für die oben angegebene Erklärung.
Durch dieses Verhalten bei einem Angriff von Arbeitsbienen scheint sich die Königin retten zu wollen. Ich habe vielfach gelesen und gehört, dass das auch beim Zeichnen passieren kann, scheint also ein übliches Königinnenverhalten bei Lebensgefahr zu sein.
Gruß Ralph
Merkwürdiges Verhalten einer Königin
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Hallo,
hört sich als Verhaltensstrategie plausibel an.
(Aber bedenke, wovon Du sprichst - weit über allen und allem stehende Königinnen! Das sind doch die Wesen, die bei jedweder ungebürlichen Behandlung sofort seufzend in Ohnmacht sinken, seien es nun grobe Imkerfinger oder fremde, stinkig-ordinäre Wald-und-Wiesen-Bienen.)
Wobei "tot stellen" mir nach den Schilderungen, die mir bisher untergekommen sind, als nicht ganz passend erscheint. Die "Scheintod"-Phase dauert ja anscheinend meist recht lang und scheint daher nicht an die Dauer der tatsächlichen Exposition der Gefahrenquelle gegenüber adaptiert zu sein. Mir kommt es eher wie eine "Schreckstarre" vor, die nach einer gewissen (fixen?) Zeit automatisch beendet wird.
Robert
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Erstaunliche Beobachtung! Na ja, reinrassige, belegstellenbegattete Carnica....... Hm, da war sicher ein Anteil Opossum im Spiel
http://www.youtube.com/watch?v=FljZ2qHv5wg&feature=related
nicht ganz ernstgemeinte Grüße
Marion
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Ich denke auch dass das die Kg. war. Die sind haerter im Nehmen als man denkt...mussen sie ja auch bei den groben Imkerhaenden
Melanie
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Ich habe sie neben dem Stand ins Gras gelegt.
Hallo Ralph!
Welchen Sinn hat es, eine (vermutliche) Kö-Leiche neben dem Stand ins Gras zu legen?
Ich habe es schon sehr oft beim Zeichnen von Kö erlebt, dass die edle Dame nach der Prozedur "wie tot" im Zeichenröhrchen liegt. Ich gebe sie dann in ihr Volk zurück. Sie wird direkt von Arbeiterinnen umringt und nach ca. 10min ist sie wieder auf den Waben unterwegs.
Wenn ich also nicht sicher bin, ob eine Kö tot ist oder nicht, gebe ich die Reste, die ich habe, auf jeden Fall zurück ins Volk. Entweder die Bienen können sie wiederbeleben oder sie müssen die tote Kö entsorgen und wissen damit sicher, dass ihre Herrscherin hin ist und eine neue gezogen werden muss.
Leg eine scheinbar tote Kö bitte nie wieder ins Gras! Das kann ungeahnte Konsequenzen haben.
Liebe Grüße vom Sammler
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Jetzt weiß ich das auch!
Gruß Ralph
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