Liebe Imkergemeinde,
ich bin kein Imker und habe auch vor, lediglich Honigkonsument zu bleiben.
Im Zusammenhang mit meiner beruflichen Tätigkeit habe ich jedoch einige Fragen, für die ich mir hier im Forum Antworten erhoffe. Zum Hintergrund:
Eine Firma möchte, angabegemäß zur Ansiedlung von Bienenvölkern und Verbesserung der Bestäubungsleistung in der Landwirtschaft, in einem bestimmten Bundesland einzelne Bienenstände für jeweils 1 bis 2 Völker errichten.
Ich habe keineswegs die Absicht, hier jemandem zu nahe treten zu wollen, möchte aber, der Vollständigkeit halber, aus dem vorgelegten Exposé zitieren: „Die Anzahl der Imker und damit der Bienenvölker geht immer mehr zurück. Das Durchschnittsalter der Imker beträgt ca. 63 Jahre. 99% sind Hobbyimker mit weniger als 6 Völkern. Der Hauptgrund des dramatischen Imkerrückganges liegt u.a. in der Unwirtschaftlichkeit der Honigproduktion.“ Zitat Ende.
Letzteres kann ich mir allerdings gut vorstellen, wenn ich mir den Honigpreis im Supermarkt vor Augen führe.
Die Stände sollen bienengerecht konstruiert sein und auf oder nahe von landwirtschaftlichen Nutzflächen errichtet werden. Eine Honigernte ist nicht geplant – es soll lediglich um die Verbesserung der Bestäubungsleistung gehen – und die Völker sollen sich selbst überlassen werden.
So als Laie dachte ich, im Hinblick auf das immer mal wieder publizierte mysteriöse Sterben unserer Honigbienen, das klingt nach einer guten Idee!
Damit das Vorhaben jedoch rentabel durchgeführt werden kann, soll jeder Bienenstand mit einer Photovoltaikanlage mit 2achsiger Nachführung bestückt werden.
In Ihrem Forum habe ich jetzt einiges über Monokulturen, Bienenkrankheiten etc. gelesen und so ergibt sich für mich die Frage, wie Sie o.g. Vorhaben aus Imker- bzw. Bienensicht beurteilen.
- Kann man ein Volk in einem künstlichen Stand ohne weiteres sich selbst überlassen? Theoretisch wahrscheinlich ja, denn in der Natur funktioniert es ja auch – oder?
- Der Landwirt, auf dessen Fläche der Stand (gegen Pacht) errichtet wurde, wird bei seinem, i.d.R. stattfindenden, Monokulturanbau von Energiepflanzen kaum Rücksicht auf die Belange des Bienenvolkes nehmen; weder was gebeiztes Saatgut angeht, noch wie und wann er spritzt. Hat ein sich selbst überlassenes Volk da überhaupt eine Chance zu überleben, selbst wenn es einen Wald oder Gärten als alternative Futterquelle in der Nähe geben sollte?
- Können die Bienen mit dem täglichen Geräusch des Elektromotors der PV-Nachführung und ggf. der Erschütterung durch das Drehen des Modulpaneels auf Dauer überhaupt zurecht kommen? Die dB-Emission des Motors habe ich allerdings leider noch nicht ermitteln können.
- Auf die Frage, was denn sei, wenn eines der Völker nicht überleben sollte, erhielt ich zur Antwort: „…dann wird eben ein neues Volk gekauft und in dem Stand angesiedelt – es gehe schließlich nur um die Bestäubungsleistung.“ Mit anderen Worten könnte man es also als „Wegwerf-Völker“ bezeichnen…
Wie sehen Sie die Thematik? Ist das bienengerecht und hilft es uns ökologisch weiter? Teilen Sie meine Bedenken oder liege ich u.U. völlig falsch?
Vielen Dank und freundliche Grüße
beehappy