Moin,
ich muß etwas weiter ausholen, sorry.
Ich lese grad mal wieder William Albrecht, und der hat schon in den 30-50ern des letzten Jahrhunderts festgestellt, daß viel zuwenig auf die echte Qualität der Nahrung geguckt wird.
Qualität ist nicht "gut aussehen" und "riesig groß und/oder viel", sondern Qualität der Nahrung sollte sich ganz konkret auf die inneren Werte beziehen, also Gehalt an Mineralien, hochwertigem Protein in ausreichender Menge, sekundären Pflanzenstoffen, etc. - halt auf alles, was jeder Körper zum störungsfreien Funktionieren braucht.
Zucht bei Pflanzen (und auch bei Tieren) verbessert diese innere Qualität zu 99% NICHT.
Der biologische Flaschenhals bei ALLEN Lebewesen ist die ausreichende Zufuhr von optimal zusammengesetzten Proteinen - ist das nicht möglich, treten alle möglichen Krankheiten und Parasiten auf.
Albrecht hatte in einer Artikelserie im "Let's live Magazine" im März 57 einen Artikel drin, der hieß: "Breeding out plant proteins - bringing in diseases".
Als schlagendes Beispiel hatte er die braunfäule-resistente Wildtomate, die ihre produzierten Proteine als Samen in großen Mengen in der winzigen und sehr unschmackhaften Frucht unterbringt, und noch eine Menge antibiotika-ähnliche Stoffe gegen eben die Braunfäule produziert.
Fängt man jetzt an, an der Tomate herumzuzüchten, wird sie zwar ziemlich einfach größer und schmackhafter, aber sie verliert unweigerlich ihre Braunfäuletoleranz, weil sie sozusagen vom Proteinerzeuger zum Kohlenhydraterzeuger (süße Tomaten!) umgebastelt wird, und damit nicht mehr genug dieser Abwehrstoffe herstellen kann.
Die Fähigkeit zu dieser Proteinsynthese wird quasi verdünnt bis zur Wirkungslosigkeit, und ist auch kaum rückzüchtbar.
(Es glaubt ja wohl wirklich niemand mehr, daß hydroponisch auf Steinwolle und Nährlösung gezogene Hollandtomaten vollwertig sind, oder?)
In der Septemberausgabe desselben Jahres hatte er dann einen Artikel: "Fertilizing with nitrogen: fertility imbalance und insect damage", mit einem Bild von 3 Maiskolben.
Der erste wuchs auf einem Boden, wo der Bodentest sagte, alles okay, aber zur Ertragssteigerung noch Stickstoff und Phosphat gegeben wurden, der zweite auf einem Boden, wo nur Stickstoffdünger, aber dafür in doppelter Menge gegeben wurde, und der dritte auf dem gleichen Boden, aber ohne jeden Dünger.
Die ersten beiden waren Hybridsorten, die dritte "open-pollinated", also samenecht.
Nach zwei Jahren Lagerzeit konnte man sehen, was der Getreidekapuziner, ein Vorratsschädling mit ihnen angestellt hatte: Nr. 1 war zur Hälfte aufgefressen, Nr.2 nahezu komplett, aber an Nr. 3 war nur ein einziges Korn am ganzen Kolben befallen....
(in einem späteren Jahrgang gab es einen ähnlichen Artikel über den Maiswurzelbohrer - der ist aber leider noch nicht wieder online).
Worauf ich letzten Endes hinaus will, ist die Tatsache, daß die Qualität der Nahrung für Mensch & Tier permanent abnimmt, weil fast niemand nachhaltig wirtschaftet, und auf sein Bodenleben und dessen Versorgung schaut, insbesondere mit seltenen Spurenelementen.
Da hängt aber alles dran - z.B. Vitamin B12 kann nur bei Anwesenheit von Kobalt hergestellt werden und ist als solches essentiell für Menschen (kommt nur in tierischen Produkten vor), Selen ist Bestandteil von 30-50 Proteinen, und bei vielen Elementen weiß man bis heute nicht, ob und wie wichtig sie für Menschen sind....
Der Sprung zu den Bienen geht natürlich über die Pflanzen - was ist die einzige Eiweißquelle für Bienen?
Pollen.
Was passiert denn mit den Bienen, wenn das Polleneiweiß nicht mehr "perfekt" für Bienen ist, weil Spurenelemente fehlen und nötige Proteine nicht gebildet werden können?
Was bewirkt Stickstoffüberdüngung bei der Proteinsynthese der Pflanzen?
Der Kohlenhydratanteil steigt, der Proteingehalt sinkt.
(früher hatte guter Weizen ganz locker 16-20% Eiweiß, heute muß man froh sein, wenn er noch 12% hat, Elitesorten 14%...das geht so grad noch zum Backen, darunter ist es nur noch Futterweizen).
Wo ist also bitte die Studie über den exakten Eiweißgehalt/Zusammensetzung des Pollens unserer gängigen Massentrachten und deren Auswirkungen auf die Bienengesundheit?
Ich denke, daß die Varroa und alle anderen Bienenkrankheiten nur deshalb so gefährlich sind, weil die Bienen schlicht mangelernährt sind - das Bißchen an Wildpflanzen um Massentrachten herum reißt es nicht raus.
Nicht die Honigmenge ist der Faktor fürs Überleben der Völker, sondern es hängt alles, wirklich alles, am Eiweiß.
Man sollte mal ständige AFB-Gebiete auf ihre Pollenvollwertigkeit untersuchen - fehlt auch nur eine einzige essentielle Aminosäure, kann das nötige Protein nicht gebaut werden - siehe Mais und seine Lysinfreiheit - die Folgen für Menschen kann man leicht googeln...
Warum soll das bei den Bienen anders sein?
Wir können unsere Nahrung wenigstens noch auswählen und supplementieren - Bienen können das nicht, die haben nur Pollen oder gar nix.
Letztendlich ist der Irrweg der Landwirtschaft "schuld" - schiere Masse und Ertrag geht sehr deutlich vor Qualität.
Das liegt aber auch daran, daß niemand eben diese Qualität bezahlen will, sondern alles billig sein muß...
Alle Tiere (Mensch eingeschlossen) haben ein tiefes inneres Bedürfnis nach hochqualitativer Eiweißnahrung - Ziegen hüpfen nicht umsonst über den Zaun, um Buschwerk statt Gras fressen zu können, und Wild kommt in Gärten, um eben nicht mehr das stickstoffgeblähte Ackergras fressen zu müssen.
Warum werden die Menschen mit billiger Kohlenhydratnahrung denn immer fetter?
Weil sie HUNGER haben, der mit reiner Menge nicht gestillt werden kann, sondern nur mit Qualität im oben beschriebenen Sinn.
Wer je im Frühjahr Wildkraut/Baumblätter-Salat gegessen hat, weiß, was ich meine.:-D
Davon kann man nicht viel essen, weil man sehr schnell satt im besten Sinn des Wortes ist.
Von dem hochverarbeiteten eiweißarmen Krams wie Fertigmahlzeiten, Junk-food und Chips/Frühstückscerealien mit Unmengen an Zucker und Salz kann man Tonnen essen und ist doch nicht "satt".
Glaubt hier wirklich jemand, unseren Bienen ginge es in dieser Umwelt besser?
Plus ihrem Kampf gegen PSM-Auswirkungen?
Ich mag mich irren, aber ich denke, den Bienen (und uns allen!) wäre am meisten geholfen, wenn es keine Monokulturen mehr gäbe, bzw. wieder sehr vielfältige Fruchtfolgen, mit sehr hoher innerer Qualität.
Daß das ein Wunschtraum ist angesichts der industrialisierten Landwirtschaft, ist mir schon klar - aber jeder kann was tun, in seinem eigenen Garten, vor seiner eigenen Tür.
Blaukorn-Dünger aus dem Garten verbannen, Bodenanalyse machen lassen, sich dran halten, und als erstes einen Küchenkompost anlegen und sich daran machen, den Boden "natürlich" zu verbessern, sprich, das Bodenleben zu fördern.
Da beginnt der Kreislauf.
Nicht warten auf Gesetze, sondern selbst anfangen.
Für die Bienen.:Biene: